unüberwindlich. Von 1869 bis 1882 stehen elf günstigen
Jahren nur zwei ungünstige gegenüber. Unter den die Vermeidung
der bisherigen Mißerfolge und Zeitverluste betreffenden
Vorschlägen ist derjenige, welcher die Errichtung von
Depots an einer
der südlichen
Straßen bezweckt, ohne
Zweifel der beste. S.
Karte
»Nordpolarländer«.
[* 2]
nach A.
Wagner Bezeichnung für die Wirtschaftsorganisation, in welcher die
Liebe eine Triebfeder für
wirtschaftliche
Handlungen abgibt und unvergoltene Güterübertragungen bewirkt (private
Armenpflege, Wohlthätigkeitsanstalten
etc.).
Die Bezeichnung
»System« ist übrigens zur
Erklärung der einfachen
Thatsache wenig geeignet, daß die
Liebe als
Beweggrund
menschlicher
Handlungen nicht allein auf die wirtschaftlichen
Erscheinungen einen Einfluß ausübt, sondern auch vielfach eine
wohlthätige ergänzende und ausgleichende
Rolle zu spielen berufen ist.
1) Karl
Martell, der
»Hammer«,
[* 6] der Sohn des Majordomus
Pippin von
Herstal und der
schönen Chalpaida, geboren um 688, wurde nach dem
Tod seines
Vaters (714) von den austrasischen
Franken zum
Herzog gewählt,
schlug die Neustrier unter ihrem König
Chilperich II. und dem Majordomus Raganfrid 716 und 717 beiAmblève
und Vincy. Er erhob nun
Chlotar IV., nach dessen frühem
Tode Theuderich IV. auf den
Thron
[* 7] und wurde, als
Chilperich von
Neustrien 720 starb,
Majordomus des ganzen
Frankenreichs.
Indem er kirchliche
Ämter Anhängern, meistens
Laien, verlieh, manchem von ihnen sogar mehrere
Bistümer übertrug, wußte
er die reichen Hilfsmittel der
Kirche für die Ausbreitung seiner Macht nutzbar zu machen. Denn in
Wahrheit
herrschte er, nicht der König, obwohl man dem
Merowinger noch immer königliche
Ehren erwies. Als Theuderich 737 starb, hat
Karl
Martell keinen König mehr eingesetzt. Nachdem er die
Friesen meist unterworfen (722) und sogar die
Sachsen
[* 8] bekriegt hatte
(724), bewältigte er die widerstrebenden deutschen
Stämme, wie
Bayern
[* 9] (728) und
Alemannen (730). Indem
er dann die Araber, deren gewaltigem Anprall das Westgotenreich in
Spanien
[* 10] und das Herzogtum
Aquitanien erlegen waren, in der
denkwürdigen
Schlacht bei
Poitiers (auch bei
Tours
[* 11] genannt) 732 und bei
Narbonne 737 besiegte und ihrem Vordringen für
immer Halt gebot, hat er sich ein Anrecht darauf erworben, als der Retter der christlich-germanischen
Kultur gepriesen zu
werden. Die Macht seines
Hauses hatte Karl
Martell begründet, die des
Frankenreichs wiederhergestellt; dem
Papst konnte er gegen
die
Langobarden nicht mehr helfen,
denn er starb schon 22. Okt. 741 in Kiersy, nachdem er die Herrschaft unter
seine
SöhneKarlmann und
Pippin den
Kleinen geteilt hatte.
Vgl. Breysig,Jahrbücher des fränkischen
Reichs 714-741 (Leipz. 1869).
2) Karl I., der
Große, König der
Franken und römischer
Kaiser, Enkel des vorigen, ältester Sohn
Pippins des
Kleinen und der
Bertha, einer Tochter
Chariberts,
Grafen von
Laon, geb. 2. April 742.
Sein Geburtsort ist unbekannt,
Aachen
[* 12] oder
Ingelheim sind nur durch die
Sage oder spätere Schriftsteller beglaubigt. Karl wurde nach dem
Tod seines
Vaters (768) mit seinem
BruderKarlmann zum König gesalbt und erhielt
Austrasien und einen Teil von
Aquitanien, bemächtigte sich aber nach seinesBrudersTod 771 mit Zustimmung der
Großen des ganzen
Reichs, worauf
KarlmannsWitwe samt ihren unmündigen
Söhnen zu ihrem
Vater, dem
Langobardenkönig
Desiderius, floh. 773 zog er gegen letztern, zwang ihn nach einer zehnmonatlichen Belagerung in
Pavia, sich
zu ergeben, schickte ihn in ein
Kloster und ließ sich als König der
Langobarden huldigen (Juni 774).
Daneben beschäftigte ihn bereits seit 772 der
Plan, die noch unabhängigen
Sachsen zu unterwerfen und zugleich zum
Christentum
zu bekehren.
Nachdem sich auch die Reichsversammlung zu
Worms
[* 13] für den
Krieg entschieden hatte, drang in das
Land des sächsischen
Stammes
der
Engern ein, nahm dieEresburg (an der
Stelle des heutigen
Stadtberge) ein und zerstörte die Irminsul,
nach sächsisch-heidnischem
Glauben die das Weltall tragende
Säule (unweit
Altenbeken). Die
Engern versprachen Unterwerfung
und
Annahme des
Christentums. 774 empörten sie sich wieder, wurden aber durch ein fränkisches
Heer geschlagen und gezüchtigt. 775 wurden
dann nicht nur dieEngern, sondern auch die
Ostfalen und
Westfalen,
[* 14] die andern
Stämme der
Sachsen, unterworfen;
allein sie empörten sich immer wieder (so 776 und 778). Am gefährlichsten war der
Aufstand von 782.
Widukind, ein westfälischer
Fürst, kehrte damals aus
Dänemark,
[* 15] wo er bisher eine Zuflucht gefunden hatte, zurück, reizte die
Sachsen, welche gerade
auf einem
Zuge gegen die feindlichen
SorbenHeeresfolge leisten sollten, auf,
und sie vernichteten ein fränkisches
Heer am Süntelgebirge.
Karl erschien alsbald und ließ zum warnenden
Beispiel 4500
Sachsen zu
Verden
[* 16] an der Aller enthaupten.
Nun erhoben sich die
Sachsen
von neuem zahlreicher als je, aber Karl schlug sie 783 bei
Detmold
[* 17] und entscheidender an der
Hase.
[* 18] Damit
war der sächsische
Krieg eigentlich beendet, besonders da sich 785
Widukind und
Albion, ein andrer Häuptling, unterwarfen
und zu
Attigny taufen ließen. Zwar griffen die
Sachsen noch mehrmals zu den
Waffen,
[* 19] aber beim Herannahen
Karls ergaben sie sich
gewöhnlich. Die Nordalbinger
(Sachsen nördlich der
Elbe) wurden erst
¶
Diese Grenze wurde von letzterm auch 811 anerkannt. Als Karl 788 den unbotmäßigen Herzog von Bayern, Thassilo,
abgesetzt hatte (derselbe wurde ins KlosterJumièges geschickt und die herzogliche Würde in Bayern aufgehoben), wurde er in
einen Krieg mit dessen Verbündeten, den räuberischen Avaren, verwickelt. 791 drang Karl bis zur Raab
[* 32] vor, der
MarkgrafErich von Friaul erstürmte 795 den Hauptring der Avaren an der Theiß, und 796 zwang Karls Sohn Pippin dieselben zur Unterwerfung.
In KarlsGeiste durchdringen sich politische und religiöse Interessen: er betrachtete sich nicht allein
als weltlichen Herrscher, sondern auch als Haupt der Kirche, welcher alle Reichsgenossen angehörten. Seine Herrschaft besaß
einen universalen Charakter, noch bevor das römische Kaisertum wieder erstand. Schon vorher war Karl Patricius von Rom,
[* 37] wie sein
Vater; er besaß die Schlüssel zum Grab des heil. Petrus und hatte das Gelöbnis der Treue vom Papst empfangen,
nur der kaiserliche Name fehlte.
Auch diesen empfing er, als ihm am Weihnachtstag 800 Leo III. in der Peterskirche zu Rom die goldene Krone aufs Haupt setzte.
Ostrom erkannte ihn 812 als
Kaiser an, auch die christlichen Angelsachsen und Schotten betrachteten ihn als Oberherrn. Selbst
in dem PatrimoniumPetri, dessen Besitz Karl 774 dem Papst versprochen hatte, wenn er seine Ansprüche als
begründet nachweisen könne, waren des Kaisers Herrschaftsrechte unbestritten. Karl hat auf die neue Würde großes Gewicht gelegt; 802 ließ
er sich von seinen Unterthanen einen neuen Eid leisten: nicht das altgermanische Verhältnis der Treue sollte
fortan das einzige Band
[* 38] zwischen Fürst und Volk sein, sondern es kam der christliche Gehorsam gegen den Oberherrn der Kirche
hinzu. Im fränkischen Reich war die Besetzung der Bistümer, die Verleihung der Pfründen immer in der Hand
[* 39] des Königs gewesen;
Karl hat aber auch in die Lehre
[* 40] der Kirche eingegriffen.
Die Kirchenversammlungen berief er nicht nur, sondern er änderte auch ihre Beschlüsse nach Gefallen ab, überwachte den Wandel
der Geistlichen mit aufmerksamem Auge
[* 41] und stellte ihnen die Regel des heil. Benedikt zum Vorbild auf. Auch in den weltlichen
Gesetzen hat er damals geändert, was gegen GottesGebote zu verstoßen schien; doch das germanische Recht
und die auf nationaler Grundlage erwachsene Organisation des fränkischen Reichs hat er nicht angetastet, vielmehr naturgemäß
weiter entwickelt.
Durch seine Erlasse (Kapitularien) suchte er höchstens eine größere Einheit in dem vielsprachigen Reich herzustellen. Sie
wurden auf den beiden Reichsversammlungen beschlossen, welche Karl im Mai und im Herbst zu berufen pflegte.
Da erschienen und erstatteten Bericht die Sendboten (missi), welche in den Provinzen umhersandte, um den Kultus, die Finanzen
und das Gerichtswesen zu überwachen. Sie hielten in ihrem Bezirk viermal jährlich Gericht als eine über den Grafen stehende
Instanz. An Stelle der Herzöge, deren Ämter Karl beseitigt hatte (außer Benevent), wurden sie vorgesetzte
Behörde der Grafen. In jedem Gaugab es einen Grafen; seine Funktionen waren richterlicher und militärischer Art. Dreimal im
Jahr hielt er die ordentliche Gerichtsversammlung ab, zu welcher alle Freien erscheinen mußten, und führte den Heerbann seines
Gaues in den Krieg; doch waren nicht alle Freien zur Heeresfolge verpflichtet, zumal da man bisweilen in die
weite Ferne ziehen und sich selbst verpflegen mußte.
Dem Eigengut wurde damals schon das gegen Treueid empfangene Lehen (beneficium) gleich geachtet, und die Lehnsleute zogen
unter Führung ihrer Herren in den Krieg. Die Beamten bezogen keinen Gehalt, sondern wurden durch Landverleihungen
und Anteil an den Gerichtsbußen entschädigt. Deshalb konnte Karl auch ohne Steuern auskommen. Der größte Teil des Staatseinkommens
floß aus den Erträgen der königlichen Domänen, deren Verwaltung Karl mit Sorgfalt und großer Sachkenntnis leitete.
Dazu kamen Gerichts- und Heerbannbußen, freiwillige Geschenke, welche von jeher üblich waren, und schließlich
gewaltsame Einziehungen, welche über treulose Große verhängt wurden. Daneben war jeder zum Vorspann, zur Verpflegung des
Königs, wenn er im Land umherzog, verpflichtet. So gewann Karl erhebliche Geldmittel und konnte sogar gewaltige
Unternehmungen, wie einen Donau-Mainkanal, den er wenigstens begann, und glänzende Bauten von Kirchen und Pfalzen ausführen,
wie in Nimwegen,
[* 42] Ingelheim und vor allen in Aachen. Diese Verfassung, wie sie Karl im Lauf der Jahre ausbildete, muß man als durchaus
germanisch bezeichnen; nur in Äußerlichkeiten gab er römischen oder byzantinischen Einflüssen Raum, wie im Zeremoniell,
indem er bei Hof
[* 43] den Kniefall und Fußkuß¶