Weise befreit wurde. Kinkel wandte sich zunächst nach
London,
[* 2] wohin ihm bald seine
Familie nachfolgte, dann im
September 1851 zu
politischen
Zwecken nach
Nordamerika,
[* 3] wo er indessen nur kurze Zeit verblieb. Nach
London zurückgekehrt, zog er sich mehr und
mehr von dem politischen Parteiwesen zurück, nahm 1853 eine
Anstellung als
Lehrer der deutschen
Sprache
[* 4] und Litteratur am Westbourne
College an und widmete seine ganze Thätigkeit seinen Vorlesungen über
deutsche Litteratur an der
London University und in Privatkreisen. Auch seine schriftstellerische Laufbahn nahm er von neuem auf in dem
Drama
»Nimrod«
(Hannov. 1857) und gründete 1859 die deutsche Wochenschrift
»Hermann«, welche er jedoch nur ein halbes
Jahr lang redigierte.
Nach dem
Tod seiner ersten Gemahlin zum zweitenmal vermählt, schien sich der Dichter ganz in
England eingelebt zu haben, als
er im April 1866 einen
Ruf nach Zürich
[* 5] als
Professor der
Archäologie und
Kunstgeschichte am eidgenössischen
Polytechnikum erhielt,
dem erFolge leistete. Die neue Thätigkeit belebte sowohl seine kunsthistorischen als seine poetischen
Arbeiten. Mit einer Spezialschrift: »Die
Brüsseler Rathausbilder des
Rogier van der
Weyden« (Zürich
1867),
Eine zweite Sammlung seiner
»Gedichte« (Stuttg. 1868) brachte auch den
vollendeten »Grobschmied von
Antwerpen«
[* 7] (4. Aufl. 1887),
von dem in der ersten Sammlung nur ein Bruchstück mitgeteilt worden
war, und der an frischer
Kraft
[* 8] und poetischer
Fülle des
Ausdrucks
»Otto dem
Schütz« wohl gleichkam, ohne
jedoch so populär zu werden wie das letztere Gedicht. Durch gleich glücklichen
Fluß des
Vortrags und lebendiges
Kolorit ausgezeichnet
war auch seine letzte kleine epische
Dichtung: »Tanagra,
Idyll aus
Griechenland«
[* 9] (Braunschw. 1883, 3. Aufl. 1886). Außerdem
erschienen: Festreden auf
»FriedrichRückert« (Zürich
1867) u.
»FerdinandFreiligrath, 1867« (Leipz. 1867);
2)
Johanna, Schriftstellerin,
Gattin des vorigen, geb. (nicht 1807) zu
Bonn,
[* 13] Tochter des Gymnasiallehrers Mockel,
heiratete früh den Musikalienhändler Mathieux, den sie jedoch schon nach wenigen
Monaten wieder verließ, und lebte seitdem
der
Ausbildung ihres bedeutenden musikalischen
Talents. Um
Gottfried Kinkel (s.
oben) ihre
Hand
[* 14] reichen zu können,
trat sie zur protestantischen
Kirche über und ward nach erfolgter gerichtlicher Trennung ihrer ersten
Ehe 1843 mit jenem getraut.
Nach der
Befreiung ihres
Gatten aus
Spandau
[* 15] folgte sie diesem nach
London, wo sie infolge eines
Sturzes
aus dem
Fenster starb.
Johanna Kinkel war eine aus schwärmerischer
Empfindung und nüchterner
Realität seltsam gemischte
Natur, die sich
auch in ihren gemeinsam mit Kinkel herausgegebenen
»Erzählungen« (Stuttg. 1849, 3. Aufl. 1883) offenbarte.
Ihr hinterlassener
Roman
»Hans Ibeles in
London« (Stuttg. 1860, 2 Bde.)
weist viel lebendige
Erinnerung und scharfe
Charakteristik auf. Von ihren musikalischen
Kompositionen ist
die »Vogelkantate«, ein launiges Gesangstück, populär geworden.
Praktischen Wert hatten ihre
»AchtBriefe über Klavierunterricht«
(Stuttg. 1852).
(Mentum,Genion), bei den höhern
Wirbeltieren der mittlere, rundliche Vorsprung am untern Ende des
Gesichts, welcher
vielfach (z. B. beim
Menschen) nach
oben durch eine quer laufende Vertiefung von der Unterlippe getrennt
ist.
eingetrockneter gerbsäurehaltiger Pflanzensaft von verschiedener Abstammung. Das Malabarkino von
PterocarpusMarsupiumRoxb. wird auf der Malabarküste durch
Einschnitte in die
Rinde des
Baums gewonnen, fließt als rötlicher Saft
aus und erstarrt sehr bald ohne künstliche
Wärme;
[* 20] es bildet kleine, glänzende, eckige
Stücke von schwärzlicher, ins
Rote
fallender
Farbe, schmeckt adstringierend, dann süßlich, löst sich fast vollständig in heißem
Wasser und
Alkohol und besteht
im wesentlichen aus Kinogerbsäure. Die
Lösungen scheiden an der
Luft unter
Aufnahme von
Sauerstoff unlösliches
Kinorot ab. Es kommen nur geringe
Quantitäten in den
Handel; man benutzt es bisweilen als Adstringens, zu Zahnpulvern etc.,
wahrscheinlich auch bei der Fabrikation von
Wein und, wenn es billig genug zu haben ist, in der
Gerberei. Kino wurde zuerst seit 1733 in
Afrika
[* 21] von
Pterocarpus erinaceus gewonnen und in den Arzneischatz eingeführt.
Schon zu Anfang
¶