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Chorasan als Herrscher ausgerufen. Ibrahim selbst wurde zwar von Merwan gefangen genommen und im Gefängnis getötet, aber sein Bruder Abul Abbas ließ sich 749 in Kufa als Kalif huldigen. In blutiger Schlacht am Fluß Zab wurde Merwan II. geschlagen, nach Ägypten [* 2] verfolgt und dort 750 getötet. Der blutdürstige Oheim des Abbas, Abdallah, rottete durch ein gräßliches Blutbad bei einer Zusammenkunft in Damaskus alle Omejjaden aus; nur einer aus dem zahlreichen Geschlecht, Abd ur Rahmân, Enkel des Kalifen Hischam, entkam nach Spanien [* 3] und gründete dort ein selbständiges Kalifat. Mit dem Geschlecht der Omejjaden, der eigentlichen Begründer des islamitischen Reichs, erlosch auch die Reichseinheit.
Die Abbassiden.
Der erste des neuen Kalifengeschlechts der Abbassiden, Abul Abbas (750-754), befestigte seine Herrschaft durch blutige Ausrottung seiner Gegner, daher Saffah (»Blutvergießer«) genannt. Sein Bruder Abu Dschafar I. (754-775),
gewöhnlich Almsor (der »Siegreiche«) genannt, hatte gleich nach seiner Thronbesteigung im eignen Oheim Abdallah einen Nebenbuhler zu bekämpfen; seinen aufrührerischen Neffen Ila Ben Musa unterwarf sein Feldherr Abu Muslim, bald darauf aber fiel letzterer selbst als ein Opfer von Dschafars Argwohn. Dessen Tyrannei rief sodann eine Empörung der Aliden Mohammed und Ibrahim hervor. Der Vater derselben, Abdallah, fiel in die Hände Dschafars und ward hingerichtet; auch Mohammed, der sich unter dem Namen Mehdi in Hidschas zum Gegenkalifen hatte ausrufen lassen, wurde besiegt und samt seinem Bruder Ibrahim getötet (762 und 763). Unter Dschafars Kalifat wurden Armenien, Kilikien und Kappadokien erobert.
Trotz seines Geizes, durch den er ungeheure Schätze zusammenhäufte, beförderte er Künste und Wissenschaften; er war auch der Gründer der neuen Residenz Bagdad. Er starb auf einer Wallfahrt bei Mekka. Ihm folgte sein Sohn Almahdi (775-785), dessen Regierung Milde und Liebe zu den Wissenschaften kennzeichneten. Sein Sohn, der dem Vater gleichgesinnte Alhadi (785-786), hatte gegen die Aliden unter Alis Urenkel Hassan zu kämpfen und verlegte 786 die Residenz nach Bagdad.
Ihm folgte nicht sein Sohn, sondern sein Bruder Abu Mohammed Harun (786-809), bekannter unter dem Namen Harun al (ar) Raschid (der »Gerechte«),
in Liedern und Märchen gefeiert wegen seiner Kraft, [* 4] Milde, Liebe zu Künsten und Wissenschaften, Gerechtigkeit und Weisheit, womit freilich der historische Charakter dieses Kalifen keineswegs übereinstimmt (s. Harun al Raschid), denn er war grausam und wollüstig und vermochte die Aufstände, welche das Reich zerrütteten, nicht zu unterdrücken. Nach seinem Willen sollte das Reich unter seine drei Söhne geteilt werden: der älteste, Mohammed al Emin (809-813), sollte als einziger Kalif Arabien, Irak, Syrien, Ägypten, Afrika [* 5] beherrschen;
Mamun erhielt Persien, [* 6] Turkistan, Chorasan und den ganzen Osten, Kasim Kleinasien, Armenien und Küstenländer des Schwarzen Meers.
Bürgerkrieg war aber die Folge dieser Teilung. Das Heer des Kalifen wurde von Mamuns Feldherrn Tahir geschlagen, Amin selbst getötet. An des Bruders Stelle wurde nun Mamun (Almamun, 813-833) als Kalif anerkannt, ausgezeichnet durch Weisheit und Gerechtigkeit und namentlich durch Beförderung der Künste und Wissenschaften, so daß unter ihm die arabische Kultur ihren Höhepunkt erreichte. Doch hatte auch er vielfach mit innern Unruhen und Empörungen der Statthalter, welche das allmählich zerfallende Reich zu Grunde richteten, namentlich mit den Aliden, zu kämpfen.
Öfters hatten diese Kämpfe ihren Grund in theologischen Differenzen, da Mamun als Verteidiger der schiitischen Lehren [* 7] gegen die Sunniten auftrat und manche Gebote des Propheten öffentlich verwarf. Unter seiner Regierung wurde die Insel Kreta von den Moslems erobert. Angriffe auf Konstantinopel [* 8] mißlangen. Sein Bruder Mutassim (833-842), der den Beinamen Billah (»von Gottes Gnaden«) annahm, verlegte wegen der steten Unruhen in Bagdad die Residenz nach Samira am Tigris und errichtete eine starke Leibwache aus türkischen Sklaven (Mamelucken).
Dennoch nahm die innere Zerrüttung immer mehr zu. Sein Sohn Alwathik (842-847) vermehrte den überall glimmenden Haß durch Habgier, Wollust und Verfolgung der Orthodoxen. Er nahm den goldenen Doppelgürtel und das Diadem an und führte den Sultanstitel. Sein Bruder, der von der Leibwache zum Kalifen erhobene Mutawakkil (847-861), trieb die Verfolgungswut und den religiösen Fanatismus gegen alle Andersdenkenden, besonders die Aliden, auf die höchste Spitze, wollüstig und grausam, eine Geißel seiner Unterthanen. Sein eigner Sohn El Mostanßir (Muntaßir) verschwor sich gegen ihn mit der türkischen Leibwache, ließ ihn umbringen und bestieg, von der türkischen Leibwache erhoben, den Thron [* 9] der Kalifen. Die Brüder des neuen Herrschers (861-862) wurden gezwungen, der Thronfolge zu entsagen, und nach Mostanßirs Tod (862) ward dessen Enkel Almustain (862-866) zum Nachfolger erwählt.
Mehr und mehr wurde das Reich durch religiöse Spaltungen und Bürgerkriege der Auflösung entgegengeführt. Unter den folgenden, meist durch die Leibwache auf den Thron gehobenen Kalifen Almutaz (bis 869), Muhtadi (bis 870), Ahmed Almutamid (bis 892), Almutadhid (bis 902), Almutafi (bis 907), Muktadir (bis 931), Kahir (bis 934), Radhi (bis 940), Mutakki (bis 944) erhoben sich auf allen Seiten Statthalter, die sich bei der meist schwachen und willkürlichen Regierung der in ein üppiges Genußleben versunkenen Kalifen von diesen unabhängig machten. So behaupteten sich mit mehr oder weniger Glück die Taluniden ^[richtig: Tuluniden] in Ägypten, die Saffariden in Persien, die Samaniden in Chorasan, die Aliden in der Umgebung des Kaspischen Meers, die in Karmaten und Fatimiden sich teilenden und die schiitischen Lehren befolgenden Ismaeliten in Syrien und Arabien.
Als der Kalif Mustakfi 944 zur Regierung kam, beschränkte sich sein Gebiet auf die Stadt Bagdad. Diese Schwäche benutzte 946 das Haupt der in Farsistan mächtigen Bujiden, Moiz ed Daulat, um Bagdad zu belagern und zu erobern; der Kalif wurde, obgleich er sich unterwarf, geblendet, der Sieger nahm den Titel Sultan an, und der zum Kalifen erhobene Abul Kasim, der Bruder Mutakkis, wurde auf die geistliche Würde beschränkt, während die Bujiden die Würde des weltlichen Herrschers, des Emir al Omra, ausübten. So thatsächlich aller Macht beraubt, verloren die Kalifen bald auch die letzte Auszeichnung, die Erwähnung im Kirchengebet, und das Münzgepräge; die Bujiden, als oberste Emire, herrschten unumschränkt, bis sie um 1040 den Seldschukken weichen mußten. Das Kalifat dauerte ohne jegliche Bedeutung fort, bis Halugu, der Enkel Dschengis-Chans, mit seinen wilden Horden Bagdad eroberte (1258); 40 Tage lang wurde geplündert, 200,000 Menschen wurden getötet, unter ihnen Almustassim, der 56. Nachfolger Mohammeds. So ¶
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endete die Herrschaft der Abbassiden im 509. Jahr ihres Bestehens, im 656. der Hedschra.
Die kleinern Kalifate.
Ägypten war eine der ersten Provinzen des arabischen Reichs, welche sich von demselben losrissen. Den ersten Versuch machte der Statthalter Achmed, der von dem Kalifen für wichtige Dienste [* 11] mit großer Macht bekleidet wurde und dieselbe so auszudehnen wußte, daß er nur noch dem Namen nach unter arabischer Oberherrschaft stand (877). Die Schlacht bei Fostat (904) brachte zwar Ägypten nochmals unter das arabische Kalifat, aber schon die Dynastie der Ikschiden, von Abu Bekr Mohammed Ikschid gestiftet, behauptete sich von 934 bis 968 wieder selbständig auf dem ägyptischen Thron.
Die immer mehr zunehmende Schwäche dieser Familie machte es den Fatimiden, die bereits im westlichen Nordafrika ein unabhängiges Reich beherrschten, leicht, auch Ägypten und Syrien in ihre Gewalt zu bringen. Moez Eddin Allah nahm zuerst 972 den Kalifentitel an, erbaute Kairo [* 12] und machte dieses zur Hauptstadt seines Reichs. Unter seinen meist unbedeutenden Nachfolgern geriet die Herrschaft in die Hand [* 13] der Wesire, unter welchen besonders Bedr el Dschemali Afdal zu nennen ist, welcher das seit einiger Zeit von den Seldschukken beherrschte Syrien dem ägyptischen Reich einverleiben wollte, um 1095. Schon hatte er Jerusalem [* 14] erobert, als das erste Heer der Kreuzfahrer erschien, Jerusalem nahm, den Wesir bei Askalon schlug und zur Flucht nach Ägypten nötigte.
Unter den folgenden Kalifen nahmen die Wesire sogar den Sultanstitel an und führten untereinander Fehden. Ein energisches Regiment begründete erst Saladin, welcher sich allein 1170 der Herrschaft bemächtigte und den Titel Sultan von Ägypten annahm. Er machte der Herrschaft der Fatimiden ein Ende und begründete die Dynastie der Ejubiden, welche 1250 von den Mamelucken gestürzt wurde. Bei der Eroberung Ägyptens durch die Türken 1517 wurde der letzte der dortigen Kalifen nach Konstantinopel geführt, durfte aber (doch ohne alle Macht) nach Ägypten zurückkehren, wo er 1538 starb.
Die türkischen Sultane nahmen hierauf den Kalifentitel an und behaupteten denselben, obwohl wenig geachtet und besonders von den Persern und Marokkanern nicht anerkannt, mit der geistlichen Oberherrschaft über die Moslems bis auf die Gegenwart. In Spanien (s. d.) bestand das Kalifat der Omejjaden mit der Hauptstadt Cordova bis 1031 und gelangte zu großer Blüte; [* 15] der letzte Kalif, Hischam III., wurde 1031 durch einen Aufstand in Cordova gestürzt, und das Reich zerfiel dann in einzelne Emirate oder Königreiche, die sich durch unaufhörliche Kriege schwächten und schließlich den Christen erlagen.
Vgl. Marigny, Histoire des Arabes sous les gouvernements des Chalifes (Par. 1750; deutsch von Lessing, Berl. 1753, 3 Bde.);
Hammer-Purgstall, Gemäldesaal der Lebensbeschreibungen großer moslimischer Herrscher (Darmst. 1837-39, 6 Bde.);
Weil, Geschichte der Kalifen (Mannh. 1846-62, 5 Bde.; die zuverlässigste Behandlung der Geschichte des Kalifats);
v. Kremer, Kulturgeschichte des Orients unter den Kalifen (Wien [* 16] 1874-77, 2 Bde.);
A. Müller, Der Islam im Morgen- und Abendland (Berl. 1886, 2 Bde.).