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(Troika). Auf solchen Kibitken wurden früher mißliebige Standespersonen in die Länder am Ural gebracht, daher der Ausdruck Kibitkenjustiz.
(Troika). Auf solchen Kibitken wurden früher mißliebige Standespersonen in die Länder am Ural gebracht, daher der Ausdruck Kibitkenjustiz.
(arab.), s. Keblah. ^[= (arab.), bei den Mohammedanern die Richtung des Gesichts nach Mekka beim Gebet (s. Kaaba ...]
Stadt im südlichen Phrygien (Landschaft Kabalia), bildete mit drei andern Städten eine Tetrapolis, wurde durch Murena 84 v. Chr. dem römischen Reich einverleibt und war nun Sitz eines Conventus juridicus.
Durch ein Erdbeben [* 2] zerstört, wurde sie unter Tiberius wieder aufgebaut und Cäsarea genannt, ward aber, nachdem sie noch eine Zeitlang Bischofsitz gewesen, im Mittelalter vollständig zerstört.
Ruinen (darunter ein Amphitheater mit 35 Sitzreihen) beim heutigen Chorsum.
deutsche, s. Lathyrus. ^[= L. (Platterbse), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Kräuter mit gefiederten, in eine ...]
Pflanzengattung, s. Cicer. ^[= Tourn. (Kicherling, Kaffeeerbse), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, ein- ...]
s. Cicer ^[= Tourn. (Kichererbse, Kaffeeerbse), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, ein- ...] und Lathyrus.
Jan, holländ. Maler, war um 1640-50 thätig und malte Genrebilder aus dem Soldatenleben in der Art von D. Hals, J. ^[Jacob] Duck und Codde.
Die Berliner [* 3] Galerie besitzt von ihm ein bezeichnetes Bild mit rastenden Soldaten in einem Stall.
Berg im Thüringer Wald, nahe bei Ilmenau, 862 m hoch, mit einem Aussichtsturm und dem 1870 abgebrannten, 1874 wieder aufgebauten Häuschen, in welchem Goethe im September 1783 sein bekanntes Nachtlied »Über allen Wipfeln ist Ruh' etc.« dichtete.
Nahebei der Große Hermannstein, ein imposanter Porphyrfels mit einer Grotte.
rohes und gegerbtes Fell einer jungen Ziege.
Auf gleiche Weise behandelte Kalbfelle liefern das Kidkalo- oder Glaceekalbleder, welches in sehr bedeutender Menge und von vorzüglicher Beschaffenheit in Deutschland [* 4] (München, [* 5] Dresden) [* 6] dargestellt, stets schwarz gefärbt und zu weichen Schäften für Schuhwerk benutzt wird.
(pers. Kitharis, verwandt mit dem hebr. Keter, »Krone«),
der Kopfschmuck der persischen Könige, ein oben spitz zulaufender Turban;
bei lateinischen Schriftstellern der Kopfschmuck des jüdischen Hohenpriesters.
Fabrikstadt in Worcestershire (England), am Stour, schmutzig und unregelmäßig gebaut, hat eine schöne gotische Kirche mit geschätzten Denkmälern, eine Lateinschule und (1881) 24,270 Einw. Kidderminster ist namentlich durch seine Teppiche bekannt, hat außerdem Drahtzieherei, Brauerei etc. Ihren Mitbürgern Sir Rowland Hill und Rich. Baxter (s. d.) hat die Stadt Denkmäler errichtet. Die hier gewebten Teppiche sind doppelt, d. h. sie bestehen aus zwei Geweben, welche durch den Platzwechsel der Kette miteinander verbunden sind; in der Wahl der Muster huldigen die Fabrikanten einem stillosen Naturalismus.
(hebr., »Weihe«),
die Benediktion an Sabbat- und Festtagen, welche die Weihe und Anerkennung des Tags als Ruhetag und Tag der religiösen Erhebung ausdrückt.
Die alte Sitte, den Kidduschsegen beim gefüllten Weinbecher zu sprechen, hat sich bis heute erhalten. - Kiddusch ha-lebana, israelit. Gebet, beim Wiedererscheinen des Mondes zu sprechen.
Name eines Thals, das, im N. von Jerusalem [* 7] beginnend, auf der Ostseite dieser Stadt die historisch berühmte Einsenkung des Thals Josaphat (s. d.) bildet und Jerusalem vom Ölberg trennt, südlich von Jerusalem bei dem Hiobsbrunnen (En Rogel) sich mit dem von W. kommenden Thal [* 8] Hinnom verbindet und nun, in südöstlicher Richtung am Kloster Mar Saba vorüberstreichend, in das Tote Meer mündet. Es ist nach Art der Wadis meist ganz trocken und nur eine Rinne, in der das Regenwasser abgeführt wird. Das Thal enthält die angeblichen Gräber Jakobs, Absaloms, Josaphats etc. In seinem untern Lauf nach dem Toten Meer zu heißt es Wadien Nâr (»Feuerthal«). S. Karte »Palästina«. [* 9]
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, [* 10] Kreis [* 11] Bomst, hat (1885) 1300 meist kath. Einwohner.
(Vanellus L.), Gattung aus der Ordnung der Watvögel [* 12] und der Familie der Regenpfeifer (Charadriidae), schlank gebaute Vögel [* 13] mit kurzem Hals, großem Kopf, aufrichtbarer Holle, mittellangem, schlankem, auf der Firste flach gerundetem, vorn bauchig gewölbtem Schnabel, stumpfen Flügeln, geradem Schwanz und mittellangen, vierzehigen Füßen. Der gemeine Kiebitz (Geißvogel, Vanellus cristatus Meyer, s. Tafel »Watvögel I«) [* 14] ist 34 cm lang, 70 cm breit. Oberkopf, Vorderhals, Oberbrust, die aus langen, schmalen Federn gebildete Holle auf dem Kopf und die Hälfte des Schwanzes sind schwarz, die Federn des Mantels dunkelgrün, die Halsseite, die Unterbrust, der Bauch [* 15] und die hintere Hälfte der Schwanzfedern weiß, das Auge [* 16] ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß dunkelrot.
Das Weibchen hat einen schwarz und weiß gefleckten Vorderhals. Der Kiebitz findet sich überall in der Alten Welt vom 61.° nördl. Br. bis Nordindien und Nordafrika, am häufigsten in Holland; bei uns erscheint er im ersten Frühjahr und weilt bis September. Dem großen Wanderheer ziehen stets einzelne Vögel voraus. Er bewohnt sumpfige Wiesen, ist ungemein lebhaft und beweglich, läuft zierlich und behend, fliegt vortrefflich und mit den mannigfaltigsten Wendungen, spielt beim Gehen und Fliegen [* 17] beständig mit seiner Holle und läßt seine Stimme fleißig ertönen.
Der Kiebitz zeigt große geistige Begabung und eine unermüdliche Wachsamkeit, durch welche er auch andre Vögel schützt und den Jägern verhaßt wird. Er nährt sich von Regenwürmern, Insektenlarven, Schnecken [* 18] etc. und trinkt und badet mehrmals am Tag. Er nistet in seichten Vertiefungen auf Wiesen, feuchten Äckern, legt Ende März oder Anfang April vier große, birnförmige, matt olivengrüne oder bräunliche, dunkel punktierte Eier [* 19] (s. Tafel »Eier II«, [* 1] Fig. 8) und verteidigt diese und die Jungen mit größter Kühnheit.
Das Weibchen zeitigt die Eier in 16 Tagen. In der Gefangenschaft hält er sich sehr gut; sein Fleisch ist unschmackhaft, wird aber in Südeuropa gegessen. Bei uns bilden die Eier eine Delikatesse, doch stammen die »Kiebitzeier« des Handels nur zum kleinern Teil vom Kiebitz her. Sie werden hart gekocht, wobei das Eiweiß durchsichtig bleibt. Als Surrogate gehen die sehr schmackhaften Lachmöwen- und andre Möweneier, auch wohl Krähen- und Teichhuhneier. Auch die Eier des Goldregenpfeifers, des Rotschenkels, des Kampfhahns, der Bekassine und Avocette kommen gelegentlich als Kiebitzeier auf den Markt. Jung eingefangene Kiebitze werden zahm und zutraulich.
Pflanze, s. Fritillaria. ^[= L. (Schachblume, Kaiserkrone), Gattung aus der Familie der Liliaceen, Zwiebelgewächse mit häutigen ...]
(Apus), s. Blattfüßer. ^[= (Phyllopoda), Ordnung der niedern Krebstiere (Entomostraca), kleine Tiere von sehr verschiedenartige ...]
(Maxilla, Mandibula), diejenigen vor der Mundöffnung der meisten Tiere gelegenen, mittels besonderer Muskeln [* 20] beweglichen hartem Teile, welche die Zerkleinerung der Speisen, das Kauen, besorgen. Bei manchen Krebsen läßt sich aus der Entwickelungsgeschichte [* 21] der Nachweis führen, daß dieselben Gliedmaßen, welche beim jungen Tier die Schwimmfüße darstellen, dem erwachsenen als Kiefer dienen und zu diesem Behuf Gestalt und Bau wesentlich verändern. Man bezeichnet daher auch diejenigen Extremitäten, welche zwischen echten Beinen und echten Kiefern die Mitte halten, als Kieferfüße (s. d.). Von ¶
besonderer Form sind die Kiefer bei manchen Seeigeln, indem sie, fünf an der Zahl, mit den sie verbindenden harten Teilen des Mundskeletts eine fünfseitige Pyramide (Laterne des Aristoteles, s. Tafel »Echinodermen«) bilden. Ebenfalls sehr charakteristisch und zwar von Gestalt eines Vogelschnabels sind die Kiefer bei den Tintenschnecken. [* 23] Bei den Krebsen, Insekten [* 24] etc. bewegen sich die in ihrer ursprünglichen Form seitlich gegeneinander, verwandeln sich jedoch häufig in röhrenartige Saugapparate (z. B. bei Schmetterlingen in den Rüssel) oder auch in Stechborsten.
Bei den Wirbeltieren bewegt sich der Unterkiefer in senkrechter Richtung gegen den gewöhnlich unbeweglichen Oberkiefer; beide Kiefer tragen meist Zähne [* 25] und sind nur selten (z. B. bei den Vögeln) zahnlos und mit Horn bekleidet. Der Unterkiefer besteht aus zwei seitlichen, gewöhnlich aber in der Mittellinie des Gesichts miteinander verschmolzenen Stücken; der Oberkiefer ist ebenfalls doppelt, jedoch stoßen sein rechter und linker Teil nicht direkt aneinander, sondern sind durch den sogen. Zwischenkiefer getrennt. Letzterer trägt bei den Säugetieren die Schneidezähne und ist meist deutlich als besonderer Knochen [* 26] erkennbar, bei den Affen [* 27] und noch mehr beim Menschen aber so innig mit den Oberkiefern verwachsen, daß man lange Zeit an seiner Selbständigkeit zweifelte. Wegen der Kiefer des Menschen vgl. Schädel.
(Föhre, Pinus L., hierzu Taf. »Kiefern«),
Gattung aus der Familie der Abietineen, Bäume, selten Sträucher, mit Nadeln, [* 28] die nur an sehr jugendlichen Exemplaren oder an jungen Trieben einzeln, außerdem zu 2-5 an kurzen, nicht zur Entwickelung gekommenen Zweigen stehen, am Grund umgeben von einer aus kleinen Niederblättern bestehenden Scheide. Die männlichen Blütenkätzchen stehen gehäuft an der Spitze der vorjährigen Zweige, die weiblichen einzeln oder zu mehreren an der Spitze der diesjährigen Knospen; [* 29] die Zapfen [* 30] bestehen aus ziegeldachförmigen, offenen, holzigen oder lederartigen, außen gegen die Spitze mit einem mehr oder weniger gewölbten Schild [* 31] und auf letzterm mit einem Nabel versehenen, zweisamigen, bleibenden Fruchtblättern. Die erst im zweiten Jahre reifenden Samen [* 32] besitzen meist einen abfallenden Flügel.
Zur ersten Gruppe (Pinea Endl.), mit ungeflügelten Früchten, lange geschlossen bleibenden, am Ende des zweiten, selten im Anfang des dritten Jahrs abfallenden Zapfen, gehört die Pinie (P. Pinea L.), ein 15-30 m hoher Baum mit meist schirmförmig ausgebreiteter Krone, im Alter rissiger, äußerlich graubrauner, innen lebhaft rotbrauner Rinde, meist gepaart stehenden, 13-20 cm langen, kurz stachelspitzigen, hellgrünen Nadeln, großen, eirundlichen, hell zimtbraunen Zapfen, ziemlich breiten und dicken Fruchttellern, schwach pyramidenförmigem Schild, stumpfem Nabel und ziemlich harter Fruchtschale.
Die Pinie stammt wahrscheinlich aus Vorderasien oder Nordafrika, kam aber früh nach Griechenland [* 33] und Italien [* 34] und bildet im letztern Land noch heute den malerischen Schmuck der Villen und Gärten. Sie findet sich im Küstengebiet fast aller Mittelmeerländer, auf Madeira [* 35] und den Kanarischen Inseln, zum Teil nur angepflanzt, am häufigsten im Westen. Hin und wieder bildet sie auch zusammenhängende Bestände, und berühmt ist die Pineta von Ravenna. Die Piniennüsse (Piniolen, Pineolen, Pignolen), welche im vierten Jahr aus den Zapfen herausfallen, sind etwa 2 cm lang, schmal und etwas gekrümmt, an beiden Enden zugerundet, matt rotbraun und enthalten einen weißen, öligen Kern, der mandelartig und eigentümlich fein harzig schmeckt. Italien, Sizilien, [* 36] die Levante, Marseille, [* 37] Barcelona [* 38] liefern Piniennüsse für den Handel; sie dienen als Dessert, werden aber sehr leicht ranzig.
Zur Gruppe der zweinadeligen Kiefern (Pinaster Endl.), mit am Ende des zweiten, selten im Anfang des dritten Jahrs abfallenden Nadeln, geflügelten Früchten, flachem oder pyramidenförmigem Schild und selten mit einem mit stechender Spitze versehenen Nabel, gehört die gemeine (in Süddeutschland Föhre, Fahre, in Württemberg [* 39] Mädelbaum, in Norddeutschland Tanne, [* 40] Tanger, in der Provinz Preußen [* 41] und in Kurland [* 42] Fichte, [* 43] in der Schweiz [* 44] Dale, Thäle, sonst auch Forche, Forle, Kienbaum, Tangelbaum, Pinus silvestris L., s. Tafel), einer der wichtigsten Waldbäume, der an offenen Stellen eine Höhe von 25-30 m erreicht.
Der Stamm ist je nach dem Boden und dem Schluß gerade und bis hoch hinauf ohne Äste oder niedrig, gekrümmt, geknickt und teilt sich dann schon in geringer Höhe in starke, abstehende Äste. Der untere Teil des Stammes ist mit dicker, längsrissiger Borke bedeckt; nach oben hin geht die Farbe der Rinde durch Rotbraun in leuchtendes Braungelb über, welches den sich sehr leicht und unaufhörlich ablösenden papierdünnen Rindenhäuten angehört. In gutem Schluß wirft die Kiefer sehr hoch hinauf die abgestorbenen Äste ab und bildet nur eine unbedeutende, lockere Krone; in freiem Stande dagegen bekommt sie eine weit ausgreifende, fast kuppelförmig gewölbte und abgestufte und namentlich unter Laubholz eine schirmförmige Krone, die täuschend derjenigen der Pinie gleicht.
Junge Kiefern erscheinen spitz eiförmig und erhalten im Mai ein eigentümliches Ansehen, wenn sich die neuen senkrecht stehenden Triebe mit den silberglänzenden Scheiden eben bis zum Erscheinen der Nadeln entwickelt haben. Die Nadeln sind matt blaugrün und je nach der Fruchtbarkeit des Standortes 2,5 bis fast 8 cm lang. Die Blüten sind bisweilen sehr ungleich verteilt, und es gibt Bäume, welche sehr reich an männlichen Blüten sind und dagegen nur wenige weibliche entwickeln.
Die erstern enthalten ungemein viel schwefelgelben Blütenstaub, der, in Regenpfützen zusammengeschwemmt, Veranlassung zur Fabel vom Schwefelregen gegeben hat. Die weiblichen Blüten bilden etwa erbsengroße, schmutzig kirschrote Zäpfchen. Die Zapfen sind kegelförmig; stets etwas ungleichseitig; sie reifen im Oktober des zweiten Jahrs, aber erst im März oder April des dritten Jahrs fallen die geflügelten Samen aus. Die Wurzeln dringen ziemlich tief in den Boden ein; der entschieden ausgebildeten Pfahlwurzel gesellen sich später kräftige Seitenwurzeln bei.
Die Keimpflanze zeigt 5-6 Keimnadeln, und am ersten, bisweilen auch noch am zweiten und dritten Jahrestrieb stehen die Nadeln einzeln. Die Kiefer wächst in der ersten Hälfte ihres Lebens viel schneller als in der zweiten; vom 50.-80. Lebensjahr wächst sie langsamer, aber gleichmäßig fort und erreicht ein Alter von ca. 300 Jahren. Die Kiefer besitzt unter den europäischen Abietineen den größten Verbreitungsbezirk; sie findet sich vom westlichen Spanien [* 45] bis an den Amur, von Lappland bis Oberitalien [* 46] und vom nördlichen Rußland und Westsibirien bis Kleinasien und Persien, [* 47] nördlich geht sie bis zur Grenze des Baumwuchses. Sie geht in den mitteldeutschen Gebirgen bis 786, in den bayrischen Alpen [* 48] bis 1600, im Engadin bis 1950, in der Sierra Nevada bis 2100 m. Sie besitzt eine ungemein hohe forstwirtschaftliche Bedeutung: sie bedeckt allein im ¶