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Ludwigs XIV. von Frankreich, zum Nachfolger bestimmte, wodurch der Spanische [* 2] Erbfolgekrieg (s. d.) entstand.
66) Karl III., Sohn Philipps V. und der Elisabeth Farnese, geb. bekam 1730 durch die Bemühungen seiner Mutter von Kaiser Karl VI. das Herzogtum Parma, [* 3] fiel 1734 infolge des zwischen Österreich [* 4] und Frankreich entbrannten Kriegs in Neapel [* 5] ein und erhielt 1738 im Wiener Frieden das Königreich beider Sizilien [* 6] vom Kaiser förmlich abgetreten, welches er als Karl IV., unterstützt von dem Minister Tanucci, gut regierte. Nach dem Tod seines Halbbruders Ferdinand VI. (1759) bestieg er den spanischen Thron, [* 7] legte jedoch zuvor die neapolitanische Krone in die Hände seines Sohns Ferdinand nieder und trat sofort dem sogen. bourbonischen Familientraktat bei, welcher ihn in einen verlustreichen Krieg mit England und Portugal [* 8] verwickelte, in dem Spanien 1763 Florida verlor.
In dem zweiten Krieg, 1778-83, erhielt Karl dies wieder, aber erst nach großen Opfern. Im Innern dagegen bewies sich als thätigen, einsichtsvollen und für das Wohl seines Landes besorgten Regenten, hob den gesunkenen Staatskredit wieder, beförderte Handel und Ackerbau durch Anlegung von Brücken, [* 9] Kanälen, Kunststraßen, Manufakturen und Fabriken; außerdem kultivierte er die bisher öde Sierra Morena. Ihn unterstützten dabei die Minister Aranda, Campomanes und Floridablanca. Der Inquisition in Spanien setzte er heilsame Schranken, verringerte die Macht der Kirche, und den Jesuiten verschloß er, da sich dieselben in die politischen Angelegenheiten mischten, sein Land. 1771 stiftete er den Orden [* 10] Karls III. Er starb Karl war vermählt mit der Prinzessin Maria Amalie von Sachsen. [* 11]
Vgl. Ferrer del Rio, [* 12] Historia del reinado de Carlos III de España (Madr. 1856-58, 4 Bde.).
67) Karl IV., Sohn des vorigen, geb. zu Neapel, gelangte nach dem Tod seines Vaters (1788) zur Regierung und führte dieselbe anfangs ganz im Geist seines Vorgängers, besonders seitdem Aranda an die Spitze der Geschäfte getreten war. Derselbe ward jedoch bald durch Karls Günstling Manuel Godoy (s. d.), den Geliebten seiner sittenlosen Gemahlin Maria Luise von Parma, die ihn ganz beherrschte, verdrängt, der Karl 1793 zu einem höchst unklugen und unglücklichen Kriege gegen Frankreich und nach dem Baseler Frieden (1795) gegen Portugal und England verleitete, welch letzteres 1805 bei Trafalgar Spaniens Seemacht vernichtete.
Ein Spielball in der Hand [* 13] Napoleons, mußte er dessen Einmischung in die Verhältnisse seines Königreichs dulden, und als ihn sein Sohn Ferdinand durch den Aufstand von Aranjuez zur Thronentsagung gezwungen hatte, welche er aber Sofort widerrief, ließ er sich in Bayonne von Napoleon bewegen, zu dessen gunsten auf die Krone zu verzichten. Er begab sich darauf nach Fontainebleau, von da nach Compiègne und Marseille, [* 14] 1811 nach Rom und [* 15] von hier an den Hof [* 16] seines Bruders, des Königs Ferdinand IV. von Neapel, wo er starb. Sein zweiter Sohn war Don Carlos, der sich als Thronprätendent späterhin Karl V. nannte (s. unten 69).
68) (Don Carlos) Infant und Kronprinz von Spanien, Sohn König Philipps II. aus dessen erster Ehe mit Maria von Portugal, geb. zu Valladolid, wurde nach dem frühen Tod seiner Mutter von Johanna, der Schwester seines Vaters, erzogen, 1560 von den Ständen als Thronfolger anerkannt und bezog hierauf die Universität zu Alcalá de Henares. Seine Entwickelung erregte schon früh Bedenken und Besorgnisse bei dem Vater; seine Gesundheit war von früher Jugend an eine schlechte, sein geistiges Wesen zeigte Spuren von Geistesstörung und Gehirnkrankheit.
Die Hoffnung aber, daß eine Besserung eintreten könnte, wurde deshalb nicht sogleich aufgegeben; erst als sich diese als unwahrscheinlich herausstellte, ergab sich für den Vater der Gedanke, einer Thronfolge Karls vorbeugen zu müssen. Er ließ schon 1563 seine Neffen, die Erzherzöge Rudolf und Ernst von Österreich, nach Spanien kommen, um ihnen die Succession in diesem Reich zuzuwenden. Doch wurde noch mehrere Jahre hindurch äußerlich der Prinz als Thronerbe betrachtet; er wurde verlobt mit seiner deutschen Kousine Anna und auch in den Staatsrat aufgenommen.
Doch je länger, desto mehr häuften sich seine Exzesse und die Beweise seiner geistigen Verkehrtheit. Später entdeckte man, daß er aus Spanien zu entfliehen sich vorgesetzt. Ein heftiger Auftritt zwischen Juan d'Austria und in welchem letzterer den Degen zog, beschleunigte den Gang [* 17] der Ereignisse. In der Nacht des begab sich Philipp II. mit einer Bedeckung in Karls Gemächer, bemächtigte sich der Papiere desselben und übergab ihn selbst der strengsten Bewachung.
Von da ab war Karl dem Verkehr mit der Welt entrückt. Er blieb im Gefängnis. Erzählt wurde, daß der Vater die Absicht gehabt, ihn seiner Beschaffenheit wegen der Thronfolge für verlustig zu erklären; doch kam es dazu nicht, denn vorher erkrankte Karl und starb Die Feinde des spanischen Königs haben diesen Vorfall eifrig ausgebeutet, Philipp zu verleumden und als moralisches Ungeheuer zu malen, und da Philipp selbst die letzten Monate seines Sohns in geheimnisvolles Dunkel eingehüllt, hatte die Phantasie alle Freiheit, ihn zum Mörder des Sohns zu machen.
Über die Motive des Zerwürfnisses zwischen Vater und Sohn wurden die verschiedensten Ansichten geäußert. Einige haben die Hauptursache desselben darin finden wollen, daß sich jener mit Elisabeth, der Tochter Heinrichs II. von Frankreich, vermählt habe, welche dem Prinzen schon 1556 zugesagt und von demselben leidenschaftlich geliebt worden sei. Andre Schriftsteller stellen ihn auch als einen Freund der Niederländer und einen Feind der despotischen Regierungsgrundsätze seines Vaters, namentlich auch der Inquisition, dar.
Noch andre Berichterstatter hielten ihn eines selbständigen Urteils gar nicht für fähig. Am meisten Beifall fand die Version, welche Saint-Real (»Don Carlos; nouvelle historique«, 1672) vortrug; sie wurde allgemein geglaubt und diente auch Schiller als Stoffsammlung für sein ergreifendes Drama »Don Karlos«. Erschüttert wurde die Glaubwürdigkeit dieser Fabel 1817 durch den Spanier Llorente und 1829 durch Ranke (»Wiener Jahrbücher der Litteratur«, Bd. 46). Seitdem wurde viel über dies Problem geschrieben.
Das wichtigste archivalische Material verdankt man Gachard (»Don Carlos et Philippe II«, 2. Aufl., Par. 1867). Neue Aufschlüsse fügte Maurenbrecher hinzu (in Sybels »Historischer Zeitschrift« 1864 u. 1874 und in den »Grenzboten«, Oktober 1874). Eine abweichende Ansicht hat neuerdings A. Schmidt vertreten (»Epochen und Katastrophen«, Berl. 1874), ein geistreicher, aber unkritischer Versuch, der Maurenbrechers Ergebnisse, daß Karl körperlich und geistig unfähig, durch eigne Schuld zu Grunde gegangen sei, nicht in Frage stellen dürfte.
Vgl. Maurenbrecher, Don Carlos (2. Aufl., Berl. 1876). ¶
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[Spanische Prätendenten.]
69) Karl Maria Joseph Isidor de Borbou y Borbon, gewöhnlich Don Carlos genannt, zweiter Sohn König Karls IV. von Spanien, geb. mußte 1808 zugleich mit seinem ältern Bruder, Ferdinand VII., auf Napoleons I. Befehl auf die Thronfolge Verzicht leisten und dann bis 1814 die Gefangenschaft jenes Prinzen zu Valencay teilen. 1814 kehrte er mit Ferdinand VII. nach Madrid [* 19] zurück. Da dieser kinderlos blieb, eröffnete sich Karl die nächste Aussicht zur Thronfolge, und es scharte sich eine Partei um ihn, welche von dem Prinzen, der unter der Herrschaft des Klerus stand, die Wiederherstellung des Katholizismus in seinem alten Glanz und des absoluten Königtums hoffte.
Nicht ohne Grund galt daher der Prinz nach der Wiederherstellung der Konstitution 1820 als das Haupt aller auf jenen Zweck gerichteten geheimen Verschwörungen und Umtriebe. Die Geburt der Infantin Isabella (1830) vernichtete Karls Aussicht auf die Thronfolge, da der König zuvor das Salische Gesetz, welches bloß männliche Erbfolge statuierte, aufgehoben hatte. Als Karl gegen diese Bestimmung protestierte, verwies ihn der König erst nach Portugal, sodann nach dem Kirchenstaat. Karl versagte jedoch den Gehorsam und ward nach dem am erfolgten Tod Ferdinands VII. von seiner Partei, welche von jetzt an den Namen Karlisten führte, als rechtmäßiger Herrscher (Karl V.) anerkannt.
Die Königin-Regentin Christine erklärte ihn daher 16. Okt. für einen Rebellen, und Karl, der alle Vergleichsvorschläge zurückwies, begab sich im Juni 1834 nach England, kehrte aber schon im folgenden Monat heimlich in das Vaterland zurück und entzündete einen blutigen Bürgerkrieg, den Karlistenkrieg, der mit abwechselndem Glück geführt ward, bis Karl endlich 1839 auf französischem Boden eine Zuflucht suchte, wo er das Schloß Bourges als Aufenthaltsort angewiesen erhielt und seitdem in halber Gefangenschaft lebte. Erst entsagte er zu gunsten seines und seiner ersten Gemahlin, der Infantin Maria Franziska von Portugal (gest. ältesten Sohns, des Prinzen Karl von Asturien. Unter dem Namen eines Grafen von Molina lebte er seit 1847 zu Triest, [* 20] wo er starb. Er war seit 1838 zum zweitenmal vermählt mit Maria Theresia, Infantin von Portugal (Prinzessin von Beira) und Witwe des Infanten Peter von Spanien.
70) Karl Ludwig Maria Ferdinand, Prinz von Asturien (Karl VI.), ältester Sohn des vorigen, geb. lebte bis 1833 in Madrid, ging mit seinem Vater 1834 nach England, 1835 allein nach Piemont und Salzburg, [* 21] kehrte 1838 nach Spanien zurück und mußte 1839 ebenfalls seinen Aufenthalt in Bourges nehmen. Nach der Verzichtleistung seines Vaters (1845) nannte er sich Graf von Montemolin und vermählte sich 1850 mit Karoline Ferdinande, Schwester des Königs Ferdinand III. von Neapel. 1860 unternahm er mit seinem jüngsten Bruder, Ferdinand, und dem Befehlshaber auf den Balearischen Inseln, Ortega, den er für sich gewonnen, während des spanisch-marokkanischen Kriegs eine Landung an der Ostküste Spaniens bei Tortosa und ließ sich zum König von Spanien ausrufen. Indes fand er gar keinen Anhang, die Soldaten verweigerten ihm den Gehorsam, Ortega wurde 22. April erschossen, und Karl rettete sein Leben nur durch förmlichen Verzicht zu gunsten Isabellas; hierauf in Freiheit gesetzt, nahm er denselben 15. Juni wieder zurück. Er starb zu gleicher Zeit mit seiner Gemahlin, ohne Kinder zu hinterlassen.
71) Karl Maria de los Dolores Johann Isidor Joseph Franz, gewöhnlich Don Carlos genannt, geb. Sohn des Infanten Johann Karl Maria Isidor, des zweiten Sohns von Karl 69), geb. und der Prinzessin Maria Beatrix von Modena, trat durch den Verzicht seines Vaters, der durch den Tod seines ältern Bruders, des Grafen Montemolin, 1861 Erbe der Thronansprüche des Don Carlos (Karls V.) geworden, in den Besitz der Erbrechte seines Großvaters und nannte sich Herzog von Madrid. 1872, als es König Amadeus nicht gelang, sich auf dem Thron zu befestigen, trat er zuerst als Prätendent auf, indem er als König Karl VII., 15. April ein Manifest an die karlistische Partei in Madrid erließ, 2. Mai Spanien selbst erschien und, von den karlistischen Banden in den baskischen Provinzen empfangen, in Vera einzog.
Aber bereits 4. Mai bei Oroquieta von Moriones gänzlich geschlagen, floh er durch den Paß [* 22] von Roncesvalles nach Frankreich und überließ seinem Bruder, dem Infanten Alfons, die Leitung der karlistischen Scharen. Erst als der Thron Amadeus' 1873 zusammenstürzte, die junge Republik in größte Verwirrung geriet und überall Aufstände ausbrachen, wagte er es, 15. Juni von Bayonne wieder auf spanischem Boden zu erscheinen, wo sich inzwischen sein Anhang in den Nordprovinzen bedeutend gemehrt hatte. Am 2. Aug. beschwor er in Guernica die Fueros der baskischen Provinzen und bemächtigte sich des festen Platzes Estella, den er zu seiner Residenz und zum Mittelpunkt seiner Operationen machte; übrigens hielt er sich von den Kämpfen selbst möglichst fern.
Die baskischen Lande, Navarra, Katalonien, Aragonien und Valencia, [* 23] allerdings mit Ausnahme der großen Städte, waren in seinem Besitz, und seine Guerillas schweiften bis zur Mancha und bis Asturien. Die Klerikalen und Legitimisten in ganz Europa [* 24] steuerten ihm Geldmittel bei, und bald durch lockende Versprechungen, bald durch Schreckmittel, indem er die Kriegsgefangenen erschießen und die eroberten Städte plündern ließ, suchte er seinem Königtum allgemeine Anerkennung zu verschaffen.
Erst als Ende 1874 Alfons XII. zum König ausgerufen worden war, gingen die spanischen Generale ernstlich an die Überwindung des Empörer. Im Mai 1875 begannen Jovellar und Martinez Campos die systematische Säuberung der Provinzen und beschränkten den Karlismus, der übrigens vom Papst und von Frankreich im Stiche gelassen wurde, auf Navarra und die baskischen Provinzen, welche im Februar 1876 durch eine konzentrische Operation der überlegenen Regierungsarmee ebenfalls erobert wurden.
Eine Entscheidungsschlacht mied Karl und zog es vor, seine Truppen ihres Eides zu entbinden, worauf dieselben 26. Febr. in Pamplona die Waffen [* 25] streckten. Er selbst flüchtete über die französische Grenze und lebt seitdem im Ausland, von wo aus er die karlistischen Agitationen fortsetzt, wo er aber wegen seines zweifelhaften Lebenswandels und seiner finanziellen Bedrängnis in geringer Achtung steht. Er ist seit mit der Tochter des Herzogs Karl III. von Parma, Margarete, vermählt, die ihm auch schon einen »Thronerben«, den Prinzen von Asturien, Infanten Jayme (geb. geboren hat.
[Württemberg.]
72) Karl Alexander, Herzog von Württemberg, geb. zu Stuttgart, [* 26] Sohn des Prinzen Friedrich Karl zu Württemberg-Winnenthal, machte in österreichischen Diensten den Feldzug von 1697 gegen Frankreich mit, focht dann im spanischen Erbfolgekrieg am Rhein und in Italien [* 27] ¶