allgemeiner zugänglich wurde.
Schon 1650 hatten die
Holländer einige Kaffeebäumchen aus
Mekka nach
Batavia
[* 2] gebracht, und da
sie hier ganz gut fortkamen, wurden 1680 und 1690
Pflanzungen im großen angelegt, aus denen auch die Mohammedaner mit
Kaffee
versorgt wurden. 1719 kam der erste javanische Kaffeebaum nach
Holland, und zu gleicher Zeit wurden auch auf
Surinam
und den andern
Sundainseln und auf
Ceylon
[* 3] Kaffeepflanzungen angelegt. 1710 hatte man im botanischen
Garten
[* 4] zu
Amsterdam
[* 5] eine
Kaffeepflanze, welche blühte und
Früchte trug; von dieser erhielt
Ludwig XIV. einen
Ableger, und 1720 kam ein aus letzterm
erzogenes Stämmchen nach
Martinique.
Man kultiviert diesen in
Liberia,
[* 21] und 40jährige
Bäume sollen dort 3-40 engl. Pfd.Kaffee tragen. Der gewöhnliche
Kaffeebaum erreicht ein solches
Alter nicht, und bei ihm fallen die reifen
Früchte ab, während sie beim Liberiakaffeestrauch sitzen
bleiben. Dies und andre Vorteile haben veranlaßt, daß man gegenwärtig große Anstrengungen macht, die
Kultur dieser Art
zu verbreiten. Die
Pflanze wird auch in
Gewächshäusern kultiviert und ist als dauerhafte
Zimmerpflanze
[* 22] empfehlenswert.
eine südafrikan. Völkerfamilie, gehört zu den Bantuvölkern, welche eine gemeinschaftliche, obwohl in
den Einzelheiten vielfach abweichende
Sprache
[* 30] reden. Diese Sprachgruppe umfaßt mit Ausnahme der
Hottentoten und
Buschmänner alle übrigen
Völker Südafrikas nach N. bis zum 4.° nördl.
Br. (s.
Karte bei
»Kapland«).
[* 31] Man versteht nach
FriedrichMüller unter den Kaffern im anthropologischen
Sinn eine bestimmte
Rasse, im ethnographischen
Sinn einerseits ein bestimmtes, im S.
Afrikas nordöstlich von den
Hottentoten ansässiges
Volk, anderseits einen Völkerkomplex, welcher alle
an der Ostküste
Afrikas vom
Kap bis an das Gebiet der
Galla wohnenden
Stämme umfaßt, von denen das
Volk der Kaffern als das
bedeutendste betrachtet werden kann.
Die Bezeichnung Kaffern rührt vom arabischen
Kafir (»Ungläubiger«) her, wurde von den Portugiesen angenommen und
ging so zu den übrigen Europäern über, sollte also richtiger mit einem »f«
geschrieben werden. Sich selbst bezeichnen die als
Bantu (»Leute«). Wir finden die eigentlichen Kaffern im südöstlichen
Afrika
[* 32] zwischen den sogen. Drachenbergen und dem
IndischenOzean etwa von 27-32° südl.
Br.; westlich von denselben im Innern
wohnen die
Betschuanen, westlich von diesen die
Herero oder
Dama (23°-19° 30', südl.
Br.), nordöstlich
von ihnen die
Ovampo.
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mehr
Allgemein nimmt man an, daß die in das Gebiet, welches sie jetzt innehaben, von N. eingewandert sind. Gegenwärtig kann
man für die vielen Kaffernstämme fünf größere Abteilungen annehmen: die Amatonga, Amaswazi, Amazulu, Amaponda und Amakosa.
Die Stämme der östlichen Gruppe werden nach ihren Repräsentanten gewöhnlich als Amazulu und Amakosa oder
als eigentliche Kaffern bezeichnet, jene der mittlern als Betschuanen und die westlichen als Herero oder Dama. Die Amaswazi stehen
ihrer Geschichte nach im gleichen Rang mit den Zulu und Kosa, sind aber gegenwärtig viel geringer an Macht und Ansehen, und
das Gleiche gilt von den Amaponda und andern Stämmen.
Die Namen der Stämme werden gebildet durch die Vorsetzung der SilbeMa (z. B. Ma-tebele) oder durch das Doppelpräfix Ama (Ama-Kosa,
Ama-Zulu, »Leute des Kosa, des Zulu«). Die Kaffern, wie alle
Bantustämme, haben eine dunkle, schwärzlich pigmentierte Haut
[* 34] und wolliges Haar,
[* 35] dessen Länge und Beschaffenheit sehr wechselt,
aber niemals schlicht oder straff ist. Die ebenfalls sehr veränderliche Hautfarbe geht durch die verschiedensten
Abstufungen vom tiefen Sepia bis zum Blauschwarz, wie man aus den von Fritsch (»Die Eingebornen Südafrikas«) mitgeteilten
Farbenproben sehen kann.
Fahle, matte und rötliche Pigmentierungen kommen häufig vor, sind aber als abnorm zu bezeichnen. Der Körper ist meist kräftig
und schön entwickelt, der Schädelbau dolichokephal und hoch, die Gesichtsbildung bei reiner Rasse selten der europäischen
gleichend. F. Müller ist der Ansicht, daß, da physischer Typus und Sprache vielfach an Hamitisches und Semitisches erinnern,
in unvordenklicher Zeit eine Mischung der Urnegerrasse mit hamitischen Stämmen stattgefunden haben müsse.
Der Charakter der Kaffern gilt im allgemeinen für viel weniger empfehlenswert als der der stammverwandten
Betschuanen, indem besonders die Männer träge, rachsüchtig, verräterisch und grausam gegen ihre Feinde sind. Gleichzeitig
sind sie jedoch mit vielem Scharfsinn begabt, mutig, tapfer und ausdauernd. Eine wollene Decke
[* 36] oder ein Karoß oder Fellmantel,
den sie über den Rücken hängen, ist meist die einzige Bekleidung der Kaffern. Auch die Frauen und Mädchen
tragen eine braune, oben eingeschlagene Decke rings um den Leib, die Brüste verhüllen sie mit einem Gehänge weißer und schwarzer
Perlen.
Schultern und Arme sind frei und bloß. Sie haben für die Hütte und Nahrungsmittel
[* 37] zu sorgen und nehmen
eine höchst untergeordnete Stellung ein. Vielweiberei ist sehr verbreitet; auch die Beschneidung ist bei den Kaffern eingeführt.
Alle Kaffern leben meist von Milch und Hirse
[* 38] oder Durra und essen Fleisch nur, wenn sie Vieh erbeuten. Ihre bienenkorbartigen, kleinen
Häuser, die mit Lehm überschmiert werden, bauen sie meist in einem Kreis,
[* 39] der dann Kral (Dorf) heißt.
Der unter dem Kral ausgehöhlte Grund dient als Vorratskammer. Ihr Reichtum besteht in Rindern. Die Sprache der Kaffern, welche den
südöstlichsten Zweig des Bantusprachstamms repräsentiert, zerfällt in das Kafir im engern Sinn und das Zulu, die Sprache
der Zulukaffern.
Die von den Europäern noch unabhängigen eigentlichen Kaffern, deren Zahl allerdings immer geringer wird, leben unter
erblichen Häuptlingen, Inkose genannt, die mit mehr oder weniger absoluter Gewalt über ihren Stamm regieren,
jedoch ihrerseits unter dem Einfluß der Amapahati oder hohen
Räte stehen. Letztere, gewissermaßen die Vorstände der einzelnen
Gemeinden (Krale), werden namentlich zur Beratung über Krieg und Frieden zusammenberufen. Bei den südlichen Kaffern sind mannshohe,
aus Ochsenhäuten gemachte Schilde, Keulen (Kirri) und leichte Wurfspieße (Assagaie) im Kampf gebräuchlich,
nicht aber Bogen
[* 40] und Pfeile.
Sie fechten deshalb zerstreut, während die Zulu sich kurzer Speere zum Stoß bedienen und in geschlossenen Heerhaufen angreifen.
Diese haben denn auch durch ihre Kriegszucht ihre Herrschaft sehr weit, nordwärts bis zur Delagoabai und südwärts bis in
das Gebiet der unkriegerischen Amaponda, ausgebreitet, aber auch das eroberte Land zu einer menschenleeren
Wüste gemacht. Die Kaffern glauben an ein höchstes Wesen und an einen bösen Geist, haben aber weder Götzen noch Priester; dagegen
sind sie überaus abergläubisch und halten viel auf Zauberer, deren es drei Arten gibt, und deren übelwollender Einfluß
oft zu Metzeleien und Greuelthaten aller Art treibt.
Die einen sind die Umtakati, die Menschen und Vieh Böses anzuthun verstehen; die andern die Tsanusen oder Doktoren, die nur
zur Heilung der Menschen zaubern; die dritten die Bula N'Gatu oder Regenmacher, die als scharfe Beobachter der Natur das Wetter
[* 41] mit ziemlicher Bestimmtheit voraussagen. Mohammedaner gibt es nur wenige in der Nähe des KapDelgado; die
Bekehrung der Kaffern zum Christentum, an der seit einem halben Jahrhundert verschiedene (besonders englische) Missionsanstalten
arbeiten, schreitet sehr langsam vor.
Der Landbau wird bei den meisten Stämmen der Kaffern von den Weibern betrieben, während der Mann sich allein um die Jagd
und die Herde bekümmert. Man baut als Hauptfrucht Kafferkorn, dann Mais und Tabak,
[* 42] der in unglaublichen Mengen konsumiert wird.
Die Viehzucht
[* 43] beschränkte sich bisher auf Rindvieh, jetzt besitzen die Kaffern große Herden von Ziegen, Schafen und Pferden. Auffallend
ist es aber, daß die Kaffern weder das Meer noch ihre Flüsse
[* 44] befahren. Auch ihre technische Geschicklichkeit
steht auf einer sehr niedrigen Stufe der Entwickelung.
Die ersten Aufschlüsse über die Kaffern gaben uns die Reisenden JohnBarrow (1796) und Lichtenstein (1805); Campbell (1819) und
Smith (1835) bestätigten sie. Das Verhältnis der Kaffern zu der Kapkolonie war bis in die neueste Zeit ein feindseliges, wie noch 1875 der
Aufstand Longalibaleles in Natal bewiesen hat. Lord Macartney bestimmte 1798 den Fischfluß zur Grenze des
Kaplandes. Als 1817 LordSomerset einen Häuptling, Gaika, zum Oberkönig aller Kaffernstämme machte, um mit dessen Hilfe das
unglückliche Volk zu unterdrücken, erhoben sie sich unter dem Häuptling Makarna und besiegten Gaika, mußten aber bald
der Übermacht der Briten weichen. Gaika wandte sich nun gegen die Briten und erregte einen Kampf, der
bis an seinen Tod (1829) fortdauerte. Durch
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