Aufnahme der Durchsteckbolzen erhalten, die entweder durch Umnieten
[* 1]
(Fig. 4) oder auch durch
Vorsteckstifte festgehalten werden. Die
Lamellen werden gewöhnlich durch große
Durchschnitte aus
Stäben oder
Blech hergestellt.
Bei Hakenketten werden die
Glieder
[* 2] nicht zusammengeschweißt, sondern nur aus
Draht- oder Stangenstücken gebogen und so ineinander
gehängt, wie
[* 1]
Fig. 3 zeigt. Diese Ketten können deshalb nicht für große
Kräfte verwendet werden, gestatten
aber ein bequemes und schnelles Ein- und Aushaken.
Vielfach fordert die Anwendung der Ketten einen
Eingriff der
Glieder mit
Zähnen oder eigentümlichen
Erhöhungen auf dem
Umfang
von Kettenrollen; in solchen
Fällen müssen die
Glieder sehr genau passen (kalibrierte Ketten). Die schweren
Schiffsketten zum
Ersatz der
Taue führen auch den
NamenKettentaue. Mitunter, z. B. bei
Kettenbrücken, bildet man auch die
Glieder
aus längern
Stangen, deren
Enden, zu
Ringen gebogen, ineinander gehängt und geschweißt sind. Zu dieser
Gattung gehören auch
die aus schmalen Blechstreifen zusammengesetzten Ketten
[* 1]
(Fig. 6). Die in mannigfaltigen
Formen vorkommenden kleinen Ringketten erzeugt man aus ineinander gehängten, aus
Draht
[* 3] gebogenen
Gliedern, die für bessere
Ketten zusammengelötet, oft auch gespalten gelassen werden. Zur fabrikmäßigen Herstellung solcher
Glieder wickelt man runden,
viereckigen, kordierten etc.
Draht um eine runde oder beliebig geformte
Stange zu einer
Spirale und schneidet diese derLänge
nach durch, wodurch die Windungen
Ringe abgeben, die vollkommen gleich sind. - Neuerdings sind auch
Maschinen für die Kettenfabrikation
[* 4] in Anwendung gekommen, welche insbesondere das Biegen und Zusammenschweißen der einzelnen
Glieder auf mechanisch sehr vollkommene
Weise vornehmen.
Manche Ketten werden zuletzt durch ein Zieheisen mit runden oder viereckigen Löchern gleich
Draht gezogen.
Von den goldenen Venezianerkettchen sind die feinsten von solcher Feinheit, daß 38
Glieder zusammen nur 1
cmLänge haben,
und so leicht, daß 1 m nur 1,4 g wiegt. Schmuckketten aus
Blech bestehen aus Blechringen, die mit Drahtringen aneinander
gehängt sind. Die Kugelketten bestehen aus hohlen Blechkugeln mit zwei Löchern und aus kurzen
Drahtstiften,
welch letztere, durch die
Löcher zweier benachbarter
Kugeln eintretend, innerhalb jeder
Kugel ein
Köpfchen haben; sie sind
sehr fest, außerordentlich biegsam und verwirren sich nie. - In der
Weberei
[* 5] heißt Kette (engl.
Warp) das in einer
Ebene aufgespannte
System von
Fäden, durch welches mit
Hilfe des
Schiffchens der Einschußfaden geführt wird. Dann heißt
Kette oft eine
Reihe gleicher Gegenstände, die als
Ganzes betrachtet werden, so besonders von
Bergen
[* 6]
(Gebirgskette, s.
Gebirge);
ferner mehrere gewöhnlich zusammenfliegende
Vögel,
[* 7] z. B. Reb-,
Auer-,
Birk- und
Haselhühner,
Trappen etc. (s.
Gesperr). Die
Kette ist das
Symbol der
Sklaverei oder Gefangenschaft.
Hier verfolgte er rücksichtslos und konsequent das
Ziel, die
Kirche nicht nur von der
Staatsgewalt unabhängig, sondern vielmehr
diese zur ergebenen Dienerin der
Kirche zu machen und in derselben den papistisch-jesuitischen
Geist zur
unbedingten Herrschaft zu erheben. Durch Einführung von Schulbrüdern und
Schulschwestern, die Errichtung von katholischen
Waisen- und
Rettungshäusern, eines Priesterseminars und Knabenkonvikts suchte er die Jugenderziehung in die
Gewalt des
Klerus
zu bringen, durch
Stiftung klösterlicher
Institute, auch einer Jesuitenniederlassung in
Mainz (1858), von
Vereinen etc. den ultramontanen, fanatischen
Geist in der katholischen
Bevölkerung
[* 22] großzuziehen.
Den rechtlichen Zuständen in der oberrheinischen Kirchenprovinz kündigte er in seiner
Schrift »Das
Recht und der Rechtsschutz
der katholischen
Kirche in
Deutschland«
[* 23] einen
Kampf auf
Leben und
Tod an. In der That gelang es Ketteler, der von der
katholischen Großherzogin unterstützt wurde, die vom
MinisterDalwigk geleitete reaktionäre
Regierung in einer geheimen
Konvention
vom zu Zugeständnissen zu bewegen, durch die der
Staat seine
Patronatsrechte, seine Mitwirkung bei der Besetzung
des
Bistums, das
Placet, das Aufsichtsrecht über das katholische
Vereinswesen und die geistlichen Lehranstalten
preisgab, den freien
Verkehr mit
Rom und
[* 24] die Herstellung einer geistlichen
Gerichtsbarkeit gestattete und dem
Bischof nicht bloß
die Heranbildung des
Klerus völlig überließ, wodurch die katholisch-theologische
Fakultät in
Gießen
[* 25] beseitigt wurde, sondern
ihm auch einen erheblichen Einfluß auf die
Schule, namentlich die
Volksschule, einräumte.
Doch war der
Ehrgeiz Kettelers hierdurch noch nicht befriedigt. Er strebte danach,
Erzbischof von Freiburg
[* 26] zu werden
und dadurch an die
Spitze der oberrheinischen Kirchenprovinz zu treten, was jedoch die badische
Regierung verhinderte. Daneben
suchte er durch Beteiligung an der sozialen
Bewegung (z. B. »Die
Arbeiterfrage und das
Christentum«, 3. Aufl.,
Mainz 1864) dem
Einfluß der
Kirche auf den Arbeiterstand die Wege zu bahnen, indem diese als der einzige Rettungsanker
¶
mehr
im Kampf gegen das Kapital gepriesen wurde. Auch fügte er sich rasch und mit Geschick in die 1866 in Deutschland eingetretene
Wendung der politischen Verhältnisse (»Deutschland nach dem Krieg von 1866«, 6. Aufl., Mainz 1867). Seine Anhänglichkeit an
das Papsttum bekundete er wiederholt in demonstrativer Weise: 1854 wohnte er der Publikation des Dogmas von der
unbefleckten Empfängnis in Rom bei, feierte im Juni 1855 mit großem Pomp das 1100jährige Säkularfest des heil. Bonifacius
und war 1860 und 1867 wieder in Rom.
Auf dem Konzil 1870 gehörte er zu den Bischöfen, welche die Opportunität des Unfehlbarkeitsdogmas bekämpften, und that
noch 15. Juli einen (vergeblichen) Fußfall vor Pius IX. Schon im August 1870 unterwarf er sich aber und verteidigte
das Dogma in verschiedenen Hirtenbriefen, in denen er Unterwerfung von allen Gläubigen verlangte. Seitdem übernahm er die
Führung der ultramontanen Partei im Kampf gegen das Deutsche Reich
[* 28] und die preußische Kirchengesetzgebung. In Tauberbischofsheim 1871 in
den ersten deutschen Reichstag gewählt, wurde er Führer der Zentrumspartei, legte indes sein Mandat bald nieder, um sich durch
seinen DomkapitularMoufang vertreten zu lassen.
An den Versammlungen der preußischen Bischöfe in Fulda
[* 29] nahm er regelmäßig teil, obwohl nur wenige Gemeinden seiner Diözese
seit 1866 preußisch waren, und vertrat hier mit Erfolg die Politik des unbedingten Widerstandes gegen
die staatliche Gesetzgebung. 1874 untersagte er sogar in den Kirchen seiner Diözese die Feier des Sedantags u. nannte den Rhein
einen katholischen Strom. Sein Bischofsjubiläum 1875 wurde zu einer großen ultramontanen Demonstration benutzt.
Wohin aber ein bedeutender, energischer, ja in gewissem Sinn freiheitsliebender Priester durch die Konsequenzen
des ultramontanen, jesuitischen Systems getrieben werden kann, dafür ist ein belehrendes Beispiel. Von seinen zahlreichen
Schriften sind noch zu erwähnen: »Freiheit, Autorität und Kirche« (7. Aufl., Mainz 1862);
»Die wahren Grundlagen des religiösen
Friedens« (3. Aufl., das. 1868);
»Das allgemeine Konzil und seine Bedeutung für unsre Zeit« (5. Aufl.,
das. 1869).
»Briefe von und an Wilh. Eman. Freih. v. Ketteler« gab
Raich heraus (Mainz 1879).