rennen statt. Außerdem ist das Kannstatter Maienfest mit dem Umzug maskierter
Kinder merkwürdig. Bemerkenswert sind die
in dem
Kalktuff häufig vorkommenden
Höhlen, oft von 10 m
Länge, mit fossilen
Mammut- und andern Tierknochen. In der
Nähe sind
besonders erwähnenswert: die königlichen Lustschlösser
Rosenstein und
Wilhelma, jenes 1824-1830 erbaut, in edlem
Stil, mit Bildergalerie und
Park, dieses 1842-51 erbaut, in maurischem
Stil, mit prachtvollen
Gärten und reichen
Gewächshäusern.
Östlich von der Stadt liegt der 410 m hohe
Rothenberg, welcher ehedem das Stammschloß der württembergischen
Fürsten
(Rothenburg)
[* 2] trug, an dessen
Stelle jetzt ein griechischer
Tempel
[* 3] mit den Grabstätten König
Wilhelms (gest. 1864) und
seiner Gemahlin
Katharina (gest. 1819) steht. - Kannstatt
[* 4] wird zuerst in einer
Urkunde von 708 erwähnt. Im 11. Jahrh. soll der
OrtMauern und
Stadtrechte erhalten haben.
(Canopus), im
Altertum Stadt in Unterägypten, an einer nach ihr benannten Nilmündung, nordöstlich von
Alexandria,
durch ein Heiligtum des
Serapis (mit
Orakel) berühmt. Die Einwohner standen im
Ruf ausgelassener Üppigkeit,
die sich in großen
Festen äußerte. Nach der Einführung des
Christentums verfiel die Stadt.
Ruinen westlich bei
Abukir. -
Wichtig für die ägyptologische
Wissenschaft wurde das sogen.
Dekret von Kanobos, eine von den 238
v. Chr. in Kanobos versammelten
ägyptischen
Priestern zu
Ehren des
PtolemäosEuergetes verfaßte dreisprachige
Inschrift, von der
Lepsius ein
Exemplar 1866
auf
dem Trümmerfeld von
Tanis entdeckte (s.
Hieroglyphen, S. 519).
(engl. Kanouj, das alte Kânja-kubdscha), Stadt in den britisch-ostind.
Nordwestprovinzen, mit (1881)16,646
Einw., war ehemals Hauptstadt eines großen arischen
Reichs, die schon in prähistorischer Zeit blühte
und im 6. Jahrh.
n. Chr. den Gipfel ihrer
Größe erreichte.
(engl.
Canoe, spr. -nuh, franz. Canot, spr. -noh),
das aus einem Baumstamm hergestellte schmale, lange Fahrzeug derWilden; es ist nicht im stande,
Segel
zu führen, auch beim
Rudern gehört große Geschicklichkeit dazu, das
Kentern zu verhüten.
Indianer und Grönländer bauen
ihre Kanoes aus Holzrippen oder Walfischknochen und überziehen sie mit Seehundsfellen; auch das
Deck ist häufig aus Seehundsfell,
mit einer Öffnung, die der im K. Sitzende mit seinem
Körper ausfüllt. Zum
Rudern bedienen sie sich langer
Doppelriemen, mit denen sie sehr geschickt und rasch, selbst bei nicht ganz ruhiger
See, zu fahren verstehen. Wenn die
Wilden
der
Südsee auf ihren KanoesSegel führen wollen, so verbinden sie zwei Kanoes miteinander, oder es werden
Stangen quer über
das Kanoe gebunden und an dem andern Ende derselben ein Baumstamm befestigt, welcher das
Umschlagen des Kanoes
verhindert.
(griech.), im allgemeinen s. v. w.
Maßstab,
[* 23] Richtschnur;
Regel, Vorschrift; bedeutet in der
Musik die strengste
Form der
Nachahmung, darin bestehend, daß zwei oder mehrere
Stimmen dieselbe
Melodie ausführen, aber nicht
gleichzeitig einsetzend, sondern in kurzen
Abständen nacheinander, so daß ein kunstvoller mehrstimmiger
Satz entsteht, der
doch durch die
Bewegung einer einzigen
Stimme gegeben ist und sogar in der Notierung durch eine einzige Notenreihe ausgedrückt
werden kann. Es ist dann nur notwendig, zu bezeichnen, bei welcherNote und in welchem
Intervall eine neue
Stimme einzusetzen hat, z. B.:
^[img]
Diese Vorschrift war es, die von den Kontrapunktisten des 16. Jahrh. Kanon (Richtschnur)
genannt wurde; besonders beliebt waren damals rätselhafte Anweisun-
[* 1]
^[Abb.: Kanon: In der Unterquinte und Oberquarte.]
¶
mehr
gen für die Auflösung des Kanons (Rätselkanon), welche schließlich bis zur Unmöglichkeit des Verstehens auf die Spitze
getrieben wurden. Allmählich ging dann der Name auf die Komposition selbst über, deren alter Name Fuga (s. Fuge) oder Conseguenza
war. Je nach dem Intervall, in welchem die zweite Stimme höher oder tiefer einsetzt als die erste, unterscheidet
man den Kanon im Einklang, bei welchem die Stimmen thatsächlich dieselben Töne vortrugen, aber so, daß die zweite (imitierende)
Stimme einen halben oder ganzen Takt oder mehr nach der andern einsetzt; beim in der Oktave bringt die zweite Stimme die Melodie
eine Oktave höher oder tiefer; der in der Unterquinte transponiert dieselbe um eine Quinte nach der Tiefe,
wobei eine weitere Unterscheidung zu machen ist, ob nämlich die nachfolgende Stimme alle Intervalle genau wiedergibt oder
dieselben nach den Verhältnissen der herrschenden Tonart einrichtet.
Gleichermaßen gibt es Kanons in der Oberquinte, Quarte, Ober- und Untersekunde etc. Der drei- und mehrstimmige
Kanon verbindet in der Regel mehrere der genannten Arten. Weitere Varianten entstehen durch Verlängerung
[* 25] oder Verkürzung der Notenwerte
in der nachahmenden Stimme (Canon per augmentationem oder diminutionem) oder durch Umkehrung aller Intervalle (al inverso, per
motum contrarium), so daß, was vorher stieg, dann fällt, oder gar so, daß die zweite Stimme die Melodie
von hinten anfängt (Canon cancricans, Krebskanon).
Der Kanon hat entweder keinen Schluß, sondern läuft in den Anfang zurück, in welchem Fall er auch wohl scherzweise in Kreisform
notiert wird (Kreiskanon, Fuga circularis, Canon infinitus), oder er kann zwar ad libitum repetiert werden,
hat aber durch Fermaten angedeutete Schlußnoten, oder endlich er hat einen angehängten freien Schluß (coda). Der Doppelkanon
ist die kontrapunktische Verbindung zweier Kanons. Seine höchste Blüte
[* 26] feierte der in den Meisterwerken der niederländischen
Kontrapunktisten des 15. und 16. Jahrh.; doch hat er bis in die neueste Zeit
hinein noch eingehende Pflege gefunden und wird neben der Fuge vor Abschluß der Kontrapunktstudien von der Schule thunlichst
berücksichtigt.
Die Alten nannten das Monochord Kanon, weil vermittelst desselben die mathematischen Intervallbestimmungen
(Oktave = ½ der Saitenlänge etc.) bestimmt wurden; deshalb wurden auch die Pythagoreer,
deren musikalische Theorie auf dem Kanon fußte, Kanoniker genannt, im Gegensatz zu den Harmonikern (Aristoxenos und seine Schule),
welche von der Mathematik in der Musik nicht viel hielten.
In der Mathematik, vorzüglich in der Algebra, ist Kanon eine allgemeine Formel, die bei Lösung einer Aufgabe herauskommt, und
nach welcher die unter der allgemeinen Aufgabe begriffenen Exempel auszurechnen sind. -
In der bildenden Kunst bezeichnet das Wort Kanon Statuen, die als Muster gelten, vorzüglich in Hinsicht auf
die Verhältnisse des menschlichen Körpers (s. Proportion). Die Bezeichnung rührt von einem berühmten Werk des griechischen
Bildhauers Polyklet, der Statue eines Speerträgers (Doryphoros, s. d.), her, welche ihrer den Künstlern
als Vorbild dienenden Proportionen wegen den Beinamen Kanon erhielt. (Vgl. Friederichs, Der Doryphoros des
Polyklet, Berl. 1863) Auch die Künstler des alten Ägypten
[* 28] hatten ihren Kanon, eine feststehende Regel der Verhältnisse des menschlichen
Körpers.
Sie pflegten nämlich nach bestimmt proportionierten Modellen zu arbeiten, die sie in ein Netz von Quadraten einzeichneten,
um so für jeden Punkt die entsprechende Lage festzuhalten. Für die menschliche Gestalt bildete die Einheit
dieses Kanons nach einigen die Länge des Fußes, nach andern des mittlern Fingers. Nach Diodor hätten die Ägypter den Körper
vom Scheitel bis zur Sohle in 21¼ Teile zerlegt. Aber die mancherlei Zeichnungen und Skulpturen, die noch unvollendet und mit
solchen Quadratierungen versehen erhalten sind, weichen in der Zahl der Quadrate, welche auf die Körperlänge kommen, zwischen 15 und 23 so
erheblich voneinander ab, daß man zwei oder drei verschiedene Proportionsregeln, welche die Ägypter nacheinander befolgt
hätten, aufstellen zu müssen geglaubt hat. Als zwei verschiedene Kanons der Proportion kann man jedoch
nur im allgemeinen die ältere Epoche der ägyptischen Kunst, welche mehr Kraft
[* 29] und Fülle auszeichnet, und die jüngere, welche
Eleganz und Zierlichkeit anstrebt, gelten lassen. -
In der Philologie versteht man unter Kanon das von den alexandrinischen Grammatikern herrührende kritische Verzeichnis der alten
Schriftsteller. -
In der Rechtssprache ist Kanon Bezeichnung für eine jährliche Geldabgabe von Grundstücken, Häusern, also s. v. w. Erb-, Grundzins,
Gült etc. -
In der Buchdruckerkunst versteht man darunter eine Art großer Lettern, mit denen ehedem die Meßkanons
gedruckt wurden, die jetzt aber gewöhnlich nur auf Titeln, Anschlagzetteln etc. Anwendung finden; kleine Kanon hält 32 oder
auch 36, grobe Kanon 40 oder 48 typographische Punkte (vgl. Schriftarten).