Italien
[* 8] ist das Heimatsland des Karnevals, da derselbe sich aus den altrömischen
Saturnalien (s. d.) entwickelt hat, welche
dieKirche bestehen lassen und mit christlicher Deutung auf eine passende Zeit verlegen mußte, weil sie
sich außer stande sah, das im
Volk tief eingewurzelte
Fest zu beseitigen. Am berühmtesten ist der große Karneval von
Venedig
[* 9] mit
seiner Maskenfreiheit, seinen Tierhetzen, Herkulesspielen und Feuerwerken geworden, welchem bis 1796 während der Himmelfahrtsmesse
(s.
Himmelfahrtsfest) stets ein kleinerer folgte.
geschilderte in
Rom mit seinem
Pferderennen
(s.
Korso),
Aufzügen,
Werfen mit
Blumen und Gipskügelchen (confetti), wegen der vielen sich daran beteiligenden
Künstler und
Fremden am meisten zur Bedeutung. In
Paris
[* 10] ist der Umzug des
Boeuf gras, eines fetten
Ochsen, der, mit vergoldeten
Hörnern und mit bunten
Bändern herausgeputzt, unter
Begleitung von allerlei
Masken
[* 11] zur Schlachtbank geführt wird, der Glanzpunkt
des Karnevals. In
Spanien zeichnen sich besonders
Madrid,
[* 12]
Sevilla
[* 13] und
Cadiz
[* 14] durch lustiges Maskentreiben aus. In
Deutschland
[* 15] fand
der an den altheidnischen
Darstellungen der Götterumzüge, namentlich am Umherführen des
Pflugs und des
Schiffswagens, als
Symbol der wieder eröffneten Meerfahrt (weshalb man auch das
Wort Karneval aus carrus navalis zu erklären versucht)
so passende Anhaltspunkte, daß er sich früh einbürgerte und zu großer
Blüte gelangte.
Fastnachtspossen,
Mummenschanz und vor allem der
Hanswurst machten die
Tage vor
Aschermittwoch zu einer ebenso
heitern wie ausgelassenen Zeit, so daß der Fastnachtsdienstag den
NamenNarrenfest oder
Narrenkirchweih erhielt. Die
Reformation
und der Dreißigjährige
Krieg unterdrückten jedoch den K, fast gänzlich. Erst zu Anfang dieses
Jahrhunderts brachten ihn
die
Franzosen, welche ihn in
Italien kennen gelernt, auch bei uns wieder in
Aufnahme; besonders in den rheinischen
Städten bildeten sich eigne Karnevalsgesellschaften, um Festprogramme zu entwerfen und auszuführen, und der in
Köln,
[* 16] dessen
50jährige Jubelfeier man 1873 beging, erlangte in
Deutschland fast ebensolche Berühmtheit wie vormals der zu
Venedig in
Italien.
[* 1] (franz. corniche), architektonisches
Glied,
[* 28] welches teils konkav, teils konvex gebogen ist, also ungefähr
die Gestalt eines lateinischen S hat. Befindet sich der konkave Teil
oben und nach außen, so entsteht der stehende oder steigende
Karnies (Fig. 1), welcher als deckendes oder säumendes
Glied, z. B. bei
Haupt- oder
Dachgesimsen, vorkommt;
befindet sich der konvexe Teil
oben und innen, so entsteht der liegende oder fallende Karnies (Fig. 2), welcher als
unterstützendes oder tragendes
Glied, z. B. bei
Sockeln oder
Basen, in Anwendung kommt.
Beide
Formen des Karnieses stellen eine Vermittelung der obern mit der untern wagerechtenFläche der Gesimsplatte
her. Befindet sich der konvexe Teil
oben und außen, so entsteht der verkehrt steigende Karnies (auch Kehlstoß,
[* 1]
Fig. 3),
welcher als deckendes
Glied vorkommt; befindet sich der konkave Teil
oben und innen, so entsteht der verkehrt fallende Karnies (Fig.
4), welcher als unterstützendes
Glied dient. Die beiden letztern
Formen stellen eine Vermittelung mit
den lotrechten Begrenzungsflächen der Teile her, zwischen welchen sich die Gesimsplatte befindet.
Der steigende Karnies, welcher in den griechischen und den davon abgeleiteten
Stilen meist über der
Hängeplatte des Hauptgesimses
als
Rinnleiste erscheint, ist teils glatt profiliert, teils durch
Palmetten mit Löwenköpfen, welche als Wasserspeier
dienen, oder ohne solche verziert. Der verkehrt steigende Karnies kommt teils glatt, teils verziert meist unter der
Hängeplatte vor, während die beiden fallenden Karniese fast ausschließlich als glatte Sockelprofile auftreten.
Alpen,
[* 29] der zwischen der
Drau und der venezianischen
Ebene gelegene Teil der südlichen Ostalpen, nach dem alten
keltischen
Volk der
Karner (s. d.) benannt, beginnt im W. bei den Quellbächen der
Piave und
Gail und erstreckt sich in zwei
durch das Gailthal getrennten Parallelzügen gegen O. bis zum
Paß
[* 30] von
Pontafel und der Gailmündung. Der
nördliche Zug,
die
GailthalerAlpen, zerfällt durch den
Paß von
Mauten in zwei Teile (im westlichen die Sandspitze 2801, der Reißkofel 2361 m,
im östlichen der kahle, durch seine herrliche Aussicht berühmte
Dobratsch oder die
VillacherAlpe 2154 m). Der südliche Zug,
die
eigentlichen Karnischen Alpen, auf der
Grenze von
Österreich und
Italien verlaufend, erhebt sich im westlichen Teil mit dem
Monte Paralba bis zu 2690 m. Berühmte
Erzlagerstätten
[* 31] des Gebiets sind die Bleigruben von
Bleiberg bei
Villach und Raibl bei
Tarvis. S.
Karte
»Alpen«.