Waldbauschule, große
Kalk- und Sandsteinbrüche, eine Cellulosefabrik, Bierbrauerei,
[* 2] starken
Handel mit den sogen. Kelheimer
Platten,
Getreide
[* 3] und
Holz,
[* 4]
Schiffbau und (1885) 3162 fast nur kath. Einwohner. - Kelheim war
bereits 843 Hauptort des Kelsgaues, im 12. und 13. Jahrh. bis zur Ermordung des
HerzogsLudwig (1231)
Residenz der bayrischen
Herzöge und ward 1181 durch
HerzogOtto I. Stadt. Bedeutende
Rechte erhielt der
Ort alsdann noch 1335 von
dem
HerzogHeinrich vonLandshut.
[* 5]
Westlich von auf dem Michaelsberg erhebt sich die dem Andenken an die deutschen
Befreiungskriege von 1813-15 gewidmete, nach
Gärtners und
KlenzesEntwürfen auf
Anordnung König
Ludwigs I. 1842-63 im griechisch-römischen
Stil erbaute
Befreiungshalle. Dieselbe ist ein 66 m hoher Rundbau, welcher auf einer dreistufigen
Terrasse von 7 m
Höhe ruht und auf zwei
Freitreppen zugänglich ist. Die mit einer
Kuppel überwölbte
Rotunde hat einen
Durchmesser von 55
m und ist außen von 18
Strebepfeilern
umgeben, von denen jeder mit der Kolossalstatue einer germanischen
Jungfrau gekrönt ist, und denen gegenüber
am äußersten
Rande der
Terrasse 18
Kandelaber
[* 6] stehen.
Das ganz mit farbigem
Marmor bekleidete
Innere enthält 34 Siegesgöttinnen aus karrarischem
Marmor von
Schwanthaler, dazwischen,
von je zweien gehalten, 17 aus eroberten französischen
Geschützen gegossene Bronzeschilde mit denNamen
der gewonnenen
Schlachten;
[* 7] ferner auf weißmarmornen Tafeln über den Arkadenbogen 16
Namen deutscher
Heerführer und noch weiter
oben 18
Namen von eroberten
Festungen. Die
Erleuchtung geschieht durch eine 9 m im
Durchmesser haltende Lichtöffnung in der reich
kassettierten
Kuppel. Eine Säulengalerie im Innern gestattet einen prächtigen Überblick, die äußereGalerie
eine vortreffliche Fernsicht.
Vgl.
Stoll, Geschichte der Stadt Kelheim (Landsh. 1867);
Dorf im bayr. Regierungsbezirk
Niederbayern, 6 km nordöstlich von
Passau,
[* 8] mit 700 Einw., einer uralten
Kirche,
Papierfabrik und
Mineralquelle nebst Badeanstalt.
[* 9]
großer
Löffel mit langem Stiel, entweder tief, wie z. B. bei der Suppenkelle, oder in breiter
Form, wie bei der Schöpfkelle (zum Abschöpfen des Schaums bei kochenden
Flüssigkeiten), oder in ganz platter Form, wie
bei der Fischkelle;
aus
Fellen zusammengenähte und mit
Luft gefüllte
Schläuche, deren sich die Assyrer und
andre
Völker bedienten, um über
Flüsse
[* 10] zu setzen. In
Ninive sind
Basreliefs aufgefunden, die dies bildlich darstellen.
Noch
jetzt dienen Kelleks zum Warentransport auf dem
Euphrat stromabwärts.
JohannPhilipp van der,
Graveur und Kunstschriftsteller, geb. zuUtrecht
[* 11] als Sohn
des
GraveursDavid van der Kellen, lernte bei seinem
Vater und wurde 1852
Graveur an der Reichsmünze zu
Utrecht. Er führte verschiedene
Medaillen aus und ist zugleich ein bedeutender Kenner der Geschichte des Kupferstichs, namentlich des niederländischen.
Er veröffentlichte das große Hauptwerk »Le
[* 12]
peintre-graveur hollandais et flamand«
(Utrecht 1866),
den
»Catalogue raisonné d'estampes formant la collection de feu M. de Ridder«
(1874) und zahlreiche
Artikel über Kupferstichkunde.
der ganz oder meist teilweise unter der Erdoberfläche entweder selbständig oder unter einem Bauwerk angelegte
Raum, welcher stets möglichst gleichmäßige
Temperatur besitzen
soll und meist zur
Aufbewahrung vonSpeisen
und
Getränken, zur Verrichtung häuslicher
Arbeiten, wie
Kochen,
Waschen etc. sowie, besonders in großen
Städten, zu
Wohnungen
und
Läden benutzt wird. Die normale Kellerwärme entspricht der herrschenden
Bodentemperatur, welche gewöhnlich nur geringen
Schwankungen unterliegt. Je tiefer der Keller ist, um so leichter läßt sich diese
Temperatur bewahren, weshalb manEiskeller
[* 13] in der
Regel sehr tief anlegt. Wo dies nicht angeht, führt man doppelte
Mauern auf, zwischen welchen man eine die
Wärme
[* 14] schlecht
leitende Luftschicht einschließt, oder zu welchen man Hohlsteine verwendet.
Oberirdische Keller bedeckt man mit einer 1,5-2 m starken Erdschüttung und beschattet
letztere mit eingepflanzten Sträuchern oder
Bäumen. Der Zutritt zu einem solchen Keller muß durch einen
möglichst langen, mit doppelten
Thüren verschlossenen
Gang
[* 15] führen. Dasselbe gilt für Keller, welche in einen Abhang hineingebaut
sind, z. B. für Felsenkeller. Die Tiefe eines solchen
Kellers muß sich nach dem
Stande des
Grundwassers richten; muß derselbe
unter dessen
Spiegel
[* 16] reichen, so kann man den Keller durch umgekehrte
Gewölbe,
[* 17]
Isolierschichten von
Asphalt,
Zement u. dgl. trocken legen.
Andernfalls pflastert man den Keller etwas abschüssig und legt an der tiefsten
Stelle ein Sammelloch an, aus welchem das
Wasser
von Zeit zu Zeit herausgeschöpft wird. Unter Gebäuden bilden die Kellerwände zugleich die
Fundamente der Geschoßwände,
während ihre
Decke
[* 18] schon der Sicherheit gegen Feuersgefahr wegen am besten gewölbt wird. Ragt der Keller einige
Fuß über die
Oberfläche der
Erde, so erleuchtet man denselben durch
Fenster und hinter denselben angebrachte sogen.
Kellerhälse; bei tiefer
liegenden
Kellern bringt man Schlote an und deckt diese auf der Bodenoberfläche mit dicken gegossenen
Glasscheiben oder durchbrochenen Eisenplatten.
Die Kellertreppe wird aus
Backsteinen oder besser aus Werksteinen hergestellt und steigt bei beschränktem oder ganz fehlendem
Flur unter einem
Kellerhals empor, welcher in einen Vorbau des
Hauses mündet.
Liegen im K. Gegenstände, die
Kohlensäure entwickeln,
wie z. B. bei Gärkellern für
Bier undWein, so ist eine
Ventilation notwendig. Unter Gebäuden erzielt
man eine solche, wenn
man in den
Fußboden des
Kellers einen
Kanal
[* 19] münden läßt, der anderseits mit der
Esse in
Verbindung steht
und durch eine
Thür verschlossen werden kann. Über
Eiskeller s.
Eis,
[* 20] über Milchkeller s.
Milch.
1831 Präsident des Obergerichts und Mitglied des Erziehungsrats. 1830 in den GroßenRat gewählt, war er 1832 und 1834 dessen
Präsident. Zu wiederholten Malen vertrat Keller seinen Kanton
[* 28] auf der eidgenössischen Tagsatzung und beteiligte sich in dieser
Eigenschaft wesentlich an den Arbeiten für die Bundesreform (1833) und das Militärstraf- und Prozeßgesetzbuch
(1837). In Anerkennung der letztern Arbeit wurde er zum Obersten und Chef des eidgenössischen Justizstabs ernannt. 1843 ging
er als Professor der Rechte nach Halle,
[* 29] 1847 in gleicher Eigenschaft als Puchtas Nachfolger nach Berlin, wo er starb.
Früher der liberalen Richtung zugethan, huldigte er später dem entschiedensten Konservativismus und
war als Mitglied der preußischen Zweiten Kammer sowie des ErfurterParlaments ein Hauptwortführer der reaktionären Partei.
Nach seiner Erhebung in den Adelstand ward er ins Herrenhaus berufen. Ein bleibendes Verdienst erwarb er sich durch Entwickelung
und Neubelebung des römischen Prozeßrechts. Hierher gehören seine Werke: »Über
Litiskontestation und Urteil« (Zürich
1827) und »Der römische Zivilprozeß und die Aktionen« (Leipz. 1852, 6. Aufl.
von A. Wach 1883). Als tüchtigen Philologen bekunden ihn seine »Semestria ad M.
T. Ciceronem« (Zürich
1842-51, Bd. 1). Noch schrieb er: »Monatschronik der ZüricherRechtspflege« (Zürich
1833-38, 12 Bde.) und »Die
Baseler Teilungssache« (das. 1833). Seine Vorlesungen über Pandekten gab Friedberg
[* 30] (Leipz. 1861) und in 2. AuflageLewis (das. 1867, 2 Bde.) heraus.
3) Ferdinand, Altertumsforscher, geb. im Schloß zu Marthalen (Zürich),
studierte in Zürich
und ging nach Beendigung der philologischen
und theologischen Studien 1825 nach Lausanne
[* 31] und 1826 nach Paris, um Naturwissenschaft zu studieren. Dann
lebte er vier Jahre als Erzieher inEngland und kehrte 1831 nach Zürich
zurück. Hier wurde er Lehrer an dem neugegründeten technischen
Institut und Aktuar der NaturforschendenGesellschaft. Als solcher veröffentlichte er mehrere Arbeiten über die Karrenfelder,
die Eishöhlen
[* 32] und Windlöcher in den Alpen,
[* 33] die Tieferlegung des Lungernsees etc. Die Entdeckung und Untersuchung
der Grabhügel im Burghölzli, Denkmäler, welche bis dahin in der Schweiz
[* 34] unbeachtet geblieben waren, führten zur Gründung
der Antiquarischen Gesellschaft, deren Förderung als seine Lebensaufgabe betrachtete, und des Museums, welches unter Kellers
Leitung in kurzer Zeit zu großer Bedeutung heranwuchs. Er erforschte die Trümmerstätten römischer
Gebäude in allen Teilen der Schweiz und bemühte sich, eine Übersicht der keltischen und alemannischen Altertümer des Landes
zu gewinnen. Im Winter 1853/54 entdeckte Keller zu Obermeilen am ZüricherSee den ersten Pfahlbau, bereiste, da bald darauf auch
am Bieler See ähnliches beobachtet wurde, alle bisher vermuteten oder bekannt gewordenen Seestationen
und publizierte dann seinen ersten Bericht, der in alle neuern Sprachen übersetzt wurde. Später folgten noch sieben Berichte
über Pfahlbauten.
[* 35] In den »Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft« und in dem »Historischen und antiquarischen Anzeiger«
publizierte Keller eine Reihe von neuen Erscheinungen und Thatsachen und trug dadurch nicht wenig zur Belebung
des Interesses für historische und archäologische Fragen der verschiedensten Epochen bei. Keller führte 40 Jahre hindurch, bis
1871, das Präsidium der Antiquarischen Gesellschaft. Als Ehrenpräsident derselben starb er in Zürich.
Er publizierte noch:
»Bauriß des Klosters St.
Gallen vom Jahr 820« (Zürich
1844) und eine archäologische Karte der Ostschweiz (das.
1874).
Vgl. Meyer v. Knonau, Lebensabriß von F. Keller (Zürich
1882).
4) Joseph, Ingenieur und Reisender, geb. zu Gerlachsheim im Tauberthal, machte seine technischen Studien in Karlsruhe
[* 36] und Wien,
[* 37] wurde 1839 zum Vorstand der Wasser- und Straßenbauinspektion in Mannheim
[* 38] ernannt und 1841 nach
Karlsruhe versetzt. 1855 folgte er einem Ruf zur Leitung von Straßenbauten in Brasilien.
[* 39] Nach Vollendung der ersten Normalstraße
durch dieses Land führte er sechs Reisen in das Innere desselben aus. 1869 kehrte Keller nach Karlsruhe zurück, wo er in Ölbildern
und Aquarellen verschiedenen Genres ein reiches Talent bekundete. Er starb
Auf seinen Antrag wurden nach heftigem Widerstand 1841 die Mannsklöster im Aargau
aufgehoben, er stellte auch 1844 bei
der Tagsatzung den Antrag auf Ausweisung der Jesuiten, der jedoch erst 1847 durchging. 1856 wurde er in den aargauischen Regierungsrat
gewählt und versah das Amt eines Erziehungsdirektors und Präsidenten des katholischen Kirchenrats. Gleichzeitig vertrat er
seinen Kanton zuerst im Ständerat (1848/49), dann im Nationalrat (1854-66), seit 1866 wieder im Ständerat
und war wiederholt Vorsitzender der einen wie der andern Versammlung. 1869 eröffnete er denKampf der Baseler Diözesanstände
gegen den Bischof Lachat durch sein Buch über die am Priesterseminar Solothurn
[* 43] eingeführte Moraltheologie des PatersGury (2. Aufl.,
Aarau
[* 44] 1870), stellte sich 1870 an die Spitze der altkatholischen Bewegung in der Schweiz und wurde 1875 Präsident
des Synodalrats der schweizerischen christkatholischen Kirche. Er starb, nachdem er sich 1881 von allen Ämtern zurückgezogen, in
Lenzburg.