Untersuchungen veranlaßt worden, deren ausführliche Resultate in den interessanten Blaubüchern des Parlaments mitgeteilt
sind (I.-V. Report of the commissioners to inquire into the best means of preventing the pollution of rivers). In Berlin begann
man die Ausführung eines rationellen Kanalsystems seit 1875. Die Stadtentwässerung wurde in fünf einzelne Systeme zerlegt,
deren jedes, nach Art der Danziger Anlage, die Abflüsse nach entfernten Rieselfeldern pumpen soll.
Vgl. Varrentrapp, Entwässerung der Städte, Wert und Unwert der Wasserklosetts (Berl. 1868);
Wiebe, Die Reinigung und Entwässerung
der Stadt Danzig (das. 1865);
Virchow, Über die Kanalisation von Berlin (Gutachten, das. 1868);
Derselbe, Kanalisation oder Abfuhr? (das.
1869);
»Reinigung und Entwässerung Berlins. Einleitende Verhandlungen und Berichte« (das. 1870-79, 13 Hefte);
Veitmeyer, Vorarbeiten
zu einer künftigen Wasserversorgung der Stadt Berlin (das. 1870-75);
Müller, Ziele und Mittel einer gesundheitlichen und wirtschaftlichen
Reinhaltung der Wohnungen (Dresd. 1869);
Sommaruga, Die Städtereinigungssysteme in ihrer land- und volkswirtschaftlichen Bedeutung
(Halle 1874);
Pettenkofer, Vorträge über Kanalisation und Abfuhr (Münch. 1876);
»Assainissement de la Seine« (hrsg.
von der Seinepräfektur, Par. 1876-77);
Dobel, Kanalisation, Anlage und Bau städtischer Abzugskanäle (Stuttg. 1886).
die in den Archegonien der Moose und Gefäßkryptogamen vorhandene axile Zellenreihe, welche zum Zweck der
Befruchtung aufgelöst wird und einen mit Schleim erfüllten offenen Kanal herstellt, durch welchen die
befruchtenden Spermatozoiden zu der im Grunde des Archegoniums liegenden Eizelle eindringen können.
(Cananore, Kannar), Hafenstadt in der britisch-ostind.
Präsidentschaft Madras, auf der Küste von Malabar, mit
einer mittlern Jahrestemperatur von 28,6° C., einer ständigen Garnison von Regimentern (ein europäisches),
einem starken Fort, großen Kasernen und (1881) 26,386 Einw., darunter 4087 Christen. Kananor ist militärisch wichtig als Hauptquartier
der Malabar- und Kanaradivision.
Eine anglikanische, eine deutsche protestantische und eine katholische Mission haben hier
ihren Sitz.
(franz. Canapé), gepolsterter Ruhesitz für mehrere, mit gepolsterten Rücken- und Seitenlehnen.
Das Wort, im 18. Jahrh. aus dem Französischen aufgenommen, ist vom griech. konopeion (mittellat.
canopeum) abgeleitet, was ein Mückennetz, dann ein in nachägyptischer Weise mit einem solchen Netz versehenes Ruhebett bedeutete,
und bezeichnete auch bei uns anfangs ein Ruhebett mit einem Himmel (daher das engl. canopy noch jetzt
s. v. w. Traghimmel, Baldachin). Vgl. Sofa. - In der Kochkunst ist Kanapee Bezeichnung für Scheiben von geröstetem Weißbrot oder
Blätterteig, bestrichen mit einer pikanten Sauce oder Kaviar, Sardellen etc.
(Canara), Küstenlandschaft des südlichen Indien, an der Malabarküste, zerfällt administrativ in zwei Teile:
Nordkanara, 10,129 qkm (184 QM.) groß mit (1881)
421,840 Einw., das zur Präsidentschaft Bombay, und Südkanara, 10,105 qkm (183 QM.) groß mit (1881)
959,514 Einw., das zur Präsidentschaft Madras gehört. Die Hauptstadt des erstern ist der Hafenplatz Karwar (13,761 Einw.),
die des letztern Mangalur (32,099 Einw.). Die Landschaft erstreckt sich zwischen 12° 11' und
15° 30'
nördl. Br. in einer zwischen 10 und 100 km wechselnden Breite und wird im W. vom Indischen Meer, im O. von den Westghats begrenzt
und von zahlreichen kleinen Flüssen durchzogen.
Das sehr bedeutende Waldareal enthält wertvolle Holzarten: Teak-, Sandel-, Mangobäume u. a. Die Hauptprodukte, die auch
in großem Maßstab ausgeführt werden, sind: Reis, Baumwolle, Holz, Kokosnüsse, Gewürze, Kaffee. Nordkanara
zeichnet sich durch Holzschnitzerei und Salzbereitung aus. Die Bewohner sind zum allergrößten Teil Hindu, außerdem Mischlinge
von Portugiesen, Araber, Dschain u. a. Die christliche Religion hat hier große Fortschritte gemacht; 1881 zählte man in Nordkanara
14,509, in Südkanara 58,215 Christen (meist Katholiken), bekehrt durch die Jesuiten und die Baseler Mission.
(Sprache von Kanara, im Sanskrit Karnâta), eine der drawidischen Sprachen in Ostindien (s. Drawida), wird im
westlichen mittlern Teil des Dekhan von über 8 Mill. Menschen gesprochen und ist mit dem benachbarten Tamil verwandt, aber
mit einem verschiedenen, direkt aus dem alten Sanskritalphabet hergeleiteten Alphabet geschrieben. Die
kanaresische Kultur und Litteratur ist, wie die Schrift, arischen (indogermanischen) Ursprungs und ohne selbständigen Wert.
Sprachlich sehr interessant ist das aus zahlreichen Inschriften bekannte Altkanaresische.
Vgl. Weigle, Kanaresische Sprache
und Litteratur (in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 2, Leipz.
1848).
Kanaresische Texte mit Übersetzung gab Mögling (das., Bd.
14, 18, 24, 25) heraus; über handschriftlich vorhandene Werke berichtete Taylor (»Catalogue raisonné of Oriental manuscripts«,
Madras 1857 ff., 3 Bde.).
Die beste Grammatik ist die von Hodson (2. Aufl., Bangalor 1864); Wörterbücher lieferten namentlich Reeve (Madras 1834-41, 2 Bde.)
und ein Ungenannter (»An English and Canarese school-dictionary«, Mangalur 1876).
Vgl. Gräter, Tables of
Canarese grammar (Mangalur 1884).
An das Kanaresische schließen sich die Sprachen der Badaga und Toda im Nilgirigebirge und wahrscheinlich auch die Sprache der
Kurg im Kurggebirge an.
(Zuckervogel, Serinus canarius Cab.), Vogel aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Finken (Fringillidae)
und der Unterfamilie der Gimpel (Pyrrhulinae), 12-13 cm lang, mit 6 cm langem Schwanz und 7 cm langen Fittichen; Stirn, Augengegend,
Kehle und Brust sind mattglänzend goldgrün, nach dem Rücken zu durch Aschgrau in Graugrün und nach dem
Bauch zu in Reinweiß übergehend; der Mantel ist bräunlich graugrün, Schwingen und Schwanzfedern sind mattschwarz, grünlich
gesäumt, der Bürzel ist grüngelb.
Die starke Beimischung von Aschgraublau, die schwärzliche Färbung der Füße und verschiedene Färbung der Geschlechter läßt
den Wildling mit Sicherheit unterscheiden; er ist auf den Kanarischen Inseln, Madeira und auf den Inseln
des Grünen Vorgebirges heimisch, lebt überall, wo dicht wachsende Bäume, Gestrüppe und Wasser vorhanden sind, in Gärten und
Weinbergen bis zu einer Höhe von 1500 m. Nur das Innere des schattigen Hochwaldes scheint er zu meiden. Er nährt sich von
Sämereien, zartem Grün und Früchten, namentlich Feigen, nistet im März auf
mehr
jungen, früh belaubten Bäumen, legt fünf blaß meergrüne, rötlichbraun gefleckte Eier, welche denen des zahmen Vogels vollkommen
entsprechen, und brütet wie dieser 13 Tage. In jedem Sommer finden 3-4 Bruten statt. Der Vogel fliegt etwa wie unser Hänfling.
Außer der Paarungszeit thut er sich in zahlreichen Scharen zusammen, welche sich aber den größten Teil
des Jahrs hindurch in kleinere Flüge auflösen. In der Gefangenschaft ist der frisch eingefangene Wildling sehr unruhig, er
paart sich aber sehr leicht mit dem gezähmten und erzeugt hübsche Blendlinge.
Linné, Brisson u. a. hielten den Kanarienvogel für einen Mischling von verschiedenen grünen Finken; erst Bolle stellte
fest, daß die ursprüngliche Art auf den Kanarischen Inseln noch unverändert vorhanden ist. Die ältern Schriftsteller,
wie Geßner, Aldrovandi u. a., kennen nur den grünen Kanarienvogel, und niemand weiß anzugeben,
wann und wie der Übergang vom grünen zum gelben Kleid stattgefunden. Nachdem die Spanier 1311 und 1473 die Kanarischen Inseln
erobert, bildete der Kanarienvogel einen namhaften Handelsgegenstand. Es wurde Mode, daß sich vornehme Frauen nur
mit dem Kanari auf dem Finger malen ließen. Die Spanier bewahrten diesen Handel ein volles Jahrhundert hindurch als Monopol.
Durch ein gestrandetes spanisches Schiff wurden die Kanarienvögel nach Elba verpflanzt (Mitte des 16. Jahrh.), verwilderten
hier, wurden von den Italienern bald wieder ausgerottet, dann aber in Italien und besonders in Deutschland
(schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrh.) gezüchtet.
Vom gezähmten Kanarienvogel unterscheidet man die deutsche und die holländische Rasse, von der deutschen wiederum Farbenvögel u. Sänger
oder Harzer Kanarienvögel, von der holländischen: Trompeter, Pariser, Lord-Mayor-, Brabanter, Brüsseler
Kanarienvögel. Bei den Farbenvögeln unterscheidet man Loh- oder Gold-, strohgelbe, weiße, isabellfarbene oder Elberne, graugrüne,
tief orangegelbe, gescheckte (Gelb-, Blaß, Isabellschecken, getigerte, Einflügel, Halbschwalben), Plättchen (Mückchen,
Grau-, Grün-, Braun- und Schwarzplättchen), grau, grün, braun und schwarz gehäubte, Schwalben (Grau-, Grün-, Schwarz-, Isabell-
und Flügelschwalben); außerdem unterscheidet man Glattköpfe und gehäubte, und als krankhafte Varietät
die Kakerlaken oder Albinos. In England werden besondere Farbenvarietäten gezüchtet, die man Lizards (eidechsenartig gestreifte),
Yorkshire Spangles (Goldflitter), Cinnamoms (zimtbraune), Turnkrests (verkehrt gehäubte) u.
dgl. benennt.
Auch erzieht man dort gelb- bis fuchsrote durch Fütterung von Cayennepfeffer. Die Harzer Kanarienvögel bezeichnet man als
Nachtigallschläger oder Gluckvögel (Doppelglucker, Gluckroller), Kollervögel und Rollvögel (Baß-, Knarr-, Hohl-, Klingel-
und Gluckroller). Im Äußern ist der Harzer von dem gemeinen deutschen Kanarienvogel nicht verschieden, doch der herrliche Gesang stellt
jenen hoch obenan unter allen Singvögeln. Die Holländer Rasse zeigt große, schlanke Vögel mit sonderbar gekrümmtem Rücken
und emporgezogenen Schultern nebst gekräuselten Federn an Brust und Flügeln (Jabot und Epauletten).
Man füttert den gemeinen und holländischen Kanarienvogel mit einem Gemisch von Kanariensamen, Hanf und Rübsen nebst gelegentlicher Zugabe
von Grünkraut (Miere, Kreuzkraut, Salat), auch Zucker, Obst und andern Leckereien. Der Harzer Kanarienvogel erhält nur besten, hederichfreien
Sommerrübsen nebst Eifutter (Gemisch aus hart gekochtem Hühnerei und altbackenem, geriebenem Weizenbrot)
oder Vogelbiskuit. Bei guter Pflege hält der einzelne Sänger sich wohl
20 Jahre im Käfig; Nistvögel sind nicht länger
als bis zum vierten Jahr ergiebig.
Für den Sänger muß der Käfig etwa 36 cm lang, 21 cm hoch und 17 cm tief, viereckig und oben von sanft gewölbter
Form sein. Ein mindestens dreifach so großer Bauer ist zur Hecke für ein Männchen mit 1-3 Weibchen ausreichend. Die Zucht
im großen wird in geräumigen Käfigen oder in Vogelstuben betrieben; man rechnet bis 200 Kanarienvögel, immer je ein Männchen
mit 3-4, selbst 5 Weibchen, auf ein mittleres, einfensteriges Zimmer; doch ist eine geringere Bevölkerung
ratsam.
Die Nester bestehen in Holzkörbchen, Kästchen oder Blumentöpfen von 9 cm Weite und 6 cm Höhe, in sogen. Harzer Bauerchen befestigt,
und diese werden 30 cm voneinander an den Wänden befestigt; sie sind etwa halb mit zartem, trocknem Moos
gefüllt, auf welchem die Vögel aus halbfingerlanger Scharpie die Nester bauen. Eier und Brut gleichen denen des Wildlings. Die
Zeit des Einwurfs ist Mitte Februar bis Mitte März. Alljährlich erzielt man 3-4 Bruten. Die Fütterung in der Nistzeit besteht
für gemeine deutsche und Holländer Kanarienvögel in Zugabe von hart gekochtem geriebenem Hühnerei,
für den Harzer in reichlichem Eifutter und neben dem trocknen in gebrühtem, zwischen Leinen gerolltem Sommerrübsen.
Die vorzüglichsten Sänger müssen als Vorschläger für die jungen Männchen dienen, und ganze Stämme werden zu gleichem
Gesang ausgebildet. Die Sänger befinden sich in verhängten Käfigen, damit sie ganz ungestört die Touren
und Passagen lernen können. Der Wert stuft sich je nach der Begabung des einzelnen Vogels sehr bedeutend ab; er wechselt von 15 bis
24, selbst bis 90 Mk. Im Harz wird die Zucht bei 18-24° R. betrieben, deshalb sind die kostbarsten Harzer Kanarienvögel sehr
weichlich.
Dennoch werden sie selbst im Winter bis auf vier oder fünf Tagereisen in zweckmäßig eingerichteten
Käfigen versandt. Beim Empfang ist allmähliche Gewöhnung an ein wärmeres Zimmer und dann gleichmäßige Wärme von mindestens
18° R. zu beachten; auch darf Eifutter oder Biskuit nicht entzogen werden, und der Sommerrübsen muß durchaus gut und rein
sein. Zug,
Nässe, Unreinlichkeit, starker Temperaturwechsel, z. B. beim Zimmerreinigen
des Morgens, besonders aber verdorbenes oder unpassendes Futter (Hanfsame, Grünkraut oder Leckereien) sind Ursachen, an denen
zahlreiche Harzer Kanarienvögel zu Grunde gehen.
Kanarienbastarde werden gezogen vom Stieglitz, Hänfling, Zeisig, Grünfink, Gimpel und andern einheimischen Finken; der erstere
Mischling ist geschätzt der Schönheit und der zweite des Gesangs wegen. Von fremdländischen Finken sind
der Graugirlitz, Goldzeisig, Purpurfink, Butterfink, Hartlaubszeisig u. a. zur Bastardzucht
mit Kanarienvögeln geeignet. Die Zucht des Kanarienvogels wird im Harz (besonders in St. Andreasberg), in Hannover, Thüringen,
Franken, im Schwarzwald, in Nürnberg, Berlin, Leipzig, Belgien und in der Schweiz großartig betrieben; Tirol
steht längst zurück. In ganz Deutschland werden alljährlich ca. 2 Mill. Kanarienvögel gezüchtet.
Die Ausfuhr nach Nordamerika, England, Rußland, Südamerika, Ostindien und Australien beziffert sich auf etwa 1 Mill. Kanarienvögel.
Für auswärtige Händler und Liebhaber besorgen sogen. Ausstecker das Abhören und den Einkauf der Vögel. Die Krankheiten der
Kanarienvögel bestehen in Heiserkeit, Hals- und Lungenentzündung, Epilepsie, Krämpfen, Fallsucht, Verstopfung,
Unterleibsentzündung, Durchfall, Schwitzkrankheit, Wunden, Geschwüren, Ausschlägen,