diesem
Spiegel
[* 2] ein zweites
Bild, welches in dem ersten ein drittes
Bild geben kann, u. s. f. Allein diese
Bilder entfernen sich
immer mehr von dem Gegenstand und fallen endlich in den
Scheitelwinkel
[* 3] der
Spiegel, also hinter jeden derselben, so daß sie
unwirksam werden. Fügt man drei
Spiegel so aneinander, daß ein hohles
Prisma
[* 4] mit spiegelnden Innenflächen
entsteht, und bildet daraus ein Kaleidoskop,
[* 5] so erhält man statt des kreisförmigen Gesichtsfeldes eine ausgedehnte
Ebene, und diese ist nur durch die
Schwächung der äußern
Bilder begrenzt, welche dieselben vermöge des Lichtverlustes erleiden,
den die wiederholte
Spiegelung
[* 6] verursacht.
Bildet der
Querschnitt des
Prismas in diesem Triangularkaleidoskop ein gleichseitiges
Dreieck,
[* 7] so erblickt
man das Gesichtsfeld in lauter gleichseitige
Dreiecke geteilt; bildet der
Querschnitt dagegen ein gleichschenkelig-rechtwinkeliges
Dreieck, so erblickt man auf dem Gesichtsfeld lauter
Quadrate etc. Das Kaleidoskop war für technische
Zwecke, besonders zum Entwerfen
von
Mustern, bestimmt; die ewige Wiederholung von
Sternen ermüdet indessen, und erst durch die Veränderungen,
welche Emsmann dem
Instrument 1861 gegeben, dürfte jener
Zweck besser erreicht werden.
Das neue
Instrument,
Typoskop, besteht aus einem gewöhnlichen Kaleidoskop von etwa 13
cmLänge und 3,25cmDurchmesser, welches an seinem
Okularende offen bleibt und noch ein das
Rohr umfassendes und an demselben verschiebbares und drehbares
Auszugsrohr von 15-20
cmLänge erhält.
Letzteres schließt an die Kaleidoskopröhre an, erweitert sich nach dem Okularende
und nimmt dort ein polyedrisches
Glas
[* 8] (weiß, blau oder
gelb) in einer etwa 5
cm betragenden
Entfernung von der dem
Auge
[* 9] zugewendeten
Öffnung auf.
Dieses
Instrument bietet eine überraschende Mannigfaltigkeit von den einfachsten bis zu den zusammengesetztesten
Mustern, und es läßt sich dabei sofort übersehen, welchen
Eindruck das
Muster in der Zusammenstellung machen wird. Durch
Drehung des Kaleidoskops oder des polyedrischen
Glases sowie durch
Verschiebung der zweiten
Röhre kann man die Zusammenstellung
der einzelnen
Bilder einigermaßen abändern, ohne die
Bilder selbst zu stören, so daß man über die
vorteilhafteste Anwendung derselben sofort ein
Urteil gewinnt.
Für den praktischen
Gebrauch empfehlen sich zu demselben polyedrischen
Glas Kaleidoskope von 60, 45 und 36°; auch wechselt
man vorteilhaft das polyedrische
Glas und richtet die
Kapsel so ein, daß man die
Objekte beliebig ändern kann.
Ganz ähnliche
Bilder wie mit dem beschriebenen Kaleidoskop erhält man auch auf die einfachste
Weise durch zwei
Spiegel, welche an einer
Seite zusammenstoßen und auf eine ebene
Fläche gestellt werden. Legt man zwischen beide irgend einen Gegenstand, z. B. einen
irgendwie verschlungenen Seidenfaden oder ein
Blatt
[* 10]
Papier mit einer darauf gezeichneten verschnörkelten
Linie, so erblickt man ein vollkommen regelmäßiges
Bild nach den eben angegebenen
Gesetzen, indem sich die
Linie oder der Gegenstand
zwischen den
Spiegeln so oft aneinander reiht, als der
Winkel,
[* 11] welchen die
Spiegel miteinander bilden, in 360 enthalten ist.
Dieser
Apparat,
Debuskop
(Karloskop,
Episkop), bietet vor dem gewöhnlichen Kaleidoskop sehr viele Vorteile, weil
man den
Spiegeln jede beliebige
Stellung geben und die
Bilder fortwährend willkürlich verändern, aber auch beliebig festhalten
kann. Man findet denselben in Tapisseriegeschäften, welche mit demselben auf einfache
Weise zeigen, welchen
Eindruck »angefangene«
Stickereien nach der Vollendung machen werden. S.
Chromatoskop. Vgl.
Spiegelung.
Einen größern
Abschnitt bildet das Jahr, welches sich dem mittlern tropischen
Sonnenjahr von 365,2422Tagen = 365
Tagen 5
Stund. 48
Min. 46 Sek.
(s. Jahr) anschließt. Durch
Beobachtung des heliakischen Frühaufganges des
Sirius war die Dauer desselben näherungsweise
von 365¼
Tagen schon im 14. Jahrh.
v. Chr. den ägyptischen
Priestern bekannt. Außer dem
Sonnenjahr kommt aber auch ein
Mondjahr
von 12
Monaten mit abwechselnd 29 und 30
Tagen, also von 354
Tagen, vor. In
Athen
[* 19] führte
Solon dasselbe 594
v. Chr.
ein; doch wurde, um eine Übereinstimmung mit dem
Lauf der
Sonne herbeizuführen, alle drei Jahre noch ein
Monat von 30
Tagen
eingeschaltet. Vollständiger erreichte dieses
Ziel Kleostratos (61.
Olympiade) durch die
Oktaeteris, einen achtjährigen Schaltkreis,
in welchem das 3., 5. und 8. Jahr einen Schaltmonat von 30
Tagen erhielt; da hier in 8
Jahren 90
Tage eingeschaltet
wurden, so war die mittlere Dauer eines
Jahrs 354 + 11¼ = 365¼
Tage. Die
Thatsache, daß 235 synodische
Monate nahezu gleich
sind 19 tropischen
¶
Da 365¼ Tage um 11 Min. 14 Sek. oder ungefähr 1/129 Tag größer sind als das tropische Sonnenjahr, so kann schon ein Jahr
von 365¼ Tagen nicht mit der Sonne in Übereinstimmung bleiben, sondern jedes astronomische Ereignis,
welches sich genau in Jahresfrist wiederholt, wie z. B. die Tag- und Nachtgleiche, muß nach 129 Kalenderjahren auf ein um
einen Tag früheres Datum rücken. Bei einer Jahreslänge von 366¼ Tagen tritt aber außerdem noch alljährlich eine Verschiebung
um einen ganzen Tag ein.
Dieser Umstand, zu dem noch allerhand durch die Pontifices verschuldete Unregelmäßigkeiten in der Einschaltung kamen, hatte
den römischen Kalender im Lauf der Zeit in große Verwirrung gebracht, und im J. 47 v. Chr. war derselbe um 67 Tage vom tropischen
Jahr entfernt. Mit Beihilfe des alexandrinischen Astronomen Sosigenes und des Scriba M. Flavius führte
deshalb Julius Cäsar eine Reform des Kalenders durch, indem er zunächst dem Jahr 708 nach RomsErbauung, d. h. 46 v. Chr., welches
bereits einen Mercedonius von 23 Tagen hatte, noch 67 Tage in zwei Monaten zusetzte, so daß dasselbe 445 Tage zählte.
Den ersten Tag eines Monats nannten die Römer
[* 21] Kalendae; ferner hießen Nonae in den Monaten März, Mai, Juli (Quintilis) und Oktober
der 7., in den übrigen der 5., endlich Idus in den vier erstgenannten Monaten der 15., in den übrigen
der 13. Tag. Von diesen Tagen aus zählte man rückwärts, so daß man z. B. schrieb: pridie Kalendas Martias, am Tag vor den
Kalenden des März, statt: »am letzten Februar«, oder III Kalendas Martias, am 3. Tag vor den Kalenden des März, statt: »am
vorletzten Februar«, IV Nonas Januarias, am 4. vor den Nonen des Januar, statt: »am 2. Januar"; es wurde also sowohl
der zu bestimmende Tag als der, von dem man rückwärts zählt, mitgerechnet. Dieser von Cäsar eingeführte julianische Kalender erhielt
sich im Römerreich bis zum Ende desselben und ging auch in die christliche Kirche über. Da aber 129 Jahre
dieses Kalenders um ungefähr einen Tag zu groß sind, so konnte derselbe nicht mit dem Lauf der Sonne in Übereinstimmung bleiben,
und in der That fiel schon zur Zeit der Kirchenversammlung zu Nikäa 325 n. Chr. das Frühlingsäquinoktium nicht mehr auf den
24., sondern auf den 21. März. Erst später erkannte man den wahren Grund dieses Zurückweichens aller festen
Jahrespunkte, und im 15. Jahrh. rieten zuerst Pierre d'Ailly und der KardinalNikolaus von Cusa, eine Anzahl Tage aus dem Kalender auszuwerfen,
um das Frühlingsäquinoktium auf den 21. März zu bringen. In der That wurde 1474 auch Regiomontanus vom PapstSixtus IV. mit der Verbesserung des Kalenders betraut, der plötzliche Tod dieses Gelehrten trat aber hindernd dazwischen.
Der gregorianische Kalender.
Ein Jahrhundert später berief PapstGregor XIII. eine Kommission, zu welcher der Astronom Aloysius Lilius aus Kalabrien, der
BambergerMathematiker Clavius, der SpanierPetrus Ciaconius und der Italiener Ignatio Danti gehörten, um
einen neuen Kalender festzustellen. Da seit JuliusCäsars Zeit ungefähr 13mal 129 Jahre vergangen waren, so hatte sich das Frühlingsäquinoktium
um 13 Tage rückwärts geschoben und fiel auf den 11. März. Um es nun den Bestimmungen des Konzils zu Nikäa gemäß auf den 21. zu
bringen, ließ man 1582 zehn Tage ausfallen, und zwar wurde einer päpstlichen Bulle vom 24. Febr. d. J. gemäß
auf den 4. Okt. gleich der 15. gezählt.
Damit aber im Lauf der Zeit sich nicht wieder der alte Fehler einstelle, wurde als Jahreslänge die Zeit von 365 Tagen 5 Stund. 49 Min. 16 Sek.
angenommen, welche den auf Anordnung des KönigsAlfons X. von Kastilien herausgegebenen Planetentafeln zu
Grunde liegt. Da 400 solcher Jahre = 146,097 Tagen 26 Min. 40 Sek., 400 julianische Jahre aber 146,100 Tage sind, so sind letztere
um ungefähr 3 Tage zu groß. Es wurde daher bestimmt, daß zwar im allgemeinen, wie bisher, jedes Jahr,
dessen Zahl durch 4 teilbar ist, ein Schaltjahr von 366 Tagen sein solle, daß aber von den Schlußjahren der Jahrhunderte,
wie 1600, 1700 etc., den sogen. Säkularjahren, nur die mit 400 teilbaren
Schaltjahre, die andern gemeine Jahre sein sollten. Es blieb also in dem gregorianischen Kalender das
Jahr 1600 ein Schaltjahr; 1700, 1800, 1900 aber wurden gemeine Jahre und erst 2000 wieder ein Schaltjahr.
Daß diese Regel, bei welcher in 400 Jahren 97 Tage eingeschaltet werden, nicht vollständig genau ist, erkannte die päpstliche
Kommission an; indessen war doch dem praktischen Bedürfnis auf lange Zeit Genüge geleistet. Da 400 tropische
Jahre zu 365 Tagen 5 Stund. 48 Min. 46 Sek. = 146,096 Tagen 21 Stund. 7 Min., 400 gregorianische Jahre aber = 146,097 Tagen sind,
so sind letztere um 2 Stund. 53 Min. oder ungefähr 1/8-1/9 Tag zu groß. Lalande schlug deshalb vor, alle 3600 Jahre einen
Schalttag auszuwerfen, Heis wollte dies, von 3200 an, alle 3200 Jahre thun; eine Bestimmung darüber ist noch nicht getroffen.