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zu Schiff [* 2] nach Astrachan gelangen. Das Wasser ist brackig, an der Nordküste mit sehr geringem Salzgehalt. Das südliche, mehr hochuferige Becken hat eine Ausdehnung [* 3] von N. nach S. und schon an den Ufern große Tiefe, die größte Tiefe (896 m) ist etwas südlich von Derbent;
es ist stark salzhaltig, und der Salzgehalt soll noch im Zunehmen begriffen sein;
1000 Teile Wasser enthalten 15 Teile Salz [* 4] (der Atlantische Ozean dagegen 42 Teile);
den stärksten Salzgehalt sollen die Baien der Ostseite haben, besonders die Karabugasbai, die nur durch einen schmalen Eingang mit dem großen Meer in Verbindung steht und als eine natürliche Salzpfanne von gigantischen Dimensionen erscheint, wo durch die Steppenhitze die Sole verdampft.
Kleinere Inseln finden sich im S. des Meers, die bekannteste ist Adschur (s. d.). Im Klima [* 5] besteht ein merklicher Unterschied zwischen der Ost- und Westküste. In Krasnowodsk sind die Wintermonate kälter als in Baku, dagegen sind Frühjahr und Sommer dort wärmer; ein sehr mildes Klima hat die Südküste. Außerordentlich groß ist der Reichtum dieses Binnenwassers an vorzüglichen, den weitesten Transport lohnenden Fischen (Welsen, Stören etc.). Die Fischerei [* 6] beschäftigt allein bei Astrachan 50,000 Menschen und liefert im ganzen Meer und den unmittelbaren Zuflüssen (außer der mittlern und obern Wolga) einen durchschnittlichen Jahresertrag von 20 Mill. Mk.
Handel und Schiffahrt sind auf dem Kaspischen Meer ungemein rege, sowohl mit Segel- als mit Dampfschiffen; das Meer dient als Verkehrsweg für den direkten, jährlich zunehmenden Handel zwischen Rußland, Persien, [* 7] den kaukasischen Provinzen und dem transkaspischen, von Turkmenen bewohnten Gebiet. Die persischen und turkmenischen Schiffe [* 8] haben flachen Boden und keinen Kiel, [* 9] ein plumpes, viereckiges Segel, eine Besatzung von 3-4 Mann und einen Gehalt von nur 16-50 Ton. (à 1000 kg). Diese Schiffe befinden sich im kläglichsten Zustand und brauchen von Astrachan bis Astrabad 2-3 Monate; Unglücksfälle sind häufig, die Führer aber waghalsige Männer.
Die bessern Schiffe der Perser, mit denen sie regelmäßige Fahrten nach allen Häfen des Kaspischen Meers unterhalten, sind meist zweimastige, regelrecht gebaute Schoner. Die Segelschiffe, deren sich die russischen Kaufleute bedienen, sind Schoner, meist auch Zweimaster, bis zur Größe von 500 Ton. Ladung. Regelmäßige Postschiffahrt unterhalten die Gesellschaften Kaukas u. Merkur [* 10] und Lebed (Schwan). Das Grundkapital beider Aktiengesellschaften beträgt 40 Mill. Mk.; sie führen Waren und Passagiere nach allen Häfen, dem Warentransport dienen ihre großen drei- und viermastigen Segelschiffe.
Die wichtigsten Häfen sind: Astrachan und Baku im W., Enzeli und Astrabad im S., Krasnowodsk und Alexandrowsk (das für den Handel mit Chiwa Bedeutung erlangen wird) im O., Gurjew im N. Die Zahl aller in russischen Häfen, unter welchen außer Astrachan und Baku noch Lenkoran und Petrowsk bemerkenswert sind, einlaufenden Schiffe betrug 1883: in Küstenschiffahrt und auswärtiger Fahrt zusammen 8024 mit 1,090,131 Lasten;
die Zahl der auslaufenden war 7741 mit 1,069,905 Lasten.
Von den 962 Schiffen mit 98,415 Lasten, welche von auswärts kamen, stammten 473 mit 66,137 Lasten aus russischen Häfen und 489 mit 32,278 aus Persien. Die Küstenschiffahrt umfaßte im Eingang 7062 Schiffe mit 991,716 Lasten, von welchen 2660 mit 280,286 Lasten Segel- und 2012 mit 377,053 Lasten Dampfschiffe waren. Vom transkaspischen Gebiet wird Salz, rohes Petroleum, Baumwolle [* 11] und Wolle ausgeführt, von Persien Baumwolle, getrocknete Früchte, Reis und Teppiche, vom Hafen von Baku rohes und raffiniertes Petroleum, Kupfer [* 12] und Fische, [* 13] von Astrachan nach allen Häfen Eisen, [* 14] Manufakturwaren, Zucker, [* 15] Fische etc. Leuchttürme sind in genügender Menge errichtet.
Durch die Eröffnung der Eisenbahn Baku-Tiflis ist eine Verbindung mit dem Schwarzen Meer (Linie Tiflis-Batum, resp. Poti) hergestellt. Die Flotte bestand 1882 aus 16 ungepanzerten Dampfern mit 669 Pferdekräften, 2605 Ton. und 26 Kanonen sowie 7 Segelschiffen mit 1075 T. und 22 Kanonen. Der russisch-persische Vertrag von Turkmantschai vom 10. (22.) Febr. 1828 gewährt nur den Russen das Recht, Kriegsschiffe auf dem Kaspischen Meer zu halten, und schließt alle andern Nationen hiervon wie von der Unterhaltung von Dampfern aus.
Die russische Flottenstation lag bis 1843 auf der Insel Sara, nahe bei Lenkoran an der Westküste; damals wurde sie zu großem Schrecken der Perser nach Adschur am Eingang zum Golf von Astrabad verlegt, im April 1875 aber nach Krasnowodsk am Ostufer, dem Hauptort des neuen transkaspischen Gebiets, übergeführt (s. die Karten »Rußland« und »Persien«).
Vgl. v. Baer, Kaspische Studien (Petersb. 1857);
Marvin, Region of the eternal fire. A narrative of a journey to the Caspian (Lond. 1884);
Radde, Fauna und Flora des südwestlichen Kaspigebiets (Leipz. 1886);
»Petermanns Mitteilungen« 1859-1862; »Russische [* 16] Revue«, Bd. 5. und 6.