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Aufführung brachte. Als sich dieselbe 1756 bei Ausbruch des Kriegs auflöste, trat an die Spitze der Schauspielertruppe in Hamburg [* 2] (deren Mitglied Ekhof war),
kehrte aber 1766 nach Leipzig [* 3] zurück, wo er das neuerbaute Schauspielhaus mit E. Schlegels »Hermann« eröffnete. 1768 begab er sich auf Einladung der Herzogin Amalie nach Weimar, [* 4] 1770 wieder nach Leipzig und von da nach Berlin, [* 5] wo er starb. Kochs ernstes Streben ging dahin, das deutsche Theater [* 6] zu einer wirklichen Kunstanstalt zu erheben. An die Stelle der bisher beliebten faden Burlesken setzte er sogen. Intermezzos oder Zwischenspiele, kurze musikalisch-dramatische Darstellungen, die sich lange in Gunst erhielten, und führte 1752 in Leipzig die erste komische Operette (»Der Teufel ist los«, von Chr. F. Weiße) zu Gottscheds Leidwesen mit unerhörtem Beifall auf.
2) Christoph Wilhelm von, ausgezeichneter Historiker und Publizist, geb. zu Buchsweiler im Elsaß, studierte zu Straßburg [* 7] die Rechte und Geschichte, übernahm nach dem Tod Schöpflins die Verwaltung der von demselben hinterlassenen Bibliothek sowie die Leitung der von Schöpflin gegründeten Lehranstalt des Staatsrechts und der damit verwandten Wissenschaften und ward 1779 zum Professor des deutschen Staatsrechts daselbst ernannt sowie 1780 von Joseph II. in den Reichsadelstand erhoben.
Nach Ausbruch der Revolution ging er 1789 als Deputierter der Elsässer Protestanten nach Paris [* 8] und erlangte von der Konstituierenden Versammlung durch das Dekret vom die Anerkennung der bürgerlichen und religiösen Rechte des protestantischen Elsaß. In der gesetzgebenden Nationalversammlung, zu deren Mitglied er vom Departement des Niederrheins gewählt war, zeichnete er sich durch standhafte Verteidigung der Grundsätze des Rechts und der Ordnung aus, lebte während der Herrschaft des Konvents in Straßburg, wo er die Jakobiner bekämpfte, und kam dadurch in Haft, aus der ihn erst Robespierres Fall befreite.
Seit 1795 hielt er wieder seine Vorlesungen. Durch einen Senatsbeschluß von 1802 ward er zum Mitglied des Tribunats ernannt. 1810 ward er Mitglied des Generalkonsistoriums und Ehrenrektor der Universität. Er starb in Straßburg. Von seinen Schriften nennen wir: »Tableau des révolutions de l'Europe dans le moyen-âge« (Laus. 1771; neue Aufl., Par. 1809, 3 Bde.; das. 1813, 4 Bde.),
von Schöll bis auf die Restauration der Bourbonen fortgeführt (Straßb. 1790, 3 Bde.);
»Sanctio pragmatica Germanorum illustrata« (1789);
»Abrégé de l'histoire des traités de paix depuis la paix de Westphalie« (Basel [* 9] 1797, 4 Bde.);
»Tables des traités entre la France et les puissances étrangères, depuis la paix de Westphalie jusqu'à nos jours« (das. 1802, 2 Bde.),
ebenfalls von Schöll vervollständigt (Par. 1817-18, 15 Bde.);
»Tables généalogiques des maisons souveraines du Nord et de l'Ouest de l'Europe« (Straßb. 1782, Par. 1802).
3) Joseph Anton, Maler und Radierer, geb. zu Obergibeln bei Elbigenalp im Tiroler Lechthal, war erst Hirtenknabe, kam 1785 durch Empfehlung des Bischofs Umgelder auf die Karlsschule zu Stuttgart, [* 10] entfloh aber 1791 der strengen Zucht und gelangte nach längerm Aufenthalt in Straßburg und der Schweiz [* 11] 1795 nach Rom, [* 12] wo er mit Carstens bekannt wurde, an dessen klassizistische Richtung er sich anschloß. In der Landschaft waren außerdem Poussin und Claude Lorrain seine Vorbilder.
Da er seine Landschaften mit Figuren aus der Mythologie und der Heldengeschichte staffierte und erstere mit den Figuren in Einklang brachte, wurde er der Schöpfer der neuern heroischen oder historischen Landschaft. In den ersten Jahren seines Aufenthalts in Rom radierte er die Blätter zu Carstens' »Les Argonautes, selon Pindare, Orphée et Apollonius de Rhode« (Rom 1799). Auch radierte er 20 Blätter italienischer Landschaften sowie ein großes Blatt, [* 13] den Schwur der Franzosen bei Millesimo darstellend, und zeichnete 14 Blätter nach Dante und 36 nach Ossian. Im J. 1805 lieferte er zu einem Teil der Werke A. v. Humboldts die Ansichten, z. B. von Peru, [* 14] den Kordilleren etc. Dieser Zeit gehören auch die Landschaften mit dem Opfer Noahs (München, [* 15] Pinakothek), mit Hylas, Polyphem, Nausikaa, Apollon, [* 16] Diana und Macbeth und den Hexen, der Schmadribachfall und der Tiroler Landsturm an. 1812 trieb ihn Mangel an Verdienst nach Wien, [* 17] wo er bis 1815 eine ausgedehnte Thätigkeit entfaltete.
Hier entstanden die Landschaften: Kloster San Francesco bei Civitella, Olevano und das Tiberthal. Nach Rom zurückgekehrt, malte er dort unter anderm vier Fresken im Dantezimmer der Villa Massimi (1824-29). Er war Jahrzehnte hindurch der Mittelpunkt des deutschen Kunstlebens in Rom und übte durch seine originelle Persönlichkeit einen bedeutenden Einfluß auf die jüngere Generation. Sein derber Humor und seine Kampfeslust spiegeln sich in der satirischen, gegen unberechtigte Kritik und falsche Kunstkennerschaft gerichteten Schrift »Moderne Kunstchronik oder die rumfordische Suppe, gekocht und geschrieben von J. A. Koch« (Stuttg. 1834). In seinen letzten Jahren litt er bittere Not. Eine ihm beim Wiener Hof [* 18] durch Cornelius ausgewirkte Pension konnte er nur kurze Zeit genießen, da er bereits in Rom starb.
Vgl. Frimmel, Jos. Ant. (in Dohmes »Kunst und Künstler des 19. Jahrhunderts«, Leipz. 1884).
4) Wilhelm Daniel Joseph, Botaniker und einer der berühmtesten Floristen, geb. zu Kusel, studierte in Jena [* 19] und Marburg [* 20] Medizin und erhielt 1795 das Physikat zu Trarbach und 1798 das von Kaiserslautern. [* 21] Daneben beschäftigte er sich eifrig mit Naturgeschichte. Zunächst gab er »Entomologische Hefte« (Frankf. 1803, 2 Lfgn.) heraus, dann schrieb er mit Zitz eine Flora der Pfalz: »Catalogus plantarum florae palatinae« (1814),
und besorgte die neue Bearbeitung von Rohlings »Deutschlands [* 22] Flora«. 1824 ward er als Professor der Medizin und Botanik nach Erlangen [* 23] berufen, wo er starb. Sein Hauptwerk ist die »Synopsis florae germanicae et helveticae« (Frankf. a. M. 1837; 3. Aufl., Leipz. 1857),
welche auch im Auszug erschien als »Taschenbuch der deutschen und schweizer. Flora« (8. Aufl. von Hallier, das. 1881).
5) Christian Friedrich, juristischer Praktiker, Neubegründer der preußischen Rechtswissenschaft, geb. zu Mohrin in der Neumark, studierte die Rechte in Berlin, ward 1825 Kammergerichtsreferendar, 1828 Assessor des Appellationsgerichtshofs zu Köln, [* 24] 1829 des Oberlandesgerichts zu Marienwerder, [* 25] 1832 Direktor des Land- und Stadtgerichts zu Kulm, 1834 zu Großglogau, 1835 Oberlandesgerichtsrat zu Breslau, [* 26] 1840 Direktor des Land- und Stadtgerichts zu Halle [* 27] a. S. und 1841 des Fürstentumsgerichts zu Neiße. [* 28] Nach Übernahme des Justizministeriums durch Bornemann (1848) von diesem nach Berlin berufen, um die neue Zivilprozeßordnung zu entwerfen, fungierte er eine Zeitlang als Hilfsarbeiter beim Obertribunal, mußte jedoch bei der Durchführung der Gerichtsorganisation ¶
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als Kreisgerichtsdirektor in seine alte Stellung zurückkehren. 1854 in den Ruhestand versetzt, lebte er auf seinem Rittergut Blumenthal bei Neiße und nach dessen Veräußerung in Neiße, wo er starb, nachdem er während der Konfliktszeit als Abgeordneter eines schlesischen Wahlkreises und Mitglied der Fortschrittspartei vorübergehend am öffentlichen Leben teilgenommen hatte. Ein Schüler Savignys, hat Koch durch zahlreiche Schriften auf Theorie und Praxis des preußischen Rechts einen bestimmenden Einfluß ausgeübt und die preußische Rechtswissenschaft auf historischer Grundlage neu geschaffen.
Schon seine Erstlingsarbeit: »Versuch einer systematischen Darstellung der Lehre [* 30] vom Besitz nach preußischem Recht im Vergleich mit dem gemeinen Recht« (Berl. 1826; 2. Aufl., Bresl. 1839),
fand die allgemeinste Anerkennung und begründete seinen Ruf als Reformator der preußischen Rechtslitteratur. Hierauf folgte sein wissenschaftlich bedeutendstes Werk: »Das Recht der Forderungen nach gemeinem und preußischem Recht« (Bresl. 1836-43, 3 Bde.; 2. Aufl., Berl. 1858-59),
womit die »Lehre von dem Übergang der Forderungsrechte« (Bresl. 1837) zu verbinden ist. Eine dogmatische Bearbeitung des gesamten preußischen Zivilrechts unternahm in dem bahnbrechenden »Lehrbuch des preußischen gemeinen Privatrechts« (Berl. 1845, 2 Bde.; 3. Aufl. 1857-58),
dem er später noch »Das preußische Erbrecht, aus dem gemeinen deutschen Recht entwickelt« (das. 1865-67) hinzufügte. Auch die Reform der Gerichtsverfassung und des Prozesses bahnte er durch die Schrift »Preußens [* 31] Rechtsverfassung, und wie sie zu reformieren sein möchte« (Bresl. 1843, Forts. 1844) sowie durch sein Lehrbuch »Das preußische Zivilprozeßrecht« (Bd. 1, Berl. 1847; 2. Aufl. 1854; Bd. 2, 6. Aufl. 1871) an. Wie er 1838 als Mitbegründer des sogen. »Fünfmännerbuchs« die »Ergänzungen und Erläuterungen der preußischen Rechtsbücher« ins Leben gerufen hatte, so entfaltete er in spätern Jahren eine hervorragende kommentierende Thätigkeit. Die bedeutendsten Arbeiten dieser Art sind: die »Prozeßordnung nach ihrer heutigen Geltung« (Berl. 1851, 6. Aufl. 1871) und das »Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten, mit Kommentar« (das. 1852-55, 4 Bde. mit Register; 8. Aufl. 1883 ff.);
»Das Wechselrecht nach den Grundsätzen der allgemeinen deutschen Wechselordnung« (Bresl. 1850);
»Die preußische Konkursordnung« (Berl. 1855, 2. Aufl. 1867);
»Allgemeine Hypothekenordnung« (das. 1856);
»Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch« (das. 1863, 2. Aufl. 1868; Nachtrag 1872);
»Allgemeines Berggesetz für die preußischen Staaten« (das. 1870).
Eine unmittelbar praktische Richtung verfolgte in der »Anleitung zum Referieren« (Marienw. 1832, 2. Aufl. 1836),
in dem »Formularbuch für instrumentierende Gerichtspersonen und Notarien« (Bresl. 1844; 8. Aufl., Berl. 1870) und in der »Anleitung zur preußischen Prozeßpraxis« (das. 1860-61, 2 Bde.). Endlich ist zu erwähnen seine »Beurteilung der ersten 10 Bände Entscheidungen des Obertribunals« (Berl. 1847),
worin er für größere Unabhängigkeit der Rechtsprechung von der Judikatur des höchsten Gerichtshofs eintrat, und das von ihm gegründete »Schlesische Archiv für die praktische Rechtswissenschaft« (Bresl. 1837-46, 6 Bde.).
Vgl. Behrend, Christ. Friedr. Koch (Berl. 1872).
6) Eduard Emil, Hymnolog, geb. auf dem Lustschloß Solitüde bei Stuttgart, wurde 1837 Pfarrer in Groß-Aspach bei Marbach, 1847 Stadtpfarrer in Heilbronn, [* 32] 1864 Pfarrer in Erdmannhausen und starb in Stuttgart. Er machte sich durch seine »Geschichte des Kirchenliedes und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen, Kirche« (3. Aufl., Stuttg. 1866-76, 8 Bde.) einen Namen.
7) Karl, Botaniker, geb. auf dem Ettersberg bei Weimar, studierte in Jena und Würzburg, [* 33] habilitierte sich 1834 in Jena als Privatdozent und unternahm 1836-38 eine Reise durch Rußland nach dem kaukasischen Isthmus, welche er in 2 Bänden (Stuttg. 1842-43) beschrieb. Die Frucht einer zweiten Reise nach Kleinasien, Armenien, Kurdistan, dem östlichen Transkaukasien und der Krim [* 34] (1843-44) sind die Werke: »Wanderungen im Orient« (Weim. 1846-1847, 3 Bde.);
»Die kaukasische Mililurstraße, der Kuban und die Halbinsel Taman« (Leipz. 1851, auch ins Englische [* 35] und Holländische [* 36] übersetzt);
»Der Zug der Zehntausend nach Xenophons Anabasis« (das. 1850).
Die botanische Ausbeute seiner Reisen verarbeitete er in den »Beiträgen zu einer Flora des Orients« (Halle u. Berl. 1848-54, 6 Hefte); auch gab er eine Karte von dem kaukasischen Isthmus und von Armenien (Berl. 1850, 4 Blatt) heraus. Er wurde 1836 zum außerordentlichen Professor der Botanik in Jena ernannt, siedelte jedoch 1847 nach Berlin über, habilitierte sich an der dortigen Universität und wurde einige Jahre später zum außerordentlichen Professor ernannt.
Zugleich übernahm er das Generalsekretariat bei dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußischen Staaten und gab von 1858 bis 1872 dessen »Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde« heraus. Nach der Gründung der landwirtschaftlichen Akademie in Berlin (1859) erhielt er an derselben die Professur der Botanik. Er starb in Berlin. Sein Hauptwerk ist die »Dendrologie« (Erlang. 1869-72, 2 Bde.),
welchem sich »Vorlesungen über Dendrologie« (Stuttg. 1875) und »Die deutschen Obstgehölze« (Berl. 1876) anschlossen. Koch hat auf die Entwickelung des Gartenbaues großen Einfluß ausgeübt; er stand seit 1848 zu dem Fürsten Pückler-Muskau in innigen Beziehungen und war bei der Anlage des Parks von Branitz mit thätig. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: »Hortus dendrologicus« (Berl. 1853-1854, 2 Tle.);
»Die Weißdorn- und Mispelarten« (das. 1854);
»Bildende Gartenkunst und Pflanzenphysiognomik« (das. 1859);
»Die botanischen Gärten« (das. 1860);
»Die Bäume und Sträucher des alten Griechenland« [* 37] (Stuttg. 1879, 2. Aufl. 1884);
»Der Kaukasus. Landschafts- und Lebensbilder« (aus dem Nachlaß, Berl. 1882).
8) Karl Friedrich, Sprachforscher, geb. zu Berka im Weimarischen, studierte 1832-35 in Jena Theologie, übernahm dann ein Erziehungsinstitut in Eisenach [* 38] und widmete sich fortan ausschließlich der Pädagogik. Er starb als Professor am Realgymnasium zu Eisenach Koch wandte sich besonders der grammatischen Seite des Sprachunterrichts zu und suchte die Resultate der historischen Forschungen J. Grimms, soweit sie zum Verständnis der jetzigen Sprachformen nötig sind, in einer für den Schulgebrauch geeigneten Form darzulegen. So entstand seine durch übersichtliche Anordnung des Stoffes ausgezeichnete »Deutsche [* 39] Grammatik nebst Typen und Figuren« (Jena 1860, 5. Aufl. 1873),
welcher die »Deutsche Elementargrammatik« (4. Aufl., das. 1868) nachfolgte. Andre Werke von ihm sind: »Historische Grammatik der englischen Sprache« [* 40] (Götting. 1863-69, 3 Bde.) und »Linguistische Allotria; Laut-, Ablaut- und Reimbildungen der ¶