Testament zu seiner Erbin ein, und nach seinem Tod 1773 kam sie in den lebenslänglichen Genuß seiner bedeutenden Güter, welche
nach ihrem Tod auf einen jüngern Neffen des Verstorbenen übergehen sollten, indem ein älterer ganz von der Erbschaft ausgeschlossen
wurde. Dieser, darüber erbittert, suchte die letzte Ehe seines Oheims für ungültig zu erklären und
klagte die verwitwete Herzogin der Bigamiean, da die Ehescheidung von Hervey von keinem kompetenten Gerichtshof vollzogen sei.
Sie eilte aus Italien, wo sie gerade verweilte, nach England zurück, fand zwar hohe Fürsprache, ward aber gleichwohl vom
Oberhaus im April 1776 für schuldig befunden und verurteilt; nur ihr hoher Adel bewahrte sie vor schimpflicher
Strafe. Sie hieß fortan Gräfin von Bristol, doch blieb das Testament des Herzogs von Kingston gültig und sie selbst im Genuß seines
Vermögens. Sie lebte fortan abwechselnd in Rom und Petersburg auf glänzendstem Fuße, später auf dem Schloß zu Ste.-Assise
bei Fontainebleau, wo sie 28. Aug. 1788 starb.
Vgl. Faverolles, La duchesse de Kingston (Par. 1813);
»Neuer Pilaval«,
Bd. 25 (Leipz. 1858).
(spr. kingstaun), 1) Seestadt in Irland, 7 km von Dublin, mit vielen schönen Gebäuden, einem Nonnenkloster,
beliebtem Seebad und (1881) 18,586 Einw. Vormals Dunleary genannt, nahm
die Stadt 1821 ihren jetzigen Namen an zu Ehren Georgs IV., der damals hier landete.
Der Hafen, 1817 angefangen,
wird durch zwei 1067 m und 1493 m lange Dämme gebildet und hat 101 Hektar Oberfläche. Er ist Vorhafen von Dublin. -
2) Hauptstadt der Insel St. Vincent (s. d.) in Westindien.
großer Golf des Timormeers an der Nordwestküste von Australien, in dessen Einfahrt zahlreiche
Inseln gelagert sind.
Einzelne Teile des Kingsundes sind die Goodenough-, Disaster-, Stokes- und Conebai.
Die Einfahrt wurde
bereits 1821 von King gefunden, der Golf später von Stokes erforscht, welcher auch den in seinen südlichen Zipfel mündenden
Fitzroyfluß entdeckte.
Besser bekannt wurde der Kingsund aber erst nach der Entdeckung des Kimberleydistrikts
durch A. Forrest und die Auffindung von Goldfeldern in diesem (s. Kimberley 2).
Williamstown, Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft in der britisch-afrikan. Kapkolonie, am Buffalofluß und der
Eisenbahn East London-King Williamstown, mit einer schönen kath. Kirche, großem Stadthaus, monumentalem Krankenhaus, mehreren
Banken und (1875) 5170 Einw., worunter viele Kaffern und eine Anzahl Deutscher, die auch in der sehr gut angebauten Umgebung
der Stadt viele Höfe besitzen, da hier die für den Krimkrieg angeworbene deutsche Legion angesiedelt wurde, um als Grenzposten
gegen die Kaffern zu dienen. King Williamstown ist Hauptquartier der Kolonialarmee und Sitz eines deutschen Konsuls. Der
Hafen von King Williamstown ist East London (s. d.).
1) Gottfried, Dichter und Kunsthistoriker, geb. 11. Aug. 1815 zu Oberkassel bei Bonn, wo sein Vater Geistlicher war,
wuchs unter pietistischen Einflüssen heran und widmete sich nach erhaltener Vorbildung zu Bonn dem Studium der Theologie, das
er seit 1834 in Berlin unter Marheineke, Hengstenberg und Neander fortsetzte. Nach Bonn zurückgekehrt, habilitierte
er sich 1836 nach bestandenem Lizentiatenexamen an der dortigen Universität als Dozent für Kirchengeschichte; zugleich wurde
er mit Geibel bekannt, welcher sein Talent zur Poesie mächtig anregte.
Aus Gesundheitsrücksichten und zugleich im Interesse eines begonnenen kunsthistorischen Werkes trat Kinkel im
Herbst 1837 eine Reise durch das südliche Frankreich
und Oberitalien nach Rom an, wo er bis zum Frühjahr des folgenden Jahrs
blieb. Nach seiner Rückkehr kam er mit Simrock, Freiligrath, Matzerath und Wolfgang Müller in nähere Verbindung und lernte
um dieselbe Zeit seine nachherige Gattin Johanna, geborne Mockel (s. unten), kennen, die bei ihrem klaren
und doch phantasiereichen Geist einen großen Einfluß auf ihn gewann.
Sie gab den ersten Anstoß zur Gründung des »Maikäferbundes«, der unter anderm Anlaß zu der frischen und lieblichen Dichtung
»Otto der Schütz, eine rheinische Geschichte in zwölf Abenteuern« (Stuttg. 1846, 56. Aufl.
1881), im Ton des altdeutschen kurzzeiligen Epos, ward. Kinkel war inzwischen Religionslehrer am Gymnasium und 1840 zugleich Hilfsprediger
der evangelischen Gemeinde in Köln geworden, wohin er alle Sonntage fuhr, und erntete mit seinen rhetorisch glänzenden Predigten,
von denen er eine Sammlung (Köln 1842) herausgab, ungeteilten Beifall.
Der Orthodoxie immer mehr sich entfremdend, machte er sich dadurch die Geistlichkeit zum Feind, und vollends
sein Verhältnis zu Johanna als einer geschiedenen Katholikin, mit der er sich 22. Mai 1843 vermählte, erregte dermaßen Anstoß,
daß man ihm sogar die Hilfspredigerstelle entzog. Bald darauf mit der Theologie offen brechend, trat er 1845 in die
philosophische Fakultät zu Bonn über, indem er Vorlesungen über Kunstgeschichte und Poesie eröffnete. Schon zuvor hatte die
Sammlung seiner »Gedichte« (Stuttg. 1843, 7. Aufl.
1872) die günstigste Aufnahme gefunden.
Jetzt erschien sein Buch »Die Ahr. Landschaft, Geschichte u. Volksleben«, welchem der 1. Band seiner »Geschichte der bildenden
Künste bei den christlichen Völkern« (Bonn 1845) folgte. Von Dichtungen aus jenen Jahren nennen wir den
Anfang der erst viel später (1872) vollendeten poetischen Erzählung »Der Grobschmied von Antwerpen« und »Margret, eine Dorfgeschichte«,
letztere eine der vorzüglichsten Erzählungen der neuern deutschen Litteratur. 1846 wurde Kinkel zum außerordentlichen Professor
der Kunst- und Kulturgeschichte ernannt und erhielt bald darauf einen Ruf nach Berlin, der jedoch infolge
eines von ihm veröffentlichten Gedichts (»Männerlied«) wieder zurückgenommen
wurde.
Hatte Kinkel schon seit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. regen Anteil an der politischen Bewegung genommen, so erregte
die Katastrophe von 1848 sein ganzes Wesen aufs heftigste, und er entwickelte eine außerordentliche und
unermüdliche Thätigkeit auf seiten der republikanischen Partei. Er nahm teil an dem Sturm der Bonner Demokraten auf das Zeughaus
zu Siegburg (10. Mai 1849), begab sich nach dem unglücklichen Ausgang des Unternehmens in die Pfalz und schloß sich dem pfälzisch-badischen
Aufstand an. Am 29. Juni verwundet und gefangen, wurde er vom Kriegsgericht zu lebenslänglicher Festungsstrafe
verurteilt, die der König in lebenslängliches Zuchthaus verwandelte. Kinkel wurde in das Zuchthaus zu Naugard abgeführt und hier
zu den gewöhnlichen Sträflingsarbeiten angehalten. Im April 1850 mußte er wegen seiner Teilnahme an dem Zug
nach Siegburg vor
den Assisen in Köln erscheinen, wurde aber von diesen infolge seiner glänzenden Verteidigungsrede freigesprochen.
Nachdem er auf der Rückkehr von Köln einen vergeblichen Fluchtversuch gemacht, wurde er nun doch zur Festungsstrafe nach
Spandau abgeführt und mußte sich hier derselben Behandlungsweise wie die übrigen Gefangenen unterwerfen, bis er im
November 1850 durch einen begeisterten Verehrer, den damaligen Studenten Karl Schurz (s. d.), auf fast wunderbare
mehr
Weise befreit wurde. Kinkel wandte sich zunächst nach London, wohin ihm bald seine Familie nachfolgte, dann im September 1851 zu
politischen Zwecken nach Nordamerika, wo er indessen nur kurze Zeit verblieb. Nach London zurückgekehrt, zog er sich mehr und
mehr von dem politischen Parteiwesen zurück, nahm 1853 eine Anstellung als Lehrer der deutschen Sprache
und Litteratur am Westbourne College an und widmete seine ganze Thätigkeit seinen Vorlesungen über deutsche Litteratur an der
London University und in Privatkreisen. Auch seine schriftstellerische Laufbahn nahm er von neuem auf in dem Drama »Nimrod«
(Hannov. 1857) und gründete 1859 die deutsche Wochenschrift »Hermann«, welche er jedoch nur ein halbes
Jahr lang redigierte.
Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin zum zweitenmal vermählt, schien sich der Dichter ganz in England eingelebt zu haben, als
er im April 1866 einen Ruf nach Zürich
als Professor der Archäologie und Kunstgeschichte am eidgenössischen Polytechnikum erhielt,
dem er Folge leistete. Die neue Thätigkeit belebte sowohl seine kunsthistorischen als seine poetischen
Arbeiten. Mit einer Spezialschrift: »Die Brüsseler Rathausbilder des Rogier van der Weyden« (Zürich
1867),
kehrte er zur Kunstlitteratur
zurück;
die er seitdem durch eine Reihe von Abhandlungen, die teilweise unter dem Titel: »Mosaik zur Kunstgeschichte« (Berl.
1876) gesammelt erschienen, »Peter Paul Rubens« (Basel
1874) u. a. bereichert hat.
Eine zweite Sammlung seiner
»Gedichte« (Stuttg. 1868) brachte auch den
vollendeten »Grobschmied von Antwerpen« (4. Aufl. 1887),
von dem in der ersten Sammlung nur ein Bruchstück mitgeteilt worden
war, und der an frischer Kraft und poetischer Fülle des Ausdrucks »Otto dem Schütz« wohl gleichkam, ohne
jedoch so populär zu werden wie das letztere Gedicht. Durch gleich glücklichen Fluß des Vortrags und lebendiges Kolorit ausgezeichnet
war auch seine letzte kleine epische Dichtung: »Tanagra, Idyll aus Griechenland« (Braunschw. 1883, 3. Aufl. 1886). Außerdem
erschienen: Festreden auf »Friedrich Rückert« (Zürich
1867) u. »Ferdinand Freiligrath, 1867« (Leipz. 1867);
»Die
christlichen Unterthanen der Türkei« (Basel
1876);
»Für die Feuerbestattung« (Berl. 1877).
Kinkel starb 13. Nov. 1882 in Zürich.
Vgl. Strodtmann,
Gottfried Kinkel (Hamb. 1850, 2 Bde.),
Henne-Am Rhyn, G. ein Lebensbild (Zürich
1883);
Ad. Stern, G. Kinkel (»Westermanns Monatshefte«, Okt. 1883). -
Sein Sohn Gottfried, geb. 11. Juli 1844 zu Poppelsdorf, Kustos der Kupferstichsammlung in Zürich,
machte sich durch
eine Reihe kleinerer kultur- und kunstgeschichtlicher Schriften und Vorträge (»Euripides und die bildende Kunst«, Berl. 1872;
»Kunst und Kultur im alten Italien vor der Herrschaft der Römer«, Basel
1878; »Macaulay, sein Leben und Geschichtswerk«, Berl. 1879;
»Die Kulturzustände der Restaurationsepoche in England«, Heidelb. 1882, u. a.) bekannt.
2) Johanna, Schriftstellerin, Gattin des vorigen, geb. 8. Juli 1810 (nicht 1807) zu Bonn, Tochter des Gymnasiallehrers Mockel,
heiratete früh den Musikalienhändler Mathieux, den sie jedoch schon nach wenigen Monaten wieder verließ, und lebte seitdem
der Ausbildung ihres bedeutenden musikalischen Talents. Um Gottfried Kinkel (s. oben) ihre Hand reichen zu können,
trat sie zur protestantischen Kirche über und ward nach erfolgter gerichtlicher Trennung ihrer ersten Ehe 1843 mit jenem getraut.
Nach der Befreiung ihres Gatten aus Spandau folgte sie diesem nach London, wo sie 15. Nov. 1858 infolge eines Sturzes
aus dem
Fenster starb. Johanna Kinkel war eine aus schwärmerischer Empfindung und nüchterner Realität seltsam gemischte Natur, die sich
auch in ihren gemeinsam mit Kinkel herausgegebenen »Erzählungen« (Stuttg. 1849, 3. Aufl. 1883) offenbarte.
Ihr hinterlassener Roman »Hans Ibeles in London« (Stuttg. 1860, 2 Bde.)
weist viel lebendige Erinnerung und scharfe Charakteristik auf. Von ihren musikalischen Kompositionen ist
die »Vogelkantate«, ein launiges Gesangstück, populär geworden. Praktischen Wert hatten ihre »Acht Briefe über Klavierunterricht«
(Stuttg. 1852).