Weltgegenden ihm
Hilfe suchende Kranke zuströmten. Er wandte das kalte
Wasser in allen erdenklichen
Formen, innerlich wie äußerlich,
gegen akute wie
chronische Krankheiten, vorzugsweise jedoch gegen die letztern, an. Von ihm datierten auch größtenteils
die
Versuche einer wissenschaftlichen Begründung der Kaltwasserkuren. Die Übertreibungen, welche sich
Prießnitz wie viele seinerSchüler
zu schulden kommen ließen, brachten später die Kaltwasserkuren wieder in Mißkredit und hatten eine Beschränkung
ihrer Anwendung in der
Praxis zur
Folge.
Gegenwärtig finden die Kaltwasserkuren Anwendung bei zahlreichen chronischen
Krankheiten, namentlich denjenigen, welche sich als allgemeine
Ernährungsstörungen darstellen, so z. B. bei Quecksilbersiechtum, bei
Syphilis, bei gewissen
Formen derGicht,
namentlich der unregelmäßigen
Gicht. Aber auch bei chronischem Magendarmkatarrh, bei chronischem
Bronchialkatarrh, bei den
schleichenden
Formen des
Rheumatismus, bei hypochondrischen und hysterischen Zuständen, bei gewissen
Formen der
Neuralgie und
Lähmung etc. haben sich die Kaltwasserkuren eben wegen ihrer kräftig umstimmenden,
die Ernährungsvorgänge anregenden
Wirkung glänzend bewährt.
Bei manchen Nervenleiden sind ebenfalls Kaltwasserkuren von guter Heilwirkung (s.
Hypochondrie). Ein Universalmittel freilich sind sie nicht; ja, sie können, an falschen
Orten angewandt, selbst zerrüttend
auf den kranken und schwächlichen
Körper einwirken. Deshalb sind sie besonders bei allen eigentlichen Abzehrungskrankheiten
(Schwindsucht, Krebskrankheit,
Zuckerharnruhr etc.) entschieden zu verwerfen. Bei vielen
Personen ruft die andauernde
äußere Anwendung des kalten
Wassers einen bläschenartigen Hautausschlag hervor, welchen die enragierten Wasserdoktoren
als kritischen, die
Genesung verbürgenden
Ausschlag bezeichnen.
Diese
Ausschläge sind indes ohne besondere Bedeutung und heilen leicht ab, wenn die
Kur ausgesetzt wird, oder wenn sich der
Organismus daran gewöhnt hat. Die Verwendung des kalten
Wassers bei fieberhaften
Krankheiten, welche in der
Neuzeit so sehr in
Aufnahme gekommen ist, bezweckt eine Herabminderung der Bluttemperatur und Beseitigung der
Gefahren, die
mit einer andauernden, wenn auch relativ nur mäßigen Temperaturerhöhung für den
Organismus verbunden sind.
Man bedient sich zu diesem
Zweck des lauwarmen, kühlen und kalten
Bades oder kalter
Umschläge mit großen
Tüchern. Eine Zeitlang wurde die
Methode beim
Typhus mit großer
Begeisterung aufgenommen, allein die
Statistik spricht eher
gegen als für den Erfolg, so daß die Kaltwasserkuren nur bedingungsweise und in einzelnen
Fällen am Platz sind.
Vgl.
Schreber, Die Kaltwasserheilmethode
(Leipz. 1842);
Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 17° C.; Ende
November bedecken sich die
Flüsse
[* 9] mit
Eis,
[* 10] welches erst Ende März bricht.
Die
Bevölkerung
[* 11] belief sich 1882 auf 1,140,337 Einw.,
ca. 37 auf 1 qkm. Die arbeitsamen Bewohner sind
meist Großrussen; alle übrigen
Nationalitäten betragen zusammen nicht mehr als ¼ Proz. der
Bevölkerung. Der
Konfession
nach befinden sich darunter etwa 24,000
Raskolniken, 1300
Römisch-Katholische und gegen 300
Protestanten; der Rest gehört
der griechisch-katholischen
Kirche an. Von Getreidearten werden hauptsächlich
Roggen und
Hafer
[* 12] gebaut,
doch nicht genug für den eignen
Bedarf.
Die gleichnamige Hauptstadt des
Gouvernements, am linken
Ufer der hier 290 m breiten
Oka und an der Jatschenka
gelegen, an der
EisenbahnWjasma-Rjashsk, hat 31
Kirchen, viele industrielle Etablissements, besonders für
Leder, Bastmatten,
Öl,
Talg und Wachslichte und Kalugaer
Kuchen (mit einem jährlichen Gesamtumsatz von über 1 Mill.
Rubel), 4 Buchhandlungen, 3 Buchdruckereien,
eine Stadtbank (1882:
Umsatz 13,4 Mill.Rub.), ein
Theater,
[* 21] 2 Gymnasien, ein
Seminar, 2 Handwerkerschulen,
¶
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eine Realschule, 2 Kirchenschulen, viele andre Lehranstalten und mit den beiden Sloboden Jamskaja und Podsawalja (1883) 39,969
Einw. Kaluga wird schon 1389 erwähnt.