oberhalb
Wien,
[* 2] und an der
Franz-Josephsbahn gelegen, besteht aus der obern und untern Stadt, die durch den Kirlinger
Bach getrennt
sind, hat (1880) 7365 Einw., welche hauptsächlich Weinbau, außerdem
Gewerbe
(Farben- und Firnisfabrikation, Bierbrauerei)
[* 3] treiben, ein Bezirksgericht, ein berühmtes Augustinerchorherrenstift,
ein Mechitaristenkollegium, eine alte Spitalkirche, eine
Wein- und Obstbauschule mit chemisch-physiologischer
Versuchsstation, eine Landesirrenanstalt, ein Waisenhaus der Stadt
Wien, ein
Krankenhaus,
[* 4] eine große
Kaserne des Pionierregiments
nebst Militärschiffbauhof.
Das genannte Chorherrenstift, palastähnlich auf einem gegen den
Strom vorspringenden
Hügel stehend, wurde 1106 von
Leopold
III., dem
Heiligen, gegründet und ist das älteste und reichste
Österreichs; es besitzt einen großen Teil
der nächsten Umgebungen
Wiens. Besonders sehenswert ist die romanische
Kirche aus dem 12. Jahrh. (die
Türme sind aus dem 17. Jahrh.)
mit frühgotischem
Kreuzgang, ferner mit dem
Grabmal des
Stifters, zu welchem die
Wiener am 15. November wallfahrten, und dem sogen.
Altar
[* 5] von
Verdun,
[* 6] einem meisterhaften Altarvorsatz vom Jahr 1181, bestehend aus 81 vergoldeten Erztafeln.
Das
Stift besitzt ferner eine
Schatz- und Reliquienkammer, welche unter anderm den österreichischen Erzherzogshut aufbewahrt,
eine
Bibliothek von 30,000
Bänden und gegen 3000
Manuskripten und
Inkunabeln, eine
Gemäldegalerie, ein
Münz- und Naturalienkabinett,
eine theologische Hauslehranstalt und bedeutende
Keller, in denen über 28,000
hl der vorzüglichsten
Weine
lagern (darunter ein
Faß
[* 7] von 560
hlInhalt, auf welchem am Leopoldsfest das sogen. Faßrutschen stattfindet). Zu den
Zeiten
der
Römer
[* 8] stand in der Gegend von Klosterneuburg das
Kastell Citum, von dem jedoch jede
Spur verschwunden ist. Die Stadt selbst wurde von
Karl d. Gr. gegründet.
Alpengemeinde im schweizer. Kanton Graubünden,
[* 9]
Bezirk Oberlanquart, mit (1880) 1499 Einw., im hintern Teil
des
Prätigau (1209 m ü. M.) gelegen, Luftkurort, auf der weiter nach
Davos führenden Poststraße von der Eisenbahnstation
Lanquart
(LinieRorschach-Chur) zu erreichen;
im
Hintergrund des
Thals die firnbelastete und vergletscherte Silvrettagruppe.
Wesentlichen Aufschwung nahmen sie innerhalb des fränkischenReichs unter
Karl d. Gr. namentlich durch
Benedikt von Aniane. Seit dieser Zeit teilte man sie in exteriores, die sich auch solchen öffneten, welche
Laien bleiben wollten,
namentlich
Junkern, und interiores, für künftige
Mönche. Sie waren in
Deutschland
[* 12] neben den ganz ähnlich eingerichteten
Dom- oder
Kathedralschulen der Bischofstädte lange die einzigen gelehrten Bildungsanstalten. Berühmte
Klosterschulen blühten zu
Fulda,
[* 13]
Korvei,
Hirsau,
Reichenau,
Hersfeld
[* 14] und St.
Gallen. In einigen
Ländern, die sich der
Reformation anschlossen,
wurden die Einkünfte mehrerer Klöster und
Domstifter zur
Stiftung von
Gelehrtenschulen verwendet, welche noch jetzt die
Namen
Klosterschulen,
Domschulen,
Fürstenschulen (s. d.) führen.
In der katholischen
Kirche haben die Jesuitenkollegien die alten Lehranstalten der
Benediktiner sowie die
neuern der
Barnabiten und
Piaristen bedeutend in den
Hintergrund gedrängt.
In den letzten
Jahrhunderten haben mehrere katholische
Nonnenorden zahlreiche Erziehungsanstalten für die Töchter gebildeter
Stände gegründet. Dieselben werden in katholischen
Ländern besonders von den höhern Gesellschaftskreisen benutzt und üben einen wesentlichen Einfluß auf
die
Gesinnung derselben gegen die
Kirche. S.
Knabenseminare.
deutsche Ansiedelung in der russ.
ProvinzBessarabien, mit
Kirche und 2163 evang. Einwohnern, ist Sitz des
Vorstandes von 6
Kolonien mit zusammen 10,242
Seelen.
seinen
Ausgaben des
Tyrtäos
(Brem. 1764; 2. Ausg., Altenb. 1767) und von
Vidas
»De arte poetica« (das.
1766) sowie in zahlreichen Abhandlungen, von denen die lateinisch geschriebenen, größtenteils in den
»Opuscula philologica et oratoria«
(Halle 1772) gesammelt, noch heute wegen ihrer
Latinität geschätzt sind, erweist er sich
als fähigen Philologen. Durch die frühzeitig dafür gefundene
Anerkennung zu maßloser
Eitelkeit und Überhebung verleitet,
geriet er jedoch, besonders nachdem er zur »Allgemeinen deutschen
Bibliothek«, an der er länger mitgearbeitet
hatte, mit den
»Acta literaria« (Altenb. 1764-73, 7 Bde.)
in gehässige
Opposition getreten war, in Streitigkeiten, denen er sich nicht gewachsen zeigte.
Philologie, ward 1832 außerordentlicher und Ende 1849 an Gottfr. HermannsStelle (unter heftigster Opposition seiner Kollegen)
ordentlicher Professor. Er starb in Kleinzschocher bei Leipzig. Von seinen Schriften zur griechischen Litteratur
sind zu nennen: die Textrezensionen von Lukians »Gallus« (Leipz. 1831) und der »Opera omnia« des Clemens von Alexandria (das.
1831-34, 4 Bde.);
die kommentierten Ausgaben von Euripides' »Hercules furens«, »Phoenissae«, »Orestes«, »Iphigenia Taurica« und
»Iphigenia quae est Aulide« (Gotha
[* 25] 1841 bis 1860; »Hercules furens« und »Phoenissae« in 2. Aufl.
von Wecklein, Leipz. 1877-81) als Fortsetzung der von Pflugk begonnenen Gesamtausgabe u.
die neuen Auflagen der von diesem bearbeiteten Tragödien;
besonders aber die Bearbeitung von Devarius'
»Liber de graecae linguae particulis« (das. 1835 bis 1842, 2 Bde.)
mit trefflichen Anmerkungen.
Auf dem Gebiet der römischen Litteratur hat er sich besonders um Cicero verdient gemacht; er
veröffentlichte: »Quaestiones Tullianae« (Leipz. 1830) und gab
heraus: »Cato major« (das. 1831),
»Scripta omnia« (das. 1851-56, 11 Bde.; 2. Aufl.
1863-72). Außerdem besitzen wir von ihm eine Ausgabe des Terenz (Leipz. 1838-40, 2 Bde.),
der noch eine besondere der »Andria« folgte (das. 1865),
sowie des Cornelius Nepos (Hannov. 1846); ferner das (unvollendete)
»Handbuch der lateinischen Litteraturgeschichte« (Leipz.
1846, Bd. 1),
das »Handwörterbuch der lateinischen Sprache«
[* 26] (mit Lübker und Hudemann, Braunschw. 1847-57, 2 Bde.; 5. Abdr.
1874) und das »Handbuch der lateinischen Stilistik« (hrsg. vonRich. Klotz, Leipz. 1874).
3) Gustav, Architekt, geb. 1810 zu Straßburg,
[* 27] studierte unter Vaudoyer und Labrouste in Paris
[* 28] und begab sich 1831 nach Rom,
[* 29] wo
er mehrere Jahre verweilte. Heimgekehrt, wurde er zum Oberbaumeister des Niederrheins und später zum Dombaumeister in Straßburg
ernannt. Er widmete sich fortan ausschließlich der Restaurierung dieses Baues. Ehe Klotz ans Werk ging, unternahm
er eine Reise in den Orient, um die Bauwerke zu studieren, welche Analogien mit den ältesten Teilen des Münsters bieten könnten,
restaurierte dann zuerst das Chor und entfernte die störenden Anbauten. Die Zerstörungen durch die Beschießung von Straßburg
wurden von ihm in wenigen Jahren ausgebessert. Nachdem die Restaurierung vollendet war, unternahm er die
Ausschmückung des Chors und des Triumphbogengiebelfeldes. Sein letztes Werk waren die Bronzethüren des Hauptportals der Fassade.
Er starb
4) Moritz, Abgeordneter, geb. zu Potsdam,
[* 30] besuchte das Gymnasium daselbst, studierte in Berlin
[* 31] die
Rechte, trat sodann in den Staatsjustizdienst, ward 1840 Kammergerichtsassessor und 1850 Richter in Berlin, wo er noch jetzt
als Amtsgerichtsrat wirkt. Er war 1859-66 und ist wieder seit 1869 Mitglied des Abgeordnetenhauses, in welchem er 1876-79
Vizepräsident war, und seit 1871 auch Mitglied des deutschen Reichstags. In beiden Versammlungen gehört
er zur Fortschritts-, jetzt deutschfreisinnigen Partei.