(Kassa, v. ital. cassa), zunächst das Behältnis,
in welchem
Geld und Geldeswert aufbewahrt wird;
demnächst der Vorrat an barem
Geld, welcher in einem
Geschäft vorhanden ist,
zu dem
Zweck, die laufenden
Ausgaben zu bestreiten und die laufenden
Einnahmen demselben hinzuzufügen;
dann diejenige Abteilung eines
Geschäfts, in welcher bares
Geld angenommen und verausgabt wird;
bei einer Behörde diejenige
Stelle, welche mit dem
Akte des Vereinnahmens und Verausgabens betraut ist, sowie das von ihr benutzte
Lokal;
endlich das
Amt,
die in dem vorgedachten
Sinn zu verwalten.
Sehr häufig wird Kasse oder Kassa schlechthin für Barvorrat
gesetzt; es gehören dazu unter allen Umständen das bare
Geld und diejenigen Geldzeichen, welche in dem Großverkehr anstandslos
statt baren
Geldes angenommen werden. Ob
Barren, fremde
Münzen,
[* 7] Geldzeichen, die nur bedingungsweise unterzubringen sind, bei
einer
Zettelbank auch die eignen, nicht inZirkulation befindlichen
Noten zur Kasse zu rechnen sind, darüber
schwankt der Sprachgebrauch. Kassenbuch, das Geschäftsbuch, welches über Einzahlungen in die Kasse und Auszahlungen
aus derselben, Kassenkonto, dasjenige
Konto des
Hauptbuches, welches über den
Stand der Kasse Auskunft gibt (s.
Buchhaltung).
Per
Kasse handeln heißt gegen sofortige bare
Zahlung handeln; man sagt dafür auch: ein
Kassageschäft (einen
Tageskauf) machen. Das
Kassageschäft bildet den
Gegensatz zum
Zeitgeschäft, bei welchem beide Teile ihre Leistung hinausschieben
(vgl.
Börse, S. 236), demgemäß auch zum
Differenzgeschäft, ferner zum
Geschäft auf
Kredit, bei welchem die Leistung desjenigen
Teils hinausgeschoben wird, der bares
Geld zu zahlen hat.
Die Oberneustadt, der höchst gelegene Teil Kassels, auf der sanften
Abdachung des Weinbergs sich ausbreitend, ist der
Länge
nach durch vier Parallelstraßen, die Obere
Königs-, die
Karls-, die
Frankfurter und Bellevuestraße, durchschnitten,
von
denen die letztere unmittelbar über dem schönen Auepark auf dem steilen Südostrand des Weinbergs liegt. Nordöstlich
schließt sich an die Oberneustadt die sogen.
Freiheit, die sich von S. gegen N. ausdehnt, ziemlich regelmäßig gebaut ist
und gegen O. an die eigentliche, am
Fulda-Ufer sich hinziehende
Altstadt stößt, deren enge und dunkle
Gassen keinen freundlichen
Eindruck machen.
Die dreibogige Wilhelmsbrücke (89 m lang, 14 m breit, 1788-1804 erbaut) führt zur Unterneustadt auf dem rechten
Ufer der
Fulda, dem tiefstgelegenen und darum alljährlich von den
Überschwemmungen des
Flusses bedrohten Stadtteil. Der neueste Teil
Kassels, das Hohenzollernviertel, in welchem die
Ausdehnung
[* 13] der Stadt zusehends durch sehr schöne
Straßen
und Gebäude zunimmt, liegt im W., zwischen dem
Bahnhof und der Wilhelmshöher
Allee, steigt aufwärts und gibt der Stadt ein
wahrhaft imponierendes Aussehen.
Unter den
Straßen der innern Stadt nimmt die 1600 m lange und 19 m breite Königsstraße den ersten
Rang
ein. Von den
Plätzen sind zu nennen: der Friedrichsplatz, 324 m lang und 151 m breit. Seine Mitte ziert das Standbild des
LandgrafenFriedrich II., von
Nahl in karrarischem
Marmor ausgeführt;
nach SO. wird er abgeschlossen durch das von
Bromeis in
Gestalt eines römischen
Triumphbogens erbaute Auethor, mit welchem nach dem
Krieg von 1870/71 das Siegesdenkmal
(von
Siemering) vereinigt wurde;
der Karlsplatz, nahe der Oberneustädter
Kirche, mit dem einfachen Denkmal des um Kassel hochverdienten
LandgrafenKarl;
der Ständeplatz, mit vier
Reihen schöner
Linden bepflanzt, als südöstliche Fortsetzung des
vorgenannten;
der zirkelrunde, in der Mitte der Stadt zwischen der Obern und Untern Königsstraße liegende, 131 m im
Durchmesser
haltende Königsplatz, in dessen Mitte dem Rufenden ein sechsfaches
Echo entgegenschallt;
Kassel besitzt 7 evangelische und eine kath.
Kirche, doch zeichnet sich keine derselben durch architektonischen Wert aus.
Die
größte
Kirche, die St. Martinskirche, birgt unter anderm die Gebeine des
LandgrafenPhilipp des Großmütigen,
an den ein im
Chor befindliches Denkmal erinnert. In der lutherischen
Kirche befinden sich zwei
Ölgemälde von
Tischbein. Ein
ansehnlicher
Bau ist die in der Untern Königsstraße liegende, 1839 vollendete
Synagoge. Unter den übrigen Gebäuden Kassels
ist zunächst das ehemalige kurfürstliche Residenzschloß am Friedrichsplatz zu nennen, das aus zwei
Teilen besteht: einem ältern, 1769 erbauten, von außen unansehnlichen und schmucklosen, und dem sogen.
RotenPalais, welches 1821 aus geschliffenen Sandsteinquadern aufgeführt wurde. Die Stammburg der hessischen
Landgrafen, 1277 erbaut,
später erweitert und vom
LandgrafenPhilipp und dessen Sohn
Wilhelm IV. durchaus erneuert, stand zwischen
Steinweg und
Fulda an der
Aue; 1811, während König
Jérôme von
Westfalen
[* 15] darin
Hof
[* 16] hielt, brannte das
Schloß fast ganz
ab. An seiner Stelle ließ KurfürstWilhelm I. 1820 den großartigen Neubau der Kattenburg, 173 m lang, 126 m breit, in Angriff
nehmen, der aber nie über das Erdgeschoß fortgesetzt wurde. Die moderne Ruine wurde in der neuesten Zeit abgetragen, um
dem großartigen Justiz- und Regierungsgebäude Platz zu machen. Neben dem ehemaligen kurfürstlichen
Palais steht das 1769-79 erbaute, an der Fassade 95 m lange Museum Fridericianum, dessen Frontispiz auf sechs hohen ionischen
Säulen
[* 21] ruht und mit den Bildsäulen der Philosophie, Astronomie,
[* 22] Geschichte, Architektur, Malerei und Bildhauerkunst
[* 23] geziert ist.
Dieser Turm
[* 27] enthält eine reiche Sammlung mathematischer, physikalischer und optischer Instrumente. Bemerkenswert sind ferner:
das aus verschiedenen Teilen bestehende SchloßBellevue;
Der Großhandel, unterstützt durch eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle und andre Geldinstitute, erstreckt sich auf
Getreide,
[* 32] Kleesaat, Mühlenfabrikate, Wolle, Kolonialwaren, Baumaterialien und Eisenwaren, Felle, Leder, Lumpen etc. Alljährlich
finden in Kassel 2 Messen und ein Wollmarkt statt. Bemerkenswert ist auch die große Zahl von Buch- und Kunsthandlungen.
Der Verkehr in der Stadt und mit den bedeutenden Orten der nächsten Umgebung wird gehoben durch eine Straßenbahn und drei
Pferdebahnlinien; eine Hebung
[* 33] des Flußverkehrs steht durch die in Aussicht genommene Kanalisierung der Fulda von Kassel bis Münden
in nächster Zeit zu erwarten.
Der Park wurde unter dem LandgrafenKarl von dem Versailler Gartenkünstler Lenôtre 1709 angelegt und enthält
das schön restaurierte, im echtesten Rokokostil erbaute Orangerieschloß und in einem der beiden später hinzugefügten
Seitenpavillons das sogen. Marmorbad mit guten Skulpturen von Monnot. Von dem Park aus gelangt man, der FrankfurterAllee folgend,
nach dem stillen Schönfeld (auch Augustenruh genannt), Sommerschlößchen der verstorbenen Kurfürstin
Auguste. Entfernter liegen die SchlösserWilhelmshöhe (s. d.) und das von dem LandgrafenWilhelm VIII. 1753 im italienischen
Stil erbaute SchloßWilhelmsthal.
[Geschichte.]
Die erste Kunde von der Stadt Kassel datiert von 913, wo König Konrad I. hier verweilte; es heißt damals Cassala.
KaiserHeinrich II. schenkte
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