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Ionischen Inseln ernannt und focht mit dem glücklichsten Erfolg, bis ihn der Tilsiter Friede (1807), nach welchem die Ionischen Inseln an Frankreich kamen, veranlaßte, sich auf seine Güter zurückzuziehen. Schon 1809 erhielt er jedoch einen Ruf in das Departement der auswärtigen Angelegenheiten in Petersburg, [* 2] wurde 1811 der russischen Gesandtschaft in Wien [* 3] beigegeben und 1812 nach dem Hauptquartier der russischen Donauarmee berufen, wo er die diplomatischen Geschäfte verwaltete. 1813 begleitete er den Kaiser Alexander als Chef der Kanzlei in den Krieg gegen Napoleon I. und gewann das Zutrauen desselben in dem Grade, daß ihm fortan die wichtigsten Staatsverhandlungen übertragen wurden.
Noch im November 1813 begab er sich als Gesandter nach der Schweiz [* 4] und bewirkte den Beitritt der Schweizer zur Allianz gegen Napoleon I. Auf dem Wiener Kongreß, dem er als russischer Bevollmächtigter beiwohnte, bewirkte er durch seinen Einfluß die Wiederherstellung der Siebeninselrepublik unter Englands ausschließlichem Schutz und unterzeichnete darauf den zweiten Pariser Frieden vom Im J. 1816 wurde er zum Staatssekretär ernannt und verwaltete mit Nesselrode die auswärtigen Angelegenheiten, außerdem die neue Provinz Bessarabien.
Seit 1814 Präsident der Hetärie der Philomusen, lehnte er zwar 1819 den Antrag, sich an die Spitze der Hetärie der Philiker zu stellen, ab und billigte auch Ypsilantis Unternehmung nicht, hoffte aber dennoch Alexander für die Unterstützung der Griechen zu gewinnen. Als indes Rußland sich gegen den Aufstand der Griechen erklärte, nahm er 1822 seine Entlassung aus dem russischen Staatsdienst und begab sich nach Lausanne [* 5] und Genf, [* 6] von wo aus er durch Wort und That (er ließ z. B. viele junge Griechen auf seine Kosten erziehen) die Sache der Hellenen unterstützte.
Auch eine Reise durch Frankreich, die Niederlande [* 7] und Deutschland [* 8] (1826) diente diesem Zweck. Am von der Volksversammlung in Damala zum Präsidenten (Kybernetes) von Griechenland [* 9] berufen, begab er sich Ende Januar 1828 dahin. Seine Aufgabe, in dem verwirrten, von Parteiungen zerrissenen Land eine geordnete Regierung herzustellen, war schwierig, und trotz seines guten Willens und seiner unermüdlichen Thätigkeit erreichte er sein Ziel nur teilweise; das Volk mißtraute ihm und nannte ihn den »russischen Präfekten«.
Auch von der englischen Partei wurde er heftig angefeindet. Der Widerspenstigkeit seiner Gegner setzte ein immer strafferes autokratisches Regiment entgegen und reizte überdies die Griechen durch allzu große Begünstigung seiner korfiotischen Landsleute. Man beschuldigte ihn, die Ablehnung der griechischen Krone durch Prinz Leopold von Koburg [* 10] absichtlich herbeigeführt zu haben, um selbst König zu werden. Auf Hydra und in der Maina brachen Aufstände aus, und als Kapo d'Istrias den Fürsten der letztern, Petros Mauromichalis, verhaften ließ, wurde er von dem Bruder und dem Sohn desselben, Konstantinos u. Georg Mauromichalis, zu Nauplia auf dem Weg zur Kirche ermordet. In Korfu [* 11] wurde ihm 1887 ein Denkmal errichtet.
Vgl. Mendelssohn-Bartholdy, Graf Joh. Kapo d'Istrias (Berl. 1864).
2) Jony Maria Augustin, jüngerer Bruder des vorigen, geb. 1778 zu Korfu, studierte die Rechte, ward 1828 von seinem Bruder, dem Präsidenten, nach Ägina berufen und 1829 trotz seiner mangelhaften politischen Ausbildung zum Statthalter in den Provinzen des griechischen Festlandes ernannt. Er nahm hierauf seinen Sitz zu Kostri, schloß 22. März die Kapitulation von Lepanto, nahm von der Feste Missolunghi, die 17. Mai gefallen war, sowie von Anatoliko Besitz und beschäftigte sich sodann hauptsächlich mit der Organisation des Heers nach den Plänen seines Bruders, wobei sich aber bei dem Mangel finanzieller Hilfsmittel und bei seiner Unerfahrenheit im Militärwesen wenig erfreuliche Resultate zeigten. Nach der Ermordung seines Bruders wurde er Präsident der Regierungskommission und provisorischer Kybernetes, legte indes, als sich Aufstände gegen ihn als russischen Satelliten erhoben, seine Würde nieder und schiffte sich mit der Leiche seines Bruders nach Korfu ein, wo er im Mai 1857 starb.