Ein solches
Zollkartell, wie es z. B. zwischen dem
DeutschenReich und
Österreich
[* 2] besteht bildet der
Regel nach
das Annexum eines Handelsvertrags. Kartell ist auch ein zwischen kriegführenden Mächten abgeschlossener
Vertrag, welcher die Art der Kriegführung, namentlich auch die Auswechselung der Gefangenen, betrifft; auch ein zwischen
zwei Mächten im
Frieden in betreff der
Auslieferung der Schmuggler,
Deserteure und flüchtigen Militärpflichtigen abgeschlossener
Vertrag. In letzterer Hinsicht bestand früher zwischen den zum
DeutschenBund gehörigen
Staaten ein Kartellvertrag
vom über die wechselseitige
Auslieferung von Militärpflichtigen und
Deserteuren. Nur die eignen
Unterthanen wurden,
wofern sie aus dem fremden
Kriegsdienst desertierten, nicht ausgeliefert. Dies Kartell ist zwischen
Österreich und
Preußen
[* 3] durch
den
PragerFrieden ausdrücklich aufrecht erhalten; für die zum nunmehrigen
DeutschenReich gehörigen
Staaten
und für deren wechselseitige Beziehungen ist es bei der Einheitlichkeit der Heeresverfassung und der
Rechtshilfe gegenstandslos.
Teufel (KartesianischeTaucher), nach ihrem Erfinder
Descartes benannte kleine, aus
buntem
Glas
[* 4] geblasene
Puppen, gewöhnlich Teufelsfiguren, welche hohl und am Ende des gebogenen
Schwanzes mit einer kleinen,
ins
Innere der
[* 1]
Figur führenden Öffnung versehen sind. Die
[* 1]
Figur muß um etwas
leichter sein als ein gleiches
VolumenWasser, muß also noch schwimmen. Stellt man eine solche
Puppe, deren Schwanzöffnung
sich unterhalb der Wasseroberfläche befindet, in ein ganz mit
Wasser gefülltes gläsernes
Gefäß
[* 5] und verschließt dies mit
einer
Blase luftdicht, so senkt sich die
[* 1]
Figur, sobald man mit dem
Finger auf die
Blase drückt, zu
Boden, weil sich mit dem
Druck ein Teil des gedrückten
Wassers durch die kleine Öffnung in die hohle
Puppe eindrängt, die darin
befindliche
Luft
zusammendrückt und dadurch die
Puppe spezifisch schwerer macht.
Hebt man den
Druck auf die
Blase auf, so drängt die
Luft das
Wasser wieder aus der Höhlung der
[* 1]
Figur heraus, die alsdann ihre
vorige geringere spezifische
Schwere wieder annimmt und sich wieder an die Oberfläche des
Wassers erhebt.
Läßt man den
Taucher schweben, vermindert dann den
Druck momentan und stellt ihn gleich darauf wieder her, so dreht sich
die
[* 1]
Figur rechtsum, wenn der
Schwanz unter dem rechtem
Arm, links, wenn er unter dem linken
Arm durchgeführt ist. Diese Drehung
ist eineFolge der
Rückwirkung und gründet sich auf dasselbe mechanische
Gesetz, nach welchem eine
Turbine
sich dreht.
[* 1] (bei den Griechen
Karchedon, phönikisch Kartha-hadatha oder abgekürzt Karthada,
»Neustadt«),
[* 6]
im
Altertum berühmte
Stadt in Zeugitana auf der
Nordküste von
Afrika,
[* 7] im Innern eines
Meerbusens, war dem größten
Teil nach von dem Tunesischen
See und dem
Meer umflossen und hing mit dem
Festland nur durch einen 25 Stadien breiten
Isthmus zusammen.
Ihr ältester Teil war die 60 m hohe
Burg, Byrsa genannt, um welche herum die Stadt allmählich erwuchs. Gegen die Seeseite
hin, wo das
Ufer steil abfiel, ward letztere durch eine einfache, gegen die Landseite hin aber durch eine
starke, 16 m hohe und 9 m breite
Mauer geschützt, welche mehrstöckig war und in ihrem Erdgeschoß
Stallungen für 300 Kriegselefanten,
im mittlern für 4000
Pferde
[* 8] enthielt.
Nach neuern Berechnungen betrug der
Umfang der Stadt höchstens 58-60 Stadien (11 km), der
Umfang der Byrsa
aber 15 Stadien. Auf dem höchsten
Punkte der letztern befand sich der vornehmste
Tempel
[* 9] Karthagos, der des Esmun
(Asklepios).
[* 10] Die Stadt hatte zwei Seehäfen, welche an einer nur ungefähr 100 m breiten, von dem
Isthmus östlich zwischen dem
Meer und
dem
See hinauslaufenden
Landzunge lagen und durch einen 70
Fuß breiten
Kanal
[* 11] miteinander verbunden waren.
Der äußere war für Kauffahrteischiffe bestimmt.
Der innere oder der Kriegshafen hieß nach einer inmitten desselben sich hoch erhebenden
Insel Kothon. Aus letzterer lagen
die
Zeughäuser, und rings um sie her war Platz für 220
Kriegsschiffe. In der
Nähe des letztern
Hafens lag der Marktplatz,
von welchem drei mit hohen
Häusern besetzte Hauptstraßen nach der Byrsa führten. Nordwestlich von der Byrsa auf einer flachen
Höhe lag ein besonderer, neuerer Stadtteil, Magalia
(»Höhe«) genannt, der mit einer eignen
Mauer umgeben war und durch eine 75 km
lange
Wasserleitung
[* 12] versehen wurde. Die
Bevölkerung
[* 13] der Stadt soll sich beim Anfang des dritten
PunischenKriegs auf 700,000
Menschen belaufen haben. Nach ihrer Zerstörung 146
v. Chr. (s. unten) vom
KaiserAugustus wieder aufgebaut,
wurde sie bald wieder so bedeutend, daß sie bis
zu ihrer Eroberung durch die Vandalen eine der ersten Stellen unter den Städten des römischen Reichs einnahm. Im Mittelalter
wurden die Marmortrümmer derselben nach allen Seiten hin, selbst nach Italien,
[* 15] verschleppt; daher zeigt die weite Strecke,
über welche sich die Stadt ausbreitete, nur noch einzelne, aber mitunter kolossale Bautrümmer; am besten
erhalten sind die alten Zisternen und die Reste einer großen Wasserleitung.
Vgl. Falbe, Recherches sur l'emplacement de Carthage
(Par. 1835);
Dureau de la Malle, Recherches sur la topographie de Carthage (das. 1835);
Das wenige, was über die Verfassung des altkarthagischen Staats bekannt ist, verdanken wir hauptsächlich Aristoteles, der
in seinem Werk über die Politik die karthagische Verfassung den besten Verfassungen der alten Staaten an die Seite stellt. Die
Verfassung Karthagos war ursprünglich ihrem vorherrschenden Charakter nach aristokratisch. An der Spitze
des Staats standen zwei Suffeten (die Schophthim der Hebräer), welche bald mit den spartanischen Königen, bald mit den römischen
Konsuln verglichen und daher von den Römern Reges, Consules, Dictatores genannt wurden.
Sie hatten den Vorsitz und Vortrag im Senat, den Vorsitz im Gericht und nicht selten auch den Oberbefehl
im Krieg. Wie lange sie ihr Amt verwalteten, ist ungewiß. Wie die Suffeten, so wurden auch die Feldherren gewählt. In rein
militärischen Sachen war die Gewalt derFeldherren in der Regel unbeschränkt; beim Abschluß von Bündnissen, Verträgen etc.
aber waren sie an die Einwilligung von Senatoren gebunden, deren in der Regel eine Anzahl mit ins Feld ging.
Charakteristisch ist die rücksichtslose Härte, mit welcher öfters gegen Feldherren, welche unglücklich gewesen waren, verfahren
ward, wenn sie es nicht vorzogen, freiwillig zu sterben.
Später (die Zeit ist nicht genau zu bestimmen) wurde dem Geschlechtersenat ein zweiter, der der Hundertmänner (die genauere
Zahl war 104), an die Seite gesetzt, welchen Aristoteles mit dem Ephorat der Spartaner vergleicht, welcher wohl ein kontrollierender
Gerichtshof war, und welcher demnach, obwohl er, wie ebenfalls von Aristoteles bezeugt wird, aus den reichsten Bürgern bestand,
einen demokratischen Charakter gehabt zu haben scheint, was im Lauf der Zeit zu innern, den Staat zerrüttenden
Parteikämpfen führte.
Die Einkünfte Karthagos bestanden in den Tributen, welche die andern Handelsstädte in Geld, die Ackerbau treibenden Bewohner
des flachen Landes in Naturalien entrichten mußten, in den Zöllen, welche sowohl in dem Hafen der Hauptstadt als auch in andern
Hafenplätzen erhoben wurden,
vornehmlich aber in dem Ertrag der Bergwerke, namentlich der spanischen seit
HamilkarsEroberungen in diesem Lande. Die vornehmsten Ausgaben wurden durch die Flotte und die Mietstruppen veranlaßt; die Magistratspersonen
erhielten gesetzlich keine Besoldung.
Die Kriegsmacht war vornehmlich Seemacht. Am stärksten war dieselbe während des ersten PunischenKriegs; dann sank sie unter
der Herrschaft der Barkiden, da diese zur Ausführung ihrer Eroberungspläne einer Seemacht weniger bedurften
als einer tüchtigen Landmacht. Zur Zeit der Kriege mit Syrakus
[* 17] hatte Karthago eine Flotte von 150-200 Kriegsschiffen, im ersten Krieg
mit Rom
[* 18] aber auf 350 Kriegsschiffen 150,000 Bewaffnete. Die trefflich eingeübten Ruderknechte waren gewöhnlich afrikanische
Sklaven.
Die Landmacht war größtenteils ein buntes Gemisch der verschiedensten Nationalitäten. Nur wenige karthagische
Bürger zogen unter dem Namen der heiligen Schar teils als schwer bewaffnete Reiter, teils als Hopliten mit in den Krieg. Den Kern
des Landheers machten aber die Libyer als schwere Reiterei und Hopliten aus. Angeworbene Söldner, namentlich Spanier und
Gallier, auch Kampanier, Ligurier und Griechen, endlich die numidischen Reiter, bildeten die übrige Masse. Die Sitte, Elefanten
zum Gebrauch im Krieg abzurichten, scheint erst seit dem Krieg mit Pyrrhos in Karthago aufgekommen zu sein.
Das Hauptgebiet des karthagischen Handels war das westliche Mittelmeer, und hier bildeten besonders die sizilischen und
süditalischen Seestädte die Stapelplätze für denselben. Die Karthager holten hier Öl und Wein und versahen damit teils
ihre Hauptstadt, teils andre Gegenden; dagegen brachten sie schwarze Sklaven aus dem innern Afrika, Edelsteine,
[* 19] Gold,
[* 20] afrikanische
Früchte und karthagische Manufakturwaren, von denen besonders die Webereien sehr berühmt waren.
Mit der ängstlichsten Sorgfalt wirkten sie jeder möglichen Konkurrenz mit andern Völkern entgegen und legten selbst ihren
Kolonien Beschränkungen in Bezug auf die Handelsfreiheit auf. Während daher der Hafen der Hauptstadt allen fremden Kaufleuten
offen stand, wurden die Häfen der Kolonien diesen, so lange es nur möglich war, verschlossen oder doch
nur unter lästigen Bedingungen geöffnet. Gleich den Phönikern, hatten die Karthager auch an der Westküste EuropasKolonien
und besuchten, um Zinn zu holen, die britischen Inseln (Kassiteriden). Es ist ferner wenigstens wahrscheinlich, daß sie des
Bernsteins wegen auch den Kanal und den Sund durchsegelten und die Küsten der Ostsee besuchten.
An der Westküste von Afrika, an der sie bis zum GrünenVorgebirge vordrangen, tauschten sie gegen Putzsachen und allerlei
Gerätschaften sowie gegen Wein und ägyptische LeinwandElfenbein und Felle ein; auch fingen sie hier den Thunfisch, der
ihnen so wertvoll erschien, daß sie die weitere Ausfuhr desselben verboten. Was den Landhandel anlangt, so hören
wir von Herodot, daß sich in dem ägyptischen Theben Libyer und Karthager, unzweifelhaft des Handels wegen, aufhielten, wohin
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