längste Zeitdauer. Ebenso bedeutend sind die Anstalten zur Sammlung und Herbeiführung der zum Betrieb der Werke dienenden
Aufschlagwasser. Es werden nicht nur sämtliche Quellwasser und Bäche des Plateaus aufgefangen und in 67 Teichen, von denen
der Hirschler Teich allein über 15 Hektar groß ist, gesammelt, sondern auch die Quellwasser des 22 km
entfernten Brockenfelds und des Bruchbergs durch den sogen. Dammgraben den Klausthaler Werken zugeführt. Der fiskalische
Bergbau des Oberharzes beschäftigte 1881-82: 4093 Arbeiter. Es wurden in der gedachten Zeit gefördert: 166,572 Doppelzentner
Blei und Silbererze, 4397½ Doppelzentner Kupfererze und 59,192½ Doppelzentner Blende.
Die Produktion der Hütten betrug 45,32 kg Gold, 29,896,51 kg Silber, 100,037 Doppelzentner Blei, 739 Doppelzentner
Kupfer und 9658½ Doppelzentner Kupfervitriol. An Gesamtüberschuß wurden an die Staatskasse abgeführt 14,586,144 Mk. Der
Bezirk des Oberbergamts Klausthal umfaßt die preußischen Regierungsbezirke Hildesheim (mit Ausnahme der Grafschaft Hohnstein), Hannover,
Lüneburg und Stade, den Regierungsbezirk Kassel und die Provinz Schleswig-Holstein.
Außerdem führt das Oberbergamt die Mitverwaltung des Preußen und Schaumburg Lippe gemeinsam zustehenden
Steinkohlenbergbaus der Grafschaft Schauenburg: Die erste Besiedelung des Oberharzes geschah in der Mitte des 12. Jahrh.
durch Gründung des Benediktinerklosters Cella, die wahrscheinlich vom reichsunmittelbaren Stift Simonis et Judae in Goslar ausging.
Die Mönche trieben bereits etwas Bergbau, doch das Kloster, von dem noch unbedeutende Reste in Zellerfeld
vorhanden, wurde 1431 vom Papst aufgehoben, und der Bergbau ging ein.
Die zweite Besiedelung erfolgte zu Anfang des 16. Jahrh. infolge des Interesses, welches die braunschweigischen Herzöge, namentlich
Heinrich der jüngere, am Bergbau nahmen. 1532 gab er dem braunschweigischen Teil des Oberharzes die erste
Bergfreiheit, und schon 1538 wurde in Zellerfeld die erste Kirche gebaut. Im grubenhagenschen Anteil erließ Herzog Ernst 1553 die
erste Bergfreiheit. Die um diese Zeit entstandene Bergstadt Klausthal erhielt 1570 die erste Kirche.
Diese und die andern Bergstädte wuchsen sehr schnell durch das rasche Aufblühen des Bergbaues und die
Einwanderung fränkischer Bergleute (noch heute ist der Dialekt der Einwohner in den Bergstädten ein oberdeutscher, dem fränkischen
ähnlicher). Der Bergbau war ein gewerkschaftlicher; doch nahm das Interesse der Gewerke in neuerer Zeit infolge der immer größer
werdenden Schwierigkeiten allmählich ab, was 1864 zu einer Abfindung aller noch vorhandenen Anteilsbesitzer
führte. Seitdem ist der Fiskus alleiniger Besitzer.
(lat.), Verschließung, besonders die klösterliche Absperrung, nach welcher der Eingang in gewisse Klöster
stets verschlossen sein soll und Mönchen wie Nonnen verboten ist, ohne spezielle Erlaubnis des Ordensobern auszugehen oder
jemand bei sich zu empfangen. In einigen Mönchsorden bedeutet »die Klausur beobachten« die Verbindlichkeit,
in den Zellen eingeschlossen zu bleiben. Danach Klausurarbeit, eine schriftliche Prüfungsarbeit, die in verschlossenem Zimmer
oder unter Aufsicht und demnach nachweisbar selbständig von ihrem Verfasser angefertigt ist. Klausur hießen auch ehemals
die an dem Einband eines Buches angebrachten Bänder, Schlösser und Eckbeschläge von Messing oder Silber.
Otto, Komponist und
Musiktheoretiker, geb. 7. April 1851 zu Langensalza, erhielt seine wissenschaftliche Bildung
in Schulpforta und bezog 1871 die Universität Leipzig, um Mathematik zu studieren. Schon im folgenden Jahr aber ging er zur
Musik über und bildete sich 1872-74 am Leipziger Konservatorium in der Komposition und im Klavierspiel aus,
während er gleichzeitig an der Universität musikwissenschaftliche Studien betrieb. Im letztgenannten Jahr erwarb er auf Grund
einer vortrefflichen Arbeit: »Der Kanon in seiner geschichtlichen Entwickelung« (Leipz. 1877), die philosophische Doktorwürde,
und 1875 wurde er als Lehrer der Komposition und der Geschichte der Musik an das Konservatorium zu Köln berufen.
Seine Kompositionen, bestehend in Ouvertüren, Kammermusikwerken, Klavierstücken und Liedern, zeichnen sich durch Erfindungskraft
und gediegene Arbeit aus. Er schrieb noch: »Musikalische Gesichtspunkte« (Leipz. 1881);
»Der Vortrag in der Musik« (Berl. 1883);
»Der Fingersatz des Klavierspiels« (Leipz. 1885).
eine veraltete Art von Klavierinstrumenten, bei der statt der jetzt üblichen Hämmerchen metallene Zungen
(Tangenten) die Saiten durch Reibung zum Tönen brachten (s. Klavier, S. 816).
(Pianoforte, Fortepiano, franz. Piano), das allbekannte Musikinstrument, bei welchem mittels einer Klaviatur (Tastatur)
elastische Hämmerchen gegen die Saiten getrieben werden und dieselben zum Tönen bringen. Das Klavier wird in drei Hauptformen
gebaut: der tafelförmigen (Tafelklavier), flügelförmigen (Flügel) und aufrecht stehenden (Pianino). Die Tafelform ist die
älteste, wird aber nur noch selten gebaut. Die Flügelform entstand um die Mitte des 16. Jahrh.
für die mehr und mehr vergrößerten Clavicembalos oder Harpsichords (s. unten), während das Klavichord die Tafelform bis
zu seinem gänzlichen Verschwinden beibehielt; die kleinern Clavicembalos (Spinette, Virginale) und die ersten Pianofortes hatten
gleichfalls Tafelform.
Die vertikale Stellung der Besaitung, wie sie dem heutigen Pianino eignet, wandte man gleichfalls schon
im 16. Jahrh. (beim Klavicitherium) und später beim Giraffenklavier an. Der Flügel wird jetzt in verschiedenen Größen gebaut:
als Konzertflügel, der die größte Länge hat, und als (kreuzsaitiger) Stutzflügel, der bedeutend kürzer als jener ist;
eine Mittelgröße bildet der sogen. Salonflügel. E. Kaps in Dresden baut Flügel von besonders kleinem
Format mit dreifacher Saitenkreuzung.
Die ersten aufrecht stehenden Pianofortes oder Pianinos (franz. Piano droit, engl. Cottage)
sollen Schmidt in Salzburg und Grüneberger in Halle 1821 gebaut haben; Roller (gest. 1875) in Paris vervollkommte die Idee, und
bald wurde wegen seiner Bequemlichkeit das Pianino sehr beliebt, wenngleich sein Klang an Fülle zu wünschen übrigläßt und
besonders die Bässe der kleinern (billigern) Arten wegen zu kurzer Saiten unrein und brummend ausfallen. Auch hier ist die
Saitenkreuzung ein treffliches Verbesserungsmittel, indem sie für die längsten Saiten die Diagonalen benutzt.
Von andern
mehr
Verbesserungsversuchen sei das »Celloresonanzboden-Pianino mit Tubenstegverbindung« von A. H. Francke in Leipzig genannt; Streichinstrumente
und Klaviere haben freilich eine so verschiedene Art der Tonbildung, daß von der Übertragung der Konstruktion des einen auf
das andre nicht viel zu hoffen ist.
Wie bei allen Saiteninstrumenten, so ist auch beim Klavier der Resonanzboden (s. d.)
der wichtigste Teil; er ist eine unter den Saiten liegende dünne, geradfaserige Tannenholzplatte, deren untere Seite in Zwischenräumen
von ungefähr 5-6 cm mit Rippen (Berippung) besetzt ist, Holzleisten, welche, die Fasern rechtwinkelig durchschneidend, den
Zweck haben, die Bildung von Transversalschwingungen zu verhindern. Bei den alten Klavieren war der Resonanzboden
an mehreren Stellen durch eine sogen. Rose durchbrochen, wie bei der Laute, Guitarre, dem Hackbrett und andern aus Nachhallen
des Tons berechneten Instrumenten.
Die Saiten sind jetzt durchweg von Gußstahl; Webster in Manchester (1834) war der erste, der sie daraus fertigte. Früher nahm
man zu den Saiten gewöhnliches Eisen, noch früher Messing. Um bei gleicher Länge tiefere Töne zu erzeugen,
umspinnt man die Saiten mit Eisen-, Messing- oder Kupferdraht; der letztere ist auch oft übersilbert. Behufs Erlangung eines
kräftigern Klanges werden zu jedem Ton mehrere gleichgestimmte Saiten aufgezogen und zwar beim Tafelpianoforte zwei (zweichörig),
beim Flügel und Pianino drei (dreichörig), während die Saiten der tiefsten Oktave nur einchörig sind.
Vorn, am nächsten der Klaviatur, sind die Saiten mittels angedrehter Schlingen um die im Stimmstock eingefügten Stimmnägel
gewunden. Der klingende Teil wird durch eine gleich hinter den Stimmnägeln befestigte schmale Leiste, auf welcher die Schrägstifte
sich befinden, abgegrenzt; bei neuern Instrumenten sind die Schräg- oder Schränkstifte auch durch einen
festen Metallstock (capotasto) vertreten, der quer über die Saiten gelegt und am Stimmstock fest angeschraubt ist.
Die Klangerregung der Saiten geschieht durch die Mechanik (Hammerwerk, Klaviatur), mit welcher die Dämpfung verbunden ist. Man
unterscheidet die deutsche (Wiener) Mechanik ohne wesentlich verschiedene Abarten und die englische mit
vielen Abarten. Bei der deutschen Mechanik befindet sich der Hammer, welcher an die Saiten schlägt, am Tastenhebel und wird
mittels einer seinen Stiel nahe am Ende durchkreuzenden Achse in einer auf dem Hebelende der Taste stehenden Messinggabel (Kapsel)
bewegt.
In das schnabelförmige Ende des Hammerstiels greift der Auslöser, ein knieartig ausgeschnittenes
Hölzchen. Beim Druck auf die Taste hebt sich das Hebelende mit dem Hammer, dieser drückt gegen das Knie des Auslösers und schnellt
den Hammerkopf gegen die Saite, worauf derselbe sofort in seine Ruhelage zurückfällt, soweit die noch gehobene Taste das
gestattet. Gleichzeitig mit dem Hammer hebt sich ein auf jedem Saitenchor befindliches Polsterchen, die
Dämpfung, welches erst zurückfällt, wenn der Druck auf die Taste aufhört.
Mittels des Hauptpedals (s. unten) kann man auch die Dämpfer von allen Saiten zugleich entfernen. Bei der englischen Mechanik
befindet sich der Hammer unabhängig vom Tastenhebel an einer besondern Leiste (Hammerstuhl), in einer
Achse sich bewegend; der Hammer wird durch eine auf dem Ende des Tastenhebels befindliche Stoßzunge, die zugleich Auslöser
ist, in die Höhe an die Saite geschnellt. Dadurch hat der Hammer den Vorzug, immer genau an derselben Stelle der Saite anzuschlagen,
während er bei der deutschen Mechanik
sich oft beim starken Anschlag nach vorn schiebt und bei Tafelinstrumenten,
namentlich beim Staccatospiel, wohl gar noch eine Saite des nächsten, höher liegenden Tons berührt. Im allgemeinen hat die
englische Mechanik den Vorteil der größern Präzision vor der deutschen voraus, dagegen ist die deutsche Mechanik ihrer größern
Einfachheit wegen dauerhafter und weit leichter zu reparieren.
Ein wesentlicher Bestandteil der Hämmer ist die Belederung (Befilzung), welche weder zu dick und weich noch zu hart sein darf,
weil in jenem Fall der Klang matt und dumpf, in diesem spitz und scharf wird. Die Klaviatur scheidet sich in Ober- und Untertasten;
erstere sind jetzt durchweg schwarz (aus Ebenholz oder schwarz gebeizt), letztere weiß (mit Horn oder
Elfenbein belegt), während man früher auch Instrumente mit schwarzen Untertasten und weißen Obertasten baute.
Die Reihenfolge der Untertasten ist die der C dur- Tonleiter, während die Obertasten die übrigen Töne: cis-des, dis-es, fis-ges,
gis-as und ais-b angeben. Ihr Umfang war zu Beethovens Zeit vom Kontra-E bis zum viergestrichenen f, während
sie sich jetzt vom Doppelkontra-A bis zum fünfgestrichenen c erstreckt. Neuerdings ist auf Anregung J. H. ^[Heinrich Josef]
Vincents in Czernowitz die schon früher (z. B. von Klavier Henfling 1708, J. ^[Johann] Rohleder 1792, B. Schumann 1859 u. a.)
angewandte, aber wieder verschwundene chromatische Klaviatur wieder hier und da gebaut worden, welche aus dem ununterbrochenen
Wechsel von Ober- und Untertasten besteht.
Eine geistreiche Weiterbildung derselben ist Paul v. Jánkos Terrassenklaviatur (1884), die jetzt einiges Aufsehen macht, aber
auch schwerlich die alte Klaviatur verdrängen wird. Die beiden Messing- oder Holztritte beim Flügel und
Pianino, durch welche man mit den Füßen die Dämpfung (Fortezug) und Verschiebung (wodurch die Klaviatur etwas beiseite geschoben
wird, so daß der Hammer nur an eine oder zwei Saiten schlägt) regiert, nennt man Pedal. Verbesserungen der Fortepedals wurden
unter andern versucht von E. Zachariä (Kunstpedal), Steinway u. Söhne (Tonhaltungspedal) und Ehrbar (Prolongement),
deren gemeinsames Ziel ist, die Dämpfung einzelner Töne oder ganze Teile der Besaitung gehoben zu erhalten, während die
übrigen gedämpft bleiben.
Sie haben aber sämtlich nur vorübergehendes Interesse erweckt. Zu größerm Ansehen gelangten die Aliquotflügel von Blüthner
(s. d.) in Leipzig, bei denen der Besaitung jedes Tons die höhere Oktave zur Verstärkung beigegeben ist;
die Oktavsaiten werden aber nicht vom Hammer getroffen, sondern nur durch Mittönen erregt und haben besondere, mit der Hauptdämpfung
zusammenhängende kleinere Dämpfer. Einer ähnlichen Idee entsprang die Doppelmensur von Steinway (1872), welche die toten
Teile der Saiten (s. oben) auf Obertöne der ganzen Saiten stimmt. Die berühmtesten heutigen Pianofortefabriken
sind die von Erard in Paris, Steinway u. Söhne in New York, Bechstein in Berlin, Blüthner in Leipzig, Broadwood in London, für Pianinos
noch Schiedmayr in Stuttgart, Feurich in Leipzig etc.
[Geschichtliches.]
Das jetzt wie kein andres Instrument über die ganze Welt verbreitete Klavier hat eine verhältnismäßig
kurze Geschichte. In seiner heutigen Gestalt, als Hammerklavier, ist es nicht älter als 1½ Jahrhundert; aber auch in seinen
Uranfängen als Saiteninstrument mit Tastatur reicht es nur bis ins Mittelalter zurück. Sehen wir dagegen von der Klaviatur
ab, welche ja das Klavier erst zum Klavier macht (clavis = Taste), so müssen wir als Vorläufer desselben