Nordostseekanals, Heikendorf und Laboe an der Föhrde als Vergnügungsorte.
Kiel (wahrscheinlich von dem altsächsischen Wort Kille, was einen sichern Platz für Schiffe bedeutete) kommt schon im 10. Jahrh.
unter dem Namen Kyl vor und wird bereits im 11. Jahrh. als Stadt erwähnt. Nachdem die Stadt 1072 von
den Slawen zerstört worden, ward sie vom Grafen Adolf II. (gest. 1164) wieder aufgebaut. 1242 erhielt sie
das lübische Stadtrecht. Zu Anfang des 14. Jahrh. gab ihr König Christoph II. die Erlaubnis zum Stapel und Seehandel und 1318 Münzgerechtigkeit;
das meiste zu ihrem Aufblühen trug aber Graf Adolf IV. bei, welcher nach dem Sieg bei Bornhövede in Kiel seine
Residenz aufschlug.
Dessen Sohn Johann I. gründete die Linie Holstein-Kiel (s. Holstein). Durch ihre Regenten mit vielen Freiheiten ausgestattet, erhob
sich die Stadt sehr rasch, und schon 1363 gehörte sie zur Hansa. 1544 kam sie an Herzog Adolf zu Holstein-Gottorp, der sie im
Flensburger Teilungsvertrag vom an seinen Neffen, König Friedrich II., abtrat. Während des
Dreißigjährigen Kriegs wurde sie von den Truppen beider Parteien wiederholt erobert. Herzog Christian begründete 1665 daselbst
eine Universität, die seinen Namen trägt.
Seit 1721 war Kiel wieder Residenz der Herzöge von Holstein-Gottorp und Hauptstadt des großfürstlichen
(russischen) Anteils von Holstein, bis es 1773 mit dem königlichen Anteil vereinigt wurde (s. Schleswig-Holstein, Geschichte).
Geschichtlich merkwürdig ist Kiel besonders durch den daselbst zwischen Dänemark und Schweden und zwischen Dänemark und Groß-Britannien geschlossenen
Kieler Frieden, in dem Dänemark Norwegen an Schweden, Schweden dagegen Schwedisch-Pommern an Dänemark abtrat.
1848-50 war Kiel der Sitz der provisorischen Regierung. Auch der Herzog Friedrich von Augustenburg residierte 1864-66 in Kiel.
Vgl.
Häseler, Führer durch Kiel (2. Aufl., Kiel 1875);
Prahl, Chronika der Stadt Kiel (das. 1856);
Fick, Mitteilungen aus Kiels Vergangenheit
(das. 1867);
Volbehr, Beiträge zur Topographie der Stadt Kiel (das. 1881, Bd.
1).
Friedrich, Komponist, geb. zu Puderbach a. d. Lahn als der Sohn eines Schullehrers, machte seine Studien
in Koburg unter Kummer, wurde darauf von seinem Gönner, dem Fürsten von Wittgenstein-Berleburg, in dessen Hauskapelle angestellt
und ging 1843 nach Berlin, wo er unter Dehn mit einer königlichen Unterstützung noch drei Jahre lang
seine Studien, namentlich im Kontrapunkt, fortsetzte. Nach beendigter Ausbildung blieb er in Berlin eine Reihe von Jahren als Lehrer
und Komponist, aber nur in der Stille und in kleinem Kreise wirkend, bis die 1862 vom Sternschen Gesangverein veranstaltete Aufführung
seines »Requiem« ihn mit einem Schlag zur Berühmtheit erhob.
Drei Jahre später wurde er zum Mitglied der königlichen Akademie der Künste ernannt, 1867 zum königlichen Professor und 1869 zum
Senatsmitglied der Akademie. In demselben Jahr wurde er Kompositionslehrer an der neuerrichteten Hochschule für Musik, nachdem
er während der drei vorhergehenden Jahre am Sternschen Konservatorium in gleicher Eigenschaft thätig
gewesen war. Er starb in Berlin. Kiel zeigt sich in seinen Kompositionen als Kontrapunktist von hervorragender Bedeutung,
ohne jedoch dem formalen Element ein Übergewicht über das geistige einzuräumen; dies gilt nicht allein von seinem oben erwähnten
»Requiem«, sondern auch von seinen übrigen größern Werken: »Tedeum«, »Stabat mater« (1864),
»Missa solemnis«
(1866),
dem Oratorium »Christus« (1874) wie auch von seinen Arbeiten für Kammermusik, unter denen sich eine Violinsonate, ein
Klavierquartett, ein Klavierkonzert u. a. auszeichnen. Wie glücklich in seinen Kompositionen den künstlerischen Ernst mit
einer edlen Popularität zu vereinen weiß, zeigen namentlich seine »Deutschen Reigen« für Klavier und Violine
(1870) und seine Walzer für Streichquartett (1880).
Busen, eine von den Buchten oder Föhrden der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, erstreckt sich auf der Grenze
der Herzogtümer Schleswig und Holstein auf eine Länge von 18 km in das Land hinein und besteht aus zwei
Teilen. Der äußere Teil hat zwischen dem Leuchtturm von Bülk und der Kolberaer Heide eine Breite von 7 km, verengert sich
aber bei Friedrichsort zu einer nur 1200 m breiten Seeenge, mit welcher der innere Teil, der eigentliche Hafen von Kiel, der
schönste und beste an der deutschen Ostseeküste, beginnt.
Derselbe ist 9 km lang, erweitert sich wieder bis auf beinahe 3000 m und läuft im Hintergrund in einen schmalen Streifen aus.
Die Tiefe desselben beträgt in dem erweiterten Becken 12-16 m, bei Kiel immer noch 8-10 m und ist selbst vielfach am
Rand so bedeutend, daß Schiffe bis an das Ufer gelangen können. Auf der westlichen Seite mündet in den Busen zwischen Bellevue
und Holtenau der Nord-Ostseekanal, auf der östlichen, unweit Neumühlen, die durch ihr herrliches Thal bekannte Schwentine.
Gegenwärtig ist der zugleich Kriegshafen
und Stationsort für die deutsche Ostseeflotte, wozu er sich auch durch seine Verteidigungsfähigkeit vorzüglich eignet
(s. Kiel). Bei Bülk ist auch ein akustisches Signal mit einer Tragfähigkeit von 6-16 Seemeilen aufgestellt. S. Karte »Schleswig-Holstein«.