mehr
Pamphylien und nördlich darüber Pisidien und als die östlichste Landschaft Kilikien. Vor letzterer liegt die Insel Cypern [* 2] sowie vor der Westküste zahlreiche Inseln, als Rhodos, Ikaria, Samos, Chios, Lesbos, Tenedos etc., die sich seit den ältesten Zeiten durch Kultur und Bevölkerung [* 3] auszeichneten.
Geschichte. In der Geschichte ist als das Übergangsglied vom Morgenland zum Abendland von nicht geringer Bedeutsamkeit, nicht sowohl, weil seine Bewohner jemals eine Gesamtnation oder Ein politisches Ganze gebildet hätten, sondern weil es von jeher der Kampfplatz und die Beute der sich hier in Krieg und Handel begegnenden Völker gewesen ist. Selbständige Reiche der Halbinsel waren immer nur vorübergehende Gebilde, die fremden Eroberern unterlagen. In ältester Zeit waren die Reiche der Phrygier und der Lydier mächtig, und der mit griechischen Kolonien bedeckte Westrand war eine bewegte Stätte blühenden Handels und reger geistiger Entwickelung.
Nach dem Sturz des lydischen Reichs 548 v. Chr. wurde Kleinasien mit dem Perserreich vereinigt. Um die griechischen Städte war zwischen Persern und europäischen Griechen langer Streit, bis Alexander durch seinen Siegeszug auch diese Halbinsel in Besitz nahm. Nach seinem Tod 323 ward sie teils eine Provinz des syrischen Reichs, teils entstanden einzelne kleine Königreiche, wie Pergamon, [* 4] Bithynien, Kappadokien u. a. Die Römer [* 5] betraten es zuerst 190 im Kriege gegen Antiochos und machten 133 den nordwestlichen Teil unter dem Namen Asien [* 6] zur Provinz.
Noch einmal erstand in Pontos ein mächtiges einheimisches Reich, und der Name des Mithridates (120-64) wurde selbst von den Römern gefürchtet. Als auch er zuletzt unterlag, wurde Kleinasien dem römischen Reich einverleibt. Handel und Ackerbau erhoben sich zu neuer Blüte; [* 7] es wurden neue Städte erbaut und alte verschönert. Die Blütezeit reicht noch in die christliche Ära hinein, wo in Kleinasien die sieben Kirchen Asiens entstanden, die zerstreuten Gemeinden der Apostel sich bildeten und die Konzile zu Nikäa und Chalcedon gehalten wurden.
Bei der Teilung des römischen Reichs in eine östliche und eine westliche Hälfte (395) fiel an das Ostreich. Bald nach dem Aufkommen des Islam wurde es mehrfach von arabischen und turanischen Horden überfallen und stückweise besetzt; dennoch gelang es den Türken, welche im 11. Jahrh. eindrangen und hier das Sultanat von Ikonion gründeten, erst zu Ende des 13. Jahrh. die Zivilisation zu ertöten, besonders nachdem der wilde Osman im 14. Jahrh. in Bithynien ein selbständiges Reich errichtet hatte.
Mit der Eroberung Brussas durch seinen Sohn Murad beginnt das neue osmanische Reich, und das Land sank unter der Türkenherrschaft so tief wie wenig andre. Um 1400 überschwemmte es noch Timur mit seinen Mongolen, und danach befestigten sich die Türken durch die Eroberung Konstantinopels und Trapezunts. Seitdem haben willkürlich schaltende Paschas das Land unablässig ausgesaugt, und die einst mit prachtvollen Städten besetzte Halbinsel, eins der schönsten Länder der Erde, befindet sich in einem Zustand der Verwilderung und des Elends.
Aber trotzdem ist Kleinasien die wichtigste und immer noch bevölkertste Provinz der asiatischen Türkei. [* 8]
Vgl. Cramer, Description of Asia Minor (Oxf. 1832, 2 Bde.);
Texier, Asie Mineure (Par. 1838, 6 Bde.);
Hamilton, Researches in Asia Minor (Lond. 1842, 2 Bde.);
Vivien de Saint-Martin, Asie Mineure (Par. 1845, 2 Bde.);
Tchihatchef, Asie Mineure (das. 1853-69, 4 Tle. in 8 Bdn.);
Lennep, [* 9] Travels in little known parts of Asia Minor (Lond. 1870, 2 Bde.);
»Beiträge zur Geschichte und Topographie Kleinasiens« von Adler, [* 10] Hirschfeld und Regely, herausgegeben von E. Curtius (Berl. 1872);
v. Scherzer, Smyrna etc. (Wien [* 11] 1873; 2. Aufl. der französischen Bearbeitung, Leipz. 1880);
Stark, Nach dem griechischen Orient, Reisestudien (Heidelb. 1875);
Seiff, Reisen in der asiatischen Türkei (Leipz. 1875);
Georgiades, Smyrne et l'Asie Mineure (Par. 1885);
Tchihatchef, Kleinasien (Leipz. 1887). -
Über die neuern Forschungsreisen in Kleinasien vgl. Asien, S. 938.