(span. castañuelas), ein einfaches, in
Spanien
[* 2] und Unteritalien verbreitetes Klapperinstrument, bestehend
aus zwei Holzstückchen etwa von der Gestalt einer mitten durchgeschnittenen Kastanienschale, die mittels eines
Bandes am
Daumen befestigt und mittels der andern
Finger gegeneinander geschnellt werden.
Die Kastagnetten gehören als unentbehrliches Charakteristikum
spanischer oder neapolitanischer
Tänze in unser heutiges
Ballett.
in der griech.
Mythologie eine Quellnymphe, Tochter des
Acheloos, stürzte sich vor
Apollons Verfolgungen in
eine
Quelle
[* 3] am Parnaß und zerfloß darin;
Quelle,Quelle am Südabhang des
Parnassos bei
Delphi inPhokis, wenig östlich von dem Heiligtum, hat ihren
Namen von derNympheKastalia (s. d.). Mit dem
Wasser dieser
Quelle wuschen und besprengten sich die Wallfahrer,
und nach der
Fiktion der römischen Dichter verlieh es dichterische
Begeisterung. Ihr heutiger
Name ist nach einer unmittelbar
darüber liegenden, in den geglätteten und mit
Nischen versehenen
Fels gehauenen
KapelleHagios Ioannes. Unterhalb derselben
sprudelt aus der zu einem großen, viereckigen
Bassin ausgehauenen Felswand die
Quelle hervor.
Hauptstadt des gleichnamigen türk.
Wilajets in
Kleinasien, am Gök
Irmak, mit dem alten Stammschloß der
Komnenen (daher ihr
NameCastra Comneni, verderbt in Kastamuni), hat 36
Moscheen, 4 Derwischklöster,
Gerberei, Baumwollweberei und
Druckerei,
Färberei,
Handel mit
Wolle etc. und 40,000 Einw., worunter nur
einige
Hundert Griechen und Armenier.
(Hornwarze), beim
Pferd
[* 5] eine länglich-ovale, flache Hornmasse an der vordern Extremität an der medialen
Seite des Vorarms über der Fußwurzel und (viel kleiner) am hintern
Fuß dicht unter der medialen
Fläche
des Sprunggelenks.
Die Kastanie ist ein rudimentärer Hornschuh für das Großzehenglied, welches jedoch ganz in der
Haut
[* 6] hängt,
da die dazu gehörigen Mittelfußknochen und
Phalangen völlig fehlen.
(CastaneaMill.),
Gattung aus der
Familie der
Kupuliferen,
Bäume und
Sträucher mit großen, abwechselnden,
ganzrandigen oder gezahnten Blättern, verlängertem, ährenförmigem, männlichem
Blütenstand,
[* 7] in welchem
die
Blüten in Knäueln stehen, und dichtblütigen, weiblichen
Kätzchen. Die Fruchthülle ist mit stechenden
Borsten besetzt
und schließt zwei oder drei glatte, auf der einen Seite konvexe, auf der andern flache
Früchte ein.
Echter Kastanienbaum (Kästenbaum, Maronenbaum, C. vulgarisLam., C. sativa Mill.,C. vescaGärtn.), ein schöner,
großer
Baum, welcher ein bedeutendes
Alter und kolossale
Dimensionen erreicht (Kastanienbaum des
Ätna:
[* 8] 60 m
Umfang), hat 16-24
cm lange,
länglich-lanzettliche, stachelspitzig gesägte, etwas lederartige, glänzende
Blätter und große, kurz und plötzlich zugespitzte,
braune, matt glänzende
Früchte. Der Kastanienbaum stammt vielleicht aus dem mittlern
Asien,
[* 9] bildet aber in ganz
Südeuropa, selbst noch diesseit der
Alpen,
[* 10] auch in Nordafrika waldartige Bestände. In Norddeutschland reifen die
Früchte
nur in günstigen
Jahren, doch pflanzt man den
Baum häufig auch nur des schönen
Laubes halber und zwar in mehreren
Varietäten.
Auch die
Rheinpfalz
(Bühl bei
Rastatt),
[* 17] die
Bergstraße,
Nassau etc. liefern beträchtliche
Mengen von geringerer
Größe. Bei
uns dienen sie, geröstet oder gekocht, mehr oder minder als Delikatesse, in
Italien und
Frankreich aber
bilden sie ein Volksnahrungsmittel und geben treffliche Viehmast. Sie enthalten: 1,7 fettes
Öl, 0,4Zucker,
[* 18] 30
Stärke,
[* 19] 3,2Eiweißkörper, 16
Cellulose, 1,47 mineralische
Stoffe, 48,7Wasser. Man muß sie trocken und vorsichtig aufbewahren, da sie
leicht schimmeln und von
Würmern angegangen werden, auch im Frühjahr leicht keimen. C. americanaRaf.,
dem vorigen sehr ähnlich, mit etwas überhängenden Blättern, in den
Vereinigten Staaten,
[* 20] und der strauchförmige C. pumilaL. (Chincapin), in den mittlern und südlichen
StaatenNordamerikas, sowie C. argentea auf
Java liefern ebenfalls eßbare
Früchte.
-
Wilder Kastanienbaum, s. v. w. Roßkastanie
(Aesculus Hippocastanum).
(v. portug. casta,
»Geschlecht«, Übersetzung des ind. dschâti,
»Stand«),
zuerst gebraucht von den Eroberern
Ostindiens unter
Albuquerque, dann in
Europa
[* 21] angenommen zur Bezeichnung einer Gesellschaftsschicht, die sich streng durch
Sitte
und
Gesetz von jeder andern abgesondert hält, ohne daß eine nähere Berührung, Vermischung oder ein
Aufsteigen aus den niedern in die höhern gestattet wäre. Da nach dieser Gesellschaftsordnung die
Kinder unabänderlich in der
mütterlichen Kaste verbleiben, so ist der individuellen
Entwickelung hierbei schon durch die
Geburt eine unübersteigliche
Schranke
gezogen.
Das Kastensystem, wie es heutzutage noch in einzelnen Teilen
Indiens und
Polynesiens zu
Recht besteht, ging
ursprünglich, wie man annimmt, überall aus kriegerischen Umwälzungen in den betreffenden
Ländern hervor, indem sich die
siegreiche
Partei zur herrschenden Kaste aufwarf und die bisherigen Bewohner des
Landes zu Untergebenen, Besitzlosen und Leibeignen
machte. Wiederholte
Eroberungen desselben
Landes führten dann zur
Bildung weiterer
Kasten, denen durch eine
tyrannische Staatsordnung verschiedene Berufsarten zugewiesen wurden.
Hiernach wird naturgemäß die Kriegerkaste, denen der Herrscher und der
Adel zugehörten, ursprünglich zumeist den obersten
Rang eingenommen haben, denen die
Kasten der
Gelehrten,
Priester, Kaufleute, Gewerbtreibenden und
Handarbeiter untergeordnet waren;
aber in solchen
Fällen, wo der erobernde
Staat eine hierokratische
Verfassung besaß, wie z. B. im alten
Ägypten
[* 22] (s. d.), nahm die Priesterkaste den obersten
Rang ein, und ihr gehörte der Landesherrscher an. Befand sich im Gegenteil
der unterworfene Teil im
Besitz einer höhern
Bildung, die der
Sieger annahm, so mußten
Gelehrten- und Priestertum sich mit
einer tiefern
Stufe begnügen, wie die Raatiras auf
Tahiti,
[* 23] welche von der herrschenden Kaste der Arii überragt
werden, obwohl sie sich der Abstammung von den
Göttern und ihres
Umgangs rühmen. Die besitzlose unterste Kaste, z. B. die
Parias
(s. d.) der
Inder, stand den Sklaven nicht viel nach, und ihre bloße Berührung galt den höhern
¶
mehr
Kasten bereits als verunreinigend. Infolge der durch Jahrtausende fortgesetzten Abschließung sollen in manchen Fällen innerhalb
der einzelnen Kasten ethnologische Merkmale, Rasseneigentümlichkeiten u. dgl.
bewahrt worden sein, so daß die Angehörigen derselben beinahe an die körperlich verschiedenen Kasten gesellig lebender Insekten
[* 25] (Ameisen und Termiten)
[* 26] erinnern, deren Zahl mitunter auf 5-10 (Königinnen, Krieger, Arbeiter, Aufseher,
Männchen etc.) steigt. Die strengen Abschließungsverhältnisse ehemaliger Kasten haben sich in den Kulturländern meist
bis zum Verschwinden gemildert, obwohl in Erbständen u. Adelsvorrechten noch ein Nachklang jener alten Staatseinrichtungen
gefunden werden kann. Über Einzelheiten s. Ägypten, Ostindien
[* 27] etc.