zu ritzen.
Daher auch trockne
Nadel und geritzte
Manier genannt. Diese
Arbeiten werden meist nur zur Vollendung der
Platten vorgenommen;
da sie übrigens weniger tief in dieselben eindringen als die
Grabstichel arbeiten und das
Ätzwasser, so pflegen sie bei spätern
Abdrücken mehr oder weniger zu verschwinden. Von
Dürer existieren bereits einige
Blätter, die bloß mit
der kalten
Nadel durchgeführt sind, andre von
Rembrandt etc.
KarlAdam, österreich. Dichter, geb. zu
Enns, besuchte das
Gymnasium in
Kremsmünster und
Linz
[* 6] und betrat die Beamtenlaufbahn. 1829 veröffentlichte er seine ersten Dialektdichtungen in
Firmenichs
»Völkerstimmen« mit allseitigem Beifall;
Im J. 1845 brachte er das
Schauspiel
»Ulrike« auf die Hofbühne, auch errang 1862 sein Volksstück »Die
drei
Tannen« einen schönen Erfolg. Kaltenbrunners Eigentümlichkeit und
Kraft
[* 8] liegt in seinen Gedichten im oberösterreichischen
Dialekt; in ihnen
ist er gleich weit von »dörpischer«
Schwere wie von idyllischer Süßlichkeit entfernt und gewinnt denLeser
durch tüchtiges
Wesen. Er starb als Vizedirektor der Staatsdruckerei, der er seit 1842 angehörte.
Dorf in
Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft
Baden,
[* 9] im engen
Thal
[* 10] der
DürrenLiesing, an der Flügelbahn
Liesing-Kaltenleutgeben der Südbahn gelegen, mit stark besuchter Kaltwasserheilanstalt, zahlreichen Landhäusern, schönen
Spaziergängen in der berg- und waldreichen Umgebung und (1880) 1266 Einw.
In der
Nähe große Kalköfen.
Kaspar,
Maler, geb. zu
Horb
(Württemberg),
[* 11] war erst als Lithograph thätig und kam 1830 in die
MünchenerAkademie.
Vier Jahre später war Kaltenmoser schon ein sehr beliebter
Künstler, dessen Wirtshausszene 1834 als Vereinsblatt
lithographiert wurde. Gleichwohl wendete er sich bei G.
Bodmer der
Lithographie wieder zu, um seine
Stellung
zu verbessern. Eine 1843 nach
Istrien
[* 12] unternommene
Studienreise gab vielfache Anregung und schloß mit der Rückreise über
Oberitalien.
[* 13]
Von seinen mit größter Sorgfalt ausgeführten, sauber gezeichneten und lebendig komponierten Bildern, deren
Stoff er mit
Vorliebe dem
Leben der Landleute des
Schwarzwaldes, der
Schweiz
[* 14] und
Istriens entnahm, sind zu nennen: der
Ehekontrakt (1839, in der
GalerieTaxis zu
Regensburg),
[* 15]
Zither- und Maultrommelspieler (1840), das Brautpaar beim
Pfarrer (1849),
das Holundermus (1851), die verschmähte Liebesgabe (1858), ein istrisches Mädchen (1858), schwäbische Familienszene (1866).
Kaltenmoser starb inMünchen.
[* 16]
Marktflecken in
Tirol,
[* 21] Bezirkshauptmannschaft
Bozen,
[* 22] südwestlich von
Bozen, 429 m ü. M., Sitz eines
Bezirksgerichts, hat eine merkwürdige
Pfarrkirche, ein Franziskanerkloster, vorzüglichen Weinbau und Weinhandel und (1880) 3760 Einw.
In der
Nähe der fischreiche
KaltererSee, der Badeort St.
Rochus, viele
Schlösser und
Ruinen.
Westlich von Kaltern führt eine neue
prachtvolle
Straße über den
Mendelpaß in das Nonsbergthal.
die methodische Anwendung des kalten
Wassers zu Heilzwecken. Der
Gebrauch des kalten
Wassers als
Heilmittel ist alt, die
Stellung der
Ärzte zu diesem
Heilmittel aber war zu verschiedenen
Zeiten eine sehr verschiedene.
Vielfach bestanden bei
Ärzten wie
Laien hartnäckige
Vorurteile gegen die Anwendung des kalten
Wassers in
Krankheiten, während
es auch an vereinzelten Lobrednern der Kaltwasserkuren, meist mit Beziehung auf ganz bestimmte
Krankheitszustände, so wenig gefehlt hat wie an Enthusiasten, welche in den ein Universalmittel gegen alle
Krankheiten erblickten.
Kaluga
* 26 Seite 9.414.
Selbst die Behandlung fieberhafter
Krankheiten durch kaltes
Wasser, welche, obschon für den Unbefangenen so naheliegend, doch
sehr lange mit allerhand unbegründeten Bedenken zu kämpfen hatte, ist nichts
Neues. Bereits im J. 1777 zeigte
Wright, welcher an
Bord eines
Schiffs vom
Typhus ergriffen wurde,
an sich selbst den Nutzen der kalten Begießungen, welche er
später in der ärztlichen
Praxis zu allgemeiner Anwendung brachte.
James Currie (gest. 1805) wandte das gleiche
Verfahren auch
bei Scharlachfieber und andern
Krankheiten mit bestem Erfolg an. In
Deutschland
[* 24] wurde die neue Heilmethode vorzugsweise durch
die Übersetzung der
Schrift von Currie (1801) bekannt und fand bald zahlreiche Anhänger. Den größten
Ruf auf dem Gebiet
der Kaltwasserkuren erwarb sich
VinzenzPrießnitz zu
Gräfenberg bei
Freiwaldau in
Schlesien,
[* 25] der die verschiedensten
Krankheitszustände durch das kalte
Wasser heilte und so glänzende Erfolge hatte, daß aus allen
¶
mehr
Weltgegenden ihm Hilfe suchende Kranke zuströmten. Er wandte das kalte Wasser in allen erdenklichen Formen, innerlich wie äußerlich,
gegen akute wie chronische Krankheiten, vorzugsweise jedoch gegen die letztern, an. Von ihm datierten auch größtenteils
die Versuche einer wissenschaftlichen Begründung der Kaltwasserkuren. Die Übertreibungen, welche sich Prießnitz wie viele seiner Schüler
zu schulden kommen ließen, brachten später die Kaltwasserkuren wieder in Mißkredit und hatten eine Beschränkung
ihrer Anwendung in der Praxis zur Folge.
Gegenwärtig finden die Kaltwasserkuren Anwendung bei zahlreichen chronischen Krankheiten, namentlich denjenigen, welche sich als allgemeine
Ernährungsstörungen darstellen, so z. B. bei Quecksilbersiechtum, bei Syphilis, bei gewissen Formen der Gicht,
namentlich der unregelmäßigen Gicht. Aber auch bei chronischem Magendarmkatarrh, bei chronischem Bronchialkatarrh, bei den
schleichenden Formen des Rheumatismus, bei hypochondrischen und hysterischen Zuständen, bei gewissen Formen der Neuralgie und
Lähmung etc. haben sich die Kaltwasserkuren eben wegen ihrer kräftig umstimmenden,
die Ernährungsvorgänge anregenden Wirkung glänzend bewährt.
Bei manchen Nervenleiden sind ebenfalls Kaltwasserkuren von guter Heilwirkung (s.
Hypochondrie). Ein Universalmittel freilich sind sie nicht; ja, sie können, an falschen Orten angewandt, selbst zerrüttend
auf den kranken und schwächlichen Körper einwirken. Deshalb sind sie besonders bei allen eigentlichen Abzehrungskrankheiten
(Schwindsucht, Krebskrankheit, Zuckerharnruhr etc.) entschieden zu verwerfen. Bei vielen Personen ruft die andauernde
äußere Anwendung des kalten Wassers einen bläschenartigen Hautausschlag hervor, welchen die enragierten Wasserdoktoren
als kritischen, die Genesung verbürgenden Ausschlag bezeichnen.
Diese Ausschläge sind indes ohne besondere Bedeutung und heilen leicht ab, wenn die Kur ausgesetzt wird, oder wenn sich der
Organismus daran gewöhnt hat. Die Verwendung des kalten Wassers bei fieberhaften Krankheiten, welche in der
Neuzeit so sehr in Aufnahme gekommen ist, bezweckt eine Herabminderung der Bluttemperatur und Beseitigung der Gefahren, die
mit einer andauernden, wenn auch relativ nur mäßigen Temperaturerhöhung für den Organismus verbunden sind.
Man bedient sich zu diesem Zweck des lauwarmen, kühlen und kalten Bades oder kalter Umschläge mit großen
Tüchern. Eine Zeitlang wurde die Methode beim Typhus mit großer Begeisterung aufgenommen, allein die Statistik spricht eher
gegen als für den Erfolg, so daß die Kaltwasserkuren nur bedingungsweise und in einzelnen Fällen am Platz sind.
Vgl. Schreber, Die Kaltwasserheilmethode
(Leipz. 1842);