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und verteidigte 1713 Landau, [* 2] mußte aber 20. Aug. kapitulieren. Nachdem er 1712 in Wien [* 3] zur katholischen Kirche übergetreten, zeichnete er sich im Türkenkrieg bei Peterwardein und Belgrad [* 4] aus, ward Generalfeldmarschall und 1719 Statthalter von Belgrad und Serbien. [* 5] Als Herzog Eberhard Ludwig 1733 starb, ward Karl sein Nachfolger, nachdem er die evangelische Religion zu schützen versprochen hatte. Da er, seinen kriegerischen Neigungen folgend, mit einem starken Truppenkorps am polnischen Erbfolgekrieg teilnahm, so drückte er das Land mit hohen Steuern, erregte die Unzufriedenheit der Stände und geriet ganz in die Hände des berüchtigten Juden Süß-Oppenheimer, der durch Prägung falschen Geldes und ähnliche Betrügereien die nötigen Geldmittel schaffte. Karl starb
73) Karl Eugen, Herzog von Württemberg, [* 6] Sohn des vorigen, geb. zu Brüssel, [* 7] folgte seinem Vater 1737 unter Vormundschaft der Herzöge Karl Rudolf und Karl Friedrich, ward aber, nachdem er 1741-44 am Hofe Friedrichs d. Gr. zugebracht, schon im 17. Jahr für mündig erklärt. Die ersten zehn Jahre seiner Regierung waren glücklich, da er die Leitung der Geschäfte meist tüchtigen Ministern überließ. Aber als Rieger und Montmartin Einfluß bei Karl erlangten und auf gewaltthätigste Weise die Geldmittel beschafften, überließ er sich ganz seinem Hang zu Pracht, Verschwendung und sinnlichem Genuß und seiner Vorliebe für das Militärwesen. In französischem Sold nahm er am Siebenjährigen Kriege gegen Preußen [* 8] teil, ohne jedoch Lorbeeren zu ernten, und hielt auch nach dem Krieg sein Heer in der Stärke [* 9] von 14,000 Mann.
Sein Hof [* 10] war einer der glänzendsten in Europa. [* 11] Unsinnige Summen wurden auf Festen, großartigen Jagden und den Reisen nach Venedig [* 12] vergeudet. Durch Erpressungen, Ämterverkauf, Zwangsanleihen, Monopole, das Lotto u. a. wurden ungeheure Summen beschafft, genügten aber dennoch nicht dem Bedürfnis. Alle Klagen und Bitten der Stände an den Reichshofrat in Wien um Abhilfe gegen den materiellen wie sittlichen Ruin des Landes blieben unerhört, da Karl im Siebenjährigen Krieg auf die Seite der Kaiserin getreten war.
Auch durch die Verfolgung J. J. ^[Johann Jacob] Mosers (s. d.) und des Dichters Schubart (s. d.) machte sich Karl sehr unvorteilhaft bekannt. Des Urteils vom Reichshofrat, daß der Herzog sich binnen zwei Monaten mit den Ständen zu vereinigen habe, spottete Karl bis zum Abschluß des sogen. Erbvertrags 1770. Im J. 1748 vermählte er sich mit Elisabeth Friederike Sophie von Baireuth, [* 13] welche sich aber schon 1756 von ihm trennte; sie starb in Baireuth. Karl wählte 1771 die Frau eines Freiherrn v. Leutrum, Franziska, geb. v. Bernardin, zur Geliebten, die er 1774 zu einer Gräfin von Hohenheim erhob und 1785 heiratete, und hiervon datiert ein vorteilhafter Umschwung in seinem Leben. Karl suchte fortan durch manche nützliche Einrichtungen die dem Land geschlagenen Wunden zu heilen. Er sorgte für Veredelung des Weinbaues, hob die Landwirtschaft sowie durch Anlegung von Kunststraßen den Verkehr, erweiterte durch Kauf das Gebiet des Herzogtums und beförderte Kunst und Wissenschaft durch Errichtung der berühmten Karlsschule (s. d.). Die letzten Jahre seines Lebens verlebte er auf dem Lustschloß Hohenheim, das er seiner Gemahlin hatte bauen lassen, wo er starb. Ihm folgten in der Regierung seine Brüder Ludwig Eugen und Friedrich Eugen.
Vgl. Vely, Herzog Karl von Württemberg und Franziska von Hohenheim (3. Aufl., Stuttg. 1877).
74) Karl I. Friedrich Alexander, König von Württemberg, geb. zu Stuttgart [* 14] als der einzige Sohn Wilhelms I. und dessen dritter Gemahlin, Pauline, Herzogin von Württemberg, wurde unter der Leitung des Generals Hardegg erzogen und studierte später in Tübingen [* 15] und Berlin. [* 16] Am vermählte er sich mit der am gebornen Tochter des Kaisers Nikolaus, der Großfürstin Olga. Er succedierte seinem Vater folgte anfangs auch in der auswärtigen Politik den Prinzipien desselben und schloß sich infolgedessen 1866 den Gegnern Preußens [* 17] an. 1870 erklärte er sich bereitwillig für eine nationale Politik, stellte im deutsch-französischen Krieg seine Truppen unter preußischen Oberbefehl und trat dem Deutschen Reich bei. Im Innern regierte er in stetem Einvernehmen mit dem Landtag.