Vgl.
Walther, Die »große Landgräfin« (Darmst.
1873);
»Briefwechsel der großen Landgräfin Karoline von
Hessen« (hrsg. von
Walther,
Wien
[* 22] 1877, 2 Bde.).
4) Karoline
Marie,
Königin von
Neapel, Tochter
Kaiser Franz' I. und der
Maria Theresia, geb. vermählte
sich mit König
Ferdinand IV. von
Neapel. Herrschsüchtig
und intrigant, verdrängte sie 1777 den
Minister Tanucci,
um unter dem Nachfolger desselben,
Sambuca, größern Einfluß auf die Regierungsgeschäfte zu erlangen. Als 1784 auch dieser
seine Entlassung genommen, herrschte sie in
Verbindung mit
SirJohnActon (s. d.), den sie zum Premierminister erhob, unumschränkt
über den König und ganz
Neapel und zwar, besonders seit der
Hinrichtung ihrer
SchwesterMaria Antoinette (1793), aus
Haß gegen
die
Revolution mit großer
Härte gegen die
Liberalen.
Auch trieb sie zum
Kriege gegen
Frankreich, infolgedessen sie mit ihrer
Familie 1799 nach
Sizilien
[* 23] fliehen
mußte. Durch die vom
KardinalRuffo erregte
Insurrektion gegen die
Franzosen nach
Neapel zurückgeführt, verübte sie die ärgsten
Greuelthaten gegen die französisch gesinnten Neapolitaner und gestattete der berüchtigten
LadyHamilton den verderblichsten
Einfluß auf die
Regierung. 1805 mußte sie wieder nach
Sizilien übersiedeln, entzweite sich aber daselbst
mit den Engländern und begab sich 1812 über
Konstantinopel nach
Wien.
Dort lebte sie größtenteils in
Schönbrunn und starb zu
Hetzendorf.
erstreckt
sich zwischen den
Philippinen im W. und den
Marshallinseln im O. durch 32 Längengrade (131° 4'-163° 6' östl.
L.) und 9 Breitengrade
(10° 6'-1° 3' nördl.
Br.) und zerfällt in zwei
Gruppen: eine westliche, 750 qkm (13,6 QM.) groß, bestehend
aus den
Palauinseln und der
Gruppe Yap, und eine östliche, 700 qkm (12,7 QM.)
groß, welche durch eine breite Meeresstraße abermals in zwei
Gruppen, eine zentrale und eine östliche, zerfällt. Die
Bevölkerung
[* 26] wird für die westlichen auf 14,000, für die östlichen auf 22,000, also zusammen auf 36,000
Seelen berechnet. Der bei weitem
größte Teil des
Umfanges und derBevölkerung entfällt auf die folgenden fünf hohen vulkanischen, gut
bewässerten und üppig fruchtbaren
Inseln (vgl. auch die betreffenden
Artikel):
Die niedrigen Laguneninseln, deren Zahl 42 beträgt, sind weniger fruchtbar, aber doch teilweise mit
schönen Waldungen bedeckt und, sechs ausgenommen, sämtlich bewohnt. Die wichtigsten sind
Lukunor, Sotran, Etal, Losap, Namoluk,
Los Martires, Elato, Wolea, Pingelap, Uluthi. Hauptprodukte sind:
Kokosnüsse, Brotfrucht,
Sago,
Trepang, eßbare
Schwalbennester.
Von Landtieren sind einheimisch nur eine
Ratte und ein Pteropus, aufPonape eine eigentümliche Art
Hund;
Landvögel sind nicht zahlreich, eine Papageienart findet sich auf
Ponape, das indische
Krokodil bis Palau. Die
See ist reich
an
Delphinen, Potwalen,
Dugongs, eigentümlichen, zum Teil giftigen
Fischen; Krustaceen, auch solche, die auf
Bäumen leben,
sind überaus häufig. Das
Klima
[* 27] ist feucht, aber nicht ungesund; das
Thermometer
[* 28] zeigt im
Dezember 25-30°,
im
¶
mehr
Juni 29-31° C. Von November bis März weht der Nordostpassat, von April bis September der Südwestpassat; heftige Orkane richten
oft große Verheerungen an. Die Karoliner gehören zu den Mikronesiern; sie sind von hübschem Äußern, hellbrauner Hautfarbe
und schwarzem Haar,
[* 30] freundlich und liebenswürdig (vgl. Tafel »Ozeanische
Völker«,
[* 31] Fig. 14, 15, 19, 20). Sie leben in kleinen Staaten unter vielen Häuptlingen, die stets miteinander
in freilich nicht sehr blutigen Kriegen leben, obschon die Residenzen dieser Häuptlinge zuweilen durch Schiffskanonen verteidigt
werden.
Als kühne Seefahrer unterhalten sie einen lebhaften Verkehr mit den Marianen, wo sie auf Saypan mehrere kleine Niederlassungen
gegründet haben. Merkwürdig sind die großartigen, aus früherer Zeit stammenden Steinbauten, Hafendämme
u. a. auf manchen Inseln sowie das Steingeld, welches sie bis zur Größe von Mühlsteinen auf Palau brechen. Wichtig ist die
Gruppe in neuester Zeit durch den Koprahandel geworden. Die Deutsche
[* 32] Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee (Samoa)
[* 33] hat
Faktoreien auf Ujilong, Ponape, Lukunor, Losap, Nukuor, Lamotrek, Uluihi, Yap und Palau, die FirmaHernsheim
(Jaluit) seit 1876 auch Faktoreien mit eignem Grundbesitz auf Ponape und einigen andern Inseln; außerdem gibt es hier ein paar
englische Häuser. Von Kopra, dem einzigen Handelsgegenstand der Karolinen, werden jährlich durch die deutschen Firmen 1000 (Deutsche
Handels- und Plantagengesellschaft 800, Hernsheim 200) Ton. ausgeführt.
Die Inselgruppe wurde zuerst 1527 durch den Portugiesen Diego da Rocha entdeckt und Sequeirainseln getauft, erhielt aber 1686 von
dem Spanier Lazeano nach König Karl II. ihren jetzigen Namen, welcher den ihnen gleichfalls von Spaniern gegebenen Namen der
NeuenPhilippinen schnell verdrängte. Von Manila aus suchten die Jesuiten die Bewohner der Karolinen zum Christentum
zu bekehren, die erste Expedition 1710 mißlang, andre ebenfalls, und als 1731 der Pater Cantova ermordet wurde, bekümmerte
sich Spanien
[* 34] nicht mehr um die Gruppe.
Untersucht wurde dieselbe 1817 durch Kotzebue mit Chamisso, 1824 durch Duperrey, in besonders verdienstlicher Weise
aber 1827 und 1828 durch Lütke. Weitere Nachrichten über einzelne Teile verdanken wir Semper, Kittlitz, Hernsheim u. a. Die
Gruppe ist danach von manchen Geographen als BesitzSpaniens aufgeführt worden, als dieses aber 1875 sein angebliches Besitzrecht
geltend machen wollte, wurden seine Ansprüche sowohl von Deutschland als von England zurückgewiesen.
Als 1884 die Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft die Reichsregierung ersuchte, die Gruppe unter
deutschen Reichsschutz zu stellen, wurde diesem Wunsch unter Absendung eines Kriegsschiffs entsprochen, das auf
Yap die deutsche Fagge heißte. Die zu demselben Zweck entsandten spanischen Kriegsschiffe zogen sich darauf zurück. Die Nachricht
hiervon rief in Spanien die größte Aufregung hervor, die sich in verletzenden Kundgebungen äußerte.