Hoffmann ganz auf die komische Seite verlegt u. in seinem schon in 130 Auflagen verbreiteten »Struwwelpeter« (1851) eine Sammlung
von Karikaturen und Satirliedern für Kinder geliefert, die trotz alles Kopfschüttelns der Theoretiker und Kritiker das junge
Volk unbedingt für sich gewonnen haben und diesem unendlich interessanter sind als die bei Eltern
und Kinderfreunden mit Recht beliebten, bei aller Fröhlichkeit doch auch schalkhaften und ironischen Kinderbilder u.
-Reime von Oskar Pletsch u. a. Der reiche Schatz der Kinderlieder, im ganzen genommen, ist eine Zierde der deutschen Litteratur und ein
wertvoller Besitz des deutschen Volkes.
Als empfehlenswerte Sammlungen von Kinderliedern sind zu nennen: G. Scherer, Deutsches Kinderbuch (Leipz.
1877, 2 Bde.);
Simrock;
Deutsches Kinderbuch (3. Aufl., Frankf. 1879);
F. Schmidt, Neues Wunderhorn für die Jugend (Leipz. 1855);
Colshorn, Des deutschen Knaben Wunderhorn (2. Aufl., Hannov. 1880);
Rochholz, Liederfibel (3. Aufl., Leipz. 1872);
Viohl und
Wentzel, Des Kindes Lust und Freude (6. Aufl., Berl. 1876);
König, Blüten aus dem zarten Kindesalter (2.
Aufl., Oldenb. 1866);
Wackernagel, Die goldene Fibel (2. Aufl., Wiesb. 1869).
1) Ferdinand, später geadelt als Ritter v. Schulstein, kathol. Geistlicher und Schulmann, geb. zu
Königswalde bei Schluckenau in Böhmen, studierte in Prag und wurde 1771 Pfarrer zu Kaglitz in Böhmen, wo
er die damals berühmte Schuleinrichtung des Abtes v. Felbiger in Sagan, nachdem er diese an Ort und Stelle studiert hatte, nachahmte.
Neu führte er selbst den täglichen Wechsel zwischen »Lehrschule« u. »Industrieschule« ein, worin wieder er selbst viele Nachahmung
fand. 1772 Dechant, 1776 Schulrat und Professor der Pädagogik zu Prag, 1777 von Maria Theresia geadelt, 1790 Bischof
von Leitmeritz, starb er dort
Vgl. Aigner, Der Volks- und Industrieschulen-Reformator Bischof Kindermann (Wien 1867).
2) August, Bühnensänger (Bariton), geb. zu Potsdam, begann mit 16 Jahren seine Künstlerlaufbahn
als Chorist bei der Berliner Hofoper und wurde von Spontini auch zu kleinen Solopartien herangezogen, war 1839-46 am Leipziger
Theater engagiert, wo er sich bis zum ersten Baritonisten emporarbeitete und die Freundschaft Lortzings erwarb, der den »Hans
Sachs« für ihn schrieb, und gehörte seitdem als Mitglied des Münchener Hoftheaters (seit 1855 auch Oberregisseur)
zu den gefeiertsten Lieblingen des Publikums. Sein sonores Organ und seine sonstigen theatralischen Talente befähigten ihn besonders
zu Rollen wie Figaro, Kaspar, Tristan (in »Jessonda«) u. a.; auch Wagners Wotan und Titurel (im »Parsifal«) fanden in ihm einen
trefflichen Interpreten.
Präparate, welche als Ersatz der Muttermilch dienen sollen, diesem Zweck aber entweder
gar nicht oder nur unvollständig entsprechen. Manche Kindermehle sind in der Weise dargestellt, daß Kuhmilch zu sirupartiger Konsistenz
verdampft und dann, mit aufgeschlossenem Getreidemehl und mehr oder weniger Zucker vermischt, eingetrocknet und gemahlen wurde.
Andre haben nur einen Zusatz von Fett (Rahm oder Butter) erhalten, die übrigen sind nichts als aufgeschlossene
und besonders präparierte Mehle von Getreide oder Hülsenfrüchten oder von einem Gemisch beider.
Das Aufschließen der Mehle wird durch Behandlung mit überhitztem Wasserdampf unter erhöhtem Druck, auch wohl durch Erwärmen
mit geringen Mengen einer Säure oder
durch Behandeln oder Mischen mit Malz zu erreichen gesucht. Dabei
soll die Stärke in Dextrin und Zucker verwandelt werden, dies Ziel wird aber nie vollständig erreicht, und da Kinder in den
ersten Lebensmonaten Stärke nicht verdauen, so bilden die in dieser Zeit kein geeignetes Nahrungsmittel für dieselben.
Frauenmilch enthält auf 1 Teil Eiweißstoff reichlich 1,5 Teile Fett und 2,5 Teile Milchzucker, und diesem
Nährstoffverhältnis müßte die Zusammensetzung der Kindermehle entsprechen, wenn sie für die ersten Lebensmonate geeignet sein
sollten. Später kann wohl der Fettgehalt allmählich etwas zurücktreten und durch Kohlehydrate ersetzt werden, ohne daß
das Kind Schaden leidet. Viele Kindermehle enthalten aber gar keine erhöhte Menge Fett und eignen sich deshalb höchstens
als Zusatz zu guter ganzer Kuhmilch.
Dabei ist zu berücksichtigen, daß, wie bereits gesagt, wenigstens ein Teil der Kohlehydrate in nicht aufgeschlossenem Zustand
vorhanden ist, und daß ferner die vegetabilischen Eiweißstoffe viel schwerer verdaulich sind als die animalischen. Hülsenfrüchte
verhalten sich in dieser Hinsicht ungünstiger als Getreide, und der größere Kalk- und Phosphorsäuregehalt
hebt diesen Nachteil nicht auf. Kindermehle eignen sich aus allen diesen Gründen nicht für die Ernährung der Kinder in den ersten
Lebensmonaten, erst später können sie mit Vorteil und zwar zunächst als Zusatz zu guter Kuhmilch benutzt werden.
Sie sind um so besser, je mehr ganze Milch sie enthalten. Die Menge, d. h. das Verhältnis derselben zu
Mehl, läßt sich aus dem Fettgehalt der Kindermehle erschließen. Da Mehle nur etwa 0,5 Proz. Fett enthalten, so sind für ein Kindermehl
mit 4-5 Proz. Fett auf 100 Teile Mehl 12-15 Teile Milchtrockensubstanz oder 100-125 Teile frische Milch
angewandt worden. Gutes Kindermehl soll ferner höchstens 1 Proz. Holzfaser und auf etwa 20 Proz. unlösliche Kohlehydrate (Stärke)
mindestens 50 Proz. lösliche in Form von Zucker und Dextrin enthalten. Die Zusammensetzung der bekanntesten Kindermehle ist aus nachstehender
Tabelle (S. 738) ersichtlich. Kinderpulver (Ribkesches Kindermehle, Pulvis magnesiae cum rheo, P. infantum, P. antacidus),
Mischung aus 60 Teilen kohlensaurer Magnesia, 40 Teilen Fenchelölzucker und 15 Teilen Rhabarberpulver, wird als Abführmittel
bei Kindern benutzt.
kleine dramat. Stücke, welche die Welt der kindlichen Begriffe nicht überschreiten und zur Lektüre
für Kinder, zur Aufführung von ihnen, zur Übung des Gedächtnisses und zur Bildung der Deklamation und
der äußern Darstellung bestimmt sind. Die ältesten Kinderschauspiele sind die sogen. Schuldramen; dann folgten die dramatischen Sprichwörter,
eine Erfindung des Franzosen Moissy. Frau v. Genlis schrieb »Théâtre d'éducation« (Par. 1779, deutsch von Gotter). In Deutschland
lieferte die ersten Kinderschauspiele. Weiße (Leipz. 1792, 3 Bde.);
Claudius gab unter anderm ein »Kindertheater« (Frankf. 1802-1804) heraus,
Sartorius eine Sammlung von Kinderschauspielen verschiedener Verfasser unter dem Titel: »Theater für die Jugend« (das. 1781-85, 3 Bde.),
Jauffret in deutscher und französischer Sprache (Hamb. 1803, 2 Bde.).
Von neuern Sammlungen sind Kannegießers »Schauspiele für die Jugend« (Berl. 1844-49, 12 Bdchn.),
Bischoffs
»Jugendbühne« (Leipz. 1872 ff.,
bis jetzt 27 Bdchn.) und Hirts »Theater für die Jugend«, leicht aufführbare Stücke von Agnes Franz, Klementine Helm, O. Wildermuth
(das. 1877) zu nennen.