Amtsgericht, ein Forstamt,
Holzdraht-, Zigarrenkisten-,
Schuh- und Schäftefabrikation, Buchbinderei und (1885) 3395 meist
evang. Einwohner. Auf dem schönen
Kirchhof ein Denkmal für die hier gefallenen Freischärler. Kirchheimbolanden ist Hauptort
der Herrschaft Kirchheimbolanden und Stauff, die ehemals im
Besitz der
Fürsten von
Nassau-Weilburg war.
unterTeck, Oberamtsstadt im württemberg.
Donaukreis, an der
Lauter und der KirchheimerEisenbahn, unweit der
Teck, eines mit einer Schloßruine versehenen Bergkegels vor dem Nordwestrand der
Rauhen Alb, 311 m ü. M.,
hat ein königliches
Schloß, eine
Latein- und eine
Realschule, eine
Handelslehranstalt, ein
Amtsgericht, ein Forstamt, ein reiches
Hospital, Fabrikation von Baumwollwaren,
Damast, Fortepianos,
Maschinen,
Zement,
Lampions etc., mehrere Wollspinnereien,
Bierbrauereien, eine Getreideschranne, ansehnliche
Schweine-,
Holz- und Fruchtmärkte, den bedeutendsten Wollmarkt in Süddeutschland
(jährlicher
Umsatz etwa 8000 Doppelzentner
Wolle) und (1885) 6606 meist evang. Einw.
der eine
Kirche umgebende Platz, bis zum 14. Jahrh. fast allgemein der Begräbnisort für die betreffende
Kirchengemeinde, daher der
NameCoemeterium (Ruhestätte);
Mit
Bunsen entdeckte er die
Spektralanalyse,
[* 9] der er in dem berühmten Kirchhoffschen
Gesetz über das
Verhältnis von
Emission
und
Absorption die theoretische Grundlage gab.
Folge dieserEntdeckung war die genaue Durchmusterung des
Sonnenspektrums und Bestimmung derjenigen dunkeln
Linien desselben, welche mit hellen
Linien in den Spektren irdischer
Stoffe
zusammenfallen (»Untersuchungen über das Sonnenspektrum und die Spektren chemischer
Elemente«. Abhandlungen der
BerlinerAkademie, 1861). Es erschienen von ihm: »Vorlesungen über mathematische
Physik.
Mechanik«
(Leipz. 1876; 3. Aufl. 1883);
»Gesammelte Abhandlungen« (das. 1882).
2)
Adolf, ausgezeichneter Philolog und Altertumsforscher, geb. zu
Berlin, besuchte seit 1842 die
Universität daselbst,
wurde 1846
Adjunkt, dann Oberlehrer und
Professor am Joachimsthalschen
Gymnasium, 1860 ordentliches Mitglied der
Akademie der
Wissenschaften und 1865 ordentlicher
Professor der klassischen
Philologie an der
Universität. Kirchhoff hat sich
teils um die
Kritik griechischer Schriftsteller, teils um die Epigraphik hohe
Verdienste erworben. In ersterer Beziehung lieferte
er besonders für
Homer »Quaestionum Homericarum particula«
(Inauguraldissertation, Berl. 1846),
für
Äschylos eine Textausgabe (das. 1880). Von seinen epigraphischen
Studien bezogen sich die ersten
Resultate auf
Italien;
[* 10] es erschienen: »Die umbrischen Sprachdenkmäler« (mit
Aufrecht, Berl. 1849-51, 2 Bde.)
und »Das
Stadtrecht von Bantia« (das. 1853). Sodann veröffentlichte er
über die germanischen
Runen:
[* 11] »Das gotische Runenalphabet« (Berl.
1852) und »Die fränkischen
Runen« (in
Haupts
»Zeitschrift für deutsches
Altertum«, 1855).
Endlich und vorzüglich hat er die
griechische Inschriftenkunde gefördert. Er bearbeitete für das
»Corpus inscriptionum graecarum« den 2.
Faszikel des 4.
Bandes
(die christlichen
Inschriften enthaltend, Berl. 1859) und führte das ganze Unternehmen zu
Ende, leitet im Auftrag der
Akademie das
»Corpus inscriptionum atticarum«, zu welchem er selber den 1.
Band
[* 12] (die
Inschriften
vor Euklid enthaltend, das. 1873) geliefert hat, und schrieb:
»Studien zur Geschichte des griechischen
Alphabets« (das. 1863, 4. Aufl.
1887). Auch war er 1866-81 an der Redaktion des
»Hermes«
[* 13] beteiligt.
3)
Albrecht, Bibliograph und Buchhändler,
Bruder des vorigen, geb. zu
Berlin, eröffnete mit dem Buchhändler
GeorgWigand in
Leipzig
[* 14] 1856 eine Antiquariatsbuchhandlung, die nach dem
TodWigands (1858) in seinen alleinigen
Besitz überging, bis
er 1863 seinen
BruderOtto als Teilhaber aufnahm. Er bearbeitete zwei
Bände des »Fünfjährigen Bücherkatalogs«
(1851-60),
dessen Fortsetzung von der Hinrichsschen Buchhandlung herausgegeben wurde, und machte sich besonders durch einige
historische Untersuchungen verdient: »Beiträge zur Geschichte des deutschen
Buchhandels« (Leipz. 1851-53, 2
Tle.);
Auch besorgte er die
Herausgabe des von
Fr.
Kapp unvollendet hinterlassenen ersten
Bandes von dessen »Geschichte des deutschen
Buchhandels« und veröffentlichte außerdem: »Die Anfänge der kirchlichen
Toleranz in
Sachsen.
[* 16]
August der
Starke und die
Reformierten«,
zwei
Vorträge (Leipz. 1872),
»Volapük. Hilfsbuch zum schnellen und leichten Erlernen
dieser Weltsprache« (1.-3. Aufl., Halle 1887).
Seit 1885 gibt er unter Mitwirkung von Fachgelehrten ein umfangreiches Handbuch
der Erdkunde: »Unser Wissen von der Erde« (Leipz. u. Prag),
[* 23]
heraus. Auch bearbeitete er die 5. und 6. Auflage
von Peschels »Völkerkunde« (Leipz. 1881 u. 1885) und veröffentlichte
»Rassenbilder« (Kassel
[* 24] 1883, 12 Tafeln); »Charakterbilder zur Länderkunde« (mit A.
Supan, das, 1884).