die Romane: »Alton Locke, tailor and poet« (1850, 2 Bde.),
ein ergreifendes Bild der Gebrechen und Verirrungen der
modernen Gesellschaft, das den Konflikt zwischen modernen Zuständen und den Anforderungen christlicher Sinnesart darstellt;
»Yeast, a problem« (1851),
ähnliche Tendenzen verfolgend;
»Phaeton, or loose thoughts on loose thinkers« (1852);
»Hypatia,
or new foes with an old face« (1852; deutsch von Gilsa, 4. Aufl., Leipz.
1885),
worin der tragische Konflikt zwischen der poetischen Philosophie des Heidentums und der Jugendkraft des Christentums mit
künstlerischem Sinn behandelt wird, und »West Ward ho!« (1855, 3 Bde.; deutsch von Schück, Gotha
1885),
eine religiös-patriotische Erzählung aus dem Zeitalter der Elisabeth.
Beide letztern Romane sind
Kingsleys bedeutendste Werke. Außerdem erschienen: »Two years ago« (1857);
»Miscellanies from Fraser's Magazine« (1859);
die
phantastische Humoreske »The waterbabies« (1863; deutsch, Leipz.
1885);
der zur Zeit Wilhelms des Eroberers spielende Roman »Hereward, the last of the English« (1866);
»The Hermits« (1867);
»How and why?« (1869);
»At last: a christmas in the West Indies« (1872, 2 Bde.) u. a.
Ein Bändchen Poesien von Kingsley war 1858 unter dem Titel: »Andromeda, and other poems« erschienen;
eine vollständige Sammlung
seiner »Poems« erschien zuletzt 1884. Seit 1859 als Professor der neuern Geschichte an der Universität Cambridge
angestellt, hielt Kingsley eine Reihe von Vorträgen, die unter dem Titel: »The Roman and the Teuton« (1864) erschienen.
Nach seinem
Rücktritt 1869 wurde er Kanonikus von Chester und starb, nachdem er 1874 zum zweitenmal Nordamerika besucht und daselbst Vorlesungen
(gesammelt 1875) gehalten hatte, in Eversley. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 28 Bänden;
eine deutsche Übersetzung ausgewählter Predigten besorgte D. Krätzinger (Gotha 1885-86, 2 Bde.).
Vgl. »Charles Kingsley, letters and memories of his life« (hrsg. von seiner
Witwe 1876; deutsch, 2. Aufl., Gotha 1882);
J. ^[Julian] Schmidt, Porträts aus dem 19. Jahrhundert (Berl. 1878).
2) Henry, engl. Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 1830, studierte in Oxford, ging 1853 nach Australien,
wo er mehrere Jahre blieb, und widmete sich nach seiner Rückkehr der litterarischen Beschäftigung. Sein erster Roman: »The
recollections of Geoffry Hamlyn« (1859),
blieb sein bester. Von den zahlreichen nachfolgenden nennen wir: »Ravenshoe« (1862;
deutsch, Leipz. 1863);
»Austin Elliot« (1863);
»The Hillyars and the Burtons« (1865);
»Silcote of Silcotes«
(1867);
»Mademoiselle Mathilde« (1868);
»Tales of old travel« (1869 u. 1871);
»Old Margaret« (1871) u. a. Spannende Handlung und
anschauliche Schilderungen, besonders australischen Lebens, finden sich in seinen Werken, doch auch manche Nachlässigkeiten
im Stil. 1870-71 Redakteur der »Daily Review«, machte er als sein eigner Kriegskorrespondent den deutsch-französischen
Feldzug mit, wohnte der Schlacht von Sedan bei und betrat als der erste Engländer die Stadt. Er starb Seine letzten
Werke waren: »The Harveys« (1872);
»Hornby Mills« (1872);
»Valentin: a French boy's story of Sedan« (1872);
»Oakshott Castle«
(1873);
»Reginald Hetherege« (1874);
»Grange garden« (1876) und »Fireside
studies« (1876).
Eine Sammlung seiner Romane erschien 1872 in 7 Bänden.
(spr. kingst'n), Name mehrerer Städte in England und Amerika, deren bedeutendste folgende sind:
1) Kingston upon Hull, s. Hull. -
2) Kingston on Thames (spr. temms'), Stadt in der engl. Grafschaft Surrey, 16 km südwestlich von Charing Croß (London), ein alter,
unregelmäßig gebauter, aber historisch interessanter Ort am rechten Ufer der Themse, über die eine Brücke von 20 Bogen führt,
hat ein Asyl für Soldatenwitwen, ein Spital, bedeutenden Gemüsebau, Fabrikation von landwirtschaftlichen
Geräten, Töpferwaren und Kokosnußsieben, Matratzen und (1881) 19,875 Einw. Kingston war früher
Krönungsort der angelsächsischen Könige, die bei diesem Vorgang auf einem noch jetzt vor dem Rathaus befindlichen Stein gesessen
haben sollen. -
3) Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Ontario, am Ontariosee, beim Austritt des St. Lorenzstroms und
an der Mündung des Cataraqui und des Rideaukanals, hat einen sichern Hafen, den starke Befestigungen verteidigen, und (1881)
14,091 Einw. Kingston ist Sitz eines anglikanischen und eines katholischen Bischofs, der Queen's University (1847 gegründet), des
kath. Regiopolis College und einer Militärakademie und hat Bau von Maschinen und Pianofortes, Gerbereien und
Brauereien. Zum Hafen gehörten 1885: 217 Schiffe von 26,409 Ton. Gehalt, und 1884-85 liefen 2754 Schiffe von 611,800 T. ein. Wert der
Einfuhr aus den Vereinigten Staaten 1885: 1,267,000 Doll., der Ausfuhr 597,000 Doll. Kingston wurde 1784 an Stelle des 1672-1762 im
Besitz Frankreichs befindlichen Forts Frontenac gegründet. -
4) Hauptstadt der brit. Insel Jamaica in Westindien, am Großen Haff (Hunt Bay), welches durch die 15 km lange Nehrung »Palisadoes«
vom Meer getrennt, und dessen Einfahrt durch die starken Batterien von Port Royal (s. d.) verteidigt wird. Die Stadt ist auf
sanft ansteigendem Gelände gebaut, hat, abgesehen vom King's House (Regierungsgebäude), dem Gerichtshof,
Hospital, Irrenhaus, Zuchthaus und Theater, fast nur einstöckige Gebäude und (1881) 38,568 Einw.
In der Nähe Up Park Camp in der reichbebauten Liguanea-Ebene, Stony Hill (60 m) mit Kaserne und der 10 km entfernte botanische
Garten. Kingston ist Sitz eines deutschen Konsuls. -
5) Stadt im nordamerikan. Staat New York, am Hudson, dicht bei Rondout (s. d.), mit dem es (1880) 18,344 Einw.
zählt. Kingston wurde 1663 von den Holländern gegründet.
(spr. kingst'n), Elisabeth Chudleigh, Herzogin von, geb. 1720 als Tochter des Obersten Thomas Chudleigh, wurde 1743 nach
dem Tode desselben Hofdame bei der Prinzessin von Wales, der Mutter Georgs III. Durch Schönheit und Geist ausgezeichnet,
hatte sie zahlreiche Anbeter, unter denen sie den Herzog von Hamilton begünstigte, vermählte sich aber, als der Herzog eine
größere Reise antrat, mit dem Kapitän Hervey, späterm Grafen von Bristol. Die Ehe war jedoch unglücklich,
und Elisabeth kehrte an den Hof zurück, während ihr Gemahl nach Westindien segelte.
Ein Kind aus dieser Ehe starb, und die Verbindung blieb geheim. Kurze Zeit darauf begab sich Elisabeth in Begleitung eines Majors
Howe nach Deutschland und fand an den Höfen zu Dresden und Berlin die schmeichelhafteste Aufnahme. Nach England
zurückgekehrt, nahm sie ihre Stellung als Ehrendame der Prinzessin wieder ein und vermählte sich, nachdem ihre Ehe mit Hervey
endlich mit dessen Einwilligung getrennt war, im März 1769 mit dem Herzog von Kingston Derselbe setzte sie durch
mehr
Testament zu seiner Erbin ein, und nach seinem Tod 1773 kam sie in den lebenslänglichen Genuß seiner bedeutenden Güter, welche
nach ihrem Tod auf einen jüngern Neffen des Verstorbenen übergehen sollten, indem ein älterer ganz von der Erbschaft ausgeschlossen
wurde. Dieser, darüber erbittert, suchte die letzte Ehe seines Oheims für ungültig zu erklären und
klagte die verwitwete Herzogin der Bigamiean, da die Ehescheidung von Hervey von keinem kompetenten Gerichtshof vollzogen sei.
Sie eilte aus Italien, wo sie gerade verweilte, nach England zurück, fand zwar hohe Fürsprache, ward aber gleichwohl vom
Oberhaus im April 1776 für schuldig befunden und verurteilt; nur ihr hoher Adel bewahrte sie vor schimpflicher
Strafe. Sie hieß fortan Gräfin von Bristol, doch blieb das Testament des Herzogs von Kingston gültig und sie selbst im Genuß seines
Vermögens. Sie lebte fortan abwechselnd in Rom und Petersburg auf glänzendstem Fuße, später auf dem Schloß zu Ste.-Assise
bei Fontainebleau, wo sie starb.
Vgl. Faverolles, La duchesse de Kingston (Par. 1813);