muß im allgemeinen ungünstig genannt werden, obwohl durch die Fortschritte der modernen Chirurgie die Gefahr der Bauchfellentzündung
erheblich gemindert ist; ja, es ist hin und wieder der an einer und derselben Frau mehrmals mit gutem Erfolg ausgeführt worden.
In neuester Zeit wird der Kaiserschnitt sehr häufig nach einem Verfahren von Porro mit gleichzeitiger Entfernung
der ganzen Gebärmutter ausgeführt; von den ca. 160 bisher bekannten Fällen endeten 55,7 Proz. tödlich.
Die Prognose für das Kind gestaltet sich, wenn der an lebenden Müttern gemacht wird, weit günstiger; mindestens zwei Drittel
der Kinder werden lebend zur Welt befördert. Schon im Talmud wird der Kaiserschnitt erwähnt, er wurde aber im Altertum
nur an toten Müttern vorgenommen, was schon durch die Lex regia de mortuo inferendo von Numa Pompilius geboten war; erst seit
dem 16. Jahrh. findet man Nachrichten vom an Lebendigen. Die Zurückführung des Ausdrucks auf Julius Cäsar (»der Herausgeschnittene«),
welcher auf diese Art zur Welt gebracht worden sein soll, ist unverbürgt.
Vgl. P. Müller, Der moderne Kaiserschnitt (Berl. 1882).
[* ] (Lautern), Bezirksstadt in der bayr. Rheinpfalz, an der Lauter und den Linien Neunkirchen-Worms der Pfälzischen
Ludwigsbahn und Kaiserslautern-Enkenbach sowie Kaiserslautern-Lauterecken der Pfälzischen Nordbahnen, 236 m ü. M., hat 2 evangelische
und 2 kath. Kirchen (darunter die Stiftskirche mit dem Unionsdenkmal), eine Methodistenkirche, eine schöne, neue Synagoge,
ein reichdotiertes Hospital, ein Landeszuchthaus, eine große Fruchthalle und (1885) 31,452 Einw.,
darunter 18,702 Evangelische, 11,530 Katholiken, 371 Altkatholiken, 755 Juden u. 94 Methodisten.
Kaiserslautern, 1840 noch eine unbedeutende Stadt mit 8250 Einw.,
hat sich zu einer wichtigen Fabrikstadt herausgebildet; es besitzt 3 große Nähmaschinenfabriken, eine Kammgarnspinnerei
mit 66,000 Spindeln, 3 Baumwoll- und Buntwebereien, eine Wollwaren-, eine Kattun-, eine Ultramarin-, eine Steingut-, eine Maschinen-
und eine Düngerfabrik, 2 Eisen- und ein Stahlwerk, 3 Holzwaren- und Möbelfabriken, Tabak- und Zigarren-,
Leder-, Schuh- und Schäftefabrikation, bedeutende Bierbrauereien und Ziegeleien, große Holzhandlungen mit Dampfsägewerken,
eine Reparaturwerkstätte der Pfälzischen Eisenbahnen und in der Nähe die große Baumwollspinnerei und -Weberei Lampertsmühle.
Kaiserslautern hat eine Studienanstalt, eine Industrieschule, eine Kreisrealschule, eine landwirtschaftliche Schule, eine Baugewerkschule
mit Gewerbemuseum,
ein Schullehrerseminar mit Präparandenanstalt und ist Sitz eines Landgerichts (für
die 9 Amtsgerichte zu Kaiserslautern, Kirchheimbolanden, Kusel, Lauterecken, Obermoschel, Otterberg, Rockenhausen, Winnweiler und Wolfstein),
einer Handelskammer, eines Hauptzollamtes, einer Reichsbanknebenstelle und einer Filiale der Bayrischen Notenbank. - Der Ort ist
als Straßenkreuzungspunkt in der Senke durch die Hardt aus der Vorderpfalz in das Westrich uralt.
Schon in karolingischer Zeit war er ein Königshof. Seinen Namen empfing er, nachdem Kaiser Friedrich I. 1152 daselbst ein Schloß
gebaut. Bereits 1252 erscheint als Reichsstadt und erhielt 1276 von Rudolf von Habsburg dieselben Rechte wie Speier, verlor jedoch 1357 die
Reichsunmittelbarkeit und ward dem Kurfürsten von der Pfalz unterthan. Die Reformation fand hier frühzeitig
Eingang. 1621 ward Kaiserslautern von den Spaniern, 1631 von den Schweden und 1635 von den Kaiserlichen erobert. Am nahmen
es im spanischen Erbfolgekrieg die Franzosen unter Dillon, wobei das Schloß Barbarossas (an der Stelle des jetzigen Zuchthauses)
völlig zerstört wurde.
In der Schlacht 29. und wurden die Franzosen unter Hoche von den Preußen unter dem Herzog von
Braunschweig zurückgeschlagen; ebenso siegten diese unter Möllendorf 23. Mai unter Hohenlohe-Ingelfingen Im J. 1849 war
Kaiserslautern der Mittelpunkt des pfälzischen Aufstandes und 1870 zu Anfang des Kriegs gegen Frankreich der Hauptstützpunkt
der zweiten deutschen Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl.
Vgl. Jost, Geschichte der Stadt Kaiserslautern (Kaisersl. 1886).
[* ] der Thronsessel des deutschen Kaisers Heinrich III., welchen dieser in der Pfalz zu Goslar benutzte. Im J. 1811 mit
den Kunstschätzen des abgebrochenen Doms zu Goslar versteigert, kam derselbe später in den Besitz des
Prinzen Karl von Preußen, nach dessen Tod (1883) er im Saal des Kaiserhauses zu Goslar aufgestellt wurde. Rücken- und Seitenlehnen
sind aus Bronzeguß, der Sitz von Sandstein (s. Abbildung). Am diente er Kaiser Wilhelm als Thronsessel
bei der Eröffnung des ersten deutschen Reichstags.
[* ] isoliertes kleines vulkanisches Gebirge in Baden, in der oberrheinischen Tiefebene, unweit des Rheins, zwischen
Altbreisach und Endingen, bestehend aus Dolerit- und Basaltkegeln, die schöne Thäler mit Äckern und Wiesen, Waldungen, Weinpflanzungen
und Obstgärten umschließen. Alle Hänge
mehr
deckt die üppigste Vegetation. Der Kaiserstuhl hat 8-15 km Durchmesser, 37 km im Umfang und ist stark bevölkert. Auf dem höchsten
Punkte, dem 558 m hohen Totenkopf oder eigentlichen Kaiserstuhl, soll Rudolf von Habsburg Gericht gehalten haben. Von dem 493 m hohen Katharinaberg
bei Endingen hat man eine schöne Aussicht.