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sie über die Oasen Augila und Ammonion (Siwah) gehen mochten. Außerdem bezogen sie von den Garamanten, den Bewohnern des heutigen Fezzan, Negersklaven und Edelsteine; [* 2] wahrscheinlich gelangten sie dahin auf der Straße, die noch heute von Tripolis nach Fezzan führt.
Die Religion der Karthager war im wesentlichen die phönikische, welche selbst wieder mit den Religionen Asiens, besonders Vorderasiens, eng zusammenhängt. Als die Hauptgottheiten werden Baal, Moloch, Melkarth und die Göttin Astarte genannt; die beiden ersten führen bei den Griechen den Namen Kronos, Melkarth ist der griechische Herakles [* 3] (Herkules), Astarte die griechische Aphrodite [* 4] (Venus). Baal und Melkarth erscheinen beide meist als Sonnengott, Moloch als Feuergott, Astarte als die Mondgottheit, und die Religion der Karthager gibt sich hierdurch als Natur- und überwiegend als Sternreligion zu erkennen, obwohl hiermit das (bei unsern spärlichen Nachrichten schwer zu erkennende) Wesen derselben keineswegs erschöpft ist.
Von dem Kultus ist nur der in ähnlicher Weise auch anderwärts vorkommende Gebrauch zu bemerken, dem Moloch (statt dessen aber auch oft Baal genannt wird) Menschenopfer darzubringen. Es war üblich, jedes Jahr ein Kind und zwar das einzige Kind vornehmer Eltern in die Arme des ehernen, über einem glühenden Ofen stehenden Standbildes des Gottes zu legen, von wo es in den Ofen herabglitt. Außerdem geschah dies auch noch bei besondern Gelegenheiten, oft mit einer großen Menge von Kindern, wie denn z. B., als Karthago [* 5] durch Agathokles schwer bedroht war, deren 200 geopfert wurden. - Über die Litteratur ist nichts Näheres bekannt. Es wird indes berichtet, daß bei der Zerstörung der Stadt mehrere Bibliotheken vorgefunden wurden, welche die Römer, [* 6] mit Ausnahme des Werkes eines Mago über den Ackerbau, verschenkten; dieses letztere eigneten sie sich an, und es wurde von D. Silanus ins Lateinische übersetzt. Ferner ist zu bemerken, daß von einem Reisebericht (Periplus) Hannos, welcher eine Entdeckungsreise an der Westküste von Afrika [* 7] machte, noch eine griechische Bearbeitung erhalten ist. Die Sprache [* 8] der Karthager war die phönikische.
Geschichte.
Wir kennen die Geschichte Karthagos nur aus fremden Schriftstellern und zwar solchen, die nicht zur Blütezeit des Staats gelebt haben. Nach der Sage gründete Dido (s. d.) oder Elissa, eine tyrische Königstochter, die Stadt und zwar nach Angabe der meisten alten Schriftsteller 814 (vielleicht auch 846) v. Chr. Als von den Phönikern abstammend, hießen die Bewohner der neuen Stadt Pönier oder Punier, und immer herrschte zwischen ihnen und den Tyriern ein Gefühl der Verwandtschaft.
Die Karthager entrichteten anfangs an die Libyer, von denen sie die Erlaubnis zur Niederlassung erkauft hatten, einen Tribut und traten mit den Eingebornen bald in lebhaften Verkehr, infolge dessen sich viele der letztern in Karthago niederließen, welchem Beispiel auch benachbarte phönikische Kolonisten, durch Karthagos günstige Lage angelockt, gefolgt sein mögen. Bald fühlten sich aber die Karthager stark genug, nicht nur den Libyern den Tribut zu verweigern, sondern sich dieselben durch Bekriegung auch dienstbar zu machen. So wurde das Gebiet Karthagos südlich bis an den Tritonsee, die Grenzmarke zwischen dem fruchtbaren Land und der Wüste, östlich bis zum Turris Euprantus und bis zu den Arae Philaenorum ausgedehnt, während es sich im W. bis in die Gegend von Hippo Regius (Bona), der Residenz der numidischen Könige, erstreckte.
Die bis an den Tritonsee und bis an die numidische Grenze wohnenden Libyer oder Libyphöniker waren Unterthanen der Karthager, mit Ausnahme der altphönikischen Städte Utica, Groß-Leptis, Hadrumetum, Klein-Leptis, Hippo Zarytos, welche in einem (jedoch meist untergeordneten) Bundesgenossenverhältnis zu Karthago standen; das weiter östlich gelegene Land war von nomadischen Völkerschaften bewohnt, weshalb daselbst keine feste Herrschaft der Karthager begründet werden konnte.
Von diesem ihrem Gebiet aus breiteten sie ihren Handel und ihre Herrschaft immer weiter aus. So war die Küste von Numidien und Mauretanien bis zu den Säulen des Herakles [* 9] (nach den Nachrichten der Alten) mit ihren Kolonien besetzt, desgleichen die Westküste von Spanien; [* 10] insbesondere aber war ihr Augenmerk schon sehr früh auf Sizilien [* 11] und Sardinien [* 12] gerichtet. Es wird berichtet, daß zwischen 600 und 550 bereits ein Malchus und nach ihm, zwischen 550 und 500, Mago und seine Söhne und Enkel auf diesen Inseln Eroberungen gemacht hätten.
Außerdem wird aus dieser frühsten Zeit noch einer Seeschlacht gedacht, welche die Karthager in Verbindung mit den Etruskern 544 den Phokäern lieferten, die sich auf Kyrnos (Corsica) [* 13] niedergelassen hatten. Ferner berichtet Polybios von einem Handelsvertrag mit Rom, [* 14] durch welchen die Karthager 509 die Ausschließung der Römer von den fruchtbaren Gegenden südlich vom Schönen Vorgebirge, wo die Hauptemporien der Karthager lagen, bezweckten. Um dieselbe Zeit beschiffte Hanno die westafrikanische Küste und legte Kolonien daselbst an; dasselbe that Himilko an der Westküste Spaniens und Galliens.
Der Kampf um den ausschließlichen Besitz Siziliens nahm zwei Jahrhunderte lang die angestrengteste Thätigkeit des Handelsstaats in Anspruch. Zuerst setzten sich die Karthager auf dem westlichen Teil der Insel fest, bemächtigten sich der phönikischen Niederlassungen zu Motye und Panormos und dehnten sodann, die fortwährenden Streitigkeiten unter den griechischen Städten ausbeutend, ihre Herrschaft weiter nach Osten aus. Nach Herodot rief der durch Theron von Agrigent vertriebene Tyrann Terillos von Himera die Karthager zu Hilfe, und diese sollen 480 unter Hamilkars Anführung ein 300,000 Mann starkes Heer nach Sizilien gesandt haben; Theron ward jedoch von Gelon von Syrakus [* 15] unterstützt, und dieser brachte den Karthagern bei Himera eine völlige Niederlage bei, in der ihr ganzes Heer vernichtet wurde.
Von nun an scheinen die Karthager den Krieg um Sizilien eine geraume Zeit ganz aufgegeben zu haben. Erst als die Segestäer, nach dem unglücklichen Ausgang der sizilischen Expedition der Athener von den Selinuntiern hart bedrängt, bei ihnen um Hilfe baten, schickten sie 408 Hannibal, den Enkel des bei Himera gefallenen Hamilkar, wieder mit einem großen Heer nach Sizilien. Dieser eroberte Selinus, Himera, Agrigent (406), Gela (405), wurde aber durch eine Pest, welche in seinem Heer große Verheerungen anrichtete, genötigt, mit Dionysios, dem Tyrannen von Syrakus (406-367), welcher die Verteidigung der griechischen Städte gegen Karthago übernommen hatte, um sie sich selbst zu unterwerfen, einen Vertrag abzuschließen, durch welchen den Karthagern der Besitz der gemachten Eroberungen zugestanden wurde. Dionysios erneuerte darauf den Krieg dreimal, um den Karthagern ihre Besitzungen auf der Insel zu entreißen. Im ersten Krieg (398-392) drang Himilko, nachdem er die ganze Insel erobert, bis vor Syrakus, welches er hart bedrängte. Da aber sein Heer erst ¶
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durch eine Pest und dann durch einen Überfall der Belagerten zum großen Teil vernichtet worden war, mußte er freien Abzug von Dionysios mit Geld erkaufen, worauf der Krieg von Mago mit wechselndem Glück fortgeführt und 392 durch einen Frieden beendet wurde, welcher die Karthager im Besitz wenigstens eines Teils ihrer Eroberungen ließ. Ebendies war im wesentlichen auch der Gang [* 17] und der Erfolg des zweiten (383) und des dritten (368) Kriegs. Nach dem Tode des ältern Dionysios waren die Verhältnisse Siziliens und insbesondere der mächtigsten Stadt der Insel, Syrakus, den Karthagern günstig, und sie behaupteten daher ihre Besitzungen daselbst in größerer oder geringerer Ausdehnung, [* 18] jedoch nicht ohne Unterbrechungen. 343 erlitten sie durch Timoleon, den Befreier von Syrakus, am Krimissos eine völlige Niederlage und wurden darauf durch einen mit ihm abgeschlossenen Frieden auf den kleinen westlichen Teil der Insel diesseit des Halykos beschränkt.
Durch Agathokles (s. d.) wurden sie darauf 310-306 in Afrika selbst bedroht, und Pyrrhos bemächtigte sich 278-275 der ganzen Insel, mit Ausnahme von Lilybäon. Nachdem dieser aber Sizilien verlassen, unterwarfen sie sich wieder die ganze Insel, mit Ausnahme von Syrakus und Messana, und waren schon im Begriff, sich auch der letztern Stadt zu bemächtigen, als trotz der noch in der letzten Zeit geschlossenen Verträge der erste der drei sogen. Punischen Kriege mit Rom zum Ausbruch kam.
Die Veranlassung dazu war folgende. Söldner des Agathokles, die sich Mamertiner nannten und größtenteils Kampanier waren, hatten sich 281 der Stadt Messana bemächtigt und von da aus griechische und karthagische Städte mit Streifzügen heimgesucht, unterstützt von einer kampanischen Legion, die, von den Römern unter Decius Jubellius nach Rhegium gesandt, sich empört und mit den Mamertinern verbündet hatte. Durch Hieron von Syrakus bedrängt, wandte sich ein Teil der Mamertiner an die Karthager, welche sofort die Burg Messana besetzten, während ein andrer Teil Hilfe in Rom suchte.
Der Konsul Appius Claudius Caudex führte 264 zuerst ein römisches Heer nach Sizilien hinüber, lockte den unvorsichtigen karthagischen Befehlshaber Hanno aus der Burg und machte sich zum Herrn von Messana. Zwar griffen die Karthager in Verbindung mit Hieron Messana an, wurden aber durch Appius Claudius geschlagen, worauf Hieron 263 zu den Römern überging. Die bedeutendsten Ereignisse in dem sich hieraus entspinnenden ersten Punischen Krieg (264-241) waren zunächst der Fall Agrigents (262), das die Karthager zum Mittelpunkt ihrer Kriegsrüstungen bestimmt hatten, der erste Seesieg, den Gajus Duilius mit der neugeschaffenen römischen Flotte (260) bei Mylä über Hannibal davontrug, und der Seesieg des M. Atilius Regulus bei dem Berg Eknomos, durch den sich die Römer den Weg nach Afrika eröffneten (256). Regulus landete und rückte siegreich vor die Hauptstadt, erlitt aber durch den Lakedämonier Xanthippos eine völlige Niederlage; die Römer wurden darauf aus dem größten Teil Siziliens verdrängt, und da ihre Flotte wiederholt, 255 bei Kamarina und 253 bei Palinuros, durch Schiffbruch zerstört wurde, so überließen sie den Karthagern zunächst auch die Herrschaft zur See.
Durch den Sieg des L. Metellus bei Panormos (250) setzten sie sich aber wieder in den Besitz der ganzen Insel, mit Ausnahme von Lilybäon und Drepanon. Zwar waren sie nicht im stande, Lilybäon durch eine Belagerung zu bezwingen; auch erlitten sie zur See wiederholte Verluste, so daß sie wiederum eine Zeitlang den Kampf zur See völlig aufgaben. Indessen setzten sie doch die Belagerung von Lilybäon fort und behaupteten auch den Besitz der Insel, mit Ausnahme zweier fester Stellungen auf dem Berg Eirkte und in Eryx, welche von Hamilkar Barkas 245-241 mit ausgezeichneter Tapferkeit verteidigt wurden. 242 rüsteten sie endlich auf Kosten patriotischer Privatleute eine neue Flotte aus, mit der L. Lutatius Catulus 241 bei den Ägatischen Inseln über Hanno einen entscheidenden Sieg gewann.
Nun mußte das erschöpfte um Frieden bitten und erhielt denselben gegen Räumung Siziliens und einiger kleiner Inseln im Bereich Siziliens sowie Zahlung von 3200 euböischen Talenten zugestanden. Unmittelbar darauf brach der mehr als vierjährige blutige Krieg (241-237) gegen die aufrührerischen Söldner aus, an dem sich auch die libyschen Städte beteiligten, und in dem endlich Hamilkars Feldherrnkunst den Sieg über die Meuterer davontrug. Inzwischen hatten sich die Römer in den Besitz Sardiniens gesetzt, und die Karthager, die sich zu einem neuen Krieg noch nicht stark genug fühlten, mußten nicht nur auf den Besitz jener Insel förmlich Verzicht leisten, sondern auch noch einen abermaligen Tribut von 1200 Talenten entrichten. Mit Sardinien zugleich ward ihnen auch Corsica entrissen.
Nach Unterdrückung des Aufstandes setzte Hamilkar mit dem Heer nach Gades über, um auf der Pyrenäischen Halbinsel einen Eroberungskrieg zu beginnen. Neun Jahre lang kämpfte er mit Glück gegen die hispanischen Völker, bis er 229 bei der Belagerung der Stadt Helike seinen Tod fand. An seine Stelle trat sein Schwiegersohn Hasdrubal. Derselbe wußte weniger durch Krieg als durch friedliche Mittel die Grenzen [* 19] der karthagischen Herrschaft weiter auszudehnen. Als Hasdrubal 221 durch die Hand [* 20] eines Galliers gefallen war, wählte das Heer Hamilkars berühmten Sohn Hannibal zum Oberfeldherrn, und in Karthago wagte man nicht, dieser Wahl zu widersprechen.
In den Jahren 221 und 220 vollendete Hannibal die Eroberung Hispaniens bis an den Iberus; 219 nahm er auch Sagunt trotz eines zwischen Rom und Sagunt bestehenden Bündnisses. Dies war die Veranlassung zum zweiten Punischen Krieg (218-201), in dem die Karthager anfangs unter der genialen Führung Hannibals (s. d.), der über die Pyrenäen und Alpen [* 21] in Italien [* 22] selbst eindrang, große Erfolge davontrugen, schließlich aber der unerschöpflichen Streitmacht und der bewundernswürdigen Ausdauer der Römer, welche gleichzeitig auf vier Schauplätzen den Krieg führten, unterlagen.
Nach der Niederlage bei Zama (202) wurde der Friede der gedemütigten Rivalin Roms 201 gewährt unter folgenden harten Bedingungen: Auslieferung der Kriegsschiffe bis auf zehn und der Elefanten, Zahlung von 10,000 Talenten, Entschädigung Masinissas und das Versprechen, hinfort nicht mehr ohne Einwilligung der Römer die Waffen [* 23] zu ergreifen. Hannibal suchte sein niedergedrücktes Vaterland durch kluge Maßregeln in den verschiedenen Zweigen der Staatsverwaltung nach und nach wieder zu heben, beeinträchtigte aber dadurch die Interessen der ihm schon vorher abgeneigten Aristokratie, die ihn mit Hilfe der Römer aus Karthago vertrieb (195).
Die Lage von Karthago war von nun an so traurig, wie es die einer von Rom besiegten, ihrer Unabhängigkeit beraubten Stadt nur irgend sein konnte. Es gab daselbst drei Parteien, die sich unablässig untereinander befeindeten: eine römisch gesinnte, eine im Dienste [* 24] des Masinissa stehende und eine Volkspartei, und, was das ¶