Den fränkischen
Königen diente Koblenz später bisweilen zum Aufenthalt, und 860 fand hier eine
Versöhnung der
SöhneLudwigs des
Frommen statt. Bis hierher erstreckten sich 882 die Verheerungen der
Normannen.
KaiserHeinrich II. übergab die Stadt 1018 dem
Erzstift
Trier,
[* 7] bei welchem sie bis zum Ende des 18. Jahrh. verblieben ist. 1105 veranlaßte
hier
Heinrich V. eine Zusammenkunft mit seinem kaiserlichen
Vater, um diesen in seine
Gewalt zu bringen. 1138 wurde
Konrad II.
in St.
Kastor zu Koblenz zum
Kaiser gewählt, und 1146 predigte hier
Bernhard von Clairvaux den zweiten Kreuzzug.
Hier suchte
Eduard III. von
EnglandKaiserLudwig 1338 zum
Kriege gegen
Frankreich zu bewegen. Während des
Dreißigjährigen
Kriegs nahm die Stadt 1632 eine kaiserliche
Besatzung auf, wurde aber von den
Schweden
[* 8] genommen, dann von
Franzosen besetzt und 1636 von den Kaiserlichen erstürmt. 1688 belagerten und beschossen die
Franzosen unter dem
Marschall
v.
Boufflers die Stadt, vermochten jedoch nur den ältesten Teil derselben zu zerstören. Im
Lauf des 18. Jahrh.
wurde Koblenz mehrfach erweitert, und noch mehr geschah für die
Hebung
[* 9] derselben, als der
KurfürstKlemens Wenzeslaus seine
Residenz 1786 von
Ehrenbreitstein hierher verlegte.
Bald darauf gewann an Regsamkeit des
Lebens, indem es in seinenMauern den emigrierten
AdelFrankreichs vereinigte.
Die nachmaligen
KönigeLudwig XVIII. und
Karl X. hielten sich am kurfürstlichen
Hof
[* 10] und in dem kurfürstlichen
Schlosse Schönbornslust
auf, und hier wurden die Restaurationspläne vorbereitet; von hier erließ der
Herzog von
Braunschweig
[* 11] das unglückliche
Koblenzer
Manifest. Aber schon 1794 sah sich der
Kurfürst genötigt, bei
Annäherung der französischen
Armee unter
Marceau die Stadt zu verlassen, und diese fiel in die
Hände der
Franzosen.
Die Befestigungswerke wurden demoliert und die Klöster aufgehoben, und Koblenz wurde 1798 Hauptstadt des
Rhein- und Mofeldepartements.
Am nahmen die Verbündeten die Stadt inBesitz, die im darauf folgenden Jahr unter die
KronePreußens
[* 12] kam, Hauptstadt eines Regierungsbezirks und 1822 Sitz der höchsten Behörden für die
Rheinprovinz
[* 13] wurde.
Vgl.
Günther,
Geschichte der Stadt Koblenz (Kobl. 1815);
Ch. v.
Stramberg, Koblenz, die Stadt, historisch und topographisch (das. 1854, 3 Bde.);
Wegeler, in seiner
Mundart und seinen hervorragenden Persönlichkeiten (das. 1875);
Derselbe, Beiträge
zur Geschichte der Stadt Koblenz (2. Aufl., das. 1882);
Becker, Das königliche
Schloß
zu Koblenz (das. 1886).
Der Regierungsbezirk Koblenz (s.
Karte
»Rheinprovinz«) umfaßt 6202 qkm (112,64 QM.), hat
(1885) 616,554 (1880: 604,052) Einw., darunter 209,139Evangelische, 396,388 Katholiken und 9268
Juden,
und besteht aus den 13
Kreisen:
Benennung
der
Hausgeister (s. d.), besonders wenn
sie denMenschenStreiche spielen, sie necken
und schrecken (daher die Redensart: lachen wie ein Kobold). Je nach dem
Geräusch, das sie im
Haus verursachen, oder nach der Vermummung,
die sie annehmen, führen sie die
NamenPoltergeist,
Klopfer,
Hämmerlein, Popelchen, Mummanz,
Heinzelmännchen u. a. Im Neuhochdeutschen
ist der
Name mehr auf den
Begriff des die
Bergleute neckenden Grubengeistes beschränkt. Das
Wort Kobold wird
gewöhnlich vom griechischen kóbâlos
(»Schalk«) abgeleitet; mittellateinisch hieß der Kobold gobelinus, woraus das französische
gobelin gebildet ist.
Halbaffe aus der
Familie der Fußwurzeltiere (Tarsidae), 16
cm
lang, mit großem, rundem, dicht auf den
Schultern sitzendem
Kopfe, froschartigemGesicht,
[* 15] ungemein weiter
Mundspalte, sehr großen
Augen (1,5cmDurchmesser), großen
Ohren, sehr kurzen Vordergliedern und langen Hintergliedern, an
welchen die Fußwurzeln auffallend dünn und ganz schwach behaart sind. In der Handfläche und an den Fingerenden finden
sich große, polsterartige
Ballen. Der
Schwanz ist 24
cm lang, am Ende lang, fast buschig behaart.
Der
Pelz ist gelbbraungrau, am
Kopf und
Rücken dunkler, am
Bauch
[* 16] weißlich. Er findet sich auf allen malaiischen
Inseln, westlich
bis
Malakka, aber nirgends häufig, lebt einzeln oder paarweise in dichten Wäldern, bewegt sich nach Art des
Laubfrosches
und ist am
Tag, wo er sich meist an dunkeln, feuchten
Orten verborgen hält, auffallend wenig scheu. Er
nährt sich von
Insekten,
[* 17]
Eidechsen
[* 18] und andern
Tieren und soll auch
Früchte fressen. In der Gefangenschaft erwies er sich gefräßig,
sehr reinlich und wurde bald ungemein zutraulich. Die auffallende
Erscheinung des
Tiers gab den Eingebornen Veranlassung zu
vielen Fabeleien.
Die zugleich eingeführten
Büffel haben sich zu großen
Herden vermehrt, welche jetzt von südaustralischen Viehzüchtern verwertet
werden. S.
Karte
»Australien«.
¶
Unter den sechs Kirchen zeichnen sich die St. Moritzkirche (mit ihrem 85 m hohen Turm und
[* 27] dem Epitaphium
des unglücklichen HerzogsJohannFriedrich des Mittlern) sowie die neue katholische Kirche aus. Das Residenzschloß (die »Ehrenburg«
genannt, 1549 an der Stelle eines Barfüßerklosters erbaut, 1693 nach einem Brand erneuert) enthält unter anderm
einen ornamentenreichen Riesensaal, eine schöne Hofkirche, wertvolle Bildergalerie und einen prächtigen Söller. Im Hofgarten
sind das herzogliche Palais und das Mausoleum des HerzogsFranz und seiner Gemahlin Auguste sehenswert.
Unter den übrigen Gebäuden sind hervorzuheben: das Zeughaus mit der herzoglichen Bibliothek von 60,000 Bänden, mehrere Schulgebäude,
das sogen. Augustenstift, das Theater, der Marstall, das neue Schlachthaus, die große Aktienbierbrauerei,
mehrere Villen und Privatgebäude, das neue Land-Krankenhaus, die Kasernevor der Stadt etc. Ein Kriegerdenkmal in frühgotischem
Stil steht auf dem Ernstplatz. Auf dem neuen, vortrefflich gepflegten Gottesacker am Glockenberg befindet sich das neue fürstliche
Erbbegräbnis in byzantinischem Stil. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (1 Füsilierbat.
Nr. 95) 16,210, darunter 769 Katholiken und 195 Juden.
Die Industrie ist lebhaft. Koburg hat mechanische Webereien und Spinnereien, Maschinen-, Farben-, Zement-, Porzellan- und Möbelfabrikation,
Dampfsägewerke, Marmorschleiferei, Holzschnitzerei, Wagen-, Korbwaren-, Korsett-, Seifen- und Lichtefabriken, Mälzerei etc.
Besondere Bedeutung hat die Bierbrauerei,
[* 28] renommiert ist auch die Theaterdekorationsmalerei. Neben dem
Kleinhandel hat sich in neuerer Zeit auch ein bedeutender Holz-, Getreide-, Gemüse- und Korbwarenhandel in die Stadt gezogen.
Dem Geldverkehr dienen sechs Bankgeschäfte. Koburg ist Sitz des herzoglichen Staatsministeriums, eines Landratsamtes, eines Amtsgerichts
mit Kammer fürHandels- undStrafsachen und hat ein Gymnasium, eine Realschule, eine Baugewerkschule, ein
Schullehrerseminar, eine Taubstummenanstalt, ein Waisenhaus, Bürgerhospital, Landkrankenhaus etc. Auf der Nordostseite
der Stadt und mit dieser durch schöne Anlagen verbunden liegt die alte, geschichtlich denkwürdige Feste Koburg, deren Restauration 1838 begonnen
wurde.
Sie besteht aus dem alten eigentlichen Schloß, das seit 1782 bis zur Restauration als Zucht- und Arbeitshaus
diente, dem sogen. LangenBau (mit den herzoglichen, besonders an Vögeln sehr reichen Naturaliensammlungen), dem ehemaligen
Zeughaus, dem neuen Wirtschaftsgebäude und dem Fürstenbau. Letzterer ist vollständig nach dem Geschmack seiner Entstehungszeit
wiederhergestellt und reich an kunstvollen Wandverzierungen, von
denen die Freskomalereien von HeinrichSchneider hervorzuheben
sind.
Sehenswert sind besonders der Waffensaal, geschmackvoll geordnet und nicht arm an historisch wichtigen Stücken(wieThomasMünzersSchwert etc.), das Lutherzimmer (mit den Bildnissen der berühmtesten Reformatoren und dem der Katharina v. Bora) und
die Gewehrkammer; auch enthält der Bau eine reiche Kupferstichsammlung (über 200,000 Blatt),
[* 29] eine Autographen- und eine
Münzsammlung. Die sogen. HoheBastei auf der Feste gewährt einen umfassenden Rundblick. In der Nähe von Koburg sind ferner bemerkenswert:
die Kapelle und die Platte mit schönen Spaziergängen, der Eckardtsberg, die herzoglichen Lustschlösser Kallenberg und Rosenau,
das Palais des verstorbenen Herzogs Ernst von Württemberg
[* 30] und das Dorf Neuses, der ehemalige Wohnsitz des
Dichters Rückert mit dessen Kolossalbüste (von Conrad). - Namen und Ursprung soll die Stadt von der Feste Koburg haben, die zur
Zeit König Heinrichs I. erbaut sein soll; der Stadt Koburg selbst geschieht erst in einer Urkunde von 1207 Erwähnung.