3) Karls XIII. Orden, gestiftet vom König Karl XIII. von Schweden für schwedische Freimaurer vom höchsten Grad,
welche denselben auch außer der Loge tragen. Der Orden hat nur eine Klasse (Ritter) und zählt 30 Mitglieder, 27 weltliche und 3 geistliche,
welche zwischen den Kommandeuren und Rittern andrer Orden rangieren. Das Ordenszeichen besteht in einem
rubinroten, in Gold gefaßten Kreuz mit der Königskrone, dessen Mittelavers zwei C zeigt, welche die Zahl XIII umschließen,
während der Revers ein B in goldenem Dreieck darstellt. Das Kreuz wird an rotem Band um den Hals und dazu seit 1822 ein kleineres
Kreuz ohne Krone auf der Brust getragen. Der Orden hat eine besondere Tracht. Ordenstag ist der 28. Januar, an welchem
sich das Kapitel versammelt und die Ernennungen vorgenommen werden, worauf nach zwei Monaten der Ritterschlag folgt. Das nötige
Alter zur Aufnahme ist 36 Jahre. Bedürftige Kinder verstorbener Ritter finden Unterstützung.
[* ] 1) Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Baden, im gleichnamigen Kreis, welcher 1527 qkm (27,84 QM.)
mit (1885) 286,844 Einw. umfaßt, in der oberrheinischen Tiefebene, 8 km
vom Rhein gelegen, 118 m ü. M., Knotenpunkt der Linien Mannheim-Konstanz, Mannheim-Karlsruhe und Karlsruhe-Maxau der Badischen Staatsbahn, ist
die jüngste Stadtgründung Deutschlands. Die Altstadt umgibt in einem großen Halbkreis das am Saum des
Hardtwaldes gelegene Schloß und ist in Gestalt eines Fächers angelegt, indem die Straßen radienförmig vom sogen. Bleiturm
des Schlosses ausgehen, quer durchschnitten durch die von O. nach W. ziehende Kaiserstraße.
Die Fächerform ist indessen in den neuen Stadtteilen aufgegeben, auch haben die ursprünglichen einstöckigen,
hölzernen Häuser fast durchweg zeitgemäßen Bauten Platz gemacht; doch trägt die ganze Stadt, die ihre bauliche Physiognomie
besonders dem Architekten Weinbrenner und seinen Schülern verdankt, den Charakter der Regelmäßigkeit und moderner Eleganz.
Von den zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Gebäuden verdienen nur die evang. Stadtkirche Konkordia mit der Fürstengruft,
die kath. Stadtkirche zu St. Stephan, die neue kath. Kirche im Stadtteil Mühlburg und die Synagoge Erwähnung.
Unter den Profanbauten ist zunächst hervorzuheben das 1751-76 im altfranzösischen Stil erbaute Residenzschloß mit dem großen
Marmorsaal und dem Bleiturm. Hinter dem Schloß dehnt sich der Schloßgarten mit dem Denkmal des Dichters Hebel, der
Steinhäuserschen Marmorgruppe: Hermann und Dorothea sowie verschiedenen Wasserkünsten aus. Ferner sind zu nennen: der umfangreiche,
elegant und zweckmäßig eingerichtete Marstall an der Ostseite des Schloßplatzes, das vom Architekten Weinbrenner erbaute
markgräfliche Palais am Rondelplatz, auf welchem der dem Großherzog Karl, dem »Gründer der Verfassung«, gewidmete Obelisk steht,
das Gebäude für die vereinigten Sammlungen (Naturalienkabinett, Sammlung von Altertümern, Hof- und
Landesbibliothek etc.) an dem prachtvollen Friedrichsplatz, das Finanzministerialgebäude, das
Ständehaus, die 1836-45 nach den Plänen des Baudirektors Hübsch erbaute Kunsthalle mit ausgewählter Gemälde- und Kupferstichsammlung,
das 1851-53 von demselben Architekten aufgeführte Hoftheater, der Wintergarten, das Rathaus mit prachtvollem Treppenhaus und
einer Gedächtnistafel der im Krieg von 1870/71 gefallenen Karlsruher,
die Gebäude der Generalpost- und
der Eisenbahndirektion sowie des Generalkommandos und des kommandierenden Generals des 14. Armeekorps, das Vierortsbad, verschiedene
Schulgebäude, die Münze, das Zeughaus, das Fürstenbergsche, Schmiedersche und Douglaspalais u. v. a. Auf dem Festplatz erhielt 1886 ein
Gebäude von 2640 qm Flächeninhalt, welches zu Ausstellungen, Sommertheater und Zirkusvorstellungen dienen
soll.
Sanitären Zwecken dienen das städtische Schlachthaus und namentlich die mustergültigen, großartigen Kanalisationsanlagen.
Neben den bereits erwähnten Denkmälern sind noch anzuführen: das Kriegerdenkmal (von Volz) und das Standbild des Ministers
Winter (von Reich), beide in der Nähe des Hauptbahnhofs, das Sandsteindenkmal des Großherzogs Ludwig und
die Pyramide über dem Grab des Gründers der Stadt, Markgrafen Karl Wilhelm, in der Karl Friedrichs-Straße sowie das Standbild
Karl Friedrichs (von Schwanthaler) auf dem Schloßplatz. Die Errichtung eines Denkmals für den Dichter V. v. Scheffel steht in
Aussicht.
Die Bevölkerung beläuft sich inkl. Stadtteil Mühlburg, welcher Karlsruhe einverleibt warb, (1885) mit
Garnison (Generalkommando des 14. Armeekorps, Kommando der 28. Division, der 55. Infanterie-, 28. Kavallerie- und 14. Feldartilleriebrigade,
einem Grenadierregiment Nr. 109, 4 Eskadrons Dragoner Nr. 22, einem Feldartillerieregiment Nr.
14, einem Trainbataillon Nr. 14) auf 61,066 Seelen, darunter 26,160 Katholiken, 1747 Juden, gegen 49,283
im Jahre 1880. Industrie und Handel sind in lebhaftem Aufschwung begriffen. Karlsruhe hat eine Münzstätte, eine Silberwarenfabrik,
Glaceeleder- und 2 Nähmaschinenfabriken, eine Erzgießerei, eine Maschinen-, eine Metallpatronen-, eine Zementwaren-, eine
Kunstmöbel- und eine Zigarrenfabrik, alle mit über 100 Arbeitern, außerdem Bierbrauereien, Tapeten-, Parfümeriefabrikation
etc., eine Reichsbankstelle, Filialen der Badischen und der Rheinischen Kreditbank, die Badische Versorgungsanstalt, 3 Sparkassen
und ein Exportmusterlager.
Den Verkehr in der Stadt und mit der Nachbarstadt Durlach vermitteln eine Pferde- und eine Straßenbahn. An Bildungsinstituten
und Kunststätten besitzt Karlsruhe eine technische Hochschule, eine Kunstschule, ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine Real-, eine
Kunstgewerbe-, eine Baugewerk-, eine Handels- und eine Gewerbeschule, 2 Lehrer- und ein Lehrerinnenseminar,
eine Turnlehrerbildungsanstalt, eine Tierarznei-, Obst- und Wiesenbau- und eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Hoftheater,
ein Konservatorium für Musik, eine Malerinnenschule etc. Bedeutend ist auch die Zahl der Kranken- und sonstigen
Wohlthätigkeitsanstalten.
Die städtische Verwaltung zählt 3 Bürgermeister, 22 Stadträte und 96 Stadtverordnete. Außerdem ist Karlsruhe Sitz
der großherzoglichen Regierung, eines Kreisamtes, eines Oberlandesgerichts (für das Großherzogtum Baden), eines Landgerichts
(für die 10 Amtsgerichte zu Baden, Bretten, Bruchsal, Durlach, Eppingen, Ettlingen, Gernsbach, Karlsruhe, Pforzheim und Rastatt), einer Handelskammer,
eines Verwaltungsgerichtshofs, einer Oberpostdirektion, einer Generaldirektion der Badischen Staatsbahn, eines Hauptsteueramtes,
einer Bezirksforstei. Unter den zahlreichen schattigen Spaziergängen der Umgegend nimmt das hübsche
Sallenwäldchen mit seinen Wasserwerken den
ersten Platz ein. In der Nähe liegt, zum Stadtgebiet gehörig, die ehemalige Benediktinerabtei Gottesau, jetzt Kaserne, nach
N. hin dehnt sich der große, mit Eichen- und Nadelholz bestandene Hardtwald aus. - Karlsruhe gehört nach Kohls Terminologie unter
die »Zufalls- oder Willkürstädte«. Markgraf Karl Wilhelm, auf seine Residenz Durlach erzürnt und ein Verehrer
»origineller Einsamkeit«, erbaute sich 1715 mitten im Hardtwald ein Jagdschloß. Nach dem Strich der Windrose wurden 32 Alleen,
vom Schloß auslaufend, durch den Wald gehauen und Aufforderungen zur Ansiedelung erlassen.
Schon 1719 hatten sich 1994 Menschen dort niedergelassen, welche nach Vorschrift ihre Häuser aus Holz bauen mußten. 1724 wurde
das Gymnasium von Durlach nach Karlsruhe verlegt und 1751 vom Markgrafen Karl Friedrich an der Stelle des Jagdschlosses das jetzige Schloß
aus Stein aufgeführt. Immer mehr vergrößerte sich seitdem die Stadt, sie zählte 1812 bereits 13,727 Einw. 1848 und 1849 war
Karlsruhe der Schauplatz erst der Volkserhebung und dann der Gegenrevolution (s.
Baden, S. 238 f.).
Vgl. »Karlsruhe im Jahr 1870«, Baugeschichte etc.
(illustriert, Text von Scheffel, Karlsr. 1870);
Bielefelds »Illustrierter Führer durch Karlsruhe« (2. Aufl., das. 1885).
2) in Schlesien, Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Oppeln, an der Sekundärbahn Oppeln-Namslau, hat ein Amtsgericht,
eine evangelische und eine kathol. Pfarrkirche, eine Zwangserziehungsanstalt, ein schönes Schloß mit herrlichem
Garten und Parkanlagen, in welchen ein künstlich aufgeschüttetes Gebirge (das »schlesische Siebengebirge«) und ein altes Schloß
sich befinden, ein Kiefernadelbad, Waldwolle-, Kiefernadelöl- und Spritfabrikation und (1885) 2360 meist evang.
Einwohner. Karlsruhe ist Majorat des Herzogs von Württemberg. In dem Park ein Denkmal des 1857 hier gestorbenen
Herzogs von Württemberg (s. Eugen 7).