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allgemeiner zugänglich wurde. Schon 1650 hatten die Holländer einige Kaffeebäumchen aus Mekka nach Batavia gebracht, und da
sie hier ganz gut fortkamen, wurden 1680 und 1690 Pflanzungen im großen angelegt, aus denen auch die Mohammedaner mit Kaffee
versorgt wurden. 1719 kam der erste javanische Kaffeebaum nach Holland, und zu gleicher Zeit wurden auch auf Surinam
und den andern Sundainseln und auf Ceylon Kaffeepflanzungen angelegt. 1710 hatte man im botanischen Garten zu Amsterdam eine
Kaffeepflanze, welche blühte und Früchte trug; von dieser erhielt Ludwig XIV. einen Ableger, und 1720 kam ein aus letzterm
erzogenes Stämmchen nach Martinique.
Die Pflanzungen verbreiteten sich von da ungemein schnell in den französischen Kolonien, besonders in
San Domingo, Guadeloupe, Cayenne etc. San Domingo, Martinique und Bourbon lieferten vor der Revolution den größten Teil des Kaffees
für ganz Europa. Als aber durch den Negeraufstand die Pflanzungen auf San Domingo zerstört worden waren, siedelte sich die
Kaffeekultur auch auf Cuba und in Venezuela an. 1732 führte Jamaica schon viel Kaffee aus. Seit 1762 baut
man in Brasilien Kaffee, aber erst seit 1808 wurde das dortige Produkt für den Welthandel von Bedeutung.
In den botanischen Gärten war der Kaffeebaum im vorigen Jahrhundert allgemein zu finden, er wird auch jetzt als
Zierpflanze vielfach kultiviert und kann bei guter Pflege selbst im Zimmer blühen und Früchte tragen. Der Kaffeeverbrauch beträgt
pro Kopf der Bevölkerung in den Niederlanden 7,20, in Belgien 4,34, Nordamerika 3,66, Norwegen 3,53, Kapkolonie 3,5, Schweiz 3,02,
Schweden 2,66, Dänemark 2,45, Deutschland 2,29, Frankreich 1,45, Österreich-Ungarn 0,85, Griechenland 0,75,
Italien 0,47, Portugal 0,47, England 0,44, Spanien 0,19, Rußland 0,10 kg.
Coffea liberica Hiern., ein Baum oder Strauch mit 30 cm langen und 12 cm breiten, verkehrt eiförmig elliptischen, lederartigen,
gestielten Blättern, breit eirunden, stachelspitzigen Nebenblättern, achselständigen, fast sitzenden Blütenbüscheln und
ovalen, 2,5 cm langen, schwarzen Beeren mit 1,3 cm langen Samen, findet sich an der Westküste Afrikas in
Sierra Leone, Monrovia, Angola etc. und soll durch kräftigen Wuchs, große Fruchtbarkeit, die Größe der Früchte und durch feineres
Aroma vor der Coffea arabica sich auszeichnen.
Man kultiviert diesen in Liberia, und 40jährige Bäume sollen dort 3-40 engl. Pfd. Kaffee tragen. Der gewöhnliche
Kaffeebaum erreicht ein solches Alter nicht, und bei ihm fallen die reifen Früchte ab, während sie beim Liberiakaffeestrauch sitzen
bleiben. Dies und andre Vorteile haben veranlaßt, daß man gegenwärtig große Anstrengungen macht, die Kultur dieser Art
zu verbreiten. Die Pflanze wird auch in Gewächshäusern kultiviert und ist als dauerhafte Zimmerpflanze
empfehlenswert.
Vgl. v. Bibra, Der Kaffee und seine Surrogate (Münch. 1858);
Shortt, Handbook to coffee-planting in Southern
India (Madras 1864);
Welter, Essai sur l'histoire du café (Zürich
1869);
Hewitt, Coffee, its history, cultivation etc. (New York 1873);
van Delden-Laèrne, Le Brésil et Java.
Rapport sur la culture du café en Amérique, Asie et Afrique (Haag
1885);
Böhnke-Reich, Der in seinen Beziehungen zum Leben (Berl. 1885);
Fuchs, Geographische Verbreitung des Kaffeebaums (Leipz.
1885);
Arnold, Coffee, its cultivation and profit (Lond. 1886).
(Koffeïn, Theïn, Guaranin, Methyltheobromin) C8H10N4O2 , Alkaloid, findet
sich in den Samen (0,8-1,2 Proz.) und Blättern
(1,15-1,25 Proz.) des Kaffeestrauchs,
im chinesischen Thee (2-3,5 Proz.), im Paraguaythee von Ilex paraguayensis, in der Guarana (5 Proz.) von Paullinia sorbilis und
in den Gurunüssen von Cola acuminata, also in einer Reihe von Genußmitteln, welche die Völker Asiens, Afrikas
und Amerikas dem Pflanzenreich entnommen haben.
Zur Darstellung von Kaffeïn extrahiert man ungebrannte, pulverisierte Kaffeebohnen mit Benzol, verdampft den Auszug zur Trockne und
entzieht dem fettreichen Rückstand das Kaffeïn mit Wasser. Man kann auch Theestaub mit Wasser ausziehen, den
Auszug mit Bleiessig mischen, solange noch ein Niederschlag entsteht, dann filtrieren, das Filtrat durch Schwefelwasserstoff entbleien,
wieder filtrieren, mit kohlensaurem Kali neutralisieren, zur Trockne verdampfen und aus dem Rückstand das Kaffeïn mit Alkohol ausziehen.
Es bildet farb- und geruchlose, seidenglänzende Kristalle mit 1 Molekül Kristallwasser, schmeckt schwach
bitter, löst sich in Wasser, Alkohol, Benzin, Chloroform, sehr schwer in Äther, sublimiert, reagiert neutral und bildet mit Säuren
kristallisierbare, sauer reagierende Salze. Kaffeïn steht in naher Beziehung zu Kreatinin und Harnsäure und unterscheidet sich
von dem Theobromin der Kakaobohne nur durch den Mehrgehalt einer Methylgruppe (CH3) ^[(CH3)]; es
kann auch leicht aus Theobromin dargestellt werden. Es galt früher als das alleinige wirksame Prinzip im Kaffee und Thee und
als ein nährender Stoff; es ist ihm aber jedenfalls nur ein Teil der Wirkungen jener Genußmittel zuzuschreiben. Es erzeugt
in größerer Dosis erhöhte Herzthätigkeit, Kongestionen, Schlaflosigkeit, Zittern, Konvulsionen und tötet
selbst durch Asphyxie oder Paralyse. Man benutzt Kaffeïnsalze gegen Nervenleiden, Kopfschmerz etc. Vgl. Kaffeebaum, S. 355.
eine südafrikan. Völkerfamilie, gehört zu den Bantuvölkern, welche eine gemeinschaftliche, obwohl in
den Einzelheiten vielfach abweichende Sprache reden. Diese Sprachgruppe umfaßt mit Ausnahme der Hottentoten und
Buschmänner alle übrigen Völker Südafrikas nach N. bis zum 4.° nördl. Br. (s. Karte bei »Kapland«).
[* ] Man versteht nach Friedrich
Müller unter den Kaffern im anthropologischen Sinn eine bestimmte Rasse, im ethnographischen Sinn einerseits ein bestimmtes, im S.
Afrikas nordöstlich von den Hottentoten ansässiges Volk, anderseits einen Völkerkomplex, welcher alle
an der Ostküste Afrikas vom Kap bis an das Gebiet der Galla wohnenden Stämme umfaßt, von denen das Volk der Kaffern als das
bedeutendste betrachtet werden kann.
Die Bezeichnung Kaffern rührt vom arabischen Kafir (»Ungläubiger«) her, wurde von den Portugiesen angenommen und
ging so zu den übrigen Europäern über, sollte also richtiger mit einem »f«
geschrieben werden. Sich selbst bezeichnen die als Bantu (»Leute«). Wir finden die eigentlichen Kaffern im südöstlichen
Afrika zwischen den sogen. Drachenbergen und dem Indischen Ozean etwa von 27-32° südl. Br.; westlich von denselben im Innern
wohnen die Betschuanen, westlich von diesen die Herero oder Dama (23°-19° 30', südl. Br.), nordöstlich
von ihnen die Ovampo.
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Allgemein nimmt man an, daß die in das Gebiet, welches sie jetzt innehaben, von N. eingewandert sind. Gegenwärtig kann
man für die vielen Kaffernstämme fünf größere Abteilungen annehmen: die Amatonga, Amaswazi, Amazulu, Amaponda und Amakosa.
Die Stämme der östlichen Gruppe werden nach ihren Repräsentanten gewöhnlich als Amazulu und Amakosa oder
als eigentliche Kaffern bezeichnet, jene der mittlern als Betschuanen und die westlichen als Herero oder Dama. Die Amaswazi stehen
ihrer Geschichte nach im gleichen Rang mit den Zulu und Kosa, sind aber gegenwärtig viel geringer an Macht und Ansehen, und
das Gleiche gilt von den Amaponda und andern Stämmen.
Die Namen der Stämme werden gebildet durch die Vorsetzung der Silbe Ma (z. B. Ma-tebele) oder durch das Doppelpräfix Ama (Ama-Kosa,
Ama-Zulu, »Leute des Kosa, des Zulu«). Die Kaffern, wie alle
Bantustämme, haben eine dunkle, schwärzlich pigmentierte Haut und wolliges Haar, dessen Länge und Beschaffenheit sehr wechselt,
aber niemals schlicht oder straff ist. Die ebenfalls sehr veränderliche Hautfarbe geht durch die verschiedensten
Abstufungen vom tiefen Sepia bis zum Blauschwarz, wie man aus den von Fritsch (»Die Eingebornen Südafrikas«) mitgeteilten
Farbenproben sehen kann.
Fahle, matte und rötliche Pigmentierungen kommen häufig vor, sind aber als abnorm zu bezeichnen. Der Körper ist meist kräftig
und schön entwickelt, der Schädelbau dolichokephal und hoch, die Gesichtsbildung bei reiner Rasse selten der europäischen
gleichend. F. Müller ist der Ansicht, daß, da physischer Typus und Sprache vielfach an Hamitisches und Semitisches erinnern,
in unvordenklicher Zeit eine Mischung der Urnegerrasse mit hamitischen Stämmen stattgefunden haben müsse.
Der Charakter der Kaffern gilt im allgemeinen für viel weniger empfehlenswert als der der stammverwandten
Betschuanen, indem besonders die Männer träge, rachsüchtig, verräterisch und grausam gegen ihre Feinde sind. Gleichzeitig
sind sie jedoch mit vielem Scharfsinn begabt, mutig, tapfer und ausdauernd. Eine wollene Decke oder ein Karoß oder Fellmantel,
den sie über den Rücken hängen, ist meist die einzige Bekleidung der Kaffern. Auch die Frauen und Mädchen
tragen eine braune, oben eingeschlagene Decke rings um den Leib, die Brüste verhüllen sie mit einem Gehänge weißer und schwarzer
Perlen.
Schultern und Arme sind frei und bloß. Sie haben für die Hütte und Nahrungsmittel zu sorgen und nehmen
eine höchst untergeordnete Stellung ein. Vielweiberei ist sehr verbreitet; auch die Beschneidung ist bei den Kaffern eingeführt.
Alle Kaffern leben meist von Milch und Hirse oder Durra und essen Fleisch nur, wenn sie Vieh erbeuten. Ihre bienenkorbartigen, kleinen
Häuser, die mit Lehm überschmiert werden, bauen sie meist in einem Kreis, der dann Kral (Dorf) heißt.
Der unter dem Kral ausgehöhlte Grund dient als Vorratskammer. Ihr Reichtum besteht in Rindern. Die Sprache der Kaffern, welche den
südöstlichsten Zweig des Bantusprachstamms repräsentiert, zerfällt in das Kafir im engern Sinn und das Zulu, die Sprache
der Zulukaffern.
Vgl. Appleyard, The Kafir language (King Williams' Town 1850);
Grant Lewis, A grammar of the
Zulu language (Natal 1859);
Dohne, A Zulu-Kafir dictionary (Kapst. 1857).
Die von den Europäern noch unabhängigen eigentlichen Kaffern, deren Zahl allerdings immer geringer wird, leben unter
erblichen Häuptlingen, Inkose genannt, die mit mehr oder weniger absoluter Gewalt über ihren Stamm regieren,
jedoch ihrerseits unter dem Einfluß der Amapahati oder hohen
Räte stehen. Letztere, gewissermaßen die Vorstände der einzelnen
Gemeinden (Krale), werden namentlich zur Beratung über Krieg und Frieden zusammenberufen. Bei den südlichen Kaffern sind mannshohe,
aus Ochsenhäuten gemachte Schilde, Keulen (Kirri) und leichte Wurfspieße (Assagaie) im Kampf gebräuchlich,
nicht aber Bogen und Pfeile.
Sie fechten deshalb zerstreut, während die Zulu sich kurzer Speere zum Stoß bedienen und in geschlossenen Heerhaufen angreifen.
Diese haben denn auch durch ihre Kriegszucht ihre Herrschaft sehr weit, nordwärts bis zur Delagoabai und südwärts bis in
das Gebiet der unkriegerischen Amaponda, ausgebreitet, aber auch das eroberte Land zu einer menschenleeren
Wüste gemacht. Die Kaffern glauben an ein höchstes Wesen und an einen bösen Geist, haben aber weder Götzen noch Priester; dagegen
sind sie überaus abergläubisch und halten viel auf Zauberer, deren es drei Arten gibt, und deren übelwollender Einfluß
oft zu Metzeleien und Greuelthaten aller Art treibt.
Die einen sind die Umtakati, die Menschen und Vieh Böses anzuthun verstehen; die andern die Tsanusen oder Doktoren, die nur
zur Heilung der Menschen zaubern; die dritten die Bula N'Gatu oder Regenmacher, die als scharfe Beobachter der Natur das Wetter
mit ziemlicher Bestimmtheit voraussagen. Mohammedaner gibt es nur wenige in der Nähe des Kap Delgado; die
Bekehrung der Kaffern zum Christentum, an der seit einem halben Jahrhundert verschiedene (besonders englische) Missionsanstalten
arbeiten, schreitet sehr langsam vor.
Der Landbau wird bei den meisten Stämmen der Kaffern von den Weibern betrieben, während der Mann sich allein um die Jagd
und die Herde bekümmert. Man baut als Hauptfrucht Kafferkorn, dann Mais und Tabak, der in unglaublichen Mengen konsumiert wird.
Die Viehzucht beschränkte sich bisher auf Rindvieh, jetzt besitzen die Kaffern große Herden von Ziegen, Schafen und Pferden. Auffallend
ist es aber, daß die Kaffern weder das Meer noch ihre Flüsse befahren. Auch ihre technische Geschicklichkeit
steht auf einer sehr niedrigen Stufe der Entwickelung.
Die Amaswazi schnitzen in Holz und Elfenbein und verarbeiten, wie auch die Sulu (Zulu), die Eisenerze ihres Landes zu Waffen und
Geräten; ausgezeichnet ist ihre auf arabische Einflüsse zurückzuführende Erzgießerei, wozu sie Messing und Kupfer zuerst
von den Portugiesen in Goa, dann aus Natal erhielten, und die Amakosa flechten aus Gras vortreffliche wasserdichte
Gefäße, Matten, Körbchen etc. Das ganze heute von Kaffern bewohnte Gebiet zerfällt in mehrere
politisch getrennte Bestandteile: Britisch-Kaffraria (s. d.), Kaffraria (s. d.), Natal (s. d.), Zululand (s. d.), Swasiland, Transvaal
(s. d.), Umzilas Reich, Sofala, Matebele u. a. bis zum Sambesi.
Die ersten Aufschlüsse über die Kaffern gaben uns die Reisenden John Barrow (1796) und Lichtenstein (1805); Campbell (1819) und
Smith (1835) bestätigten sie. Das Verhältnis der Kaffern zu der Kapkolonie war bis in die neueste Zeit ein feindseliges, wie noch 1875 der
Aufstand Longalibaleles in Natal bewiesen hat. Lord Macartney bestimmte 1798 den Fischfluß zur Grenze des
Kaplandes. Als 1817 Lord Somerset einen Häuptling, Gaika, zum Oberkönig aller Kaffernstämme machte, um mit dessen Hilfe das
unglückliche Volk zu unterdrücken, erhoben sie sich unter dem Häuptling Makarna und besiegten Gaika, mußten aber bald
der Übermacht der Briten weichen. Gaika wandte sich nun gegen die Briten und erregte einen Kampf, der
bis an seinen Tod (1829) fortdauerte. Durch
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Vermittelung der Missionäre kam 1830 ein Friede zu stande, wobei der Fischfluß als Grenze des Kaplandes und der Kaiskamma als
Grenze der Kaffern bestimmt wurden; das Land dazwischen sollte neutral bleiben. Holländische Buren brachen aber 1834 den Frieden,
und sämtliche Kaffernstämme vereinigten sich jetzt zu einem Angriff auf die Kapkolonie. Bathurst wurde
zerstört, und schon drangen die Kaffern gegen die Kapstadt vor, als ihnen Oberstleutnant Smith entgegentrat und sie zum Frieden nötigte
(April 1832), infolge dessen das bezeichnete Gebiet als Königin Adelaide-Provinz zu englischem Gebiet gemacht wurde.
Weiteres s. Britisch-Kaffraria. Während die Rolle der Kaffern ausgespielt ist, soweit britisches Gebiet reicht,
haben sie tiefer im Innern es neuerdings noch zur Bildung großer, wenn auch ephemerer Reiche gebracht, so namentlich die Matebele,
eine Abteilung der Zulu, welche zwischen Limpopo und dem mittlern Sambesi hausen und sich durch Aufnahme fremder unterjochter
Stämme verstärken.
Vgl. Kay, Travels and researches in Kaffraria (New York 1834);
Döhne, Das Kafferland
und seine Bewohner (Berl. 1843);
Livingstone, Missionsreisen und Forschungen in Südafrika (deutsch, Leipz. 1858);
G. Fritsch,
Drei Jahre in Südafrika (Bresl. 1868);
Derselbe, Die Eingebornen Südafrikas (das. 1873).