3) Kleomenes III., Sohn des
KönigsLeonidas II. und der Kratesikleia, einer der ausgezeichnetsten spartanischen
Frauen, übernahm 235
v. Chr.
im
Alter von 19
Jahren das
Königtum. Mit Agiatis, der
WitweAgis' IV. (s. d.), vermählt, übernahm er es, die
Pläne desselben
auszuführen. Die königliche
Würde hatte ihre Bedeutung ganz verloren; alle Macht im
Staat war, besonders
zum Nachteil der niedern
Stände, in den
Händen der
Ephoren. Durch ruhmvolle Thaten in auswärtigen
Kriegen gedachte Kleomenes erstere
wiederherzustellen. So vereitelte er 228 einen
Versuch des Achäischen
Bundes, unter dem
StrategenAratos einige mit
Sparta verbündete
arkadische
Städte für sich zu gewinnen, und schlug die Archäer bei dem
Berg Lykäon aufs
Haupt. 226 schritt
er zur Ausführung seiner Reformpläne; er ließ die
Bürger, auf deren Zustimmung er nicht hoffen durfte, im
Lager
[* 2] in
Arkadien
zurück, zog dann gegen
Sparta, ließ von den gerade versammelten
Ephoren vier töten, verbannte 80 der angesehensten
Bürger,
erklärte dem
Volk, daß es fortan keine
Ephoren mehr geben solle, und gebot Aufhebung der
Schulden und
Herstellung eines gleichmäßigen Grundbesitzes.
Eine Anzahl der angesehenen
Periöken machte Kleomenes zu
Bürgern, vermehrte dadurch seinen Anhang und erhielt ein
Heer von 4000 einheimischen
Hopliten; seinen
Bruder Eukleidas nahm er zum Mitkönig an. Er stellte darauf die altspartanische Jugenderziehung
und das Zusammenspeisen
(Syssitien) der
Bürger wieder her und wurde durch Einfachheit und Strenge gegen sich selbst ein
Muster
für sein
Volk. Um der neuen Staatsordnung
Achtung zu verschaffen, erneuerte
er denKampf mit dem Achäischen
Bund. Er verheerte
zuerst das Gebiet von
Megalopolis, gewannMantineia und
Tegea und schlug die
Achäer bei
Hekatombäon unweit
Dyme.
Indes dieser starb, ehe er sein
Versprechen erfüllen konnte, und sein Nachfolger
Ptolemäos Philopator kümmerte sich, in Lüsten
versunken, nicht um Kleomenes, ja ließ ihn wegen Spöttereien über seine Lebensweise gefangen setzen. Kleomenes entkam
und rief das
Volk zur
Freiheit. Als dies aber unthätig blieb und die Besetzung der
Burg mißlang, gab er
sich mit seinen Genossen den
Tod (220).
Ptolemäos befahl, Kleomenes'
Leichnam in eine
Haut
[* 4] zu nähen und aufzuhängen, seine
Familie
aber hinzurichten. Das
Leben des Kleomenes beschrieb Plutarch.
berüchtigter
Demagog in
Athen, Sohn des Kleänetos, von
dem er eine von Sklaven betriebene
Gerberei erbte.
In dem Unwillen, den zu Anfang des Peloponnesischen
KriegsPerikles' Zögerung, sodann seine verunglückte Expedition
nach dem
Peloponnes 430
v. Chr. und die in der überfüllten Stadt ausgebrochene
Pest gegen diesen hervorriefen, sah Kleon für
sich eine
Aufforderung, Volksführer zu werden und
Perikles durch einen Rechenschaftsprozeß zu stürzen,
mußte jedoch bald dem wieder steigenden Einfluß desselben weichen.
Nach des
PeriklesTod (429) aber siegte Kleon über alle Mitbewerber um die Volksgunst. Durchaus ungebildet und roh, aber begabt
mit natürlicher
Beredsamkeit, verstand er, mit seiner gewaltigenStimme alles betäubend und auf der Rednerbühne
sich pöbelhaft gebärdend, seinen
Willen durchzusetzen, indem er mit unerhörter
Frechheit die
Wahrheit entstellte, Andersgesinnte
mit beißendem
Spott verfolgte, das
Volk, dessen
Gunst er durch
Erhöhung des Richtersoldes gewann, durch Gerüchte von
Verschwörungen
ängstigte, mit seinen
Verdiensten um die
Demokratie prahlte, ja sich bei seinen
Vorschlägen nicht selten
auf göttliche
Eingebungen berief.
Einflußreiche Gegner beseitigte er durch das Unwesen der Angeber
(Sykophanten). So brachte er es schon 427 zu großem Ansehen
und Einfluß. Um diese Herrschaft über das
Volk zu behaupten, verhinderte er eine
Versöhnung mit
Sparta und hetzte zur Fortsetzung
des
Kriegs, indem er die
Athener über die
Kräfte des
Staats täuschte. Nach der Unterwerfung von
Lesbos
(427) verleitete er das
Volk zu dem übereilten (nachher zurückgenommenen) Beschluß, alle erwachsenen
Männer zu töten.
Der schüchterne
Nikias, das
Haupt der gemäßigt Gesinnten, war dem dreisten Kleon nicht gewachsen. Als daher die Spartaner,
durch die mißliche
Lage ihrer auf der
InselSphakteria eingeschlossenen 420 angesehenen
Burger bewogen,
den Athenern den
Frieden antrugen (425), war es Kleon, welcher dessen
Abschluß hintertrieb und, auf den zum
Strategen gewählten
Nikias anspielend, erklärte, einem tüchtigen
Feldherrn müßte es ein
Leichtes sein, sich der wenigen Spartaner zu bemächtigen;
er selbst, wäre er
Strateg, wollte sich dazu anheischig machen.
Man nahm ihn beim
Wort, und er sah sich wider
Willen genötigt, die Befehlshaberstelle anzunehmen; großsprecherisch erklärte
er, binnen 20
Tagen die eingeschlossenen Spartaner lebendig oder tot in seiner
Gewalt zu haben.
Wirklich ging dieses
Versprechen,
freilich lediglich durch die Tüchtigkeit seines Mitfeldherrn
Demosthenes, in Erfüllung. Trunken von
dem unverdienten Feldherrnruhm, zog Kleon bald darauf (422) gegen den spartanischen
FeldherrnBrasidas mit einer beträchtlichen
Anzahl
Fußvolk und
Reiterei nach
Thrakien, verlor aber in der
Nähe von
AmphipolisSieg und
Leben.
Aristophanes hat 424 in den
»Rittern«
ein vortreffliches
Bild des als paphlagonischen Sklaven gegeben; die
Furcht vor Kleon war aber so groß, daß
niemand eine
Maske von ihm zu verfertigen und kein
Schauspieler die
Rolle des Sklaven zu spielen wagte;
Aristophanes mußte sie
selber mit bemaltem
Gesicht
[* 10] spielen.