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Gemeinschaft fühlen lernen. Daher genügt auch schon im vorschulfähigen, zarten Alter die häusliche Erziehung nicht. Fröbel vereinigte deshalb die Kinder wenigstens einige Stunden des Vormittags in seinem Kindergarten zu gemeinsamem Spiel und gemeinsamer Beschäftigung. Den Namen wählte er, weil ein Garten [* 2] zur Beobachtung des organischen Lebens der Natur, zur Erfrischung etc. wesentlicher Bestandteil der Anstalt ist, und weil in dieser die Kinder als Pflanzen Gottes gepflegt und entwickelt werden sollen. Er sagt: »Der Kindergarten soll die Kinder des vorschulfähigen Alters nicht nur in Aufsicht nehmen, sondern ihnen auch eine ihrem ganzen Wesen entsprechende Beschäftigung geben, ihren Körper kräftigen, ihre Sinne üben und den erwachenden Geist beschäftigen, sie sinnig mit der Natur und Menschenwelt bekannt machen, besonders auch Herz und Gemüt richtig leiten und zur Einigkeit mit sich führen«. Zu diesem Zweck läßt er die Kinder beobachten, besonders Tiere und Pflanzen, auch sonst schöne und bedeutsame Körperformen, und diese Beobachtungen aussprechen und besingen.
Daneben leitet er sie zu allerhand Spielen an. Diese sind Bewegungsspiele (Freiübungen, s. d.) und Geistesspiele. Die erstern beginnen mit dem Ball und schreiten dann zur (harten) Kugel, zum Würfel, zur Walze, zum Bauen mit verschiedenen Körpern fort. Durch die Bauspiele sowie durch das Flechten, [* 3] Falten, Ausschneiden, Zeichnen etc. wird der Übergang vom Spiel zu ernsterer Beschäftigung angebahnt. Auch diesen Spielen gehen Sprech- und Singübungen zur Seite, für welche Fröbel selbst Sprüche und Lieder in großer Zahl herausgegeben hat.
Die Leitung der Kindergärten sollte eigens dazu ausgebildeten Kindergärtnerinnen übertragen werden. In der Ausführung seiner Pläne findet sich bei Fröbel manches Seltsame und Schiefe. [* 4] Dennoch hat das Unternehmen einen gesunden Kern und verdiente nicht die Feindseligkeit der Regierungen und die Abneigung der Lehrer und Erzieher, der es vielfach begegnete. Mit der wachsenden Verbreitung (besonders durch die eifrige Propaganda der Frau v. Marenholtz-Bülow in Dresden [* 5] und das Eintreten von Kindergärten Schmidt und A. Köhler in Gotha, [* 6] W. Lange in Hamburg [* 7] u. a.) ist manches Fehlerhafte abgestreift.
Vom pädagogischen wie volkswirtschaftlichen Standpunkt aus ist ihnen ferneres Wachstum zu wünschen. Nur müssen sie den bestehenden Schulen nicht feindlich gegenübertreten oder deren Lehrplänen in falschem Ehrgeiz vorgreifen, sondern der Schulerziehung verständig vorarbeiten. In Österreich [* 8] wurde durch Erlaß des Ministers v. Stremayr vom die Gründung von Kindergärten und die Heranbildung von Kindergärtnerinnen amtlich empfohlen und geregelt. Dagegen ist in Preußen [* 9] zwar das frühere Verbot schon 1861 aufgehoben, aber die Bevorzugung der Kindergärten vor ähnlichen Veranstaltungen für die vorschulpflichtige Jugend stets abgelehnt worden, namentlich durch Erlaß des Ministers Fall vom Vielfach berühren sich die in der Praxis mit den nahe verwandten Kleinkinderschulen (s. d.), Bewahr- oder Pfleganstalten.
Vgl. die Schriften von Friedrich Fröbel (s. d.), namentlich dessen »Pädagogik des Kindergartens« (hrsg. von W. Lange, 2. Aufl., Berl. 1874);
Goldammer, Der Kindergarten, Handbuch der Fröbelschen Erziehungsmethode (4. Aufl., das. 1885);
Köhler, Der Kindergarten in seinem Wesen dargestellt (2. Aufl., Weim. 1874);
Derselbe, Die Praxis des Kindergartens (3. Aufl., das. 1878 ff., 3 Bde.);
Barth, Bilder aus dem Kindergarten (Leipz. 1873);
v. Marenholtz-Bülow, Der Kindergarten (2. Aufl., Dresd. 1878);
Dieselbe, Theoretisches und praktisches Handbuch der Fröbelschen Erziehungslehre (Kassel [* 10] 1886, 2 Bde.);
Seidel, Katechismus der praktischen Kindergärtnerei (3. Aufl., Leipz. 1887);
Cassau, Fr. Fröbel und die Pädagogik des Kindergartens (Wien [* 11] 1882).