1)
JohannFriedrich, Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Leipzig,
[* 3] studierte daselbst
Rechtswissenschaften,
ließ sich 1793 als
Rechtsanwalt in
Dresden
[* 4] nieder, entsagte aber 1814 der juristischen
Praxis, um sich
ungestört seiner schriftstellerischen Thätigkeit widmen zu können. Er starb in
Dresden. Unter seinen belletristischen
Arbeiten fanden seine
Novellen und
Erzählungen bei ihrer plattromantischen Darstellungsweise, wie: »Natalia«
(Züllichau 1802-1804, 3 Bde.),
»Lindenblüten« (das. 1819, 4 Bde.)
u. a., vielen Beifall. Auch von seinen dramatischen
Dichtungen (»Theaterschriften«, Leipz. 1821-27, 4 Bde.)
hielten sich einige, wie
»Wilhelm der Eroberer«,
»VanDycks Landleben« etc., längere Zeit auf der
Bühne.
Am meisten
Glück aber machten seine
Operntexte: »Das Nachtlager von
Granada«
[* 5] (von
Kreutzer komponiert),
»Der Holzdieb«
(Musik
von
Marschner) und besonders der durch M. v.
WebersMusik unsterblich gemachte
»Freischütz« (mit
Briefen des
Komponisten herausgegeben,
Leipz. 1843). 1815 gab Kind
Beckers »Taschenbuch zum geselligenVergnügen« heraus; 1817-26 besorgte er mit
Winkler
(Th.
Hell) die Redaktion der »Abendzeitung«, später auch eine Zeitlang
die der
»Dresdener Morgenzeitung«.
Kinds »Gedichte« (Leipz. 1808, 5 Bde.; 2. Aufl.,
das. 1817 bis 1825) trugen durchaus das Gepräge schwächlicher Nach- und Anempfindung, welches
nahezu allen Dichtern des
Dresdener Abendzeitungskreises eigen war.
2)
KarlTheodor, neugriech. Philolog, geb. zu
Leipzig, studierte daselbst die
Rechte, ließ sich 1824 als
Advokat nieder, war 1835-46 Mitglied der Juristenfakultät, dann mit dem
TitelJustizrat bis 1856 Mitglied des Spruchkollegiums
und starb in
Leipzig. Neben der juristischen
Praxis beschäftigte ihn seit 1821 insbesondere
das
Studium der neugriechischen
Sprache,
[* 6] um deren allgemeine Kenntnis er sich wesentlich verdient gemacht hat. Von seinen hierher
gehörigen
Schriften nennen wir: »NeugriechischeVolkslieder im
Original und mit deutscher Übersetzung«
(Grimma
[* 7] 1827);
3)
KarlGotthelf,
Techniker, geb. zu
Linde bei
Freiberg
[* 8] in
Sachsen,
[* 9] war mit 13
Jahren Bergarbeiter, beteiligte
sich zu Anfang der 20er Jahre an Bohrversuchen bei
Pegau und an einigen andern
Orten und stellte als Bohrmeister in
Stotternheim
bei
Erfurt
[* 10] unter den größten Schwierigkeiten zwei
Bohrlöcher her. 1835 unternahm er die ersten Seilbohrversuche nach der
Methode der
Chinesen. Seit 1836 arbeitete er in
Luxemburg,
[* 11] erreichte bei Cessingen die größte damals bekannte
Tiefe von 535
m und wandte bei
Echternach an der
Sauer zuerst hölzerne Bohrstangen und
Freifallbohrer an. 1848 faßte er die
Idee, sein verbessertes Bohrverfahren zum
Abteufen sehr weiter, fahrbarer
Bohrlöcher
(Schächte) zu verwenden, und erzielte
in Schöneken bei
Forbach
[* 12] mit einem 4,15 m weiten Bohrloch die günstigsten Erfolge.
In der
Folge führte er mit Chaudron nach einem verbesserten
Verfahren mehrere sehr weite Bohrungen aus. 1855-61 erbohrte er
einen artesischen
Brunnen
[* 13] in
Passy bei
Paris,
[* 14] der pro
Stunde 1300
cbmWasser lieferte. Seit 1868 lebte Kind zurückgezogen auf seinem
Gute »die goldene Bremm«, am
Fuß der Spicherer
Höhen, und starb hier Seine durchgreifendsten
Verbesserungen und
Erfindungen waren: das
Bohren mit hölzernen
Stangen, der
Freifallbohrer, der Erweiterungs- oder Nachnahmebohrer,
Versicherungen, durch welche vorkommende Bohrerbrüche sogleich erkannt und mit zu
Tage gefördert werden können, Schachtbohrer
und
Mittel zur Wasserdichtmachung der abgebohrten
Schächte. Er schrieb: »Anleitung zum
Abteufen der
Bohrlöcher«
(Luxemb. 1842).
(Puerperalfieber,Febris puerperalis), eine schnell verlaufende, sehr gefährliche
Krankheit der Wöchnerinnen,
welche zu den
Wund- oder Ansteckungskrankheiten gerechnet werden muß. Das Kindbettfieber kommt zeitweise in epidemischer Verbreitung,
seltener in vereinzelten
Fällen vor und sucht namentlich die Entbindungsanstalten heim, um so mehr, je
größer und je mehr sie belegt sind. Die
Ursache des Kindbettfiebers besteht in der Ansiedelung niederster pflanzlicher Organismen
(Mikrokokken) auf der bei der
Entbindung entstehenden großen Wundfläche der
Gebärmutter
[* 15] und im Übertritt derselben in das
Blut der
Mutter.
Diese mikroskopisch kleinen
Pilze
[* 16] werden niemals durch die
Luft allein, sondern stets durch Untersuchungen
und
Operationen mit unreinen
Fingern und
Instrumenten in die zur
Aufnahme vorbereiteten
Geschlechtsteile eingeführt. Je nach
der
Stelle, an welcher sich die
Keime ansiedeln, und nach der Heftigkeit, mit welcher sie am eigentlichen Erkrankungsherd selbst
und dann in der Blutbahn ihre
Zersetzungen einleiten, ist der Verlauf bald ein leichterer, bald ein schwererer
oder unter stürmischem
Fieber und nervösen Anfällen rasch zum tödlichen Ende führend
(Prämie).
Beschränken sich die Veränderungen auf die Wundfläche im Innern der
Gebärmutter, welche nach jeder
Entbindung zurückbleibt,
so entsteht eine
Endometritis puerperalis, welche sich von einfacher Eiterabsonderung zu diphtherischer
oder brandiger
Entzündung, Jauchebildung und allgemeiner
Blutvergiftung steigern kann.
Hat die
Wand derGebärmutter sich beteiligt,
so liegt eine
Metritis vor, sind die Fettgewebslagen zwischen den
Platten der breiten
Mutterbänder Hauptsitz, so besteht
Parametritis,
Vorgänge, die ebenfalls von entzündlichen Schwellungen zu
Eiter- und Jauchebildung schwanken können und allgemein in das
Gebiet der
Phlegmonen (s. d.) gehören. Am meisten gefürchtet ist die
Entzündung des Bauchfellüberzugs der
Gebärmutter,
weil sie sich überaus leicht zu einer allgemeinen
Bauchfellentzündung (s. d.) ausbreitet. Bei allen diesen
Formen pflegen
sich die
Eileiter und die
Eierstöcke selbst in verschiedenem
Grad zu beteiligen.
¶
mehr
Aus dieser Darstellung ergibt sich, daß die Krankheitserscheinungen unmöglich zu einem gemeinschaftlichen Bild sich vereinigen
lassen. Entweder trübt sich langsam das Allgemeinbefinden, der Wochenfluß wird sparsam, übelriechend, oder das Kindbettfieber setzt
plötzlich mit heftigen Fieberbewegungen und Schüttelfrost ein. Die Milchabsonderung läßt nach, tiefer Druck auf die Beckenorgane
ist schmerzhaft, die Schmerzhaftigkeit steigert sich bald bis zum Unerträglichen, der Leib wird durch
Gase
[* 18] aufgetrieben, schon nach wenigen Tagen kann der Tod eintreten.
Ist der Verlauf langsamer, so gesellen sich nicht selten Entzündungen der Herzklappen, der Lungen oder des Brustfells hinzu,
welche die Kranken zu Grunde richten, oder es kann auch ein Lungenschlag durch Verstopfung (s. Embolie) der
Lungenarterie mit abgerissenen Blutgerinnseln dem Leben ein jähes Ende setzen. Zuweilen nimmt das Kindbettfieber einen chronischen Verlauf;
die Wundfläche im Innern der Gebärmutter heilt aus, die fibro-muskuläre Wand zieht sich zusammen und bildet sich normal
zurück; während in der Umgebung, namentlich in den breiten Mutterbändern, Abscesse zurückbleiben, welche
sehr langsam ausheilen, zu Verwachsungen der Beckenorgane führen und oft noch jahrelang sehr lästige und schmerzhafte Zustände
hinterlassen. Die letztern bilden den Hauptanteil der sogen. Frauenkrankheiten (s. d.).
Die Behandlung des Kindbettfiebers folgt vollständig den Vorschriften, welche für die Behandlung äußerer Wunden maßgebend
sind, d. h. Entfernung des Wundsekrets (Wochenflusses) nach außen, Entfernung und Abtötung der entzündungserregenden
Mikrokokken, Verhütung ihrer weitern Ausbreitung und Kräftigung des ganzen Organismus der Kranken. Man versucht dies zu
erreichen durch Ausspülung der Geburtswege mit reichlichen Mengen von Wasser, welchem fäulniswidrige Mittel (Karbolsäure,
Salicylsäure etc.) zugesetzt sind. Je häufiger und energischer dies geschieht, je
sorgfältiger etwa vorhandene Blutgerinnsel, Eihautreste oder sonstige zersetzungsfähige Massen aus der Uterushöhle ausgeräumt
worden sind, um so mehr Aussicht ist vorhanden, daß die Entzündung auf die Wundfläche selbst beschränkt bleibt.
Das Kindbettfieber ist eine unter allen Umständen lebensgefährliche Krankheit; je weiter die Eiterung im Becken um sich greift, um so
weniger wirkt die Behandlung ein. Die in neuester Zeit mit gutem Erfolg ausgeführte totale Entfernung der erkrankten Gebärmutter
wird wohl auf Ausnahmefälle beschränkt bleiben. So hoffnungslos aber auch die Bekämpfung der schweren
Formen des Kindbettfiebers ist, so große Erfolge leisten
gerade hier geeignete Vorbeugungsmaßregeln. Da es feststeht, daß
nur durch eine Verunreinigung der Geburtswege die Keime der Entzündungserreger in dieselben gelangen können, so ist die
peinlichste Reinlichkeit und Desinfektion
[* 20] oberstes Gesetz.
Das Wochenzimmer muß hoch, luftig, sauber, der Fußboden staubfrei sein, alle überflüssigen Möbel,
[* 21] namentlich Polstermöbel, Teppiche, sind zu entfernen. Das Wochenbett, die Bettwäsche, das Nachtgeschirr, Handtücher, Leibwäsche
muß tadellos rein gehalten werden. Wer mit der Entbindung zu thun hat, muß Hände und alle etwa notwendigen Instrumente nicht
nur waschen, sondern abbürsten, mit Sublimatlösung 1:1000 oder 5proz. Karbollösung desinfizieren.
Niemals darf eine Hebamme oder Wärterin eine Entbindung leiten, wenn sie vorher bei einer am Kindbettfieber kranken FrauDienste
[* 22] gethan
hat, und dies ist die Stelle, an welcher die Gesetzgebung nicht streng genug leichtfertige Übertretungen bestrafen kann. Der
Erfolg dieser Vorbeugungsmaßregeln ist ein so durchschlagender, daß aus gut geleiteten Entbindungsanstalten
das Kindbettfieber so gut wie der Hospitalbrand aus den chirurgischen Kliniken beseitigt oder doch auf seltene Ausnahmefälle beschränkt
worden ist.