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Meeresküsten, und die Regierung läßt sich die Hebung [* 2] derselben durch Zahlung von Prämien und die Unterhaltung von zwölf Brütanstalten (seit 1868) angelegen sein. Im J. 1885 beschäftigten die Fischereien 1177 Schiffe, [* 3] 28,472 Boote und 59,493 Menschen (wovon in Neuschottland allein 29,905). Den Ertrag schätzte man, abgesehen von dem Lokalkonsum, auf 17,722,972 Doll. (Kabeljaus 4,536,732 Doll., Hummern 2,613,731 Doll., Heringe 2,475,118 Doll., ferner Lachse, Makrelen, Schellfische, Forellen, Sardinen und Weißfische).
Wenn auch die wilden Tiere aus den besiedelten Gegenden fast ganz verschwunden sind und auch in den abgelegenen Landesteilen ihre Zahl sich vermindert hat, so lieferte doch die Jagd noch im J. 1881: 987,555 Doll. an Pelzwerk. [* 4] Ungemein wichtig sind die Waldungen mit ihren unermeßlichen Holzschätzen. Das Fällen und Flößen des Holzes beschäftigt eine eigne Klasse der Bevölkerung, [* 5] die Lumbermen, deren Hauptreviere auf der äußersten Grenze des kolonisierten Teils der Provinzen liegen.
Während des Winters fällen und behauen sie das Holz [* 6] und flößen es mit dem Frühjahrswasser den Fluß hinunter nach den Sägemühlen und großen Holzlagern, von wo es großenteils zur Ausfuhr kommt. Im J. 1881 lieferten die Wälder 650 Mill. Kubikfuß Holz und 192,241 Masten. Die Waldungen sind außer in Neuschottland und auf Prinz Edward-Insel Eigentum der Bundes- oder Provinzialregierungen und werden auf den Abschlag versteigert. Der Reichtum Kanadas an Metallen und nutzbaren Mineralien [* 7] ist ungemein groß, aber die Ausbeutung dieser Schätze ist noch in ihrer Kindheit und beschäftigte 1881 nur 6541 Personen.
Die Ausbeute im J. 1881 war wie folgt: Gold [* 8] 2147 kg (davon 75 Proz. in Britisch-Columbia, 21,5 Proz. in Neuschottland), Silber 2707 kg (am Huronsee), Eisenerze 226,637 Ton. (41 Proz. in Ontario, namentlich bei Ottawa, 33 Proz. in Quebec, 24 Proz. in Neuschottland), Kupfererze 8309 T. (73 Proz. in Quebec, 25 Proz. in Cape Breton), Pyrit 21,103 T. (87 Proz. in Quebec), Steinkohlen 1,328,812 T. (46 Proz. in Neuschottland, 32 Proz. auf Cape Breton, 20 Proz. auf Vancouver), Steinöl 703,842 hl (in Ontario), Salz [* 9] 59,956 T. (am Huronsee, Ontario), Gips [* 10] 186,054 T. (namentlich in Neuschottland), phosphorsaurer Kalk 14,983 T. (60,5 Proz. in Quebec, 38 Proz. in Ontario). Außerdem kommen vor: Blei, [* 11] Mangan, Nickel, Graphit, Antimon, Zink, Platin. Die Kohlenfelder bedecken eine Oberfläche von 251,400 qkm, wovon 46,600 in Neuschottland und Neubraunschweig, 168,000 im Nordwestgebiet (teilweise Lignit), 1300 im Felsengebirge und 35,500 in Britisch-Columbia, namentlich auf der Vancouverinsel.
Die Industrie ist noch von geringer Bedeutung, hat sich aber seit Annahme des »nationalen« Schutzzollsystems im J. 1879 bedeutend gehoben. Im J. 1881 waren in gewerblichen Anstalten 165,302,623 Doll. angelegt, es wurden an 254,935 Arbeiter 59,429,002 Doll. als Lohn gezahlt und aus Rohmaterial im Wert von 179,918,591 Doll. Waren im Wert von 309,676,068 Doll. hergestellt. Allen andern gewerblichen Anstalten voran stehen die Getreidemühlen (mit 41,772,372 Doll.) und die Sägemühlen (mit 38,541,752 Doll.). Ihnen schließen sich an die Schuhwerkfabriken (17,895,903 Doll.), Gerbereien (15,144,535 Doll.), Gießereien (11,548,088 Doll.), Zuckerraffinerien (9,627,000 Doll.), Tuchfabriken (8,113,055 Doll., 1885 angeblich 11 Mill. Doll.), Möbelfabriken (5,471,742 Doll.), Käsefabriken (5,464,454 Doll.), Fabrikation landwirtschaftlicher Geräte (4,405,397 Doll.). Weitere Artikel, welche die einheimische Industrie liefert und zwar in vorzüglicher Qualität, wie die jüngste Kolonialausstellung in London [* 12] bewiesen hat, sind: Lokomotiven, Blech, Baumwollwaren, Schiffe, Hüte, Sattlerwaren, Tabak, [* 13] Papier, Strumpfwaren, musikalische Instrumente etc.
[Handel und Verkehr.]
Seit dem Jahr 1879 hat ein Schutzzollsystem angenommen, so daß nur Thee, Kaffee und einige Rohartikel frei zugelassen werden. Als Folge davon hat allerdings die Einfuhr von Fabrikwaren abgenommen, da zahlreiche Fabriken im Land selbst entstanden. Die Handelsbewegung (im Jahresdurchschnitt) war wie folgt:
1870-74 | 1875-79 | 1880-84 | 1885 | |
---|---|---|---|---|
Gesamteinfuhr | 107712000 | 98131000 | 111978000 | 108941486 |
Gesamtausfuhr | 81906000 | 77109000 | 95567000 | 89238361 |
Einfuhr zum Verbrauch | - | 96439000 | 101472000 | 102710019 |
Ausfuhr kanad., Produkte | 72077000 | 68908000 | 84890000 | 81159715 |
Die Einfuhr zum eignen Verbrauch besteht fast zur Hälfte aus Manufakturwaren (1885: 48 Proz.), namentlich Eisen- und Stahlwaren, wollenen und baumwollenen Stoffen, ferner aus Rohmaterial (1875: 9, 1885: 20 Proz.), Lebensmitteln und Getränken (1875: 25, 1885: 18 Proz.). Im J. 1885 hatten die ausgeführten Produkte der Viehzucht und [* 14] Jagd einen Wert von 25,3 Mill. Doll., die der Wälder von 21 Mill. Doll., die des Landbaues von 14,5 Mill. Doll. und die der Fischereien von 8 Mill. Doll. Darunter waren 36,131 metr. Ton. Käse (8,265,240 Doll.), lebende Tiere (11,978 Pferde, [* 15] 143,003 Rinder, [* 16] 335,043 Schafe [* 17] und 1652 Schweine) [* 18] für 10,376,236 Doll., 4500 T. Fleisch (854,145 Doll.), 3272 T. Butter (1,430,905 Doll.), 138 Mill. Eier [* 19] (1,830,632 Doll.), Pelzwerk für 1,626,826 Doll.; von Produkten des Landbaues namentlich Gerste, [* 20] Roggen, Erbsen, Weizen (833,560 hl) und Heu; ferner Steinkohlen und Gold.
Von Manufakturwaren (3,181,501 Doll.) sind am wichtigsten: Möbel, [* 21] Leder und Schuhwerk, Hemlockextrakt, Bücher, musikalische Instrumente, Eisen [* 22] und Kurzwaren. Von den einheimischen Produkten gingen 1885: 47,8 Proz. nach dem Vereinigten [* 23] Königreich, 42,8 nach den Vereinigten Staaten, 3,3 nach Westindien [* 24] und 1,3 Proz. nach Neufundland;
von der Einfuhr kamen 40,3 Proz. aus dem Vereinigten Königreich, 45,9 Proz. aus den Vereinigten Staaten. Von 10,639 Schiffen von 3,800,664 T. Gehalt, welche 1885 in kanadischen Häfen einliefen, segelten 1706 (1,544,306 T.) unter britischer und 5190 (759,105 T.) unter kanadischer Flagge.
Die Handelsflotte bestand Ende 1885 aus 7315 Schiffen von 1,231,856 T., darunter 1181 Dampfern von 212,870 T. Gehalt. Die binnenländischen Wasserstraßen sind von großer Bedeutung. Der St. Lorenzstrom ist bis Montreal [* 25] hinauf durch Baggerung auf 8,5 m vertieft worden, und von dort aus gelangen Schiffe von 3,6 m Tiefgang vermittelst des Flusses, der Kanäle und der Seen bis an das westliche Ende des Obern Sees, eine ununterbrochene Wasserstraße, von Belle-Isle an, von 3837 km. Die wichtigsten Kanäle sind diejenigen, welche die sechs Stromschnellen des St. Lorenzstroms umgehen (zusammen 70 km lang), und der Wellandkanal, welcher den Ontariosee mit dem Eriesee verbindet (43 km). Ferner stellt der 19,5 km lange Chamblykanal vermittelst des Richelieuflusses eine Verbindung zwischen dem St. Lorenzstrom und dem Champlainsee her; drei kleine Kanäle (10,6 km) ermöglichen die Schifffahrt auf dem untern Ottawa; die ¶
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Rideau-Navigation (203 km) stellt eine Verbindung zwischen Kingston (am Ontario) und Ottawa her, und die Trent Navigation (306 km) verbindet die Quintébai (Ontariosee) mit dem Scugogsee. Ein Kanal [* 27] von den Schnellen [* 28] bei Des Joachims am obern Ottawa nach Brissons (188 km) ist im Bau. Die Kanäle Kanadas haben bis 1885 über 28 Mill. Doll. gekostet.
Die Eisenbahnen sind teilweise von der Regierung, großenteils aber von Privaten zum Teil unter staatlicher Garantie gebaut worden. Die erste Linie wurde 1844 eröffnet, und Ende 1885 hatten sämtliche Eisenbahnen eine Länge von 17,337 km, 1886 von etwa 20,800 km. Die Kanadische Pacificbahn (von Montreal bis Port Moody, 3070 km lang) wurde eröffnet. Eine 31 km lange Schiffseisenbahn führt seit 1886 über die Chignectolandenge, welche die Halbinsel Neuschottland mit dem Festland vereinigt. Im Juni 1885 belief sich das in Eisenbahnen angelegte Kapital auf 625,754,704 Doll. (inkl. von 171,672,200 Doll. von den Regierungen und Munizipalitäten geleisteter Unterstützungen), die Züge legten 1885: 49 Mill. km zurück, beförderten 9,672,599 Reisende und 13,298,682 metr. Ton. Güter und warfen bei einer Bruttoeinnahme von 32,227,469 Doll. einen Gewinn von 8,212,148 Doll. ab. Die meist Privatgesellschaften gehörigen Telegraphen [* 29] hatten 1885 eine Länge von 32,744 km, und 5,243,500 Depeschen wurden befördert.
Außerdem bestehen in etwa 200 Städten Fernsprecher. [* 30] Die Postanstalten beförderten 1885: 82 Mill. Briefe etc. und 600,000 Pakete. Das Bankwesen ist hoch entwickelt. Im J. 1885 belief sich das eingezahlte Kapital der inkorporierten (chartered) Banken auf 61,636,424 Doll.; die Passiva betrugen 141,713,644 Doll. (Depositen 106,752,992 Doll.), die Aktiva 222,091,270 Doll. und der Notenumlauf 31,334,621 Doll. (außer 17,836,378 Doll. Noten der Regierung). In den Sparkassen waren zur selben Zeit 107,623,833 Doll. deponiert (davon 50 Mill. in Chartered banks).
Münzeinheit ist der Dollar zu 100 Cents wie in den Vereinigten Staaten, und man rechnet offiziell 4 Doll. 86 ⅔ Cents = 1 Pfd. Sterl. Gewichte und Maße sind die englischen, doch hat der Zentner seit 1878 nur 100 Pfd. und die Tonne 2000 Pfd. Getreide [* 31] etc. wird nominell nach dem Bushel, in der That aber nach dem Gewicht verkauft, wobei 1 Bushel Weizen, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln, Rüben oder Kleesamen = 60 Pfd., 1 Bushel Mais oder Roggen = 56 Pfd., 1 Bushel Gerste oder Buchweizen = 48 Pfd., 1 Bushel Hanf = 44 Pfd., 1 Bushel Kastorbohnen = 40 Pfd., 1 Bushel Malz = 36 Pfd. und 1 Bushel Hafer [* 32] = 34 Pfd. angenommen werden.
[Staatliche Verhältnisse.]
Kanada bildet nach Bestimmung der Unionsakte von 1867 einen Bundesstaat, dessen Exekutive in den Händen eines von der Krone ernannten Governor general ruht. Ihm zur Seite steht ein Geheimer Rat (Queen's Privy Council), dessen Mitglieder vom Governor general im Namen der Krone ernannt werden. 13 der Geheimräte bilden ein dem Parlament verantwortliches Ministerium. Die gesetzgebende Gewalt wird ausgeübt durch ein Bundesparlament, bestehend aus zwei Häusern, einem Senat und einem Haus der Gemeinen.
Senatoren müssen 30 Jahre alt sein und in derjenigen Provinz, welche sie vertreten, für 4000 Doll. Eigentum haben. Sie werden vom Governor general (natürlich mit Zuziehung seiner Minister) auf Lebenszeit ernannt und beziehen dieselben Diäten wie Mitglieder des Unterhauses (als Maximum 1000 Doll. pro Jahr). Die Zahl der Senatoren ist 78. Die 215 Unterhausmitglieder werden vom Volk auf fünf Jahre gewählt. Stimmrecht hat jeder männliche Bürger, der 21 Jahre alt ist und entweder 20 Doll. jährliche Miete zahlt, ein Jahreseinkommen von 300 Doll. hat, oder Eigentümer oder Nutznießer einer Liegenschaft im Wert von 150-300 Doll. ist.
Der Vorsitzende des Unterhauses bezieht einen Gehalt von 4000 Doll.; die Mitglieder erhalten 30 Doll. täglich, doch nie über 1000 Doll. im Jahr, nebst Reisegebühren. Als gemeinsame Angelegenheiten gelten die Verwaltung der Bundesländereien (im Nordwesten), Bundesschuld, Handels- und Verkehrsangelegenheiten (einschließlich Post), Fischereien, Erhebung indirekter Steuern, die oberste Justizverwaltung und Kriminalgesetzgebung, Münz- und Währungsfragen und Miliz.
Jede der Provinzen steht unter einem von der Bundesregierung ernannten Lieutenant-Governor und hat ihr eignes Parlament. Für Lokalzwecke werden die Provinzen (mit Ausnahme der Prinz Edward-Insel) in Grafschaften und diese in Townships eingeteilt, deren jede aus einer oder mehreren städtischen oder ländlichen Munizipalitäten besteht. Sämtliche Richter (mit Ausnahme der Polizeirichter und der unsalarierten Magistrates oder Friedensrichter) werden vom Governor general auf Lebensdauer ernannt. Sitz des obersten Gerichtshofs ist Ottawa.
Die Bundesfinanzen befinden sich in befriedigendem Zustand. Die Einnahmen des Consolidated Fund beliefen sich 1884-85 auf 32,797,001 Doll. (Zölle 18,935,428 Doll.; Accise 6,449,101 Doll.; Postamt 1,841,372 Doll.; Staatsbahnen [* 33] und Kanäle 1,141,140 Doll.; Zinsen von angelegtem Kapital etc. 1,364,457 Doll.). Diesen Einnahmen standen Ausgaben im Betrag von 35,037,060 Doll. gegenüber (Zinsen der Bundesschuld 9,419,482 Doll.; Verwaltung der Staatsbahnen und Kanäle 3,268,222 Doll.; Postamt 2,488,315 Doll.; Landesverteidigung 2,707,757 Doll.; öffentliche Bauten 2,302,363 Doll.; Indianer 1,109,604 Doll.; Subsidien an die Provinzen 3,959,327 Doll.). Die gesamten Einnahmen, mit Einschluß von Anleihen, beliefen sich während desselben Zeitraums auf 78,418,844 Doll. Die Bundesschuld betrug im Juli 1886: 273 Mill. Doll. oder abzüglich der Aktiva 223,160,000 Doll. Für den Bau von Eisenbahnen und andern produktiven Anlagen sind bis 1885: 211 Mill. Doll. verausgabt worden, und außerdem wurden verzinsliche Anleihen im Betrag von über 34 Mill. Doll. an Eisenbahngesellschaften bewilligt. Was das Verhältnis der Bundesregierung den Provinzen gegenüber betrifft, so ist zu bemerken, daß dieselbe im J. 1867 sämtliche Provinzialschulden im Betrag von 106,311,392 Doll. übernahm und außerdem 80 Cents pro Kopf und andre Subsidien als Entschädigung für die indirekten Steuern an die Provinzialregierungen zahlt.
Die britische Truppenmacht beschränkt sich seit 1871 auf 2000 Mann, welche einen Teil der Besatzung der Reichsfestung Halifax [* 34] bilden. Kanada unterhält auf eigne Kosten eine wohlorganisierte Miliz, deren Offiziere in der Militärakademie von Kingston und in den Kriegsschulen ebendort, in Quebec, Ontario, Fredericton und Winnipeg ausgebildet werden. Dienstpflichtig ist jeder Bürger zwischen 18 und 60 Jahren, doch zählt die aktive Miliz (neben einer stehenden Truppe von 1200 Mann) nur 37,350 Mann, welche jährlich 12 Tage gedrillt werden. Die Reserve soll 655,000 Mann zählen. Bei Unterdrückung der Rebellion im Nordwesten leistete die Miliz vorzügliche Dienste. [* 35] Die Kriegsmarine beschränkt sich auf 8 bewaffnete Dampfer; Das Wappen [* 36] der ¶