Khandschar,
s. v. w. Handschar (s. d.). ^[= (Chandschar, arab.), ein gleich dem türk. Säbel gebogener, höchstens 30 cm langer, zweischneidige ...]
s. v. w. Handschar (s. d.). ^[= (Chandschar, arab.), ein gleich dem türk. Säbel gebogener, höchstens 30 cm langer, zweischneidige ...]
(engl. Cawnpore), Distrikt der britisch-ind. Nordwestprovinzen, 6138 qkm (111,5 QM.) groß mit (1881) 1,181,396 Einw., wovon 92 Proz. Hindu, zwischen Ganges im N. und Dschamna im S., wird von den zwei Hauptarmen des Gangeskanals bewässert und der Allahabad-Lahor-Eisenbahn der Länge nach durchschnitten; gehört zu den bestangebauten Distrikten Indiens. Die Stadt Khanpur, mit 151,444 Einw., rechts am Ganges an der Allahabadbahn, ist Ausgangspunkt der nach Audh führenden Bahn, mit starker Garnison und Militärlederwerkstätten in dem alten Fort. Die schönen öffentlichen Gärten mit Denkmälern darin wurden angelegt zur Erinnerung an die grauenhafte Ermordung der britischen Gefangenen durch Nana Sahib während des Aufstandes von 1857. Die Industrie liefert außer Leder noch Baumwollwaren; Khanpur ist auch ein bedeutender Getreidemarkt.
Stadt, s. Chartum. ^[= Hauptstadt des ägypt. Sudân, am Blauen Nil, nahe an dessen Zusammenfluß mit dem ...]
tunes. Münze, à 3¼ Aspern [* 2] à 2 Burben à 6 Burbinen, = 1/16 Piaster = 0,317 Mk.
und Dschaintiaberge (engl. Khasi and Jaintia Hills), Distrikt der britisch-ind. Provinz Assam, 15,946 qkm (290 QM) groß mit (1881) 169,360 Einw. (darunter 160,976 Naturanbeter), besteht aus welligen, dicht begrasten und wohlbewässerten Hochebenen; die höchsten Erhebungen sind mit prächtigen Waldbäumen bedeckt. Das Klima [* 3] ist feucht und mild. Unerschöpfliche Lager [* 4] von Kalkstein werden für Bengalen ausgebeutet; außerdem findet man vortreffliche Kohle und Eisen. [* 5] Stalaktitenhöhlen ziehen sich weit unter der Erde hin.
Gebaut werden Reis (nicht genügend), Mais und für die Ausfuhr Kartoffeln, Orangen, Ananas, Betelnüsse u. a. Der Handel ist bedeutend und wird durch die Anlage guter Straßen gefördert. Der Distrikt steht teils unmittelbar unter dem in der Hauptstadt (auch von Assam) Sylhet residierenden englischen Beamten, teils unter 25 einheimischen Häuptlingen. Das Schulwesen ist fast ganz in den Händen der wesleyanischen Mission, welche vom Staat unterstützt wird. Eine Grammatik der ganz isolirt dastehenden Khassiasprache nebst Wörterbuch lieferte H. C. v. d. Gabelentz (in den »Abhandlungen der Königlich [* 6] sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften« 1858),
eine Grammatik Schott (in den »Abhandlungen« der Berliner [* 7] Akademie 1859).
(arab.), s. Chatib. ^[= (arab.), Titel des Redners an einer großen Moschee, welcher das öffentliche Freitagsgebet ...]
ind. Stadt, s. Kathmandu. ^[= Hauptstadt des Himalajastaats Nepal, 1337 ü. M., am Wischnumatifluß, über den ...]
s. Chedive. ^[= (richtiger Chidiv, "Gewaltiger, Herr"), ein Wort pers. Ursprungs, der offizielle Titel ...]
Landschaft, s. Kelat. ^[= Staat in Belutschistan, umfaßt die Landschaften K. und Katscha Gandawa nebst Schal (Quetta ...]
Barbarossa (Chaireddin B.), s. Barbarossa ^[= # 1) Horuk (Aruk oder Urudsch), gefürchteter Seeräuber des 16. Jahrh., Gründer der Osmanenherrschaf ...] 2).
(Kaireddin) Pascha, türk. Staatsmann, geboren um 1820 in Kaukasien von tscherkessischen Eltern, ward als Knabe in die Sklaverei verkauft und kam in den Besitz eines tunesischen hohen Beamten, der ihm eine vortreffliche Erziehung zu teil werden ließ und dann die Freiheit schenkte. Er trat darauf in die tunesische Armee ein und wurde Adjutant von Achmed Bei, den er 1846 nach Paris [* 8] begleitete. 1852-55 vertrat er die Interessen des Beis von Tunis [* 9] am Hof [* 10] Napoleons III. in Paris, wo er sich die französische Sprache und europäische Kultur aneignete. Er avancierte bald zum Marineminister, dann zum Präsidenten des Hohen Rats von Tunis, war 1872 Präsident der internationalen Kommission, welche die finanziellen Verhältnisse von Tunis ordnen sollte, und 1873 erster Minister.
Nachdem er 1871 Tunis durch den Ferman vom 23. Okt. wieder eng mit dem türkischen Reich verbunden und unter die Oberhoheit des Sultans gestellt hatte, ging er mit Ernst und einer bei den Orientalen seltenen unbestechlichen Ehrlichkeit an die Reform der innern Zustände, sowohl der Verwaltung als der Justiz, deren Grundsätze und deren Ausführbarkeit er in einem französisch geschriebenen Werk dargelegt hatte (»Réformes nécessaires aux États musulmans«, unter seiner Leitung übersetzt, Par. 1868). Doch entzweite er sich darüber mit dem Bei und nahm seine Entlassung.
Nach kurzem Aufenthalt in Frankreich ward er 1878 vom Sultan nach Konstantinopel [* 11] berufen, um hier bei der beabsichtigten Reform des türkischen Staats, besonders des Finanzwesens, mit Rat und That behilflich zu sein. Am ernannte ihn der Sultan zu diesem Zweck zum Großwesir; aber alle Bemühungen Khereddins, durch Ordnung und Sparsamkeit das Finanzwesen zu regeln, der Willkür, Trägheit und Bestechlichkeit der Efendis ein Ende zu machen und eine geordnete Verwaltung und Rechtsprechung herzustellen, scheiterten an der unheilbaren Korruption der hohen türkischen Büreaukratie, dem Widerstand Osman Paschas, des allmächtigen Kriegsministers, und der Schwäche des Sultans. Als dieser im Juli 1879 einen neuausgearbeiteten Reformplan Khereddins ablehnte, nahm derselbe wieder seine Entlassung und wurde zum Mitglied des Senats ernannt.
(Khevenhiller), österreich. Adelsgeschlecht, das der Familientradition nach im 11. Jahrh. aus Kevenhüll (bei Beilngries in der Oberpfalz) in Kärnten einwanderte, aber erst seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. urkundlich nachweisbar ist und bereits als reich begütert erscheint. Johanns (V., gest. 1486) Sohn Augustin (gest. 1519) hinterließ sechs Söhne, von denen Christoph Stifter der ältern Frankenburger, Siegmund der der ältern Hochosterwitzer Linie wurden, so benannt nach den Hauptherrschaften: Frankenburg im Land Österreich, [* 12] Hochosterwitz in Kärnten.
Die jüngere Frankenburger Linie knüpft sich an Christophs Urenkel Franz Christoph (s. weiter unten), die jüngere, jetzt fürstliche Hochosterwitzer Linie an Johann Joseph (gest. 1776), der als Gemahl der Erbtochter des Grafen von Metsch den Namen Khevenhüller-Metsch annahm und 1763 die Reichsfürstenwürde erhielt. Sie blieb die überlebende, während die Frankenburger 1817 mit Graf Hugo Anton erlosch. Jetziges Haupt ist Fürst Karl von Khevenhüller-Metsch (geb.
Vgl. Czerwenka, Die Khevenhüller (Wien [* 13] 1867).
Die bedeutendsten Vertreter der Frankenburger Linie sind folgende:
1) Bartlmä (Bartholomäus), zweiter Sohn aus der ersten Ehe Christophs mit Elise von Mansdorf, geb. zu Villach, gest. Im Knabenalter bezog er 1549 die hohe Schule zu Padua. [* 14] Als der Vater starb, eilte Bartlmä nach Hause und trat dann Reisen an, welche ihn nach Frankreich, Spanien, [* 15] Italien [* 16] und Palästina [* 17] führten und Stoff genug für sein sorgfältig geführtes Tagebuch lieferten. Nach fünf Jahren wieder zu Hause angelangt, vertauschte er seit 1562 das Reiseleben mit der klugen und ersprießlichen Verwaltung und Mehrung seines Güterwesens. Aus drei mit zahlreicher Nachkommenschaft gesegneten Ehen überlebten ihn nur drei Söhne, Franz Christoph, Hanns u. Bernhard. Ein eifriger, aber in jeder Beziehung loyaler Protestant, hinterließ er eine sehr schätzbare, gemütlich verständige »Ermahnung« an seinen Sohn, ¶
offenbar den ältern, Franz Christoph, ein interessantes Denkmal rechtschaffener und kluger Denkungsart.
2) Franz Christoph, zweitgeborner Sohn des vorigen, geb. zu Klagenfurt, [* 19] galt bis zum 7. Jahr als schwaches, krüppelhaftes Kind, entwickelte sich aber dann zum stattlichen Jüngling von hervorragenden Geistesgaben. Seit 1596 gelangte er an den erzherzoglichen Hof in Graz [* 20] und verlebte hier als Edelknabe acht Jahre, um dann, gut vorgebildet, 1604 sein Reiseleben und Universitätsstudium in Italien, Frankreich, den Niederlanden und England anzutreten. 1609 kehrte er an den kaiserlichen Hof zurück, wo er nicht bloß als trefflicher Reiter und gewandter Tänzer, sondern auch als weltkundiger Mann von ausgesprochener Begabung zum Diplomaten Ansehen genoß und bald das volle Vertrauen, ja die wärmste Zuneigung des damals allmächtigen Staatsministers Khlesl erwarb. 1613 mit Barbara E. v. Teuffel vermählt, begann er seine politische Laufbahn 1616 als Botschafter am spanischen Hof, um diesen für eine werkthätige Unterstützung Ferdinands II. zu gewinnen, was ihm auch gelang. 1631 kam Khevenhüller mit der spanischen Braut des Thronfolgers nach Österreich, um nicht wieder nach Madrid [* 21] zurückzukehren. Am 1. Febr. wurde er zum Obersthofmeister der Kaiserin ernannt und bekam mit allerhand neuen diplomatischen Sendungen zu thun.
Auch das Generalat der windisch-kroatischen Grenze bekleidete er vier Jahre hindurch. Doch erübrigte er noch so viel Muße, um eins der wichtigsten Werke über die Geschichte seiner Zeit unter dem Titel: »Annales Ferdinandei« (gedruckt, aber nur bis 1622 reichend, Regensb. u. Wien 1640-46, 9 Bde. Fol.; vollständig Leipz. 1716-26, 12 Bde.), die Geschichte Kaiser Ferdinands II. von seiner Geburt bis zu dessen Tod (1578-1637),
in deutscher Sprache [* 22] abzufassen. Khevenhüller starb in Baden [* 23] bei Wien.
Vgl. Stülz, Jugend- und Wanderjahre des Grafen Fr. Chr. v. Khevenhüller nach dessen eignen Aufzeichnungen (im »Archiv für Kunde österreich. Geschichtsquellen«, 1850).
3) Hanns, jüngerer Bruder des vorigen, geb. zu Klagenfurt, besuchte seit 1613 Frankreich, Italien, England und die Niederlande [* 24] und blieb dem protestantischen Glauben treu. Gleiches war bei dem jüngern Bruder, Bernhard, der Fall. Hanns erbte nach dem Tod seines Vaters Bartlmä die Kärntner Güter der Frankenburger Linie, einige Zeit unter der Vormundschaft seiner Stiefmutter und des ältern Bruders, Franz Christoph. 1624 ehelichte er die Tochter Bartlmäs, Freiherrn v. Dietrichstein. 1629 entschloß er sich, gerade so wie sein Stiefbruder Paul, um des Glaubens willen auszuwandern. Er trat im Sommer 1631 mit diesem in schwedische Dienste. [* 25]
Überdies hatten sie dem König Gustav Adolf mit bedeutenden Darlehen ausgeholfen. 1632 standen beide im Feld vor Donauwörth, Augsburg, [* 26] Ingolstadt. [* 27] Hanns starb schon 4. Aug. d. J. an den Folgen eines Schusses und wurde zu Nürnberg [* 28] begraben. Drei Söhne überlebten ihn, die samt der Mutter durch den endlosen Konfiskationsprozeß in sehr bedrängte Lebenslage gerieten. Weder die Nachkommen von Hanns noch von Paul Khevenhüller erhielten die konfiszierten Güter zurück, obwohl es im Westfälischen Frieden ausdrücklich versprochen wurde.
4) Ludwig Andreas, Graf von, Enkel Franz Christophs, geb. trat früh in österreichische Kriegsdienste, ward Oberst im Dragonerregiment des Prinzen Engen von Savoyen, nahm als solcher teil an dem Sieg bei Peterwardein 1716 sowie an der Belagerung und Schlacht von Belgrad [* 29] und schrieb als Kommandant von Essek während des Friedens die bekannten »Instruktionen für Kavallerie und Infanterie«, die als ein Bild der damaligen Kriegsverfassung noch jetzt von Interesse sind. In Italien übernahm er 1734 nach dem Tode des Generals Mercy den Oberbefehl über die Armee. Im J. 1736 nach Wien zurückgekehrt, erhielt er die Ernennung zum Feldmarschall, Geheimrat und kommandierenden General in Slawonien. Im türkisch-russischen Krieg, in den Österreich als Verbündeter Rußlands verwickelt ward, führte Khevenhüller 1737 unter Seckendorf die Kavallerie, nahm Nissa, schloß Widdin ein und lieferte beim Rückmarsch hinter den Timok mit 4000 Mann gegen 28,000 Mann das Gefecht bei Radojavacz.
Als im österreichischen Erbfolgekrieg 1741 Wien bedroht wurde, setzte als Kommandant der Stadt, von der Bürgerschaft bereitwillig unterstützt, dieselbe in Verteidigungsstand, eroberte, als sich die Bayern [* 30] nach Böhmen [* 31] wandten, im Winter 1741-1742 Linz [* 32] und Passau, [* 33] reinigte ganz Österreich vom Feind und drang in zwei Kolonnen in Bayern ein. Maria Theresia ehrte ihn durch Übersendung ihres Bildnisses und eines gemütvollen Handschreibens in sein Feldlager.
Mit gleichem Glücke kämpfte er gegen Maillebois, besetzte Bayern, welches er 1742 hatte räumen müssen, im nächsten Jahr aufs neue und schloß 27. Juni den Vertrag von Niederschönfeld, wodurch Österreich die Besetzung Bayerns gesichert ward. Noch in demselben Jahr drang er durch Schwaben an den Rhein zur Armee Karls von Lothringen vor. Der Übergang über diesen Fluß mißglückte jedoch nach dreimaligem Versuch, und nachdem Khevenhüller die Winterquartiere im Breisgau und in Bayern sich gesichert, kehrte er Ende 1743 nach Wien zurück, wo er, von der Kaiserin hoch geehrt, starb.
Die interessanten tagebuchartigen Aufzeichnungen Khevenhüllers umfassen die Jahre 1752-55, 1758-59 und 1764-67, soweit sie eben in den fünf Musterbänden des Pester Nationalmuseums enthalten sind, wurden auszugsweise bearbeitet von A. Wolf unter dem Titel: »Aus dem Hofleben Maria Theresias« (Wien 1858) und atmen den konservativen, dem neuerungslustigen Geiste und etikettefeindlichen Wesen des kaiserlichen Thronfolgers abholden Charakter des ehrenwerten Hofmannes.
Vgl. Graf Thürheim, L. A., Graf von Khevenhüller-Frankenburg (Wien 1878).