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Allgemein nimmt man an, daß die in das Gebiet, welches sie jetzt innehaben, von N. eingewandert sind. Gegenwärtig kann man für die vielen Kaffernstämme fünf größere Abteilungen annehmen: die Amatonga, Amaswazi, Amazulu, Amaponda und Amakosa. Die Stämme der östlichen Gruppe werden nach ihren Repräsentanten gewöhnlich als Amazulu und Amakosa oder als eigentliche Kaffern bezeichnet, jene der mittlern als Betschuanen und die westlichen als Herero oder Dama. Die Amaswazi stehen ihrer Geschichte nach im gleichen Rang mit den Zulu und Kosa, sind aber gegenwärtig viel geringer an Macht und Ansehen, und das Gleiche gilt von den Amaponda und andern Stämmen.
Die Namen der Stämme werden gebildet durch die Vorsetzung der Silbe Ma (z. B. Ma-tebele) oder durch das Doppelpräfix Ama (Ama-Kosa, Ama-Zulu, »Leute des Kosa, des Zulu«). Die Kaffern, wie alle Bantustämme, haben eine dunkle, schwärzlich pigmentierte Haut und wolliges Haar, dessen Länge und Beschaffenheit sehr wechselt, aber niemals schlicht oder straff ist. Die ebenfalls sehr veränderliche Hautfarbe geht durch die verschiedensten Abstufungen vom tiefen Sepia bis zum Blauschwarz, wie man aus den von Fritsch (»Die Eingebornen Südafrikas«) mitgeteilten Farbenproben sehen kann.
Fahle, matte und rötliche Pigmentierungen kommen häufig vor, sind aber als abnorm zu bezeichnen. Der Körper ist meist kräftig und schön entwickelt, der Schädelbau dolichokephal und hoch, die Gesichtsbildung bei reiner Rasse selten der europäischen gleichend. F. Müller ist der Ansicht, daß, da physischer Typus und Sprache vielfach an Hamitisches und Semitisches erinnern, in unvordenklicher Zeit eine Mischung der Urnegerrasse mit hamitischen Stämmen stattgefunden haben müsse.
Der Charakter der Kaffern gilt im allgemeinen für viel weniger empfehlenswert als der der stammverwandten Betschuanen, indem besonders die Männer träge, rachsüchtig, verräterisch und grausam gegen ihre Feinde sind. Gleichzeitig sind sie jedoch mit vielem Scharfsinn begabt, mutig, tapfer und ausdauernd. Eine wollene Decke oder ein Karoß oder Fellmantel, den sie über den Rücken hängen, ist meist die einzige Bekleidung der Kaffern. Auch die Frauen und Mädchen tragen eine braune, oben eingeschlagene Decke rings um den Leib, die Brüste verhüllen sie mit einem Gehänge weißer und schwarzer Perlen.
Schultern und Arme sind frei und bloß. Sie haben für die Hütte und Nahrungsmittel zu sorgen und nehmen eine höchst untergeordnete Stellung ein. Vielweiberei ist sehr verbreitet; auch die Beschneidung ist bei den Kaffern eingeführt. Alle Kaffern leben meist von Milch und Hirse oder Durra und essen Fleisch nur, wenn sie Vieh erbeuten. Ihre bienenkorbartigen, kleinen Häuser, die mit Lehm überschmiert werden, bauen sie meist in einem Kreis, der dann Kral (Dorf) heißt. Der unter dem Kral ausgehöhlte Grund dient als Vorratskammer. Ihr Reichtum besteht in Rindern. Die Sprache der Kaffern, welche den südöstlichsten Zweig des Bantusprachstamms repräsentiert, zerfällt in das Kafir im engern Sinn und das Zulu, die Sprache der Zulukaffern.
Vgl. Appleyard, The Kafir language (King Williams' Town 1850);
Grant Lewis, A grammar of the Zulu language (Natal 1859);
Dohne, A Zulu-Kafir dictionary (Kapst. 1857).
Die von den Europäern noch unabhängigen eigentlichen Kaffern, deren Zahl allerdings immer geringer wird, leben unter erblichen Häuptlingen, Inkose genannt, die mit mehr oder weniger absoluter Gewalt über ihren Stamm regieren, jedoch ihrerseits unter dem Einfluß der Amapahati oder hohen Räte stehen. Letztere, gewissermaßen die Vorstände der einzelnen Gemeinden (Krale), werden namentlich zur Beratung über Krieg und Frieden zusammenberufen. Bei den südlichen Kaffern sind mannshohe, aus Ochsenhäuten gemachte Schilde, Keulen (Kirri) und leichte Wurfspieße (Assagaie) im Kampf gebräuchlich, nicht aber Bogen und Pfeile.
Sie fechten deshalb zerstreut, während die Zulu sich kurzer Speere zum Stoß bedienen und in geschlossenen Heerhaufen angreifen. Diese haben denn auch durch ihre Kriegszucht ihre Herrschaft sehr weit, nordwärts bis zur Delagoabai und südwärts bis in das Gebiet der unkriegerischen Amaponda, ausgebreitet, aber auch das eroberte Land zu einer menschenleeren Wüste gemacht. Die Kaffern glauben an ein höchstes Wesen und an einen bösen Geist, haben aber weder Götzen noch Priester; dagegen sind sie überaus abergläubisch und halten viel auf Zauberer, deren es drei Arten gibt, und deren übelwollender Einfluß oft zu Metzeleien und Greuelthaten aller Art treibt.
Die einen sind die Umtakati, die Menschen und Vieh Böses anzuthun verstehen; die andern die Tsanusen oder Doktoren, die nur zur Heilung der Menschen zaubern; die dritten die Bula N'Gatu oder Regenmacher, die als scharfe Beobachter der Natur das Wetter mit ziemlicher Bestimmtheit voraussagen. Mohammedaner gibt es nur wenige in der Nähe des Kap Delgado; die Bekehrung der Kaffern zum Christentum, an der seit einem halben Jahrhundert verschiedene (besonders englische) Missionsanstalten arbeiten, schreitet sehr langsam vor.
Der Landbau wird bei den meisten Stämmen der Kaffern von den Weibern betrieben, während der Mann sich allein um die Jagd und die Herde bekümmert. Man baut als Hauptfrucht Kafferkorn, dann Mais und Tabak, der in unglaublichen Mengen konsumiert wird. Die Viehzucht beschränkte sich bisher auf Rindvieh, jetzt besitzen die Kaffern große Herden von Ziegen, Schafen und Pferden. Auffallend ist es aber, daß die Kaffern weder das Meer noch ihre Flüsse befahren. Auch ihre technische Geschicklichkeit steht auf einer sehr niedrigen Stufe der Entwickelung.
Die Amaswazi schnitzen in Holz und Elfenbein und verarbeiten, wie auch die Sulu (Zulu), die Eisenerze ihres Landes zu Waffen und Geräten; ausgezeichnet ist ihre auf arabische Einflüsse zurückzuführende Erzgießerei, wozu sie Messing und Kupfer zuerst von den Portugiesen in Goa, dann aus Natal erhielten, und die Amakosa flechten aus Gras vortreffliche wasserdichte Gefäße, Matten, Körbchen etc. Das ganze heute von Kaffern bewohnte Gebiet zerfällt in mehrere politisch getrennte Bestandteile: Britisch-Kaffraria (s. d.), Kaffraria (s. d.), Natal (s. d.), Zululand (s. d.), Swasiland, Transvaal (s. d.), Umzilas Reich, Sofala, Matebele u. a. bis zum Sambesi.
Die ersten Aufschlüsse über die Kaffern gaben uns die Reisenden John Barrow (1796) und Lichtenstein (1805); Campbell (1819) und Smith (1835) bestätigten sie. Das Verhältnis der Kaffern zu der Kapkolonie war bis in die neueste Zeit ein feindseliges, wie noch 1875 der Aufstand Longalibaleles in Natal bewiesen hat. Lord Macartney bestimmte 1798 den Fischfluß zur Grenze des Kaplandes. Als 1817 Lord Somerset einen Häuptling, Gaika, zum Oberkönig aller Kaffernstämme machte, um mit dessen Hilfe das unglückliche Volk zu unterdrücken, erhoben sie sich unter dem Häuptling Makarna und besiegten Gaika, mußten aber bald der Übermacht der Briten weichen. Gaika wandte sich nun gegen die Briten und erregte einen Kampf, der bis an seinen Tod (1829) fortdauerte. Durch
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Vermittelung der Missionäre kam 1830 ein Friede zu stande, wobei der Fischfluß als Grenze des Kaplandes und der Kaiskamma als Grenze der Kaffern bestimmt wurden; das Land dazwischen sollte neutral bleiben. Holländische Buren brachen aber 1834 den Frieden, und sämtliche Kaffernstämme vereinigten sich jetzt zu einem Angriff auf die Kapkolonie. Bathurst wurde zerstört, und schon drangen die Kaffern gegen die Kapstadt vor, als ihnen Oberstleutnant Smith entgegentrat und sie zum Frieden nötigte (April 1832), infolge dessen das bezeichnete Gebiet als Königin Adelaide-Provinz zu englischem Gebiet gemacht wurde.
Weiteres s. Britisch-Kaffraria. Während die Rolle der Kaffern ausgespielt ist, soweit britisches Gebiet reicht, haben sie tiefer im Innern es neuerdings noch zur Bildung großer, wenn auch ephemerer Reiche gebracht, so namentlich die Matebele, eine Abteilung der Zulu, welche zwischen Limpopo und dem mittlern Sambesi hausen und sich durch Aufnahme fremder unterjochter Stämme verstärken.
Vgl. Kay, Travels and researches in Kaffraria (New York 1834);
Döhne, Das Kafferland und seine Bewohner (Berl. 1843);
Livingstone, Missionsreisen und Forschungen in Südafrika (deutsch, Leipz. 1858);
G. Fritsch, Drei Jahre in Südafrika (Bresl. 1868);
Derselbe, Die Eingebornen Südafrikas (das. 1873).