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Goldene Zahl dieses Jahrs ist; seine julianische Epakte ist demnach VI, seine gregorianische XXV. Um nun den Ostervollmond oder die sogen. Ostergrenze für jedes Jahr zu finden, hat man dieselbe im alten Kalender für die Goldene Zahl 1 direkt beobachtet und den 5. April gefunden; im gregorianischen Kalender ist für diese Goldene Zahl der 1. Jan. ein Neumond (Epakte *), und da 3½ Monate = 103,2 Tagen sind, so ist der 103. Tag des Jahrs oder der 13. April der Ostervollmond. Da die Epakte von Jahr zu Jahr um 11 wächst, so geht die Ostergrenze um 11 Tage zurück, wobei aber jedesmal 30 Tage hinzuzufügen sind, wenn sie vor den 21. März kommt. Auf diese Weise erhält man die unten folgende Tafel der Ostergrenzen, von denen die gregorianischen für das 18. und 19. Jahrh. gelten.
Tafel der Ostergrenzen.
Gold. Zahl | Julian. Ostergrenze | Gregor. Ostergrenze |
---|---|---|
1 | 5. April D | 13. April E |
2 | 25. März G | 2. April A |
3 | 13. April E | 22. März D |
4 | 2. April A | 10. April B |
5 | 22. März D | 30. März E |
6 | 10. April B | 18. April C |
7 | 30. März E | 7. April F |
8 | 18. April C | 27. März B |
9 | 7. April F | 15. April G |
10 | 27. März B | 4. April C |
11 | 15. April G | 24. März F |
12 | 4. April C | 12. April D |
13 | 24. März F | 1. April G |
14 | 12. April D | 21. März C |
15 | 1. April G | 9. April A |
16 | 21. März C | 29. März D |
17 | 9. April A | 17. April B |
18 | 29. März D | 6. April C |
19 | 17. April B | 26. März A |
Im J. 1886, dessen Goldene Zahl 6, ist also die gregorianische Ostergrenze der 18. April C, und da der Sonntagsbuchstabe ebenfalls C ist, so fällt diese Grenze selbst auf einen Sonntag, Ostern also auf den nächsten Sonntag, 25. April. Da der 21. März die frühste, der 18. April die späteste Ostergrenze im gregorianischen Kalender ist, so kann Ostern nicht vor dem 22. März und nicht nach dem 25. April fallen. Auf den 22. März fiel Ostern 1818, auf den Für die folgenden Jahre bis 1900 sind die Termine:
Die julianische Ostergrenze stimmt nicht immer genau mit dem astronomischen Ostermonat überein, da die julianischen Epakten nicht vollständig richtig sind; aber auch die gregorianische Ostergrenze kann von der astronomischen um einen Tag abweichen, wie dies z. B. 1876 der Fall war, wo der Ostervollmond in Wahrheit auf Sonnabend, 8. April, fiel, daher der 9. April Ostersonntag hätte sein sollen. Im protestantischen Deutschland [* 2] berechnete man auch anfangs den Ostervollmond nach den astronomischen Tafeln, und infolgedessen feierten 1724 und 1744 die Protestanten Ostern acht Tage eher als die Katholiken, welche Ostern mittels der Epakten bestimmten.
Durch einen Reichstagsbeschluß von 1776 wurde die letztere Berechnung allgemein eingeführt. Dasselbe
Resultat wie die erläuterte
cyklische Berechnung des
Osterfestes gibt auch folgende von
Gauß gegebene
Regel: Ist n
die Jahreszahl, und sind
a, b,
c,
d, e
die Reste der
Division von n durch 19, n durch 4, n durch 7, 19a + M durch 30, 2b + 4c + 6d + Q durch
7, so fällt
Ostern auf den (22 + d +
e)ten März. Dabei ist M im julianischen Kalender stets 15, im gregorianischen aber gegenwärtig 23 und
wächst um 1, wenn die
Epakte um 1 kleiner wird; Q ist im julianischen Kalender stets 6, im greogorianischen
^[richtig: gregorianischen] jetzt 4 und wächst um 1 mit jedem gemeinen
Schlußjahr eines
Jahrhunderts.
Andre Kalender.
Der jüdische Kalender, für den weder aus der Bibel [* 3] noch aus den Schriften der jüdischen Litteratur bis Mitte des 4. Jahrh. n. Chr. sich übersichtliche Regeln aufstellen lassen, fand durch den Patriarchen Hillel den jüngern (um 358) die erste systematische Bearbeitung. Er brachte die als Geheimnis bewahrte Kalenderberechnung in festere Formen, indem er die Monatsdauer, das erste Novilunium nach der Schöpfung feststellte, den 19jährigen Mondcyklus und die Festverschiebungsregeln einführte.
Hierauf beruht im allgemeinen
das jüdische Kalenderwesen noch heute. Als verschiedene Jahresrechnungen
waren bei den
Juden üblich: nach dem
Auszug aus
Ägypten,
[* 4] nach
Regenten, die Seleukidische und die jetzt noch gebräuchliche
Schöpfungsära
Hillels. Der jüdische
Monat ist nach der Umlaufszeit des
Mondes berechnet. Das Gemeinjahr hat 12
Monate, von
denen Nissan,
Siwan, Ab,
Tischri,
Kislev,
Schebat 30,
Ijar,
Tammus, Ellul, Marcheschwan,
Tebet,
Adar 29
Tage haben.
Zur Ausgleichung mit dem Sonnenjahr wird von Zeit zu Zeit ein 13. Monat eingeschaltet, der auf den Adar folgt und Weadar, d. h. zweiter Adar, genannt wird (vgl. Monat). Der Schaltkreis umfaßt 19 Jahre, worunter 7 (das 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19.) Schaltjahre sind. Das mittlere oder regelmäßige Gemeinjahr hat 354, das mittlere oder regelmäßige Schaltjahr 384 Tage; ein überzähliges Gemein- oder Schaltjahr hat einen Tag mehr, ein mangelhaftes einen Tag weniger als ein mittleres. Hiernach haben die Juden sechs verschiedene Jahre von 353, 354, 355, 383, 384, 385 Tagen.
Vgl. Lewysohn, Geschichte und System des jüdischen Kalenderwesens (Leipz. 1856);
Schwarz, Der jüdische Kalender (Bresl. 1872).
Die Mohammedaner rechnen nach
Mondjahren von 12
Monaten mit abwechselnd 30 und 29
Tagen; dazu kommt noch im letzten
Monat des
2., 5., 7., 10., 13., 15., 18., 21., 24., 26. und 29.
Jahrs in einem 30jährigen
Cyklus ein Schalttag.
In
Ägypten ist dieser Kalender nicht eingeführt worden, es galt dort seit 25
v. Chr. der julianische Kalender, doch fiel das
Schaltjahr
immer um ein Jahr früher als bei uns; seit 1879 ist dort der gregorianische Kalender eingeführt. - Der französisch-republikanische
Kalender, durch Konventsdekret vom eingeführt, begann mit dem Herbstäquinoktium Das Jahr
bestand aus 12
Monaten (über ihre
Namen vgl.
Monat und die einzelnen
Artikel) zu 30
Tagen mit 5 oder im
Schaltjahr 6 Ergänzungstagen
(jours complémentaires oder sansculottides) am Ende; je 4 Jahre bildeten eine
Franciade, in welcher das 4. Jahr
ein
Schaltjahr war, doch sollte von Zeit zu Zeit die
Franciade einmal 4 gemeine
Jahre enthalten.
Das Jahr begann mit dem Vendémiaire und schloß mit dem Fructidor, worauf die 5 (im Schaltjahr 6) Jours complémentaires oder sansculottides folgten, nämlich: Fête des actions, Fête du génie, Fête du travail, Fête de l'opinion, Fête des récompenses und Fête de la Révolution. Der Monat zerfiel in 3 Dekaden mit je 10 Tagen, die nach verschiedenen, meist landwirtschaftlichen, Gegenständen benannt waren, außerdem aber die Ordnungsnamen führten: Primidi, Duodi, Tridi, Quartidi, Quintidi, Sextidi, Septidi, Octidi, Nonidi und Decadi, letzterer Ruhetag. Durch Dekret Napoleons vom wurde vom an der gregorianische Kalender wieder eingeführt. Eine vollständige Vergleichung des republikanischen Kalenders mit dem gregorianischen gibt nachstehende, vom Major Edmund Jäger in Stuttgart [* 5] entworfene Zeittafel: ¶
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Vergleichung des französischen Revolutionskalenders mit dem Gregorianischen.
Französische Monatstage | J. I. 1792-93 J. II. 1793-94 J. V. 1796-97 J. VI. 1797-98 | J. III. 1794-95 J. VII. 1798-99 | J. IV. 1795-96 | J. VIII. 1799-1800 J. IX. 1800-1801 J. X. 1801-1802 J. XIII. 1804-1805 J. XIV. 23. Sept. bis 31. Dez. 1805 | J. XI. 1802-1803 | J. XII. 1803-1804 |
---|---|---|---|---|---|---|
1. Vendémiaire | 22./9 | 22./9 | 23./9 | 23./9 | 23./9 | 24./9 |
30. Vendémiaire | 21./10 | 21./10 | 22./10 | 22./10 | 22./10 | 23./10 |
1. Brumaire | 22./10 | 22./10 | 23./10 | 23./10 | 23./10 | 24./10 |
30. Brumaire | 20./11 | 20./11 | 21./11 | 21./11 | 21./11 | 22./11 |
1. Frimaire | 21./11 | 21./11 | 22./11 | 22./11 | 22./11 | 23./11 |
30. Frimaire | 20./12 | 20./12 | 21./12 | 21./12 | 21./12 | 22./12 |
1. Nivôse | 21./12 | 21./12 | 22./12 | 22./12 | 22./12 | 23./12 |
10. Nivôse | 30./12 | 30./12 | 31./12 | 31./12 | 31./12 | 1./1 |
30. Nivôse | 19./1 | 19./1 | 20./1 | 20./1 | 20./1 | 21./1 |
1. Pluviôse | 20./1 | 20./1 | 21./1 | 21./1 | 21./1 | 22./1 |
30. Pluviôse | 18./2 | 18./2 | 19./2 | 19./2 | 19./2 | 20./2 |
1. Ventôse | 19./2 | 19./2 | 20./2 | 20./2 | 20./2 | 21./2 |
9. Ventôse | 27./2 | 27./2 | 28./2 | 28./2 | 28./2 | 29./2 |
10. Ventôse | 28./2 | 28./2 | 29./2 | 1./3 | 1./3 | 1./3 |
30. Ventôse | 20./3 | 20./3 | 20./3 | 21./3 | 21./3 | 21./3 |
1. Germinal | 21./3 | 21./3 | 21./3 | 22./3 | 22./3 | 22./3 |
30. Germinal | 19./4 | 19./4 | 19./4 | 20./4 | 20./4 | 20./4 |
1. Floréal | 20./4 | 20./4 | 20./4 | 21./4 | 21./4 | 21./4 |
30. Floréal | 19./5 | 19./5 | 19./5 | 20./5 | 20./5 | 20./5 |
1. Prairial | 20./5 | 20./5 | 20./5 | 21./5 | 21./5 | 21./5 |
30. Prairial | 18./6 | 18./6 | 18./6 | 19./6 | 19./6 | 19./6 |
1. Messidor | 19./6 | 19./6 | 19./6 | 20./6 | 20./6 | 20./6 |
30. Messidor | 18./7 | 18./7 | 18./7 | 19./7 | 19./7 | 19./7 |
1. Thermidor | 19./7 | 19./7 | 19./7 | 20./7 | 20./7 | 20./7 |
30. Thermidor | 17./8 | 17./8 | 17./8 | 18./8 | 18./8 | 18./8 |
1. Fructidor | 18./8 | 18./8 | 18./8 | 19./8 | 19./8 | 19./8 |
30. Fructidor | 16./9 | 16./9 | 16./9 | 17./9 | 17./9 | 17./9 |
Fête des actions | 17./9 | 17./9 | 17./9 | 18./9 | 18./9 | 18./9 |
Fête du génie | 18./9 | 18./9 | 18./9 | 19./9 | 19./9 | 19./9 |
Fête du travail | 19./9 | 19./9 | 19./9 | 20./9 | 20./9 | 20./9 |
Fête de l'opinion | 20./9 | 20./9 | 20./9 | 21./9 | 21./9 | 21./9 |
Fête des récompenses | 21./9 | 21./9 | 21./9 | 22./9 | 22./9 | 22./9 |
Fête de la Révolution | - | 22./9 | - | - | 23./9 | - |
Immerwährender Kalender nennt man eine Tabelle, welche die einzelnen Tage des Jahrs und daneben die sich wiederholenden Buchstaben A bis G sowie die Epakten oder die entsprechenden Goldenen Zahlen enthält. Kennt man den Sonntagsbuchstaben und die Goldene Zahl eines bestimmten Jahrs, so kann man mittels des immerwährenden Kalenders den vollständigen Kalender dieses Jahrs finden. Für alle Zeiten gültig bleibt eine solche Tabelle nur beim julianischen Kalender; beim gregorianischen ist sie bloß für ein oder ein paar Jahrhunderte brauchbar.
Der Ausdruck immerwährender Kalender bezeichnet auch überhaupt alle Tabellen und sonstigen Hilfsmittel, die zur Lösung kalendarischer Aufgaben für einen längern Zeitraum dienen; solche Tabellen sind häufig verstellbar. Am vollkommensten ist Ch. A. Kesselmeyers »Calendarium perpetuum mobile« (s. dessen »Erklärungen und Beispiele zum Calendarium perpetuum mobile«, Manchester [* 7] u. Dresd.).
Vgl. Schubring in der »Zeitschrift für die gesamten Naturwissenschaften« (1875).
[Kalenderlitteratur.]
Der älteste gedruckte deutsche Kalender wurde 1439 von Johannes de Gamundia (Hans von Schwäbisch-Gmünd) herausgegeben; er ist auf zwei Holztafeln in Großfolio geschnitten, jetzt in der königlichen Bibliothek zu Berlin. [* 8] Ebenfalls auf Holztafeln geschnitten, aber in Quart, [* 9] ist der Kalender, welchen 1474 Regiomontanus mit einer Anweisung zur Anfertigung des Kalenders herausgab, und von welchem sich Exemplare in den königlichen Bibliotheken zu München, [* 10] Berlin und Brüssel [* 11] befinden.
Ihnen folgte eine Reihe andrer Kalender, so der Augsburger (1481 und 1483), der Straßburger von H. Knoblochtzer (1483), der Ulmer von J. Pflaum (1499), der Erfurter (1505) etc. Sie sämtlich sind sogen. immerwährende Kalender (s. oben). Den ersten eigentlichen, d. h. Jahreskalender gab Peypus in Nürnberg [* 12] (1513) heraus, dem Arndes zu Lübeck [* 13] (1519), Diez zu Rostock [* 14] (1519) u. a. folgten. In allen diesen und den später erscheinenden Kalendern spielen, neben dem Verzeichnis der Feste, den Tagen der Märtyrer und anderm Beiwerk, die sogen. Kalenderpraktiken, d. h. Angaben, an welchen Tagen man zu purgieren, Ader zu lassen, Medizin zu nehmen, zu baden etc. habe, eine Hauptrolle.
Hierher gehört auch der sogen. hundertjährige ein zuerst um 1700 vom Abt Knauer veröffentlichtes und oft aufgelegtes
Volksbuch, worin mit Einmischung astrologischer und andrer abergläubischer Vorstellungen eine Übersicht der Witterung und
des Kalenders auf ein ganzes Jahrhundert gegeben wird. Als sich dann seit dem Ende des 18. Jahrh. in Deutschland das Streben
geltend machte, gemeinnützige Kenntnisse und Aufklärung unter den niedern Volksschichten zu verbreiten, erkannte man den
als das geeignetste Mittel dazu, und es bildete sich mit der Zeit eine förmliche Kalenderlitteratur aus, welche allgemeine
Belehrung und Unterhaltung als Hauptzweck verfolgt (vgl. auch Almanach).
Der erste, welcher mit Erfolg diesen Weg betrat, war Chr. Kalender André mit seinem »Nationalkalender« (Brünn [* 15] 1810 ff.),
der später als »Kalender für die deutschen Bundesstaaten« alljährlich erschien. Von den nachfolgenden Werken dieser Art erlangten die Volkskalender von Gubitz, Steffens, W. O. v. Horn (»Spinnstube«),
Trewendt, Nieritz u. a., ebenso der »Schweizer Disteli-Kalender«, der sächsische »Ameisenkalender«, der »Lahrer hinkende Bote«, der »Daheim-Kalender«, »Gartenlaube-Kalender« u. a. weite Verbreitung. Daneben gibt es für alle möglichen Berufsarten Kalender. Eine besondere Gattung bilden die Hof- und Staatskalender, deren erster der »Status particularis regiminis Ferdinandi II.« (Wien [* 16] 1637) war; ein Werk ähnlicher Art ist der seit 1763 erscheinende »Gothaische Genealogische Hofkalender«.
Die Lehre [* 17] von der Anfertigung der Kalender heißt Kalendariographie.
Vgl. außer den Lehrbüchern der Chronologie (s. d.) Littrow, Kalendariographie (Wien 1828);
Schmöger, Grundriß der christlichen Zeit- und Festrechnung (Halle [* 18] 1854);
v. Reinsberg-Düringsfeld, Katechismus der Kalenderkunde (Leipz. 1876);
Drechsler, Kalenderbüchlein (3. Aufl., das. 1881);
Kaltenbrunner, Vorgeschichte der gregorianischen Kalenderreform (Wien 1876);
Knobloch, Die wichtigsten Kalender der Gegenwart (das. 1885);
Fleischhauer, Kalenderkompendium der christlichen Zeitrechnung auf die Jahre 1-2000 (Gotha [* 19] 1884).