Unter den sechs
Kirchen zeichnen sich die St. Moritzkirche (mit ihrem 85 m hohen
Turm und
[* 7] dem Epitaphium
des unglücklichen
HerzogsJohannFriedrich des
Mittlern) sowie die neue
katholische Kirche aus. Das Residenzschloß (die »Ehrenburg«
genannt, 1549 an der
Stelle eines Barfüßerklosters erbaut, 1693 nach einem
Brand erneuert) enthält unter anderm
einen ornamentenreichen Riesensaal, eine schöne Hofkirche, wertvolle Bildergalerie und einen prächtigen
Söller. Im Hofgarten
sind das herzogliche
Palais und das
Mausoleum des
HerzogsFranz und seiner Gemahlin
Auguste sehenswert.
Unter den übrigen Gebäuden sind hervorzuheben: das
Zeughaus mit der herzoglichen
Bibliothek von 60,000
Bänden, mehrere Schulgebäude,
das sogen. Augustenstift, das
Theater, der
Marstall, das neue Schlachthaus, die große Aktienbierbrauerei,
mehrere
Villen und Privatgebäude, das neue
Land-Krankenhaus, die
Kasernevor der Stadt etc. Ein Kriegerdenkmal in frühgotischem
Stil steht auf dem Ernstplatz. Auf dem neuen, vortrefflich gepflegten
Gottesacker am Glockenberg befindet sich das neue fürstliche
Erbbegräbnis in byzantinischem
Stil. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der
Garnison (1 Füsilierbat.
Nr. 95) 16,210, darunter 769 Katholiken und 195
Juden.
Die
Industrie ist lebhaft. Koburg hat mechanische
Webereien und Spinnereien,
Maschinen-,
Farben-,
Zement-,
Porzellan- und Möbelfabrikation,
Dampfsägewerke, Marmorschleiferei,
Holzschnitzerei,
Wagen-,
Korbwaren-,
Korsett-,
Seifen- und Lichtefabriken, Mälzerei etc.
Besondere Bedeutung hat die Bierbrauerei,
[* 8] renommiert ist auch die Theaterdekorationsmalerei. Neben dem
Kleinhandel hat sich in neuerer Zeit auch ein bedeutender
Holz-,
Getreide-,
Gemüse- und Korbwarenhandel in die Stadt gezogen.
Dem Geldverkehr dienen sechs Bankgeschäfte. Koburg ist Sitz des herzoglichen
Staatsministeriums, eines Landratsamtes, eines Amtsgerichts
mit
Kammer fürHandels- undStrafsachen und hat einGymnasium, eine
Realschule, eine
Baugewerkschule, ein
Schullehrerseminar, eine
Taubstummenanstalt, ein Waisenhaus, Bürgerhospital, Landkrankenhaus etc. Auf der Nordostseite
der Stadt und mit dieser durch schöne
Anlagen verbunden liegt die alte, geschichtlich denkwürdige
Feste Koburg, deren
Restauration 1838 begonnen
wurde.
Sie besteht aus dem alten eigentlichen
Schloß, das seit 1782 bis zurRestauration als
Zucht- und Arbeitshaus
diente, dem sogen.
LangenBau (mit den herzoglichen, besonders an
Vögeln sehr reichen Naturaliensammlungen), dem ehemaligen
Zeughaus, dem neuen Wirtschaftsgebäude und dem Fürstenbau.
Letzterer ist vollständig nach dem
Geschmack seiner Entstehungszeit
wiederhergestellt und reich an kunstvollen Wandverzierungen, von
denen die
Freskomalereien von
HeinrichSchneider hervorzuheben
sind.
Sehenswert sind besonders der Waffensaal, geschmackvoll geordnet und nicht arm an historisch wichtigen
Stücken(wieThomasMünzersSchwert etc.), das Lutherzimmer (mit den Bildnissen der berühmtesten
Reformatoren und dem der
Katharina v.
Bora) und
die Gewehrkammer; auch enthält der
Bau eine reiche Kupferstichsammlung (über 200,000
Blatt),
[* 9] eine
Autographen- und eine
Münzsammlung. Die sogen.
HoheBastei auf der
Feste gewährt einen umfassenden Rundblick. In der
Nähe von Koburg sind ferner bemerkenswert:
die
Kapelle und die
Platte mit schönen Spaziergängen, der Eckardtsberg, die herzoglichen Lustschlösser
Kallenberg und
Rosenau,
das
Palais des verstorbenen
Herzogs Ernst von
Württemberg
[* 10] und das Dorf
Neuses, der ehemalige
Wohnsitz des
Dichters
Rückert mit dessen Kolossalbüste (von
Conrad). -
Namen und Ursprung soll die Stadt von der
Feste Koburg haben, die zur
Zeit König
Heinrichs I. erbaut sein soll; der Stadt Koburg selbst geschieht erst in einer
Urkunde von 1207 Erwähnung.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Posen,
[* 15]
Kreis
[* 16]
Krotoschin, unweit der
Orla, hat 2 katholische und eine evang.
Kirche, eine
Synagoge, Viehmärkte und (1885) 2275 meist kath. Einwohner.
Aufführung brachte. Als sich dieselbe 1756 bei Ausbruch des Kriegs auflöste, trat an die Spitze der Schauspielertruppe in
Hamburg
[* 23] (deren Mitglied Ekhof war),
kehrte aber 1766 nach Leipzig zurück, wo er das neuerbaute Schauspielhaus mit E. Schlegels
»Hermann« eröffnete. 1768 begab er sich auf Einladung der Herzogin Amalie nach Weimar,
[* 24] 1770 wieder nach
Leipzig und von da nach Berlin,
[* 25] wo er starb. Kochs ernstes Streben ging dahin, das deutsche Theater zu einer wirklichen
Kunstanstalt zu erheben. An die Stelle der bisher beliebten faden Burlesken setzte er sogen. Intermezzos oder Zwischenspiele,
kurze musikalisch-dramatische Darstellungen, die sich lange in Gunst erhielten, und führte 1752 in Leipzig
die erste komische Operette (»Der Teufel ist los«, von Chr. F. Weiße) zu Gottscheds Leidwesen mit unerhörtem Beifall auf.
Seit 1795 hielt er wieder seine Vorlesungen. Durch einen Senatsbeschluß von 1802 ward er zum Mitglied
des Tribunats ernannt. 1810 ward er Mitglied des Generalkonsistoriums und Ehrenrektor der Universität. Er starb in
Straßburg. Von seinen Schriften nennen wir: »Tableau des révolutions de l'Europe dans le moyen-âge« (Laus. 1771; neue Aufl.,
Par. 1809, 3 Bde.; das.
1813, 4 Bde.),
Hier entstanden die Landschaften: KlosterSan Francesco bei Civitella, Olevano und das Tiberthal. Nach Rom zurückgekehrt, malte
er dort unter anderm vier Fresken im Dantezimmer der VillaMassimi (1824-29). Er war Jahrzehnte hindurch der Mittelpunkt des
deutschen Kunstlebens in Rom und übte durch seine originelle Persönlichkeit einen bedeutenden Einfluß
auf die jüngere Generation. Sein derber Humor und seine Kampfeslust spiegeln sich in der satirischen, gegen unberechtigte Kritik
und falsche Kunstkennerschaft gerichteten Schrift »Moderne Kunstchronik oder die rumfordische Suppe, gekocht und geschrieben
von J. A. Koch« (Stuttg. 1834). In seinen letzten Jahren litt er bittere Not. Eine ihm beim WienerHof
[* 35] durch
Cornelius ausgewirkte Pension konnte er nur kurze Zeit genießen, da er bereits in Rom starb.
und
besorgte die neue Bearbeitung von Rohlings »Deutschlands
[* 39] Flora«. 1824 ward er als Professor der Medizin und Botanik nach Erlangen
[* 40] berufen, wo er starb. Sein Hauptwerk ist die »Synopsis florae germanicae et helveticae« (Frankf. a. M. 1837; 3. Aufl.,
Leipz. 1857),
welche auch im Auszug erschien als »Taschenbuch der deutschen und schweizer.
Flora« (8. Aufl. von Hallier, das. 1881).