NeueEroberungen durch die
Franzosen fanden 1703 und statt, doch kam Kehl immer wieder an
Deutschland
[* 5] zurück. 1793 abermals
von den
Franzosen beinahe zerstört und 1796 erobert, wurde es in demselben Jahr vom
ErzherzogKarl genommen. 1808 stellten
die
Franzosen die Festungswerke wieder her, welche nach dem
Friedensschluß geschleift wurden. Während des
Kriegs 1870/71 beschossen
die
Franzosen 19. und von
Straßburg
[* 6] aus die offene Stadt und richteten arge Verwüstungen an.
Gegenwärtig ist in den Bereich der Festungswerke von
Straßburg gezogen worden; drei
Forts (bei Sundheim,
Neumühl und Auenheim)
des großen
Waffenplatzes befinden sich auf badischem Gebiet.
(Jugulum), derjenige Teil des
Halses, in dem der
Kehlkopf (s. d.) liegt. Fälschlich spricht
man von der unrechten in die etwas geraten sei, und meint damit die
Luftröhre, so daß als die rechte Kehle dann die
Speiseröhre
zu verstehen wäre. - In der Befestigungskunst heißt Kehle die dem feindlichen
Angriff am meisten entzogene Seite von
Befestigungen,
z. B.
Schanzen,
Bastionen,
Forts etc.: das Werk ist offen, wenn die Kehle keinen oder nur
aus fortifikatorischen Hindernissen,
Verhau,
[* 8]
Drahtgeflecht etc., bestehenden Verschluß hat. In
Festungen wird die Kehle vorgeschobener
Werke meist durch eine verteidigungsfähige Kehlmauer, Kehlgruben mit Kehlwall, Kehlpalissadierung etc.
zur
Sicherung gegen gewaltsamen
Angriff geschlossen; s.
Festung.
[* 7]
(Larynx), bei den
Wirbeltieren, soweit sie mit einer
Lunge
[* 10] versehen sind, der Eingang zu
dieser. Er besteht bei den
Amphibien aus zwei Knorpelstreifen, welche durch
Muskeln
[* 11] bis zum Verschluß der
Luftröhre, an deren
Anfang sie liegen, genähert werden können. Bei den
Reptilien sondert sich ein ringförmiger
Knorpel,
[* 12] welcher jene erstgenannten
(die sogen.
Stellknorpel) trägt, von der
Luftröhre ab und zerfällt bei den
Vögeln und
Säugetieren selbst
wieder in zwei oder mehrere Knorpelstücke
(Schild- und
Ringknorpel); zur
Bewegung derselben sind alsdann verschiedene
Muskeln
vorhanden.
Der Eingang zum Kehlkopf wird bei
Reptilien und
Vögeln unvollkommen, bei den
Säugetieren vollkommen durch einen weitern
Knorpel,
den
Kehldeckel, verschließbar. Im Innern des Kehlkopfes bilden sich aus Falten der dort gelegenen Schleimhaut
die
Stimmbänder, die an den
Stellknorpeln befestigt sind und durch diese bewegt werden können, so daß die zwischen ihnen
bleibende
Spalte
(Stimmritze) ihre Weite ändern kann. Sie finden sich bei vielen
Fröschen und
Eidechsen
[* 13] sowie den
Krokodilen und den
Säugetieren vor und sind zur Hervorbringung der
Stimme nötig; bei den
Vögeln werden sie durch den sogen.
unternKehlkopf (s.
Vögel)
[* 14] ersetzt.
Der Kehlkopf des
Menschen (s. Tafel »Mundhöhle, Nasenhöhlen und
Kehlkopf«) liegt am
Zungenbein durch
Bänder
befestigt, vorn in der Mitte des
Halses. Von seinenKnorpeln
ist der
Schildknorpel(cartilago thyreoidea) der größte; er bildet die vordere und seitliche Wand des Kehlkopfes.
Sein am
meisten hervorragender Teil heißt
Adamsapfel (s. d.). Der
Ringknorpel(cartilago cricoidea) bildet einen vollkommenen, horizontal
stehenden
Ring, dessen vordere Hälfte aber viel niedriger als die hintere ist; sein unterer
Rand hängt mit den
Knorpelringen der
Luftröhre durch
Fasergewebe zusammen.
Die
Stellknorpel, ihrer Form wegen
Gießbeckenknorpel(cartilagines arytaenoideae) genannt, sind beweglich am obern
Rande des
Ringknorpels eingelenkt und bilden den obern Teil der hintern Wand des Kehlkopfes. Der
Kehldeckel(epiglottis) endlich ist
eine dünne, herzförmige Knorpelplatte, welche dicht unter der Zungenwurzel hinter demSchildknorpel
und
Zungenbein ihre
Lage hat. Er steht gewöhnlich aufrecht und etwas schräg nach hinten gerichtet und ist an der innern konkaven
Fläche des
Schildknorpels (der
Stelle des
Adamsapfels entsprechend) angeheftet.
Die
Stimmbänder(ligamenta glottidis oder vocalia) sind zu zwei
Paaren zwischen der hintern
Fläche des
Schildknorpels und der
vordernEcke der
Gießbeckenknorpel ausgespannt, also von vorn nach hinten mitten durch die
Höhle des Kehlkopfes
gezogen. Die zwischen ihnen bleibende, länglich-dreieckige
Spalte,
Stimmritze(glottis), ist bei Männern 19-25, bei Weibern
14-17
mm lang, vorn eng, hinten weiter, kann aber auch durch die
Bewegungen der
Gießbeckenknorpel noch besonders erweitert
oder verengert werden.
Die beiden obern
Stimmbänder, falscheStimm- oder Taschenbänder, haben mit der
Bildung der
Stimme nichts zu thun; sie sind
dünn und schlaff und begrenzen die
Morgagnische Tasche (die nischenartige Ausweitung der Kehlkopfhöhle zwischen dem obern
und untern Stimmband) nach
oben. Die untern oder echtenStimmbänder dagegen sind stärker gespannt, dichter
und faseriger als jene. Außer denjenigen
Muskeln, welche die
Lage des Kehlkopfes im ganzen verändern und von ihm nach unten
zum
Brust-, nach
oben zum
Zungenbein verlaufen, sind am Kehlkopf selbst kleinere
Muskeln vorhanden, welche die einzelnen durch
Bänder
oder
Gelenke miteinander verbundenen
Knorpel willkürlich und unwillkürlich gegeneinander bewegen und
so die
Stimmritze bald verengern, bald erweitern.
Ein besonderer
Muskel zieht den
Kehldeckel herab und verschließt beim
Schlucken den Eingang zum Kehlkopf. Die
Höhle des Kehlkopfes
ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die an ihrer freien Innenfläche (mit Ausnahme der
Stellen am
Kehldeckel und an den
echten
Stimmbändern) mit Stimmzellen besetzt und außerdem reich an
Schleimdrüsen ist. Die
Nerven
[* 15] des
Kehlkopfes stammen vom
Vagus (s. d.). Über die physiologische Bedeutung des Kehlkopfes s.
Stimme. Der Kehlkopf des
Mannes ist bedeutend größer und umfangreicher als der des
Weibes.
BeimKindist er noch klein, nimmt aber
zur Zeit der
Pubertät ziemlich schnell seinen vollen
Umfang an; beim
Jüngling erfolgt zugleich der
Stimmwechsel.
Die
Knorpel des Kehlkopfes (mit Ausnahme des
Kehldeckels) haben große
Neigung zur
Verknöcherung, welche oft schon im Mannesalter,
fast immer, zumal beim männlichen
Geschlecht, im
Greisenalter stattfindet.
Kehlkopfkrankheiten.
Der Kehlkopf, und zumal seine Schleimhaut, ist mannigfachen Erkrankungen unterworfen. Am häufigsten von
allen kommen leichtere Schleimhautentzündungen vor (Kehlkopfkatarrhe), welche bald akut,
¶
mehr
bald chronisch verlaufen und meist durch Einatmung einer rauhen und kalten oder staubigen, überhaupt verunreinigten Luft,
nicht selten auch durch übermäßig angestrengtes Sprechen und Singen entstehen. Die chronischen Formen sind bei herzkranken
Personen sowie bei ältern Leuten, welche an Lungenemphysem leiden, durch die dauernde Überfüllung der Schleimhaut mit venösem
Blut (Cyanose) bedingt. Beim Kehlkopfkatarrh sondert die gerötete und mehr oder minder geschwollene Schleimhaut
einen reichlichen zähen, oft eiterähnlichen Schleim ab. Der Kranke empfindet ein fortwährendes Kitzeln, einen Reiz im K.,
der ihn zu öfterm Husten nötigt. Je stärker die Schleimhautschwellung, um so mehr ist auch die Stimme verändert.
Gewöhnlich ist Heiserkeit, manchmal vorübergehende Stimmlosigkeit vorhanden; nicht selten springt die
Stimme aus dem ihr hierbei eigentümlich rauhen und tiefen Ton unwillkürlich in eine sehr hohe Tonlage über. Wird der Kehlkopfkatarrh
chronisch, so bleibt der Fehler der Stimme ein permanenter. Eine schwere Entzündung der Kehlkopfschleimhaut ist der Krupp (s. d.)
oder die häutige Bräune. Eine seltene, aber gefährliche Entzündung im Bereich des Kehlkopfes ist die
Knorpelhautentzündung (Perichondritis laryngea), welche in einer Eiterung um Ring-
[* 17] und Gießbeckenknorpel besteht, welche geradezu
die Abstoßung dieser Teile herbeiführen kann, welche dann durch Hustenstöße entfernt werden.
Die Schleimhaut des Kehlkopfes ist häufig der Sitz von Geschwüren, von welchen die syphilitischen und
tuberkulösen Geschwüre in erster Linie zu nennen sind. Die Syphilis kann an dem Kehlkopf furchtbare Zerstörungen anrichten,
teils durch die von der Schleimhaut ausgehende Verschwärung, teils durch die Narbenbildung, welche sich an die Heilung der
Geschwüre anschließt. Die Stimme wird vernichtet, es entsteht oft eine bis zum Verschluß sich steigernde
Enge der Stimmritze, so daß der Luftröhrenschnitt gemacht werden muß, will man nicht den Kranken an Erstickung sterben lassen
(vgl. Tafel »Halskrankheiten«).
[* 18]
Eine sehr häufige Krankheit des Stimmorgans ist die sogen. Kehlkopfschwindsucht. Sie besteht in dem Auftreten mehr oder weniger
zahlreicher, oft sehr ausgedehnter tuberkulöser Geschwüre der Kehlkopfschleimhaut, durch welche die
Stimmbänder früh zerstört, einzelne Knorpel des Kehlkopfes ausgelöst und ausgestoßen, der Kehldeckel manchmal ganz vernichtet
wird. Diese Verschwärung führt zur Heiserkeit, selbst zur Stimmlosigkeit, bedingt aber zuweilen auch durch die begleitende
Anschwellung der Schleimhaut eine lebensgefährliche Verengerung der Stimmritze.
Die Kehlkopfschwindsucht kommt nur bei solchen Menschen vor, deren Lungen bereits ausgedehnte Zerstörungen
aufzuweisen haben, niemals wird sie als selbständige Krankheit beobachtet. Erwähnt sei hier, daß nicht jede Heiserkeit bei
schwindsüchtigen Personen von einer Kehlkopfsschwindsucht ^[richtig: Kehlkopfschwindsucht] abhängig zu sein braucht, sondern
ihren Grund in einer Verfettung der Muskeln haben kann, während die Schleimhaut durchaus gesund geblieben
ist. Es kommen ferner im K. sogen. Polypen vor (s. Tafel »Halskrankheiten«),
kleine, bald schmal gestielte, bald breit aufsitzende
Geschwülste von verschiedenem Gefüge, welche im allgemeinen dadurch störend wirken, daß sie die freie Schwingung
[* 19] der Stimmbänder
hindern, daher Heiserkeit oder vollständige Stimmlosigkeit erzeugen. GrößerePolypen können durch Verengerung der StimmritzeAtemnot, selbst Erstickungsgefahr hervorrufen. Die meisten
Kehlkopfpolypen sind warzenförmige Geschwülste von an sich gutartigem
Charakter, welche jedoch durch Umfang und Anzahl höchst unbequem werden können.
Auch bösartige Geschwülste, Krebse u. dgl. kommen nicht selten im K. vor.
Erwähnt seien endlich der Stimmritzenkrampf (s. d.) und die Stimmbandlähmung, welch letztere erfolgreich
durch den galvanischen Strom behandelt wird. In den letzten 20 Jahren hat sich ein besonderer Zweig der Chirurgie,
die sogen. Laryngochirurgie, entwickelt, welche darauf abzielt, die Kehlkopfhöhle unter Beleuchtung
[* 20] vom Mund her für blutige
Eingriffe zugänglich zu machen, eine Spezialwissenschaft, um welche sich Bruns in Tübingen
[* 21] großes Verdienst erworben hat.
Die Vervollkommnung dieser Methode hat bald nach der Einführung des Kehlkopfspiegels die Heilkunde um die
ganze Reihe der Inhalationskuren bereichert, und seit 1878 ist es mehrfach gelungen, bei krebsigen Zerstörungen den ganzen
oder halben Kehlkopf zu entfernen, und ihn nach eingetretener Heilung durch einen künstlichen Apparat so weit zu ersetzen, daß
die Kranken mit deutlich vernehmbarer, wenn auch schnarrender Stimme sprechen können. Die Behandlung der Kehlkopfkrankheiten
läßt sich nunmehr, wie aus dem Angeführten genugsam hervorgeht, nicht mehr summarisch besprechen.
Das Tragen eines Jeffreyschen Respirators ist bei Heiserkeit in jedem Fall zu empfehlen, da durch ihn die Atmungsluft warm,
feucht und rein erhalten wird. In neuerer Zeit wird gegen die Schmerzhaftigkeit von Kehlkopfsgeschwüren
sowie gegen den Hustenreiz bei chronischen Katarrhen vielfach das Kokain angewandt.