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(Makestos); ins Ägeische Meer: der Sarabad oder Gediz Tschai (Hermos der Alten), der kleine Menderez Tschai (Kaystros) und der große Menderez (Mäandros);
ins Mittelmeer: der Kodscha Tschai (Xanthos), Köprü Su (Eurymedon), Gök Su (Kalykadnos), Tarsus Tschai (Kydnos), Seihun (Saros) und Dschihan (Pyramos).
Von den zahlreichen Seen sind der Salzsee Tus Tschöllü im NO. und der Beischehr Göl und Egerdir oder Hoiran Göl im W. von Konia, der Isnik Göl im NO. von Brussa, der Abolonia- und Maniassee im S. des Marmarameers die namhaftesten.
Kleinasien
ist in Bezug auf historische
Erinnerungen und auf die
Lage für den
Handel mit keinem andern
Lande des
Orients zu vergleichen, obschon es sich gegenwärtig infolge der Türkenherrschaft in einem traurigen Zustand befindet,
und nicht ohne
Grund hat
Roß das Land deutschen
Kolonisten eifrig empfohlen. Der
Boden ist, mit Ausnahme der sterilen
Strecken
der Tafelfläche, ergiebig und zum Teil sehr fruchtbar; er wird nie gedüngt und nur von einem sehr rohen
Pflug
[* 2] aufgerissen, und dennoch gibt er immer
Frucht.
Die reichsten
Landschaften sind die Gebirgsregionen, in welchen neben dem
Korn noch alle
Schätze der südeuropäischen
Vegetation
gedeihen. Unter den offenen, fruchtbaren
Thälern sind die wichtigsten: die des
Kisil Irmak und des
Jeschil Irmak (für Kornbau
und
Seidenzucht gleich geeignet) und das malerische
Thal
[* 3] des Gök
Su mit fast tropischer
Vegetation. Für
den
Handel zugleich sind die vier gegen das
Ägeische Meer sich öffnenden
Thäler, das des Mäandros,
Kaystros,
Hermos und Kaikos,
von großer Wichtigkeit; sie liefern namentlich
Reis,
Tabak,
[* 4]
Mais,
Opium,
Getreide
[* 5] und
Olivenöl, für welches
überhaupt das
Klima
[* 6] Kleinasiens
außerordentlich geeignet ist.
Treffliches Bauholz findet sich vorzugsweise an den Südküsten in Menge, wird aber von den Türken greulich verwüstet. Die Valone, besonders aus der Ebene von Troja, [* 7] von Mytilene und Chios und aus Karien, gelangt über Smyrna nach Europa; [* 8] der Tabak von Bergama, Manissa, Adalia und namentlich von Samsun ist in der ganzen Türkei [* 9] berühmt. Für die Gewinnung von Seide [* 10] sind Brussa und Amasia Hauptorte. In den Thälern erntet man vom Mai bis Juli, auf den Hochebenen im Spätsommer; letztere sind spärlicher bebaut.
Mohn, zur Bereitung von
Opium, wird in ganz Kleinasien
gebaut, besonders aber auf den
Plateaus im großen.
Alles
Opium Kleinasiens
führt
England nach
Ostasien. Unter dem Vieh in Kleinasien
ist vor allen die Angoraziege zu nennen, die nur in Einer
Gegend, westlich vom
Kisil Irmak, fortkommt und in jeder andern ausartet, deren Zahl aber durch Futtermangel und
Kälte im
Winter 1874/75 beträchtlich reduziert wurde. Auf den hohen Tafelländern nomadisieren
Herden von
Schafen,
Ziegen und
Pferden, von denen besonders letztere (Nachkommen der alten kappadokischen
Rasse) durch Behendigkeit und
Stärke
[* 11] ausgezeichnet
sind.
Auch an wilden Tieren: Panthern, Bären, Wölfen, verwilderten Hunden etc., fehlt es dem Land nicht. Von Mineralien [* 12] finden sich Kohle im Nordwesten bei Eregli (hauptsächlich in Konstantinopel [* 13] als Brennmaterial benutzt), Blei [* 14] bei Smyrna, Adana u. a., Gold [* 15] bei den Dardanellen, Mangan in bedeutenden Lagern, Antimon (auf Chios und bei Aidin), Boracit, Chromerz, Schmirgel, Eisenerze, Schwefel, Nickel, Alaun, [* 16] Schleifsteine von großer Güte u. a. Bedeutende Steinsalzlager befinden sich im Becken des Kisil Irmak (zwischen Kaledschik und Osmandschik).
Der
See
Tus
Göl ist eine einzige ungeheure
Masse kristallinischen
Salzes, auch die Salzsümpfe des
Wilajets
Siwas sind
reich an
Salz.
[* 17]
Seesalz gewinnt man an den
Küsten. Unter den Metallwerken Kleinasiens
befindet sich nur eine einzige nach europäischer
Art eingerichtete
Hütte, zu Tokat. Der
Binnenhandel Kleinasiens
ist unbedeutend. Wie
oben schon erwähnt,
ist ein fahrbarer Wasserweg in ganz Kleinasien
nicht vorhanden; aber auch an gebahnten Wegen fehlte es bis vor kurzem
dem Land. Erst in den letzten
Jahren ist ein verhältnismäßig dichtes
Netz von
Chausseen gebaut worden, beziehentlich im
Bau
begriffen.
Dazu kommt, daß die wilden
Horden, welche ihre
Herden in diese Gebiete treiben, die
Karawanen vielfach
beunruhigen und ausplündern. In neuerer Zeit wurden
Eisenbahnen von
Smyrna einerseits nach
Alaschehr, anderseits nach Ödemusch,
Tire,
Aidin und Serai Köi, von
Skutari nach
Ismid und von Mersin nach
Adana gebaut. Es sind dies die Anfangsglieder der großen,
von englischen Kapitalisten seit
Jahren geplanten
Euphratbahn, welche Kleinasien
von
Skutari aus durchschneiden
und entweder, dem
Euphrat folgend, den
Golf von
Persien
[* 18] erreichen und an dessen Nordgestade nach
Karatschi fortgeführt werden
soll, oder, den genannten
Strom überschreitend, über
Herat und
Kabul an das indische
Eisenbahnnetz sich anzuschließen bestimmt
ist.
Die Küsten sind reich an Baien und Reeden, die sich für Handelsorte auf das trefflichste eignen; aber die meisten sind verödet. Der Exporthandel geht in den Hafenstädten des Südens meist durch die Hände europäischer Spekulanten, die dadurch den ganzen Vorteil an sich ziehen. An der den Nordwinden sehr ausgesetzten Nordküste ist Trapezunt durch seine Verbindung mittels österreichischer und englischer Dampfschiffe nach Konstantinopel jetzt deshalb wichtig geworden, weil der schwierige Karawanenweg nach Smyrna allmählich aufgegeben wird und die Produkte ihren Weg nach Trapezunt nehmen, wie denn auch die europäischen Waren nicht mehr über Smyrna, sondern über Konstantinopel und Trapezunt in das Innere befördert werden. - Die Bevölkerung [* 19] wird auf 5-6 Mill. geschätzt und ist im W. am dichtesten (rund 1½ Mill.). Den Hauptteil derselben bilden die ottomanischen Türken; 1/20 der Bewohner mögen Griechen sein, welche besonders im W., an der nordöstlichen Küste und in Kappadokien ansässig sind und nebst den Armeniern und Juden fast den ganzen Handel an sich gerissen haben. Außerdem finden sich Turkmenen, nomadisierende Juruken, Kurden, wenige Araber und eine kleine Anzahl Zigeuner im Land.
Bei den
Byzantinern erhielt Kleinasien
den
Namen Anatole (türk.
Anadoly), d. h. »Land gegen den
Aufgang«, eine Bedeutung, welche auch
der bei den Abendländern besonders für den Westrand übliche
Name
Levante hat.
Administrativ zerfällt
in zehn
Wilajets (mit Hinzurechnung des
Wilajets
Konstantinopel, zu welchem die
Distrikte
Skutari und
Ismid gehören), nämlich:
Konstantinopel,
Chodawendikjâr,
Karasi,
Aidin,
Angora,
Konia,
Kastamuni,
Trapezunt,
Siwas und
Adana (s.
Karte
»Türkisches Reich«).
Die antike Einteilung des Landes war folgendermaßen: Das Tafelland der Mitte umfaßt die alten Landschaften Phrygien, Galatien, Lykaonien und im O. Kappadokien. Die Nordterrasse stößt im O. mit der Landschaft Pontos an die Kaukasusländer; in der Mitte umfaßt sie Paphlagonien (die am meisten nach N. gerichtete Ausbiegung der Halbinsel), im W. Bithynien. Die nördlichste Landschaft der Westterrasse ist Mysien, die mittlere Lydien, die südliche Karien. Die Südterrasse schließt sich im W. durch die Landschaft Lykien an die Westterrasse an; weiter folgt ¶
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Pamphylien und nördlich darüber Pisidien und als die östlichste Landschaft Kilikien. Vor letzterer liegt die Insel Cypern [* 21] sowie vor der Westküste zahlreiche Inseln, als Rhodos, Ikaria, Samos, Chios, Lesbos, Tenedos etc., die sich seit den ältesten Zeiten durch Kultur und Bevölkerung auszeichneten.
Geschichte. In der Geschichte ist als das Übergangsglied vom Morgenland zum Abendland von nicht geringer Bedeutsamkeit, nicht sowohl, weil seine Bewohner jemals eine Gesamtnation oder Ein politisches Ganze gebildet hätten, sondern weil es von jeher der Kampfplatz und die Beute der sich hier in Krieg und Handel begegnenden Völker gewesen ist. Selbständige Reiche der Halbinsel waren immer nur vorübergehende Gebilde, die fremden Eroberern unterlagen. In ältester Zeit waren die Reiche der Phrygier und der Lydier mächtig, und der mit griechischen Kolonien bedeckte Westrand war eine bewegte Stätte blühenden Handels und reger geistiger Entwickelung.
Nach dem Sturz des lydischen Reichs 548 v. Chr. wurde Kleinasien
mit dem Perserreich vereinigt. Um die griechischen
Städte war zwischen Persern und europäischen Griechen langer Streit, bis Alexander durch seinen Siegeszug auch diese Halbinsel
in Besitz nahm. Nach seinem Tod 323 ward sie teils eine Provinz des syrischen Reichs, teils entstanden einzelne kleine Königreiche,
wie Pergamon,
[* 22] Bithynien, Kappadokien u. a. Die Römer
[* 23] betraten es zuerst 190 im Kriege gegen Antiochos und
machten 133 den nordwestlichen Teil unter dem Namen Asien
[* 24] zur Provinz.
Noch einmal erstand in Pontos ein mächtiges einheimisches Reich, und der Name des Mithridates (120-64) wurde selbst von den Römern gefürchtet. Als auch er zuletzt unterlag, wurde Kleinasien dem römischen Reich einverleibt. Handel und Ackerbau erhoben sich zu neuer Blüte; [* 25] es wurden neue Städte erbaut und alte verschönert. Die Blütezeit reicht noch in die christliche Ära hinein, wo in Kleinasien die sieben Kirchen Asiens entstanden, die zerstreuten Gemeinden der Apostel sich bildeten und die Konzile zu Nikäa und Chalcedon gehalten wurden.
Bei der Teilung des römischen Reichs in eine östliche und eine westliche Hälfte (395) fiel an das Ostreich. Bald nach dem Aufkommen des Islam wurde es mehrfach von arabischen und turanischen Horden überfallen und stückweise besetzt; dennoch gelang es den Türken, welche im 11. Jahrh. eindrangen und hier das Sultanat von Ikonion gründeten, erst zu Ende des 13. Jahrh. die Zivilisation zu ertöten, besonders nachdem der wilde Osman im 14. Jahrh. in Bithynien ein selbständiges Reich errichtet hatte.
Mit der Eroberung Brussas durch seinen Sohn Murad beginnt das neue osmanische Reich, und das Land sank unter der Türkenherrschaft so tief wie wenig andre. Um 1400 überschwemmte es noch Timur mit seinen Mongolen, und danach befestigten sich die Türken durch die Eroberung Konstantinopels und Trapezunts. Seitdem haben willkürlich schaltende Paschas das Land unablässig ausgesaugt, und die einst mit prachtvollen Städten besetzte Halbinsel, eins der schönsten Länder der Erde, befindet sich in einem Zustand der Verwilderung und des Elends.
Aber trotzdem ist Kleinasien die wichtigste und immer noch bevölkertste Provinz der asiatischen Türkei.
Vgl. Cramer, Description of Asia Minor (Oxf. 1832, 2 Bde.);
Texier, Asie Mineure (Par. 1838, 6 Bde.);
Hamilton, Researches in Asia Minor (Lond. 1842, 2 Bde.);
Vivien de Saint-Martin, Asie Mineure (Par. 1845, 2 Bde.);
Tchihatchef, Asie Mineure (das. 1853-69, 4 Tle. in 8 Bdn.);
Lennep, [* 26] Travels in little known parts of Asia Minor (Lond. 1870, 2 Bde.);
»Beiträge zur Geschichte und Topographie Kleinasiens« von Adler, [* 27] Hirschfeld und Regely, herausgegeben von E. Curtius (Berl. 1872);
v. Scherzer, Smyrna etc. (Wien [* 28] 1873; 2. Aufl. der französischen Bearbeitung, Leipz. 1880);
Stark, Nach dem griechischen Orient, Reisestudien (Heidelb. 1875);
Seiff, Reisen in der asiatischen Türkei (Leipz. 1875);
Georgiades, Smyrne et l'Asie Mineure (Par. 1885);
Tchihatchef, Kleinasien (Leipz. 1887). -
Über die neuern Forschungsreisen in Kleinasien vgl. Asien, S. 938.