vom frühen
Mittelalter bis zur
Erfindung des dramatischen
Stils« (das. 1841); »Die
Musik der Araber« (das. 1842); »Der neuen
Aristoxener zerstreute
Aufsätze über das Irrige der musikalischen
Arithmetik und das Eitle ihrer Temperaturrechnungen« (das.
1846),
nebst einem Nachtrag: Ȇber die
Oktave des
Pythagoras«
(Wien
[* 2] 1848). Seine reichhaltige Partiturensammlung, von der er 1847 einen
Katalog veröffentlichte, hat Kiesewetter der
Wiener Hofbibliothek vermacht.
(Gravidin), das farblose Wölkchen, welches häufig nach 30-40
Stunden im
Harn entsteht, allmählich an dessen
Oberfläche steigt und ein Häutchen bildet.
Das Auftreten dieses Häutchens galt irrtümlich als Zeichen der
Schwangerschaft.
Es besteht ausVibrionen und phosphorsaurem
Kalk und ist das Zeichen der beginnenden
Zersetzung, welche
jeder
Harn beim Stehen an der
Luft erleidet.
[* 8] (besser Kijew, poln. Kijow), russ.
Gouvernement, begreift den größten Teil der ehemaligen polnischen
Ukraine
und die Stadt Kiew mit ihrem Kreisgebiet
in sich, grenzt im N. an das
GouvernementMinsk, im O. an
Poltawa
und
Tschernigow, von denen es durch den
Dnjepr geschieden wird, im
S. an
Podolien und
Cherson und im
W. an
Wolhynien und
Podolien
und umfaßt 50,998,1 qkm (926 QM.). Das Land ist im allgemeinen
flach; doch findet man malerische
Punkte längs des
Dnjepr, dessen
Ufer an einigen
Stellen gegen 50 m
Höhe haben. Im
Kreis
[* 9] von
Tschigrin trennt sich eine kleine
ReiheHügel vom
Fluß und bildet, nordwestlich bis nach
Podolien sich erstreckend, leichte
Wellungen, während der südlichste Teil eine große
Steppe ist. In geognostischer Hinsicht gehört der
östliche Teil des Gebiets dem alttertiären
(Eocän-)
System an, während im westlichen plutonische
Formationen zu
Tage treten.
Berühmt sind die Kajetanowschen
Quellen. Das
Klima
[* 14] ist sehr trocken, namentlich in den waldlosen
Strichen.
Die mittlere Jahrestemperatur beträgt +6,5° C., die des
Sommers +12,5,° die des
Winters -10° C. Die
Bevölkerung
[* 15] beträgt
(1883) 2,492,112 Einw. (49 pro QKilometer), wovon die überwiegende
MehrzahlKleinrussen, gegen 11 Proz.
Juden und ein geringer Prozentsatz
Polen und Litauer sind. Dem Religionsbekenntnis
nach
gehören die Einwohner meist der griechisch-katholischen
Kirche an, und nur ein kleiner Teil ist römisch-katholisch,
jüdisch, protestantisch und Sektierer.
Der Viehstand belief sich 1883 auf 454,000
Stück Hornvieh, 866,000
Schafe,
[* 22] 373,000
Schweine
[* 23] und 283,000
Pferde
[* 24] (1861: 117,000,
1851: 112,000, woraus auf einen bedeutenden Aufschwung der
Pferdezucht
[* 25] zu schließen ist). Jährlich finden 13 Pferdemärkte
mit sehr bedeutendem
Umsatz statt; die ansehnlichsten sind die von
Berditschew und von Bjelaga Zerkowj. Die
Viehzucht
[* 26] wird durch
die fetten
Weiden sehr begünstigt, und die in Kiew gezogenen ukrainischen
Ochsen gehen in
Masse nach dem Innern des
Reichs bis nach
Petersburg.
[* 27]
Die
Industrie ist in raschem Steigen begriffen. Während 1843 der Produktionswert aller
Fabrikate sich auf 2½ Mill.
Rubel belief,
betrug derselbe 1859: 14¼ Mill. und 1883: 75 Mill.
Rub. Die Zahl sämtlicher industriellen Etablissements war 1882: 594 mit
39,403 Arbeitern. Die erste
Stelle nimmt die Runkelrübenzuckerfabrikation ein, welche in großartigem
Maßstab
[* 28] betrieben wird, in der
Kampagne 1883-84 in 68
Fabriken mit 22,868 Arbeitern für 47 Mill.
Rub. In zweiter
Linie steht
die
Branntweinbrennerei (14,8 Mill.
Rub.); dann folgen Tabaksindustrie (2,8 Mill.
Rub.), Getreidemüllerei (2,3 Mill.
Rub.),
Maschinenindustrie (1,9 Mill.
Rub.),
Gerbereien (1,5 Mill.
Rub.). In geringerm
Maß werden produziert:
Seife,
Talg,
Wachs, Metallwaren,
Watte,
Papier,
Öl,
Fayence
[* 29] und Ziegelsteine.
Kiew aus Teilen des jetzigen Kiewschen, Poltawaschen und Tschernigowschen Gouvernements gegründet; 1796 erhielt sie die jetzige
Form.
Die gleichnamige Hauptstadt ist die alte Residenz der Großfürsten, eine der ältesten Städte Rußlands und die Wiege des
Christentums daselbst. Sie liegt 200 m ü. M. am rechten Ufer des Dnjepr, über den eine großartige Kettenbrücke
führt, und an den EisenbahnenKiew-Kursk und Kiew-Schmerinta (mit Anschluß nach Galizien und Odessa),
[* 33] auf 100-130 m sich erhebenden
Anhöhen erbaut, und besteht eigentlich aus drei Teilen, die untereinander verbunden sind und den gemeinschaftlichen Namen
Kiew führen.
Der erste Teil, Podol genannt, liegt unmittelbar am Dnjepr auf einer Art Vorland, welches sich hier zwischen
dem Wasser und dem steilen Ufer erstreckt. Hier hat sich der Handel konzentriert; zugleich bildet dieser Stadtteil den Übergang
zu den zwölf Vorstädten. Über Podol auf der Höhe liegen Altkiew und Petschersk, welche durch den Kreschtschatik, die eleganteste
Straße, miteinander verbunden sind. Petschersk ist der Stadtteil des Militärs und der Geistlichkeit, Altkiew
der der administrativen Behörden und Beamten.
Die bergige Lage und die gewaltigen goldenen Kuppeln der vielen Kirchen geben ein ungemein malerisches Ansehen. Im südlichen
Teil von Petschersk liegt das berühmte Kloster gleichen Namens, das älteste Rußlands, welches schon sehr frühzeitig zum
Schutz seiner Heiligtümer von Festungswerken umgeben war, und tief unter demselben das unterirdische
sogen. Höhlenkloster, wo in weitverzweigten Gängen die zahlreichen Heiligen, jeder in einer besondern Nische, ruhen.
Die Zahl der Einwohner betrug 1884:
127,251, wovon 77,48 Proz. Rechtgläubige,
10,85 Proz. Juden, 8,18 Proz. Katholiken, 2,15
Proz. Protestanten waren. Während des Jahrs 1882 hat sich die inzwischen sehr gestiegene jüdische Bevölkerung durch die Ausweisung
von 13,728 Personen auf 11,200 vermindert. Von der Gesamtbevölkerung gehören 56,47 Proz.
dem männlichen, 43,53 Proz. dem weiblichen Geschlecht an. Auf industriellem Gebiet ragen Lohgerbereien und Talglichtefabriken
hervor; auch hat Kiew eine Anstalt zur Bereitung künstlicher Mineralwässer.
Der Handel ist beträchtlich. Kiew hat eine Börse und Bankinstitute, unter welchen eine Agrarbank (auf Aktien), die mit einem
Grundkapital von 2,570,850 Rubel 1883 für 26,090,000 Rub. Pfandbriefe emittiert hat. Berühmt ist der Kreschtschensche Jahrmarkt,
der vom 15. Jan. bis 1. Febr. abgehalten wird. Kiew hat ein Krankenhaus,
[* 38] ein Findelhaus, verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten.
Die 1833 aus Wilna
[* 39] hierher übergeführte Wladimir-Universität ist sehr reich ausgestattet, hat wertvolle Sammlungen, ein
schönes physikalisches Kabinett, ein Anatomikum und einen bedeutenden meteorologischen Apparat nebst botanischem Garten.
[* 40]
Das zoologische Kabinett enthält namentlich eine schöne Sammlung von Steppensäugetieren. Sie hat eine
historisch-philologische, eine juristische, eine mathematische und eine medizinische Fakultät und zählte 1883: 1700 Studierende.
Zwölf Buchhandlungen unterstützen die Bildungsbestrebungen. Kiew hat außer der Universität 56 Lehranstalten mit 10,761 Schülern,
nämlich 34 Elementarschulen mit 2521 Schülern, 16 mittlere Schulen mit 6556 Schülern und 6 Spezialschulen mit 1674 Lernenden.
Unter den letztere befinden sich eine Infanteriejunkerschule, 2 Priesterseminare, 2 Feldscherschulen,
eine Handwerkerschule. Unter den mittlern Lehranstalten sind 4 Gymnasien, ein Progymnasium, ein Militärgymnasium, eine Realschule
und 2 Pfarrschulen für die männliche, 5 Gymnasien (darunter 2 private), ein Fräuleininstitut und eine Pfarrschule für
die weibliche Jugend. Kiew ist Sitz eines Metropoliten, eines Generalgouverneurs und des Kommandos des 12. Armeekorps
sowie eines deutschen Berufskonsuls.
Kiew, der Sage nach schon vor ChristiGeburt von Griechen und Skythen, nach andern 430 n. Chr. von Slawen gegründet, war in der vorchristlichen
Zeit Hauptsitz des altslawischen Götzendienstes. 862 gründeten die warägo-russischen Fürsten Askold und Dir das Fürstentum
Kiew. Schon um das J. 882 war Kiew die Hauptstadt des russischen Reichs. Von 988 an, als Wladimir der Heilige
hier die heidnischen Götzen beseitigte und das Christentum einführte, wurde Kiew für lange Zeit auch die geistliche Metropole
Rußlands.
Wie rasch Kiew danach aufgeblüht sein muß, kann man daraus schließen, daß alte Urkunden besagen, bei
einer großen Feuersbrunst 1124 seien allein 600 Kirchen abgebrannt. 1169 ward Kiew von dem Großfürsten Andrej Bogoljubskij
erobert und hörte seitdem auf, Hauptstadt des russischen Reichs zu sein. 1240 wurde es von den Tataren verwüstet, 1320 von
den Litauern unter dem Großfürsten Gedimin erobert. Es blieb nun unter litauischer Herrschaft bis 1569,
wo es an das KönigreichPolen fiel, unter dessen Herrschaft es bis 1654 blieb, in welchem Jahr es die Russen wieder in Besitz
nahmen, denen es 1686 förmlich abgetreten ward. Die wichtige Festung
[* 41] Kiew liegt 7 km südlich von der Mündung der Desna, auf
dem rechten, über 100 m hohen Ufer des Dnjepr, von wo aus sie das linke sandige und sumpfige Ufer vollkommen
beherrscht. Die
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