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Felswände am Meer stehen. Ostwärts, bei Grahamstown, steigt der Küstenstrich bis zu 300 m an. Nördlich und östlich von dem niedrigen Küstenstrich erhebt sich mit mauerförmig ansteigenden Wänden bis zu 900 m absoluter Höhe eine zweite Terrasse, deren oberer Rand mit Höhenzügen besetzt ist, von denen die am Südrand die Großen Schwarzen Berge (Groote Zwarteberge) heißen. Von dem westlichen Beginn derselben zweigt sich ein langer Bergzug in östlicher Richtung ab, die Kleinen Schwarzen Berge (Kleene Zwarteberge).
Durch diese Gebirge, welche stufenartig von S. nach N. aufsteigen und zum Teil pralle Wände darbieten, kann man nur mittels enger, schluchtenartiger Querthäler (Kloofs, »Klüfte«) gelangen. Die Ebene der zweiten Terrasse erstreckt sich nördlich von denselben in ca. 150 km Breite [* 2] und 520-600 km Länge von W. gegen O., etwa in 900 m Meereshöhe, die jedoch im westlichen Teil bis 1500 m sich erhebt. Man nennt diese große Terrassenebene Karroo, was in der Hottentotensprache »hart« heißt; sie besteht aus rotem, eisenhaltigem Thon, der in der heißen und trocknen Jahreszeit so hart wie gebrannter Ziegelstein wird.
Während der Regenzeit verändert sich aber die Karroo gewöhnlich sehr bald in ein schönes Blumen- und Grasmeer, voll von saftigen, alkalireichen Gewächsen, welches während dieser Zeit (etwa drei Monate) als vortreffliches Weideland benutzt wird. An den wenigen Punkten, wo die Terrassenebene beständig fließende Quellen hat, haben sich Oasen mit einer seßhaften ackerbauenden Bevölkerung [* 3] gebildet. Die dritte Terrasse begrenzend, zieht sich nördlich von der Karroo eine Reihe von Tafelgebirgen hin, welche im wesentlichen von O. nach W. verlaufen. Es sind dies die Roggeveldberge (mit dem 1600 m hohen Komsberg), die Winterberge, die Schneeberge nördlich von Graaff-Reynet (mit dem 2600 m hohen Kompaßberg), an welche sich, nordöstlich verlaufend, die Zuur- und Stormberge anschließen.
Die Oberfläche der dritten oder Garipterrasse besteht fast durchweg aus weiten Flächen, aus denen sich einzelne Bergreihen und zahlreiche isolierte Kuppen erheben. Wenige Flüsse [* 4] nur beleben hin und wieder für wenige Monate im Jahr diese öden, wasserlosen und menschenleeren Distrikte. Was den geologischen Charakter des Kaplandes betrifft, so besteht im W. und in Namaqualand bis zum Olifantfluß im S. der Boden aus Gneis und Schiefer, die an vielen Stellen von neuern Bildungen überdeckt sind; im südlichen Teil dieser Region tritt der darunterliegende Granit zu Tage.
Südlich vom Olifantfluß ist letzterer dagegen ganz bedeckt und wird nur an wenigen Stellen sichtbar. Die Kamiesberge bestehen fast nur aus Granit und Gneis. Der Gneis des Namaqualandes führt nicht selten Kupfer [* 5] und andre Metalle. Die Grundlage des Tafelbergs und des Landes bis zum Olifantfluß bilden sehr geneigte Thonschieferschichten, welche auf Granit liegen, der sie häufig durchdrungen hat. Alle genannten Schichten überlagert an verschiedenen Stellen eine harte Quarzmasse, oben im allgemeinen horizontal liegend, wie auf dem Tafelberg.
Das Kapland gehört in seinem größten Teil zu den wasserarmen Strichen des afrikanischen Kontinents; nur die östlichern Distrikte sind reicher an Quellen und größern fließenden Gewässern. Dazu bringt die außerordentliche Hitze während mehrerer Monate des Jahrs die Quellen, deren Bildung schon durch den auffallenden Mangel hoher Gebirgszüge des Kontinents außerordentlich erschwert wird, größtenteils zum Versiegen. Die Bäche und Flüsse enthalten meist nur Regenwasser und verschwinden in der trocknen Epoche, während sie in der nassen in der kürzesten Zeit zu einer enormen Höhe anschwellen.
Der einzige perennierende und zugleich der bedeutendste Fluß des Kaplandes ist der Oranje oder Kai Garip. Er entsteht aus mehreren großen Quellströmen, die in Transvaal, der Oranjerepublik und dem Basutoland liegen. Nächst ihm ist der Große Fischfluß des östlichen Kaplandes zu nennen, der jedoch nicht perennierend ist. Zu den namhaftesten Küstenflüssen, die in der trocknen Jahreszeit meist versiegen, gehören im W. der Olifant und der Buffalo, im S. der Breedo, Gauritz, Gamtoos und Zondag, im O. der Große Kai und der Umzimkulu. Seen gibt es nicht, nur flache Pfuhle, Vleis, die, wo der Boden nicht salzig ist, im Sommer mit saftigem Grase sich bedecken. Auf den beiden innern Terrassen treten mit Kochsalz, Bittersalz und Schwefelwasserstoffgas geschwängerte kalte Quellen, zu Caledon und Uitenhage einige Thermen, teils schwefel-, eisen- und manganreiche, teils alkalische, zu Tage.
[Klima. Pflanzen- und Tierwelt.]
Das Klima ist infolge der großen Ausdehnung [* 6] und mannigfaltigen Konfiguration des Landes in den einzelnen Teilen sehr verschieden, im allgemeinen zeichnet es sich durch große Trockenheit und Gesundheit aus; in den niedrigen Strichen der Westküste sind indes Fieber nicht ungewöhnlich. Die Niederschläge sind im O. häufiger, nehmen aber, aufgehalten durch scharf abfallende Höhenzüge, nach W. mehr und mehr ab. Das feuchtere Land bildet im S. und SW. einen schmalen Gürtel, [* 7] der sich nach NO. immer mehr verbreitert.
Das Innere ist überaus trocken, völlig dürr aber Namaqualand. Die durchschnittliche Jahrestemperatur ist in Kapstadt [* 8] 13,47° R. (Sommer 16,97,° Winter 10,48° R.); im Innern sind die Unterschiede zwischen Sommer und Winter weit größer und überall der schnelle Wechsel der Tagestemperatur sehr bedeutend. Schnee [* 9] tritt nur in hochgelegenen Gegenden auf, in Kapstadt hat man den Tafelberg nur einmal mit Schnee bedeckt gesehen. In den Hochländern ist die Wirkung der Schneestürme auf die organische Natur eine sehr feindliche. Gewitter treten in den Hochsteppen mit außerordentlicher Heftigkeit auf. Stürme, von NW. im Winter, von SO. im Sommer kommend, sind sehr häufig und nicht selten verheerend.
Die Vegetation des Kaplandes ist eine sehr artenreiche und in den hinlänglich mit Wasser versehenen Distrikten eine strotzende und kräftige. Wälder finden sich nur in den Küstengebieten, welche von den höher liegenden Ebenen des Innern mit reichlichem Wasser versorgt werden. Sie beginnen 300 km östlich vom Kap in den Outeniquabergen und ziehen von dort, günstigen Örtlichkeiten folgend, in den Georgedistrikt und von da in den Knysnadistrikt, wo sich von den Bergen [* 10] bis zur Küste die Zitgikamma über 5000 qkm ausdehnt.
Von da ab weiter östlich zeigen die den feuchten Seewinden ausgesetzten Bergabhänge, Flußufer und Thalschluchten wirklichen Hochwald. Weit größere Striche bedeckt der Niederwald, der, höchstens 10, durchschnittlich 3-4 m hoch, sich meist ängstlich an die Flußthäler anschließt, in den Ebenen aber sich in Gehölzgruppen und vereinzelte krüppelhafte Bäumchen auflöst. Waldlos sind dagegen Klein-Namaqualand, das Buschmannland, die Große Karroo, die nördlichen Abhänge des Roggeveld, der Schneeberge, Winter- und Stormberge bis weit jenseit des Oranjeflusses. Von den einheimischen Tieren ist der Löwe nur noch im NO. zu treffen, der Elefant [* 11] gelegentlich in den Wäldern der Südostküste, das Flußpferd in den ¶
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Wassern der Küstenflüsse von Britisch-Kaffraria und des Oranje; Rhinozeros und Giraffe sind längst über die Grenzen [* 13] hinaus verscheucht worden, der Büffel schweift noch im Knysnawald und in den Dickichten des Großen Fischflusses umher, und das Zebra ist noch in den Bergen zu treffen, während Schakale, Wölfe, Hyänen, wilde Hunde [* 14] und Affen [* 15] sich noch immer behaupten. Gnu, Hartebeest und Springbock sind noch hier und da in Herden zu treffen, ebenso vereinzelt der Strauß, [* 16] den man jetzt züchtet. Schlangen, [* 17] darunter einige sehr giftige, sind zahlreich. Heuschrecken [* 18] werden namentlich in den nördlichen und östlichen Distrikten oftmals zur empfindlichen Plage. Sehr reich an Fischen aller Art sind die das Land bespülenden Meere.
[Bevölkerung, Erwerbszweige etc.]
Die ursprüngliche Bevölkerung des Kaplandes, die Hottentoten, ist zuerst durch von O. her vordringende Kaffern, dann durch die europäische Einwanderung mehr und mehr verdrängt worden und bildet jetzt nur noch einen verhältnismäßig unbedeutenden Teil des Volkes. Die Europäer, ursprünglich Holländer, zu denen in der Folge Engländer und auch Deutsche [* 19] kamen, führten Malaien und einige Neger ein, so daß diese verschiedenen Völkertypen mit den zwischen ihnen hervorgegangenen Mischlingen in der eigentlichen Kapkolonie eine recht bunte Musterkarte abgeben. Die Gesamtzahl der dortigen Bevölkerung wurde durch den letzten Zensus von 1875 auf 720,984 ermittelt, wie folgt:
Europäer und andre Weiße | 236783 |
Kaffern und Betschuanen | 214133 |
Hottentoten | 98561 |
Mischlinge | 87184 |
Fingu | 73506 |
Malaien | 10817 |
Von dieser Bevölkerung waren 369,628 männlichen und 351,356 weiblichen Geschlechts. Die Bevölkerung des ganzen Kaplandes betrug 1885, wie oben angegeben, 1,253,170 Seelen.
Die Hauptbeschäftigungen der Kolonisten sind Viehzucht, [* 20] Bergbau [* 21] und Ackerwirtschaft. Die Viehzucht findet namentlich in den großen zentralen Distrikten günstige Bedingungen, wo das trockne Klima [* 22] und die salzhaltigen Pflanzen der Karrooebenen den Schafen sehr zusagen, die den Hauptbestand des Viehstapels ausmachen. Nach der letzten Zählung von 1875 gab es in der Kolonie 235,303 Pferde [* 23] und Esel, 1,111,713 Rinder, [* 24] 9,986,240 Schafe, [* 25] 3,960,722 Ziegen und 21,751 Strauße.
Die Schafe, das Resultat der Kreuzung der einheimischen Fettschwanzschafe mit importierten Rassen, liefern eine geringere Wolle, deren Exportwert sich 1885 auf 1,426,108 Pfd. Sterl. belief. Ihre Zahl hat, wie die des Viehstandes überhaupt, infolge der zu starken Besetzung der meist nur magern Weiden und deren dadurch erfolgter Verschlechterung bedeutend abgenommen. Die Ausfuhr des Haars der Angoraziegen (1875 zählte man 877,988) ist fortwährend im Steigen und betrug 1885: 204,018 Pfd. Sterl. Die Straußenzucht gehört jetzt zu den bedeutendsten Erwerbsquellen der Kolonie; 1857 wertete die Ausfuhr von Federn erst 10,000, aber 1885 bei sehr gefallenen Preisen 585,278 Pfd. Sterl. Andre wichtige Exportartikel der Viehzucht sind Häute und Felle.
Der Ackerbau, welcher vornehmlich in den Küstenstrichen, in der Nachbarschaft der Kapstadt, in Zurburg, Lower Albany und Oliphant's Hoek, gedeiht, befriedigt die Bedürfnisse keineswegs, so daß jährlich ansehnliche Posten von Getreide [* 26] und Mehl [* 27] eingeführt werden müssen. Der Weinbau, schon 1653 begonnen, ermöglichte 1859 einen Export im Wert von 153,000 Pfd. Sterl., der aber seitdem auf ein Zehntel dieses Wertes sank und 1883 ausnahmsweise 21,474 Pfd. Sterl. betrug.
Die bekanntesten Sorten sind Constantia, Pontac, Steen, Haniput. Bergbau auf Kupfer wird seit 1852 im Klein-Namaqualand betrieben und das Erz auf einer zu diesem Zweck gebauten Bahn nach Port Nolloth befördert, um dann nach England zur Verschmelzung verschifft zu werden; seit 1852 sind 268,215 Ton. Kupfer exportiert worden. Viel wichtiger ist aber die Gewinnung von Diamanten, deren Existenz 1867 entdeckt wurde. Von 1872 bis 1880 war das Bergwerk von Kimberley Hauptproduzent, seit 1880 traten ihm andre ebenbürtig zur Seite.
Behufs Besteuerung schätzte man 1881 die beiden der Regierung gehörigen Minen Kimberley und De Beers zu 2,850,000, resp. 2,065,551 Pfd. Sterl. und die der London [* 28] and South African Exploration Company gehörigen, Du Toitspan und Bultfontein, auf 10 Mill. Pfd. Sterl. Auf legalem Weg (der Schmuggel ist nicht unbedeutend) verließen bis Ende 1885 die Kolonie Diamanten im Wert von 34,514,997 Pfd. Sterl.; 1885 betrug die Ausbeute in den genannten Minen 2,489,659 Pfd. Sterl., gefördert durch 11,457 Farbige und 1911 Weiße.
Dagegen ist die Ausbeute von Kohle in den Divisionen Wodehouse und Albert nach Menge und Wert unbedeutend, daher 1885 für 129,126 Pfd. Sterl. eingeführt wurde; Gold [* 29] wird zwar nicht im K. gewonnen, aber über dasselbe von Transvaal ausgeführt. Seefischerei wird an der Küste betrieben (Ausfuhr von getrockneten Fischen 22,198 Pfd. Sterl.). Alle sonstigen Industrien stehen in den Anfängen, daher ist die Einfuhr von Industrieprodukten aller Art eine sehr ansehnliche.
Dieselbe wertete 1885 bei sehr gedrückten Verhältnissen 4,772,904 Pfd. Sterl. gegen eine Ausfuhr von 5,811,444 Pfd. Sterl., worin aber die nicht genau zu ermittelnde Diamantenausfuhr nicht inbegriffen ist. Deutschlands [* 30] Anteil ist anscheinend ein geringer, da ein großer Teil des deutschen Handels über London geht. Die Haupthäfen der Kolonie sind Kapstadt, Port Elizabeth und East London, von geringerer Wichtigkeit Mosselbai, Port Nolloth, Simonstown, Port Beaufort, Port Alfred, St. John's River und Knysna.
In der Tafelbai, Algoabai, East London, Mosselbai und Port Alfred sind bedeutende Hafenbauten gemacht worden. In den Häfen der Kolonie klarierten 1885 ein 1175 Schiffe [* 31] von 1,646,227 Ton. Die Kapstadt besaß 32 Schiffe von 2310 T., Port Elizabeth drei Schiffe von 522 T. Die erste Eisenbahn wurde 1859 eröffnet, 1886 bestanden fünf Staatsbahnen: [* 32] zwei von Kapstadt, zwei von Port Elizabeth, eine von East London ausgehend, 2575 km lang, u. 2 Privatbahnen, von Port Alfred u. von Port Nolloth ausgehend, 218 km lang;
im ganzen 2793 km. Die Telegraphenlinien hatten 1885 eine Länge von 6926 km;
durch das von Durban nach Aden [* 33] gelegte submarine Kabel ist die Kolonie mit dem Mutterland verbunden.
Den Postdienst mit England vermitteln die Dampferlinien Union Steamship Co. u. Donald Currie and Co., so daß allwöchentlich ein Dampfer ankommt und abgeht. Münzen, [* 34] Maße und Gewichte sind die englischen; das Wechselrecht ist aber das niederländische. Es bestehen in der Kolonie elf Banken, von denen die bedeutendsten ihren Hauptsitz in London haben.
Das Kapland besitzt seit 1853 seine eigne Verfassung, wonach ein Oberhaus (Legislative Council) von 22 und ein Unterhaus (House of Assembly) von 72 Mitgliedern besteht. Die exekutive Gewalt ruht in den Händen des jeweiligen Gouverneurs, welcher von der britischen Regierung für bestimmte Zeit ernannt, aber von der Kolonie besoldet wird, und einem ¶