Feuerbohne ungefähr bei 46,2° C. Denjenigen konstanten Temperaturgrad, bei welchem die in der
kürzesten Zeit erfolgt, nennt man das Optimum; je weiter sich die Temperatur von demselben entfernt, eine desto längere
Zeit ist zur Keimung erforderlich. Folgende Zahlen geben das Optimum in Celsius-Graden: Mohn zwischen 16 und 18, Gerste
18, Roggen, Lein, Kümmel, Erbse 23, Hafer 25, Weizen, Tabak, Saubohne 27, Rotklee 31, Mais und Gurke 33, Hanf, Raps, Kürbis 36.
Die Keimdauer, d. h. die Zeit, welche unter gewöhnlichen günstigen Umständen vergeht von
dem Zeitpunkt an, in welchem die Keimungsbedingungen eintreten, bis zum Hervorbrechen des Keimlings aus dem Samen,
ist sehr ungleich. Sie ist bei den Sporen meist sehr kurz. Folgende Zahlen geben die Keimdauer für die nachverzeichneten Sämereien
in einem und demselben freien Gartenland und unter denselben Temperaturverhältnissen (ungefähr +12° C. mittlere Temperatur):
Hirse 2, Rübsen, Kresse 3, Kürbis 5, Weizen, Hafer 6, Zichorie, Gartensalat, Lein, Senf 7, Portulak, Mais, Tabak
8, Erbse 9, Spinat, Rapunzel 10, Kerbel 11, Saubohne, Mohn 12, Petersilie 14, Spargel 19, Rittersporn 20, Ricinus 26 Tage, Mistel (Viscum album)
1½ Monat, Mandel ½-1 Jahr, Pfirsich, Acker-, Wachtelweizen 1 Jahr, Kornelkirsche, Weißdorn 1½ Jahr.
Die Keimung ist immer begleitet von einem Gasaustausch: es wird Sauerstoff aufgenommen und Kohlensäure ausgeschieden;
der Sauerstoff bewirkt Oxydation organischer Verbindungen und erscheint im allgemeinen ganz in der Kohlensäure wieder.
Außer
zu dieser eigentlichen Respiration dient aber, besonders bei ölreichen Samen, der eingeatmete Sauerstoff teilweise auch zu
stofflichen Neubildungen, zur Umwandlung der Fette in Kohlehydrate; daher bei solchen Samen weniger Kohlensäure
ausgeschieden wird, als dem eingeatmeten Sauerstoffvolumen entspricht. Die Verbrennungsprozesse sind die Ursache, daß bei
der Keimung eine Wärmeentwickelung eintritt, welche besonders bei der Malzbereitung an der keimenden Gerste bemerkbar wird; keimende
Erbsen, zu 100-200 Stück angehäuft, zeigen eine Selbsterwärmung um ca. 1,5° C. Die Ernährung des Keimpflänzchens geschieht
zuerst ausschließlich auf Kosten der von der Mutterpflanze stammenden, im Samen niedergelegten Reservenährstoffe.
Die Keimpflanzen der Phanerogamen erreichen sogar eine weitgehende Entwickelung, wenn man ihnen alle äußere Nahrung vorenthält.
Der geringste Teil der Reservenährstoffe befindet sich in löslichem Zustand in den Samen, die meisten und wichtigsten in
unlöslicher Form, und diese erleiden bei der Keimung wichtige Veränderungen. Das Stärkemehl wird durch diastatische,
d. h. der Diastase bei der keimenden Gerste ähnliche, Fermente in lösliche Kohlehydrate (Dextrin, Zucker) übergeführt. In Samen,
welche keine Stärke, dagegen viel fettes Öl enthalten, vermindert sich dasselbe rasch, während Stärke und Zucker erscheinen:
unter Aufnahme von Sauerstoff bilden sich aus den Fetten Kohlehydrate.
Die unlöslichen geformten Eiweißverbindungen (Aleuronkörner) verschwinden gleichfalls aus den Zellen; sie werden in lösliche
Albuminate umgewandelt, bisweilen aber gespalten, indem Asparagin aus ihnen hervorgeht, welches während der Keimung erscheint.
Infolge der Respiration geht dem Keimpflänzchen Kohlenstoff verloren, welcher als Kohlensäure ausgeschieden wird; es bedingt
dies eine Zerstörung organischer Verbindungen, und die Keimpflänzchen verlieren daher in dieser Periode
trotz der Vergrößerung ihrer Teile an Trockengewicht so lange, bis
die selbständige Ernährung eintritt. Stickstoff verlieren
jedoch bei diesem Prozeß die Keime nicht, sobald nicht Zersetzungen und Absterben von Organen stattfinden. Über Keimkraft, Keimungsenergie
und Keimkraftprüfung s. Same.
Reinhard, Komponist, geboren um 1673 bei Leipzig, besuchte daselbst die Thomasschule und widmete sich sodann
ausschließlich der Musik. Schon 1692 brachte er zu Wolfenbüttel ein Schäferspiel: »Ismene«, auf die Bühne.
Zwei Jahre später kam er nach Hamburg, wo kurz zuvor eine nationale Oper mit glänzenden Mitteln ins Leben gerufen war, und
indem er sich dieser Anstalt sowohl als Komponist wie auch (von 1703 bis 1706) als Direktor widmete, konnte
er bald zu großer Beliebtheit gelangen.
Nächst dem Theater, für welches er 120 Opern geschrieben, förderte er auch das Hamburger Konzertwesen durch die 1700 und 1716 von
ihm mit Mattheson veranstalteten Konzerte sowie die Kirchenmusik, letztere namentlich, nachdem er 1728 als Kantor an der Katharinenkirche
angestellt war. Mit einer genialen Erfindungs- und Gestaltungskraft begabt, wäre Keiser der Mann gewesen,
in seiner Kunst das Höchste zu leisten, wenn seine sittliche Kraft seiner musikalischen gleichgekommen wäre; da er aber das
Wohlleben über alles liebte, so begnügte er sich in seinen künstlerischen Leistungen mit dem Beifall des großen Publikums,
und die Folge davon war, daß der Wert seiner Arbeiten sich von Jahr zu Jahr verminderte. Er starb 12. Sept. 1739 in
Hamburg, die bei seiner Ankunft so viel versprechende Opernbühne im vollständigen Verfall hinterlassend. Über seine hohe
Bedeutung als Komponist ist unter seinen Zeitgenossen nur Eine Stimme; seine Opern, welche sogar bis nach
Paris drangen, könnten, von den Texten abgesehen, teilweise noch heute ihren Reiz bewähren.
Vgl. Lindner, Die erste stehende
deutsche Oper (Berl. 1855);
Chrysander, Reinhard (in der »Allgemeinen deutschen Biographie«).
(engl., spr. kith), 1) George, gewöhnlich Graf oder Lord Marishal genannt, weil seine Familie die Marschallswürde
von Schottland erblich besaß, geb. 2. April 1693 auf dem Schloß Inverugie bei Peterhead aus einer der ältesten und berühmtesten
Familien Schottlands; diente zuerst unter Marlborough, beteiligte sich an den Jakobitenaufständen 1715 und 1719,
wurde nach deren Mißlingen geächtet und zum Tod verurteilt, entkam aber nach Spanien, wo er in Kriegsdienste trat. 1747 begab
er sich von da nach Berlin, ward von Friedrich d. Gr., dessen philosophische Grundsätze und litterarische Interessen er teilte, 1751 zum
Gesandten in Paris, 1754 zum Gouverneur von Neuenburg,
1759 zum Gesandten in Madrid ernannt und erlangte 1759 durch des
Königs Vermittelung von der englischen Regierung auch die Wiedereinsetzung in alle seine Güter und Würden. 1762 nach Neuenburg
zurückgekehrt
und 1763 nach Potsdam übergesiedelt, starb Keith 25. Mai 1778 in seinem Landhaus bei Sanssouci; als der Letzte seines Hauses.
Vgl.
d'Alembert, Eloge de Milord Maréchal (Berl. 1779).
2) Jakob (James), preuß. Feldmarschall, Bruder
mehr
des vorigen, geb. 11. Juni 1696 auf dem Schloß Inverugie in Schottland, beteiligte sich 1715 an der bewaffneten Erhebung der Anhänger
der Stuarts für den Prätendenten, entfloh nach der Niederlage der Jakobiten bei Dumlaine 22. Nov. nach Frankreich, beteiligte
sich 1719 an dem zweiten ebenso erfolglosen Aufstand und trat dann in spanische Kriegsdienste. In diesen
machte er 1726-27 die Belagerung von Gibraltar mit, ging aber 1728 als Generalmajor in russischen Dienst über. 1734 zum Generalleutnant
ernannt, beteiligte er sich am Türkenkrieg von 1736 bis 1739, namentlich an der Erstürmung von Otschakow, mit Auszeichnung,
entschied im Kriege gegen die Schweden den Sieg der Russen bei Wilmanstrand (3. Sept. 1741) und vertrieb die Schweden
von den Alandsinseln.
Nach dem Frieden von Abo (1743) ging er als außerordentlicher Gesandter an den Hof von Stockholm und erhielt bei seiner Rückkehr
von der Kaiserin Elisabeth den Marschallstab. Wegen der Intrigen des englischen Gesandten Lord Hyndford, der
die Ausweisung seines Bruders Lord Marishal bei einem Besuch desselben veranlaßte, nahm er 1747 seinen Abschied und ging nach
Berlin, wo ihn Friedrich d. Gr. zum Feldmarschall und zwei Jahre später zum Gouverneur von Berlin ernannte.
Zugleich gehörte er nebst seinem ältern Bruder, Lord Marishal, zu den Vertrauten des Königs. Im Siebenjährigen
Krieg focht er als Befehlshaber eines Korps bei Lowositz, Prag und Roßbach und erhielt 1758 das Kommando der Belagerung von Olmütz.
Nach Aufhebung derselben leitete Keith musterhaft den Rückzug des Belagerungstrains. Anfang September zum Oberbefehlshaber der
in Sachsen gegen Daun agierenden Armee ernannt, schloß er sich im Herbste der Armee des Königs im Lager bei
Hochkirchan.
Hier hatte er beim Überfall Dauns 14. Okt. die Österreicher dreimal zurückgetrieben, als ein Schuß in die Brust sein Leben endigte.
Friedrich d. Gr. ließ 1786 seine Bildsäule auf dem Wilhelmsplatz zu Berlin aufstellen, und ein Verwandter, Sir Murray Keith, errichtete
ihm 1776 in der Dorfkirche zu Hochkirch ein Marmordenkmal.
Vgl. »Memoirs of J. M. Keith« (1714-34, Berl. 1789);
Varnhagen v. Ense, Leben des Feldmarschalls Jakob Keith (3. Aufl., Leipz. 1873).
3) Peter Karl Christoph von, Leibpage des Kronprinzen Friedrich (spätern Königs Friedrich d. Gr.) von Preußen, geb. 24. Mai 1711 auf
dem väterlichen Gut Poberow in Hinterpommern, war mit dem Kronprinzen eng befreundet, wurde deshalb als
Leutnant nach Wesel versetzt, unterstützte 1731 von hier aus Friedrichs Fluchtpläne, rettete sich nach deren Entdeckung nach
England und trat in portugiesische Dienste, während er in Wesel in effigie gehenkt wurde. Nach Friedrichs Thronbesteigung kehrte
er nach Preußen zurück, ward Stallmeister, Oberstleutnant und Kurator der Akademie der Wissenschaften, fand
sich aber hierdurch nicht genügend belohnt. Er
starb 27. Dez. 1756. - Auch ein jüngerer Bruder, Leibpage des Königs, war bei
den Vorbereitungen zur Flucht in Württemberg 1731 beteiligt. Mit den beiden vorigen Keiths waren diese, obwohl ebenfalls
schottischer Herkunft, nicht verwandt.
4) George Elphinstone, Viscount, engl. Admiral, geb. 12. Jan. 1746 zu Elphinstone, trat während des Siebenjährigen Kriegs in den
britischen Seedienst und war 1775 bereits zum Kapitän avanciert. Im Kriege gegen Nordamerika 1776-83 leistete er wichtige Dienste,
und nach Beendigung desselben wurde er zum Sekretär und Kammerhern ^[richtig: Kammerherrn] Georgs III.
ernannt und für die schottische Grafschaft Dumbarton ins Parlament gewählt. Im Kriege gegen Frankreich zeichnete er sich 1793 während
der Belagerung von Toulon aus und ward zum Konteradmiral befördert. 1795 erhielt er den Oberbefehl der gegen das Vorgebirge
der Guten Hoffnung abgesandten Flotte, eroberte diese Kolonie und segelte sodann nach Indien, wo er Ceylon
einnahm. 1797 wurde er nach einem glänzenden Sieg über ein holländisches Geschwader in der Bai von Saldanha zum irischen Peer
erhoben.
Später übernahm Keith den Oberbefehl der Mittelmeerflotte und deckte 1801 die Ausschiffung des Heers des Lords Abercromby in Ägypten,
wofür er zum Peer von Großbritannien mit dem Titel Baron Keith ernannt wurde. Von 1803 bis 1807 führte Keith das
Kommando der Eskadre in der Nordsee, wurde darauf zum Admiral der Kanalflotte ernannt und leitete als solcher die Einschiffung
Napoleons I. nach St. Helena, 1814 wurde er zum Viscount Keith erhoben und starb 10. März 1823. Seine älteste
Tochter, Margaret, Baroneß Nairne und Keith, geb. 12. Juni 1788, eine Frau von ungewöhnlicher Bedeutung, Gemahlin des Grafen Flahault
(s. d.), wußte ihren Salons während der Julidynastie politische Wichtigkeit zu verleihen. Sie starb 11. Nov. 1867 und vererbte
ihren Titel auf ihre älteste Tochter Emily-Jane, die seit 1. Nov. 1843 mit dem Marquis von Lansdowne vermählt
ist.