mehr
nennt man dieselbe Gallisch (Gaulois).
S. auch Metallzeit. [* 2]
nennt man dieselbe Gallisch (Gaulois).
S. auch Metallzeit. [* 2]
Sprachen, einer der Hauptzweige des großen indogerman. Sprachstammes (s. Indogermanen), der in betreff des Wortschatzes den germanischen, in grammatischer Hinsicht den italischen Sprachen am nächsten steht und früher den ganzen Westen von Europa [* 3] beherrschte (s. Kelten), aber im Lauf der Jahrhunderte immer mehr an Terrain verloren hat. Er zerfällt in zwei Hauptgruppen: die kymrische oder britannische und die gälische Gruppe. Zur erstern Gruppe wird meistens auch das ausgestorbene, sehr altertümliche Altgallische gerechnet, das man nur teils aus Orts- und Eigennamen und andern Wörtern, die von alten Autoren angeführt werden, teils aus gallischen Münzen [* 4] und etwa drei Dutzend Inschriften kennt, die meist an dem mittlern Lauf der Saône gefunden wurden und im einzelnen noch nicht sicher erklärt sind; nach neuern Forschungen scheint es indessen den beiden noch lebenden Gruppen der keltischen Sprache [* 5] gleich fernzustehen.
Die wichtigste lebende Sprache der kymrischen Gruppe ist das Wallisische (Welsh), das sich noch heutzutage mehr als alle andern keltischen Idiome eifriger litterarischer Pflege erfreut; bei den jährlich stattfindenden Nationalfesten, den sogen. Eisteddfods (s. d.), werden die besten Dichtungen in wallisischer Sprache mit Preisen gekrönt. Seine Blütezeit, aus der manche interessante Dichtungen und Chroniken auf unsre Zeit gekommen sind, fällt ins Mittelalter; die ältesten Bruchstücke der wallisischen Sprache rühren aus dem 8. Jahrh. her.
Die Anzahl der heutzutage noch wallisisch Redenden ist auf nahezu 1 Mill. anzuschlagen. Das Bretonische in der Bretagne, das erst im 5. Jahrh. n. Chr. oder später durch aus Wales oder Cornwallis ausgewanderte Kelten dorthin kam, erscheint in der Litteratur vom 14. Jahrh. an, ist als Schriftsprache dem Erlöschen nahe, erhält sich aber als Volksdialekt in drei französischen Departements. Schon im vorigen Jahrhundert ausgestorben ist das mit dem Bretonischen nahe verwandte Cornische von Cornwallis.
Die wichtigste Sprache der gälischen Gruppe, zugleich die altertümlichste und daher für die Sprachforschung wichtigste keltische Sprache überhaupt, ist das Irische, das, zuerst in Inschriften des 5. Jahrh. n. Chr. in der Ogham genannten Schriftart abgefaßt, dann in Glossen zu lateinischen Werken auftrat, im Mittelalter eine stattliche Litteratur, meist aus Chroniken, Legenden- und Gesetzsammlungen bestehend, erzeugte, seit der Renaissancezeit in Verfall geriet und heutzutage nur noch von höchstens 1 Mill. Individuen, die aber größtenteils auch Englisch verstehen, gesprochen wird.
Eine Gesellschaft zur Erhaltung der keltischen (irischen) Sprache besteht in Dublin [* 6] seit 1877. Das Hochschottische oder Erse, die Sprache der berühmten Lieder Ossians, auch speziell Gälisch genannt, wird nur in dem gebirgigen Teil Schottlands gesprochen. Das Manx, die alte keltische Sprache der Insel Man, wird dort nur sehr selten gehört. Die Gesamtzahl der keltisch Redenden in Europa beträgt jetzt nur noch etwa 3½ Mill. Wahrscheinlich durch die frühzeitige Einwirkung fremder, namentlich baskischer und uralaltaischer Sprachtypen sind die keltischen Sprachen von dem gemeinsamen indogermanischen Stammtypus so stark abgewichen, daß die Bestimmung ihrer Verwandtschaft eine der spätesten und schwierigsten Untersuchungen des bekannten Entdeckers des indogermanischen Sprachstammes, Fr. Bopp, bildete.
Die keltischen Sprachen haben einerseits viele Wörter aus dem Lateinischen entlehnt, anderseits den Franzosen und Engländern einen nicht ganz unerheblichen Bestandteil ihres Wortschatzes geliefert und in allen Ländern, in denen sie einst gesprochen wurden, zahlreiche Ortsnamen zurückgelassen. Doch sind Etymologien aus dem Keltischen mit Vorsicht aufzunehmen (s. Kelten).
Vgl. Zeuß, Grammatica celtica (2. Aufl. von Ebel, Berl. 1871);
Bacmeister, Keltische Briefe (Straßb. 1874);
Rhys, Lectures on Welsh philology (2. Aufl., Lond. 1879);
Windisch, Irische Grammatik (Leipz. 1879);
Curtius, Grundzüge der griechischen Etymologie (5. Aufl., mit keltischen Beiträgen von Windisch, das. 1879);
Windisch, Keltische Sprachen (in Ersch und Grubers »Encyklopädie«);
ferner die »Revue celtique« (hrsg. von Gaidoz, Par. 1870 ff.) und die »Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung«.
Name zweier Flüsse [* 7] im nordöstlichen Rußland, von denen der eine, die Nördliche Keltma, im Gouvernement Wologda, 160 km lang und auf 137 km schiffbar, von links in die Wytschegda mündet, während der andre, die Südliche Keltma, im Gouvernement Perm, 185 km lang, nach S. zur Kama fließt.
Beide entspringen nahe bei einander (die Nördliche Keltma aus dem sumpfigen Gumendsee) und waren durch den 1786-1807 gegrabenen, 1838 aber wieder eingegangenen Katharinenkanal verbunden.
übertriebene Vorliebe für keltisches Wesen, insbesondere die Sucht früherer Gelehrten, alle Namen aus dem Keltischen herzuleiten, wodurch die keltischen Studien in einen gewissen Mißkredit gerieten, bis durch die vergleichende Sprachwissenschaft Klarheit in die Sache kam (s. Kelten).
Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Weißkirchen, an der Juchina, mit einem Schloß, (1880) 2304 Einw. und Möbel- und Holzpfeifenfabrikation.
In der Nähe das Keltscher Gebirge, ein Arm der Westkarpathen (des Weißen Gebirges), der bis an die Betschwa reicht und sich im Jawornik bis zu 857 m erhebt.
Hafenstadt der Insel Formosa (s. d.). ^[= Insel an der Südostküste Chinas (s. Karte "China"), vom Festland durch die Straße ...]
Nebenfluß des Clyde bei Glasgow [* 8] in Schottland, über welchen der Forth- und Clydekanal in einem 84 m langen Aquädukt gebaut ist.
Fluß im russ. Gouvernement Archangel, 424 km lang, mündet in das Weiße Meer;
an seinen Ufern findet sich Granit. Er entspringt aus dem Kuntosee und ist wegen vieler Klippen [* 9] und Fälle nicht schiffbar.
Kreis [* 10] des russ. Gouvernements Archangel, an der Westküste des Weißen Meers, umfangreich, aber sehr wenig bevölkert (10 Einw. auf 1 QM.).
Die Bewohner im nördlichsten Teil sind Loparen, sonst ausschließlich Karelen, welche sich mit dem hier sehr lohnenden Fischfang und der Jagd auf Pelztiere beschäftigen.
Die Hauptstadt an der Mündung des Flusses Kem, hat (1881) 2020 Einw.
(Kemantsche), arab. Streichinstrument mit einer Saite, kleinem Schallkörper (Kokosschale mit Schlangenhaut bezogen), langem Hals und Fuß.
Vgl. Rühlmann, Geschichte der Bogeninstrumente, S. 17.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, [* 11] Kreis Wittenberg, [* 12] hat ein Amtsgericht, Weberei, [* 13] Fabrikation von Lederhandschuhen und (1885) 2569 evang. Einwohner.
(spr. kemmbl), 1) John Philip, berühmter engl. Schauspieler, geb. zu Preston in Lancashire als Sohn des Schauspielers Roger Kemble (gest. 1802), betrat 1776 die Bühne zu Wolverhampton und spielte dann mit immer steigendem Ruf in ¶
Manchester, [* 15] Liverpool, [* 16] York, Dublin und andern Städten, seit 1783 am Drurylane-Theater in London, [* 17] dessen Leitung er in der Folge übernahm und bis 1801 führte. Nachdem er 1802 und 1803 Kunstreisen nach Frankreich und Spanien [* 18] unternommen, erwarb er sich einen Anteil am Coventgarden-Theater, zog sich 1812 zurück, betrat aber schon 1814 die Bühne wieder, wo er mit dem lautesten Enthusiasmus begrüßt wurde. Er stand jetzt auf dem Gipfel seiner Popularität und war als der erste Schauspieler Englands anerkannt.
Gesundheitsrücksichten bewogen ihn jedoch, sich 1817 abermals zurückzuziehen. Er starb in Lausanne. [* 19] Das Feld, auf welchem Kemble glänzte, war die Tragödie. Er war von imponierender Gestalt und einnehmendem Äußern. Seine Stimme war deutlich und ausdrucksvoll, seine Darstellung groß und tief, das Resultat mühevollen Studiums. Alle Mittel, das Publikum hinzureißen, standen ihm zu Gebote. In der Jugend war Hamlet seine Hauptrolle; später wirkte er in ernsten Charakterrollen, wie Macbeth, Johann, Brutus und vor allen Coriolanus. Er schrieb auch einige dramatische Stücke. Seine Statue von Flaxman wurde 1833 in der Westminsterabtei aufgestellt.
Vgl. Boaden, Memoirs of the life of J. Philip Kemble (Lond. 1825, 2 Bde.);
Fitzgerald, Account of the Kemble family (das. 1871, 2 Bde.).
2) Charles, ebenfalls Schauspieler, geb. zu Brecknock in Wales, Bruder des vorigen, erhielt wie dieser seine Bildung im katholischen Kollegium zu Douai und ward 1792 zu London bei den königlichen Posten angestellt, ging aber noch in demselben Jahr in Sheffield [* 20] zur Bühne über. Seit 1794 am Drurylane-, seit 1797 am Haymarket-Theater in London engagiert, entwickelte er nun sein Talent mit überraschender Schnelligkeit. 1802 bereiste er den Kontinent, übernahm nach seiner Rückkehr gemeinsam mit seinem Bruder die Direktion des Coventgarden-Theaters, die er von 1817 an allein führte, bereiste 1826 abermals Deutschland [* 21] und Frankreich und eröffnete nach seiner Rückkehr die Bühne mit Webers »Oberon«, wie er sich überhaupt um die Pflege der deutschen Musik in London Verdienste erwarb. Nachdem er 1832 mit seiner Familie noch die Vereinigten Staaten [* 22] von Amerika [* 23] besucht hatte, nahm er 1842 von der Bühne Abschied und starb, zum Theaterzensor ernannt, in London. Schwester der beiden Kemble war die berühmte Schauspielerin Sarah Siddons (s. d.). - Seine Gattin Marie Therese, geborne de Camp, geb. 1774 zu Wien, [* 24] trat schon in frühster Jugend in Noverres Balletten auf und wirkte dann als Tänzerin im Drurylane-, Coventgarden- und Haymarket-Theater mit großem Beifall, während sie als Schauspielerin weniger bedeutend war. Sie starb Auch zwei treffliche Lustspiele: »The first fault« (1799) und »The day after the wedding« (1808), hat sie verfaßt.
3) Frances Anne, Schauspielerin, Tochter des vorigen, geb. zu London, wurde von ihrem Vater für die Bühne gebildet, debütierte 1829 als Julie mit Beifall und besuchte 1832 mit ihren Eltern Amerika, wo sie sich 1834 mit Pierce Butler aus Philadelphia [* 25] verheiratete. Später trennte sie sich von ihrem Gatten, um von neuem die Bühne in England und Amerika zu betreten, und ließ sich 1856 zu Lenox in Massachusetts nieder, von wo aus sie noch zweimal Europa besuchte.
Seit 1873 hatte sie ihren Wohnsitz in der Nähe von Philadelphia, gegenwärtig lebt sie in London. Sie veröffentlichte: »Journal of a residence in the United States« (Lond. 1834),
»A year of consolation« (das. 1847),
»Journal of a residence on a Georgian plantation« (das. 1863),
»Poems« (das. 1865 u. 1883),
»Plays« (das. 1864),
worin unter anderm eine Übersetzung von Schillers »Maria Stuart« enthalten ist, und »Notes upon some of Shakespeare's plays« (das. 1882). Ihre Memoiren erschienen unter den Titeln: »Records of a girlhood« (New York 1879) und »Records of a later life« (das. 1882). - Ihre jüngere Schwester, Adelaide, [* 26] geb. 1814 zu London, bildete sich zur Opernsängerin aus, machte Kunstreisen auf dem Kontinent, feierte seit 1841 zu London in den Hauptrollen der großen Opern Triumphe, zog sich aber nach ihrer Vermählung mit Friedr. Sartoris von der Bühne zurück. Sie schrieb: »A week in a French country-house« (Lond. 1867),
»Medusa, and other tales« (1868) u. a.
4) John Mitchell, engl. Sprach- und Geschichtsforscher, Bruder der vorigen, geb. 1807 zu London, studierte in Cambridge, setzte seit 1829 das Sprachstudium unter Jakob Grimm in Göttingen [* 27] fort und trat mit seiner klassischen Ausgabe des »Anglo-saxon poem of Beowulf« (Lond. 1833, 2. Aufl. mit der engl. Übersetzung 1837) als Schriftsteller auf. 1834 hielt er in Cambridge die ersten Vorlesungen über angelsächsische Litteratur, die in seiner »First history of the English language« (Cambridge 1834) gedruckt vorliegen.
Von seinen übrigen Schriften nennen wir: »Über die Stammtafeln der Westsachsen« (München [* 28] 1836),
»Codex diplomaticus aevi Saxonici« (Lond. 1845-48, 6 Bde.),
der auf Kosten der von ihm mitbegründeten English historical Society ol Science erschien, und »State papers and correspondence illustrative of the social and political state of Europe« (das. 1857). Von der auf 4 Bände angelegten »History of the Saxons in England« erschienen 1848 nur 2 Bände (neue Ausg. 1876; deutsch von Brandes, Leipz. 1853). Kemble war langjähriger Redakteur der »British and foreign Review«. Er starb in Dublin. Sein unfertig hinterlassenes Werk »Horae fernes, or studies in the archaeology of northern nations« wurde von Latham vollendet und herausgegeben (Lond. 1864).