Die erdigen
Calcite sind von erdigem
Bruch, zerreiblich und abfärbend, meist weiß, matt. Hierher gehören die
Bergmilch, ein
kryptokristallinisches
Gemenge von
Aragonit
[* 3] und kreideähnlichem Kalkspat mit etwas organischer
Substanz, die
Kreide,
[* 4] ein leicht zerreibliches, mager anzufühlendes
Gestein, welches fast nur aus einer Zusammenhäufung mikroskopisch kleiner
Schalen von
Polythalamien oder
Foraminiferen besteht, und der
Wiesenmergel oder
Alm, erdiger, mergeliger
Absatz aus Kalkgerölle
durchsickernden
Wassern und
Niederungen.
Abgesehen von der
oben erwähnten Verwendung des
Doppelspats in der
Optik, braucht man den durchscheinenden weißgelblichen
Kalksinter oder sogen.
Kalkalabaster zu
Ornamenten, ebenso und auch zu Bildhauerarbeiten den körnigenMarmor;
die
Architektonik wendet auch die schön gefärbten dichten
Kalksteine als gemeinen
Marmor vielfach an; es werden Ornamentstücke,
Tischplatten u. dgl. daraus verfertigt. Der gewöhnliche
dichte
Kalkstein ist ein vorzüglicher
Baustein, ebenso der dichte italienische
Travertin; aber selbst die porösen
Abarten des
Kalktuffs, zum Teil leicht zu sägen, sind nicht unbeliebt als
Bausteine.
Für die Dauerhaftigkeit des Kalkspats als Baumaterial sprechen die aus
Nummulitenkalk erbauten
PyramidenÄgyptens, die aus
Travertin erbauten
Tempel
[* 17] und
Paläste der alten
Römer,
[* 18] wobei freilich das günstige südliche
Klima
[* 19] zu berücksichtigen ist.
Hervorragend ist die Bedeutung des
Kalks für die Bereitung der
Mörtel. Die verschiedensten
Kalke liefern
das
Material für die Kalkbrennereien zu gewöhnlichem
Mörtel und zur Herstellung von
hydraulischem
Mörtel. Die dicken
Platten
der
Kalkschiefer von
Solnhofen, welche gleichförmiges und feines
Korn besitzen, benutzt man als lithographischen
Stein; mit
schlechten plattiert man
Hausfluren etc. und fertigt
Kühlschiffe aus ihnen, mit den dünnern deckt man
Häuser.
Gestein, welches wesentlich aus kohlensaurem
Kalk besteht und grob- oder feinkörnig, dicht und oolithisch
auftritt. Der körnige Kalkstein heißt
Marmor (s. d.), aber auch der scheinbar dichte erweist sich unter dem
Mikroskop
[* 20] kristallinisch,
und zwar ist der kohlensaure
Kalk in der
Regel als
Kalkspat ausgebildet. Die
Farbe des Kalksteins ist sehr
verschieden, der dichte Kalkstein ist meist grau oder gelblichgrau, auch blaugrau, der
Marmor oft ganz weiß. Als accessorische
Bestandteile
finden sich im
Marmor:
Granat,
[* 21]
Hornblende,
[* 22]
Epidot,
[* 23]
Glimmer,
Spinell,
[* 24]
Apatit,
[* 25]
Vesuvian,
[* 26]
Glimmer,
Graphit etc., während die dichten
Kalksteine äußerst arm an solchen Beimengungen zu sein pflegen, dagegen oft sehr reichlich fossile
Organismen enthalten, die dem
Marmor fehlen.
Mancher
Marmor besteht aus sehr reinem kohlensauren
Kalk, andre Kalksteine gehen durch steigenden Magnesiagehalt in
Dolomit,
durch steigenden Thongehalt in
Mergel, einige auch in
Sandstein über. Stets enthalten die Kalksteine geringe
Mengen in
Säuren
unlöslicher
Substanzen, welche aus mikroskopischen Trümmern der verschiedensten Mineralsubstanzen bestehen.
Kalksteine sind durch alle sedimentären
Formationen verbreitet; die körnigen Kalksteine der kristallinischen
Schiefer, die
Kalksteinlagerungen im
Devon,
[* 27] noch mehr der
»Bergkalk«, d. h. der Kalkstein der ältern (untern) Abteilung des
Kohlengebirges, dann
wieder der
Zechstein (des obern
Perm),
der
»Muschelkalk« der mittlern
Trias, der Kalkstein des obern
Jura, der
Hippuritenkalk der
Kreide, der tertiäre (eocäne)
Nummulitenkalk, auch der
Grobkalk des
PariserBeckens sind hervorzuheben. Über die Entstehung
der Kalksteine sind die
Ansichten noch geteilt; der kohlensaure
Kalk, aus welchem sie bestehen, war sicher einmal in
Lösung
befindlich, ob er aber aus dieser
Lösung durch physikalische
Prozesse ausgeschieden wurde oder durch die
Mitwirkung von Organismen, welche schwefelsauren
Kalk, der im Meerwasser in erheblich größerer
Menge sich findet als kohlensaurer
Kalk, in
Carbonat umwandelten, ist ungewiß.
Jedenfalls enthält auch die an fossilen Resten reichste
Kreide immer noch mehr kohlensauren
Kalk, an welchem sich keine
Spur
von organischen
Formen nachweisen läßt, als
Versteinerungen. Ob indes die kleinsten Organismen, die den
Kalk angeblich aus seiner
Lösung ausgeschieden haben und in ihren
Schalen den Tiefseeschlamm bildeten, aus welchem später
der Kalkstein hervorging, durch die
Kristallisation des kohlensauren
Kalks für unsre
Wahrnehmung verschwunden sind, muß vorläufig
dahingestellt bleiben.
(Duckstein,
Tuffstein,
Süßwasserkalk), lockerer
Kalkstein, welcher in süßen Gewässern abgesetzt, durch die
in ihm enthaltenen Pflanzenteile sehr porös gehalten und stets das
Produkt der Auslaugung von kohlensaurem
Kalk aus ältern
Gebirgen ist, an deren
Rand sich der
Tuff besonders in
Thälern abgesetzt hat. Die Kalktuffe sind meist sehr jungen
Ursprungs, die wichtigsten Tuffbildungen
Deutschlands
[* 29] sind diluvial
(Weimar,
[* 30]
Kannstatt
[* 31] etc.) oder alluvial
(Meißen,
[* 32] Norddeutschland
im
Norden
[* 33] des
Harzes, in fast allen Teilen der
¶
mehr
Schwäbischen Alb etc.) und enthalten auch verschiedenartige Einschlüsse: die alluvialen
Tuffe nur solche von lebenden Tier- und Pflanzenarten (Hirsch,
[* 35] Pferd,
[* 36] auch Mensch, Landschnecken, Bachschnecken, Blätter von unsern
Waldbäumen u. dgl.), die diluvialen dagegen auf
andre Lebensbedingungen hinweisende Reste. Eine Abart des Kalktuffs ist der bald schalige, bald dichte, oft durch
parallele, langgezogene Blasenräume poröse Travertin, der sich besonders an den Kaskaden bei Tivoli in Italien bildet. Man benutzt
Kalktuff zu Beeteinfassungen in Gärten, zu Grotten und in Aquarien. Aus Röhrenstücken zusammengesetzter Kalktuff, der durch Überrindung
von später verwesten Wurzeln, Schilf etc. entstanden ist, wurde früher als Beinbrech, Beinwell bei Knochenbrüchen
benutzt.